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Intelligenz

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Die Woche über ist mir aufgefallen, dass die Welt sehr blöd ist oder besser, dass die Welt sehr blöd geworden ist. Und wie es aussieht, kann es dafür nur eine vernünftige Erklärung geben. Wir sind einfach zu viele Menschen.
Denn irgendwo da draußen, steht ein Sender, der uns mit Intelligenz versorgt. Dieser Sender hat nur ein gewisses Reservoir an Intelligenz und muss dieses unter den Menschen aufteilen. Das heißt, um so mehr Menschen es gibt, um so kleinere Teile bekommt jeder. Also um so dümmer wird die Welt. Alle etwas schlaueren Leute sind nur Abweichungen vom System und somit Fehler. Das kommt immer mal vor. In jeder Zeit. Doch damals waren die normalen Menschen genau so schlau, wie nun unsere Abweichungen und die Abweichungen von damals, erreicht jetzt keiner mehr. Technisch auch gar nicht mehr möglich, weil ja der Sender jetzt an viel mehr Leute Teile schickt, als vorher.
Man braucht nur einmal Leonardo da Vinci (alter Fehler im System) und Albert Einstein (etwas neuerer Fehler) vergleichen. Letzterer erfand ein paar abstruse Formeln, von denen man immer noch nicht weiß, ob sie überhaupt verwendbar sind und Leonardo erfand damals schon, in seinem Hirn, die tollsten Dinge. Hubschrauber, U-Boote, Herzklappen und Katheter.
Jeder kann sich hier selbst ein Bild machen und überlegen, wer denn wohl schlauer war.
Adam und Eva, sofern es sie gab, müssen regelrechte Blitzbirnen gewesen sein, denn die brauchten sich die Weltintelligenz nur durch zwei teilen. Das ganze Leben lang, haben sie sicher Sachen erfunden. Die Sünde, das Apfelessen, die Verbannung, Sex und sicher auch das Bett, das Rad, den Tisch und so.
Niemand würde heutzutage noch auf die grandiose Idee kommen, einen Stuhl zu entwickeln. Wir sind doch schon froh, wenn wir all das auf die Reihe bekommen, was die Menschen vor uns erfanden.
Und Schuld an allem ist allein die Bevölkerungsexplosion. Das man selber nicht so schlau ist, liegt im Enddefekt also auch daran, dass die eigenen Ahnen so viel Sex hatten.
Und wenn ein Schüler seinem Lehrer sagt: "Ohne Sie wäre ich schlauer", hätte er sogar Recht.
Wenn man es ganz düster sieht, sollten wir jedem Krieg, jeder Naturkatastrophe und jedem Massenmörder danken, denn er bringt uns die Intelligenz. So heißt es nicht mehr "Krieg ist dumm", sondern "Krieg macht intelligent".
Vielleicht wird es in 100 Jahren nur noch Kriege geben, weil man sich den Kopf reicher an Intelligenz machen will.
Kann aber auch sein, dass unsere Bevölkerungszahlen dann so angestiegen sind, dass wir zum Krieg machen, gar nicht mehr in der Lage sind. Dann sitzen wir auf Feldern im Regen, Rücken an Rücken. Fressen den Matsch und überleben nur, weil wir das Glück haben, dass wir mit dem Matsch auch ein wenig Regenwürmer zu uns nehmen. Denn wenn wir so weitermachen, bricht diese Verteilmaschine unter den Massen zusammen oder verteilt nur noch so einen kleinen Teil, dass es zum Sterben reicht.
Aber wie, sollen wir dagegen wirken? Wie kämpfen wir gegen die Verdummung an?
Wie wäre es denn mal, wenn man die Intelligenzteile für "Jeden" wieder größer macht, indem man dieses "Jeden" ein wenig kleiner macht? Jeder Stammhalter, jedes Kind dass man macht, ist eine potentielle Gefahr und schädigt die eigene Intelligenz. Hier müsste man anfangen, zu handeln und keine Kinder mehr auf die Welt bringen. Ob man das mit dem Drang vereinbaren kann, eine Familie haben zu wollen, ist eine andere Sache.
Es ist auch ausreichend, einfach nicht mehr auf anderes Leid zu reagieren. Krieg, Krieg sein lassen und die Kinder in Afrika einfach hungrig sein lassen und wo ich das gerade mal schreibe, merke ich wieder, wie dumm ich bin. Denn so leben doch schon die meisten Menschen. Die halten sich doch perfekt an diese Regel: Weggucken und Egal. Mitleid gibt es doch gar nicht mehr. Jeder liebt den eigenen Vorteil und versucht unbewusst klug zu bleiben oder klug zu werden.
Vielleicht ist das gar nicht falsch. Es hört sich grausam an, aber jeder der stirbt, hinterlässt uns immer einen Teil mehr. Mehr Wasser, mehr Essen, mehr Luft zum atmen und letztendlich auch mehr Intelligenz.
Zum Wohle der Erneuerung, Entwicklung und Wirtschaft gibt es jedoch noch andere Möglichkeiten:
Gehen Sie doch mal in eine Apotheke und vergiften ihre Kollegen, telefonieren Sie im Flugzeug, aber vergessen Sie den Fallschirm nicht. Legen Sie Brände, helfen Sie alten Menschen über rote Ampeln. Buddeln Sie nachts Fallgruben in belebte Einkaufsstraßen oder lassen Sie Skorpione in Arztpraxen oder Saunen los. Bauen Sie auf ihrem Balkon riesige Pflanzen auf, die bei jedem lauen Wind, auf die Straße fallen würde. Jeder wird es als Unfall sehen! Singen Sie lauthals den Evergreen: "Selbstmord, ist der einzig vernünftige Ausweg, aus einer schwierigen Situation heraus...lalalala". Überall wo Menschen sind.
Überlegen Sie, dass das Überlegen noch viel schöner und weiter wird, wenn nur ein paar weniger überlegen.
Mit dieser Erkenntnis schließe ich das Ganze und verabschiede mich mit einem lustigen: "Selbstmord, ist der einzig vernünftige Ausweg, aus einer schwierigen Situation heraus...lalalala".
 
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Kommentare  

Ich finds eigentlich ziemlich kuhl.
Die Idee mit der Intelligenz-Vertzeilung gefällt mir (weil es bestimmt auch eine Dummheits-Verteilung gibt die ich in meinem nahen Umfeld spüre) vorallem.


Michaeru (10.07.2004)

Also, ich habe Deine Amsterdam - Story und jetzt das hier gelesen. Du magst ja Humor haben, nur, ich mußte nicht lachen.

Jan (15.08.2003)

Mir geht es da ein wenig wie Oliver ... Spätestens nach der ersten Hälfte mutiert die bissige Satire zum ziemlich vagen Plädoyer, um dann zum Schluß schwarzhumorig zu werden. Gut geschrieben, aber vielleicht ist das Konzept verbesserungsfähig.

Grüße,


Martin (05.07.2003)

Hmm, eine Kurzgeschichte ist das ja nicht gerade, und etwas Amüsantes sehe ich in deinem Text auch nicht. Mit viel Phantasie eher ein wenig Ironie. Nein, ich denke dein Text wäre eher in der Sparte Experimentelles zu Hause gewesen.
Mit deiner Auslegung von Intelligenz stimme ich nicht gerade überein.
Irgendwie kommt auch nicht so ganz herüber, warum Selbstmord der Ausweg aus der ganzen Sache sein soll. Warum hinterlässt ein Toter Intelligenz? Neben einigen atomaren Bausteine hinterlässt er eventuell sein Wissen - in welcher Form auch immer, aber das unterscheidet sich von der Intelligenz. Vielleicht solltest du dir nochmal überlegen, was genau du mit deinem Text aussagen und rüberbringen möchtest. Denn hier scheiden sich sicher die Geister.


Mes Calinum (01.07.2003)

also die Idee mit dem Intelligenzsender finde ich grandios. Über den Rest bin ich mir nicht im Klaren.
Wirkt ein bißchen wie Frustbewältigung.
Und doch kurzweilig zu lesen.
Auch guter Sprachgebrauch.
Vielleicht liegt es an den allgemein gehaltenen Themen, daß ich am Ende doch etwas ermüdete.


Oliver (24.06.2003)

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