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4 Seiten

Nemesis

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
Ich blicke auf zum Horizont und sehe im Osten das Morgenrot unserer alten Sonne, die langsam den neuen Tag und eine neue Hoffnung verkündet, doch gleichzeitig sehe ich das Abendrot der neuen Sonne im Westen langsam verglühen, dieses Sternes der all unsere Hoffnungen zerstört hat, alle Probleme dieser Welt, die jedes einzelnen Menschen Null und Nichtig gemacht haben. Eigentlich schaut es wunderschön aus. Das Morgenrot unseres Zentralgestirns glüht in allen Rotschattierungen, ich weiß jetzt, warum die alten Griechen eine eigene Göttin für dieses Licht erdichtet haben, die in Homers Epen besonders schön besungen wird. Doch wird es bald niemanden mehr geben, den Homers Verse erfreuen, den die Todesgöttin kommt direkt aus den Tiefen des Alls, um uns alle in das Reich der Schatten zu befördern. Sie schickte uns zuerst ihre Boten, die Kometen, sie sollten uns den Untergang verkünden, doch niemand erkannte die Zeichen am Himmel und das obwohl seit Jahrtausenden die Schweifsterne als Unheilsverkünder in vielen alten Kulturen gefürchtet waren. Immer wieder im Takt von vielen Jahrmillionen kommen Schwärme von Kometen aus dem äußerstem Sonnensystem, dem sogenannten Oortschen Gürtel in den Bereich der inneren Planeten. Manchmal haben sie die Erde getroffen und in regelmäßigen Abständen Massensterben ganzer Arten ausgelöst. Doch diese Katastrophen haben auch Platz für manchen Neuanfang geschaffen, er ließ die Evolution sprunghafte Entwicklungen durchleben, die ohne Einschläge nicht möglich gewesen wären, zum Beispiel mussten erst die Saurier ausradiert werden, damit sich die Säugetiere entwickeln konnten. Seit einigen Jahrzehnten häuften sich die Kometen, die wir beobachten konnten. Einige dieser schmutzigen Eisbälle schlugen im Jupiter ein, dieser wirkte schon immer wie ein kosmischer Staubsauger und schützte die Erde, indem er die gefährlichen Geschosse aus dem Dunkel des Alls einfing und wie ein braver Göttervater die inneren Planeten vor zu viel kosmischen Projektilen beschützte. Schon immer vermuteten Wissenschaftler, dass unser Sonnensystem aus mehr besteht als aus den bekannten Planeten, den vielen Kleinplaneten und Asteroiden. Sehr lange schon vermutete man einen Stern, eine kleine Sonne oder einen braunen Zwerg, die unsere Sonne auf einer Bahn umkreist, auf der sie für eine Umrundung Jahrzehnmillionen Jahre benötigt. Wenn diese Sonne auf ihrem Weg, die äußeren Bereiche des Sonnensystems passiert, dann dringt sie in die Oortsche Wolke ein, die kugelförmig in ungefähr zwei bis zweieinhalb Lichtjahren Entfernung die Sonne umhüllt. Diese Wolke besteht aus vielen schmutzigen Schneebällen, sie sind die Überbleibsel aus der Zeit der Entstehung unseres Sonnensystems. Wenn der kleine Begleitstern unserer Sonne, durch diese Wolke zieht, dann reißt sie durch ihre Gravitation einzelne Schweifsterne aus dem Gürtel und sie stürzen Richtung Sonne. Viele Zehntausende Jahre später tauchen Schwärme von Kometen im Inneren des Sonnensystems auf. Diesmal war es genauso und doch irgendwie anders. Zuerst schienen die Bahnen der äußeren Planeten verrückt zu spielen. Es war, als ob irgendetwas versuchte, sie von der Sonne wegzuziehen. Man trachtete danach zu berechnen woher diese Störung kam und suchte mit den besten Teleskopen auf der Erde und im All nach der Ursache dieser Anomalie. Man entdeckte schließlich die kleine Sonne weit außerhalb der Bahn des Pluto. Ihre Masse war gerade groß genug um einen Kernfusionsprozess in Gang zu halten, gerade ein bisschen größer als der Planet Jupiter, ein typischer brauner Zwerg eben, nicht gerade sehr lichtstark, denn sonst hätten wir ihn schon viel früher entdeckt. Doch irgendetwas stimmte nicht. Es schien, als ob sich die neue Sonne direkt auf Kollisionskurs mit unserer Sonne befand. Unsere Wissenschaftler rechneten und rechneten. Es wurde traurige Gewissheit, die kleine Sonne würde mit unserem Zentralgestirn kollidieren und es gab und gibt nichts, was wir dagegen tun könnten. Irgendetwas hatte die Bahn der kleinen Sonne, sie hatte längst den Namen Nemesis, der Todesstern erhalten, gestört und sie von ihrer weiten Umlaufbahn, die einmal eine Ellipse um unsere Sonne war, direkt auf Kollisionskurz geschickt. Vor Jahrmillionen, als es noch keine Menschen af unserem Planeten gab, da zog Nemesis durch den sonnenfernsten Punkt ihrer Bahn. Irgendetwas hat sie abgelenkt, ein Stern der vorbeizog, vielleicht ein Schwarzes Loch oder irgendeine andere Anomalie und die Ellipse brach zusammen und Nemesis Bahn war nun ein Sturz Richtung unserer Sonne. Auf der Erde entwickelte sich der Mensch, er durchzog die Savannen, Wälder und Gebirge dieses Planeten, er entwickelte sich, er forschte, er führte Kriege um der unterschiedlichsten Gründe willen. Doch er wusste all die Jahrtausende nicht, dass sein Schicksal schon besiegelt war, noch lange bevor er überhaupt entstanden war. All sein Trachten, sein Sinnen, seine Hoffungen, alles war von Anbeginn der Zeiten dem Untergang geweiht und wir hatten keine Ahnung davon. Wir wussten, dass es noch viele Jahrzehnte dauern würde, doch unser Ende kommt unausweichlich, wenn Nemesis in die Nähe der Erdbahn kommt, die Gravitation würde unseren Planeten entweder weg von der Sonne schleudern und wir werden erfrieren oder wir stürzen Richtung Sonne und verbrennen. Vielleicht kommt Nemesis der Erde auch so nahe, dass sie uns verbrennt oder gar verschluckt, lange vor ihrer Kollision mit der Sonne. Am Schlimmsten war und ist die völlige Hilflosigkeit gegen diese Katastrophe. Kein noch so tiefer Bunker würde Schutz bieten, aber doch bauten sehr viele Menschen daran und hoffen vielleicht auf ein Wunder im letzten Moment. Wenn wir unsere Zeit auf dieser Erde nicht mit ewigen Kriegen vergeudet hätten, vielleicht wäre unser Technik und Wissenschaft schon so weit, dass wir Raumschiffe bauen könnten, die uns zu anderen Sonnen und ihren Planeten gebracht hätten, aber so sitzen wir auf unserem Planeten in der Falle. Ein letztes Projekt sollte das Andenken an unsere Rasse erhalten, wir sendeten unsere Kultur und Wissenschaft, unsere Geschichte und unsere Träume, all unsere Hoffnungen mit den stärksten Radiosendern in alle Richtungen des Weltalls. Vielleicht empfängt irgendetwas da oben bei den Sternen diese Nachrichten und unsere Rasse wird zumindest in der Erinnerung von irgend jemanden weiterleben. Allen Menschen auf der Erde wurde gestattet eine Botschaft zu verfassen und sie wird dann in die Weite des Universums gestrahlt. Eigentlich ist es doch egal, ob man fünf Minuten oder eine Million Jahre nach seinem Tod vergessen wird, darum nenne ich nicht meinen Namen, denn das ist völlig Bedeutungslos. Ich will nur an die Empfänger dieser Nachricht, an alle, die diese Worte verstehen können den Appell richten, auf ihren Planeten acht zugeben, die Zeit nicht mit sinnlosen Kriegen zu verschwenden, denn möglicherweise sind die Gründe dieser Kriege schon längst sinnlos und der Faden des Schicksals ist längst durchtrennt von Mächten auf die der Mensch nicht den geringsten Einfluss hat.
Schon vor vielen Jahre hat die neue Sonne Neptun und Uranus aus ihren Bahnen geworfen. Danach bot sich der Menschheit sozusagen als Abschiedsvorstellung die Zerstörung des Planeten Saturn mit seinen Ringen. Zuerst schluckte Nemesis die Monde und Ringe des zweitgrößten Planeten und danach begann sie Gas vom Saturn abzusaugen, doch das war nur der Anfang, schlussendlich wurde der ehemalige Ringplanet komplett verschlungen, das Ganze war ein schaurig schöner Anblick. Mittlerweile hat die neue Sonne die Marsbahn passiert und nähert sich der Umlaufellipse der Erde. Schon lange erleben wir jeden Tag zwei Sonnenauf- und Untergänge. Das Licht der neuen Sonne wird immer heller und somit auch ihr Morgen- und Abendrot immer intensiver. Es ist schrecklich schön, doch bald werden wir alle verbrennen. Viele Menschen werden sich zuvor selbst das Leben nehmen. Es werden sogar eigene Suizidpillen ausgeteilt um die Reise in das Reich der Schatten so schmerzlos wie möglich zu gestalten. Ich werde sie nicht nehmen, ich will solange wie möglich versuchen, bei Bewusstsein zu bleiben. Ich habe mir schon überlegt, wie ich meine letzten Tage verbringen werde. Mein großer Wunsch wäre es, noch einmal so einen richtig schönen Nachthimmel zu sehen, aber irgendeine der beiden Sonnen erhellt jetzt immer den Himmel und dieser letzte Wunsch wird mir wohl verwehrt bleiben. Ich werde mir einen schönen Aussichtspunkt suchen, um keine Sekunde des Weltuntergangs zu versäumen, meine Freunde meinen, dies sei total verrückt, aber wie jemand seine letzten Stunden verbringt, das muss jedem selbst überlassen bleiben.
Was würden Sie machen, wenn Sie wüssten, das sie nur mehr ein paar Tage zu leben hätten?
Also, alles Gute und macht es besser als wir und danke für den Fisch!
 
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