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Das hässliche Entlein unter der Dusche

Schauriges · Kurzgeschichten
Sitze am PC trinke zu stupiden Surfen ein Glas Wein, als ich mich dazu entschließe duschen zu gehen. Ziehe mich darauf aus und gehe ins Bad. Haste noch einmal zurück, denn Musik muss schließlich sein. Das Telefon steht am Waschbecken bereit, weil immer jemand anruft, wenn es nicht passt. Bevor das Wasser aus dem Duschkopf strömen darf wird der trockene Wein noch einmal aufgefüllt. Unter der Dusche herrscht keine Etikette, da tut es auch ein ganz normales statt eines Weinglases. Zuerst zu kalt, prasselt das Wasser auf die Kacheln und Rebensaft hinein in den Magen. Rein soll der Körper werden, der Schöne. Die Hände streifen über die Rippen und die Finger tasten sanft über wülstige und entstellende Narben. Wasser tropft am Rand des Glases entlang, als ich einen tiefen Schluck nehme. Argh, nun ist das Wasser kochend heiß, und ich muss mich reflexartig verbiegen um nicht verbrüht zu werden. Darauf erst einmal ein Schluck. Hmm, aus dem Nebenzimmer tönt die Musik, aber irgendwie, ich weiß ja nicht, irgendwie passt sie nicht. Spanne den Bizeps an und ein kleiner Knubbel bildet sich, jedoch kann man jetzt direkt auf meinen Oberarmknochen sehen. Während ich dies begutachte und noch einmal den Wein ansetze, der mittlerweile schon ein wenig verdünnt ist dadurch allerdings nur an Geschmack gewonnen hat, stelle ich fest das sich unter der dünnen Haut zahlreiche dicke bläulich schimmernde Adern abzeichnen. Darauf stelle ich das Glas auf den Boden umfasse mein Handgelenk mit der anderen Hand und drücke zu um diese Würmer zu erwürgen. Nach kurzer Zeit lasse ich jedoch schon davon ab und streichle die schrumplige Haut meiner zahlreichen Narben. Meine Stimmung betrübt sich ein wenig, darum greife ich nach dem Glase und trinke es flugs aus. Schmeiße es dann aus der Dusche gegen die gegenüberliegende Wand, wo der Klang von klirrendem Glas vom Rauschen des Wassers übertönt wird. Nach dem Versuch mit Daumen und Zeigefinger zwischen Rippenbögen und herausragendem Beckenknochen Fett in die Finger zu bekommen schlagen die Fäuste wütend gegen die Kacheln. Mager sackt es in sich zusammen und Schluchzen durchdringt das Bad. Ein Körper der unter warmem Wasser zittert und keine Tränen weinen kann liefert ein erbärmliches Bild ab. In sich zusammengerollt umklammern die Arme die markanten Knie. Die Fingerknöchel sind geschwollen und haben die Farbe von geplatzten Kapillaren. Die Linke Hand rutscht vom rechten Knie, als die Wassertemperatur einmal mehr schwankt und das kochend heiße Wasser auf die armselige Kreatur regnet. Sie bleibt erst an einem das komplette Schienbein umfassenden Grind hängen.
Schließlich regt sich doch noch Leben und der Körper rafft sich die kaputten Hände an den Fliesen klammernd auf. Mit der Stirn an die Wand gelehnt denkt er nach und blickt seinen Körper hinunter. Nicht nur Wasser tropft auf die nackten Kacheln und es fühlt sich komisch an, wie das eigene Blut den Bauch hinunter rinnt. Es ist anders warm und dennoch zittert mein Körper. Es tut mir leid...

Als hätte ich es gewusst reißt mich das Klingeln des Telefons aus der Dusche. Ja Mama, es geht mir gut, du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Wir sehen uns dann Morgen, tschüss.
 
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Kommentare  

Hallo, da schließe ich mich Destiny an. Irgendwie erinnert es mich auch an Magersucht. Gruß Sabine

Sabine Müller (16.05.2006)

Ich sach Mal herzlichen Dank.

PoetySmurf (19.04.2006)

WoW, sehr interessanter Schreibstil! Die Geschichte ansich ist aufrüttelnd und geht unter die Haut. Sie zeigt die Maske, die jeder irgendwie nach außen hin trägt. Absolut lesenswert und schockierend.

Destiny (02.04.2006)

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