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Inquisition in Bobitz Teil 1

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
Bobitz im Jahre 1512. König Funeral hat vor kurzem den Wasserturm aus Bronze eingeweiht und von den vielen kleinen, süßen, schnuckeligen Kirchturmspitzen wehen Fahnen aus getrockneter Marmelade.
Nein, natürlich nicht wirklich.
Das erzählen nur die Kinder, denn die Flaggen sind rot wie Bonbons und die wiederum bestehen aus Marmelade. So schwer kann das doch nicht sein. Entdecken sie noch heute ihre Fähigkeiten. Es ist so weit benutzen sie ihr Gehirn. Werter Kunde bitte „denken“ sie!

Auf dem Marktplatz wird ein Frosch gehängt, weil er vorher eine Frau gewesen sein soll. Die Bürger sind aufgebracht und schreien wild umher, ein paar geißeln sich die Haut. Der Frosch quakt verteidigend, aber wird nicht verstanden. Seine langen sehnigen Beinchen zappeln in der Mittagssonne wie grüne Seidentücher mit Stahlverstrebungen.
Trommeln und ein paar junge Mädchen in grünen Kleidern, denn hier wird ja ein Frosch getötet, wirbeln vor dem Galgen umher.
Es werden 21 Froschattrappen aus Stroh angezündet, Kinder bekommen einen Galgen im Hinterkopf eintätowiert und können sich die gehängten Tiere daran auf einer ganzen Artenliste aussuchen.
Am beliebtesten ist heute der Frosch.

Das liegt natürlich an der Popularität des kleinen grünen Wesens. Denn hier wird nicht irgendeine dahergesprungener Laichnichts zum Tode verurteilt und vollstreckt.

Es ist der weltberühmte Zauberfrosch Zumpen Ziesen Zuckenhahn. Die Menschen aus Bobitz hatten ihn schon sehr lange im Tümpel beobachtet. Sie kamen jeden Tag und klatschten wenn er sich wieder in ein anderes Wesen verwandelte.
Die Männer freuten sich über die Frauen, in die sich der Frosch verwandelte und andersrum die Frauen über die Männer. Und irgendwie wusste das Tier auch immer was es zeigen musste damit die Geschichte einfach ein wenig glücklicher weitergeht.
So gab es im Jahre 1508 einen Kleinkrieg am Tümpel. Familie A beschuldigte Familie B Familie C verflucht zu haben. Familie B hatte kaum Waffen, Familie A genug und Familie C waren im Urlaub. Als letztere wieder nach Hause kamen, fanden sie am Tümpel 254 Tote. Da heulte die Familie ganz bitter und der Frosch verwandelte sich in einen kleinen Narr der ganz laute Witze machte.
Ihnen ging es besser und ihm ja auch, denn er verwandelte sich nur zu gerne. Damalige Zoologen versichern, er habe sich pro Stunde mindestens 45 mal verwandelt.
Oder das Hochwasser. Da hat er sich in einen riesigen Wal verwandelt, den man als Damm nutzte.
Jetzt aber sieht der Fall anders aus.

Im Jahre 1511 hat die Kirche gefordert, dass jede Stadt so und soviel Hexen zu verbrennen hat. Man ging hier von 1:10 aus. Also eine Frau von zehnen ist sicher eine Hexe. In fünf Weibsbildern steckt eine halbe und in einer Dame steckt auch immer der Teufel.
Die Bobitzer, samt Priester und Konsortium traten zusammen, es war an einem Maientag und die Bäume trugen Gelächter, und tauschten ihre Meinungen aus. Es war ein und dieselbe.
Man liebte die Frau in Bobitz, weil sie aus gutem Material bestand. Nicht einen fauligen Apfel gab es unter ihnen und wenn es bei einer Frau absehbar war, dass sie später scheiße aussehen wird hatte man sie schon seit jeher auf dem Marktplatz verbrannt.

Das waren immer ganz blöde Frauenauswahlsituationen. Am schlimmsten war es irgendwo unverhofft. Wenn man zu den Menschen gehörte, die zu entscheiden haben, wer denn morgen schon hässlich ist hatte man keine tolle Rolle in der ganzen Pisse. Dann hatte man die Pflicht in einen Menschentraube zu greifen und mit mindestens einer hässlichen Beere herauszukommen und wenn dabei die Finger schmerzen um so besser.

Also die Regierenden wussten ganz genau, was die Kirche wollte. In Bobitz ging es um die Schönheit der Frauen und in Rom um die Glaubensschönheit. Das konnte nicht gut gehen und so kam man darauf einfach Frösche zu verbrennen. Die Hexen konnte man so gut erklären und „hässliche Frauen werden ja auch noch verbrannt“ fügte der König am Ende der Sitzung hinzu. Alle klatschten. Alle? Nein, da war hinter der Gardine ein Zeitreisender der mal einfach gekommen war um zu gucken. Er durfte nicht bemerkt werden um den Zeitenfluss keine Wirbeln einzubringen. Gerne hätte er geklatscht. Er ist dann auch gleich wieder weg. Runter in die Jurazeit.

Der Frosch zappelt. Ein kleiner Knabe hält eine Sanduhr und schreit auf einmal „Jetzt“. Der Henker springt mit einem gewaltigen Satz zu Erde. Die Bürger zucken merklich zusammen und durch die Stille brodelt ein Flackern vom Frosch.
Dann platzt er, es nebelt ein wenig und dann liegt da ein monströses, hässliches Weib.
„Ahh“ das ist zuviel für die feinen Männer von Bobitz. Sie sind verwöhnt vom Frauenglanz und nun dieses schwarze Loch aus Fleisch.
Körper fallen zu Boden, spitze Schreie und irgendwo notiert ein weiterer Zeitbeobachter „Frosch ist wütend und kehrt seine Fähigkeit um. Er kämpft nun mit seinem Zauber. Wenn ich nicht wüsste wie es ausgeht, wäre es sicher megaspannend.“

Da materialisiert sich ein weiterer Zeitreisender und hat gerade noch die letzten Kollegenworte abgefangen. „Ach damit haben sie Probleme? Sie wollen einmal nicht das Ende wissen? Sie haben nicht genug Geld für die Zukunftsreisen und müssen immer in der Vergangenheit rumkriechen. Sie kommen doch aus der Zukunft oder?

„Ja“

„Dieses Ereignis könnten sie von mir ganz neu bekommen. Ich lösche Ihnen jetzt hier und jetzt für dieses historische Erlebnis das Wissen. Sie sind damit wirklich ganz dabei. Interesse?

„Teuer?“

„Ja“

„Mh“

„Schlimm?“

„Nö, wo soll ich unterschreiben?“

„Der Wille dazu reicht“

Dann zwickt der Händler ihm einmal ins Untergeschoss und ein völlig Unwissender ist beobachtungstechnisch für den Weiterverlauf geboren. Niemand klatscht, weil er es nicht tut, der Händler schon wieder weg ist und alle anderen Leutchen ihn ja nicht sehen dürfen. Ansonsten hätten sie es sicher gemacht.

Diese fette Frauenerscheinung, die nicht ganz menschlich aussah musste zu aller Übergewicht auch noch ganz widerlich spucken. Es dauerte entsetzlich lange dann nickte der junge Sanduhrträger, der Henker kletterte zur Hälfte hinauf und die Dickliche wurde mit einem „baff“ wieder Frosch. Aufatmen an allerorten. Auch der Zeitreisende wird ruhiger.

„Wir haben wieder 3 Minuten. Mittlerweile schießt er mit seinen Wandlungen nur um sich. Wir wissen nicht was das nächste sein kann, aber es könnte uns die Augen zerfetzen. „

Froschperspektive:

Ich wäre längst freigekommen, wenn die Schweine nicht ein Gummihalsband benutzt hätten. Kautschukgefertigt aus Südamerika und hier in Bobitz nun an meinem Hals. Vor der Frau hab ich mich erst in einen riesigen Stein verwandelt, der die Bühne zum Einsturz bringen und dann in einen Wal, der das Halsband sprengen sollte.

Doch die nächste Verwandlung wird alles ändern. Da kann auch kein Band mehr etwas nützen. Sind ja selber Schuld, aber so was passiert fast überall im Kosmos. Das ist auch gut und es soll Schicksal sein was hier passiert. Schön hier gewesen zu sein, aber nun muss ich wohl einiges zurückgeben.

Normal im Text:

Der Priester war noch nicht da. Frosch oder Frau oder gar Mann. Ein Diener Gottes war bei allen nötig. Hinten beim Schneider, kam er auch schon herumgeklappert und rief:

„Bin all wieder hier“

Dabei lächelte er verschmitzt und spuckte auf den Gehsteig.
Aus großen Augen schaute der Frosch. „Noch 2 Minuten dauert es bis die Energie für die letzte Verwandlung ausreicht“ dachte der Frosch.

Dann passierte es.
 
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Kommentare  

Wunderschön !

Freddi (30.06.2005)

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