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Entzug

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Ich wachte auf und mir war kalt. Trotzdem war ich schweißgebadet. Der Rollo war nicht ganz nach unten gelassen uns so warf die Straßenlampe ein Gitter aus orangenem Licht an die weiße Wand. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen, als wäre ich gerade gerannt. Unter Schmerzen setzte ich mich auf und sah auf den Wecker. 3 Uhr nachts. Doch die Uhrzeit war
inzwischen egal geworden. Eine neue Stunde 0 hat angefangen und es wurde
nur noch nach ihr gerechnet. Jede Stunde, jede Minute, jede Sekunde ein Schritt näher in die Freiheit. Doch im Moment schien es nur bergab zu gehen. Es waren jetzt 27 Stunden. Ich versuchte mich auf die Lichtpunkt zu konzentrieren um den Schmerz, der meine Brust zuschnürte, zu vergessen. Doch die Punkte verschwammen langsam vor meinen Augen und je mehr ich mich auf sie konzentrierte,desto mehr wurde mir übel. Ich beugte mich über den Bettrand und versuchte mich zu übergeben. Doch mein Magen war schon lange leer und die hervorgewürgte Magensäure brannte in meiner Speiseröhre. Tränen liefen mir ungewollt über die Wange. Nicht aus Trauer oder Verzweiflung, dafür brachte ich schon lange keine Kraft mehr auf, sondern der Anstrengung. Ich wischte sie zitternd weg und ließ mich zurückfallen.

Ich hatte von vielen gehört, daß es schwer werden würde, doch ich hatte nicht damit gerechnet, daß es so schnell anfing. Es war gerade ein Tag her, seit ich in euphorischer Stimmung beschlossen hatte damit aufzuhören. Ich war ja schließlich nicht abhängig, nie gewesen! So ab und zu, in letzter Zeit ein wenig öfter doch abhängig lag doch ganz wo anders!

Ich spürte wir meine Nieren anfingen weh zu tun, aber ich konnte nichts trinken, ohne mich gleich wieder zu übergeben. Irgendwann später gab mein Körper schließlich auf nach Aufmerksamkeit zu betteln und ich schlief ein. Ich schlief allerdings zum letzten mal ein.
 
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Kommentare  

Mir gefällt die Geschichte, auch wenn sie meiner Meinung nach ein wenig zu soft geraten ist.
Kommentar zum Kommentar:
Natürlich kann man über sich schreiben, wenn man tot ist. Auf dem Papier kann man alles. Das ist doch das Fantastische daran. Wir sind hier doch keine Journalisten!


Chris Stone (17.01.2005)

Tut mir leid, aber der Entzug klingt eher wie eine Magen-Darm-Grippe. Trotzdem Gefällt mir die Idee der Selbstbetrachtung, des Lösens vom Selbst und dann sterben. Gibt einem irgendwie Hoffnung, wenn nur das Schlechte, das Abhängige stirbt. Beste Vorraussichten für Silvester.
Also, meiner Meinung nach muss mehr Druck und Schmerz beim Entzug kommen... Ansonsten weiter so!!!


pas (28.12.2004)

Bei den meisten Drogenabhängigen findet vor allem in der Endphase ihrer „Kariere“ eine Selbstbetrachtung statt. Dadurch wird die Verantwortung für das eigene Handeln auf den nicht mehr kontrollierbaren Körper geschoben. Der Abhängige betrachtet sich selbst von außen. Ich wollte nicht lustig sein, sondern dieses Stadium der vollkommenen Auflösung der eigenen Identität darstellen.

Die Autorin (26.12.2004)

Wer zum letzen Mal einschläft, schläft entweder nie wieder ein oder wacht nie wieder auf. In beiden Fällen ist man tot. Wenn man aber tot ist, kann man selbst nicht feststellen, das man tot ist und schon gar nicht mehr darüber schreiben.
Wenn es lustig oder originell gemeint sein sollte, ist das aber hier die falsche Rubrik.
Schade eigentlich.


 (26.12.2004)

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