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Ich bin HandWERker

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
© ThiloS
Irgendwas habe ich neulich in der IHK zu tun und da stosse ich auf einen Aufkleber, der stolz auf einem Rechner prangt: "Ich bin HandWERker".

Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber für mich riecht das nach bösem Minderwertigkeitskomplex. Und der ist, so denke ich, berechtigt.

Nicht, daß ich generell etwas gegen Handwerker habe. Ich bin sehr froh, daß es Menschen gibt, die Rohre reinigen, Decken aufhängen, Dachstühle basteln, in Automotoren herumfummeln oder Waschmaschinen reparieren. Ich kanns nicht, ich bin schliesslich intelligent und kann Leute bezahlen, die das für mich erledigen.

Es ist die Art, wie sie ihren Job machen, die mich gelegentlich ärgert.

Die Helden von Latzhose und Rohrzange treten nämlich auf, als seien sie die Krone der Schöpfung, das Auge des Orkans und der Halbgott der Kabel. Und wer je eine kaputte Spülmaschine hatte, weiß, daß das stimmt.

Ich nehme an, daß es irgendwo eine geheime Handwerkerschule gibt, in der die Jungs zusammenhocken und so Sätze auswendig lernen wie:

- Das war aber keiner von unserer Firma
- Die Anfahrt muß ich aber berechnen
- Das wird nicht billig
- Da können Sie sich gleich ein neues Gerät kaufen

Diese 4 Sätze genügen in der Regel, um jeden beinharten Manager und Unternehmer die Knie weich werden und zu einer willenlosen Marionette des Herrn der Dichtringe werden lassen.

Daneben gibt es wohl einen Praxislehrgang, in dem der angehende Handwerker lernt, immer nur Hosen zu tragen, die beim Hinknien die Arschfalte entblättern und spontan zu jeder Schraube die passende Schraubschlüsselgröße zu erraten.

Ich will nicht behaupten, daß es keine intelligenten Handwerker gäbe, ich kenne nur keinen. Ich kenne nur bauernschlaue Exemplare, die mich terminlich bis zur ersten bemannten Venusmission vertrösten und sich, so sie endlich erscheinen, bitterlich beschweren, wie mies, jämmerlich und grottig die derzeitige Auftragslage wäre und wie sie am Supermarkt die Müllcontainer durchwühlen müssten, um überhaupt ihre Familie ernähren zu können. Aber für den neuen Mercedes hat es augenscheinlich dann doch gerade so gereicht.

Natürlich sind Reparaturen generell "kein Problem", bis Monsieur seinen Patienten begutachtet hat. Dann ist das natürlich ein RIESENPROBLEM, weil der Typ nicht mehr gebaut wird, die Firma mit den Ersatzteilen pleite ist oder diese Art von Rohren mittlerweile unter den Atomwaffensperrvertrag fällt.

Bis es aber so weit ist, folgt eine kleine Show, in der der Handwerker schwitzt und stinkt und schlimmer flucht als ein Oberbootsmaat auf einem Piratenschiff, weil er über Kopf, im Stehen, im Knien, im Liegen "schaffen" muß, kurz, weil er Handwerkergymnastik macht.

Und obwohl die Jungs immer in Bewegung sind und hämmern und schrauben und lamentieren, haben sie trotzdem alle ein kleines Kugelbäuchlein, daß sie sich wohl bei den örtlichen Metzgern in 20 Jahren Mittagszeit inclusive rostigen VW-Transporter direkt vor der Metzgereitür abstellen angefressen haben.

Am Schlimmsten aber sind Handwerker in privater Runde. Nix mit dem "perfekten Dinner". Da wird gerülpst, gefurzt und Bier gesoffen, über Politik und Fußball schwadroniert und das völlig unabhängig davon, ob es sich um ein trautes Weihnachtsfest im Kreis der Lieben oder oma Hildegards Trauerfeier handelt.

Oh ja, Ihr seid wer: Ihr seid der 5te Reiter der Apokalypse.
 
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Kommentare  

Hmmm...

...wenn ich die Geschichte so mit dem Abstand von 5 Jahren lese, dann finde ich sie selbst nicht mehr so dolle... würde ich heute anders machen... vielleicht mach ich es...


ThiloS (10.08.2011)

Da Thilo seinen Lesern/Kritikern offensichtlich nicht antwortet, nehme ich mir die Freiheit, unserer humorlosen Rosemarine wenigstens die beabsichtigte Aussage des besagten Aufklebers zu erklären.
Ich bin HandWERker sollte in der grafischen Gestaltung heißen: "ICH BIN WER."
Die beiden Wortteile "Hand" und "ker" wurden (in kleinerer Schriftart) vor, bzw. hinter dem "WER" eingefügt. Dadurch sollte eine Doppeldeutigkeit entstehen, über dessen grammatische Korrektheit oder gar "Humor" man sicher geteilter Meinung sein kann.
Soviel zu: "was ist denn das für ein schöner deutsch?"
Leider läßt sich die grafische Wirkung dieses Aufklebers nur sehr schlecht in einem Erklärungstext darstellen.
Ansonsten sind genügend klassische Stilelemente einer Satire in diesem Text enthalten, so daß man gewiß nicht lange danach zu suchen braucht. Natürlich nur dann, wenn man diesen Begriff nicht mit einer bunt gemischten Früchteschale interpretieret (seitenblickzurosmarin).
Ich würde diese Geschichte allerdings eher in die Kategorie "Satire für Grobmotoriker" einordnen.
Aber egal, wie man es sieht, Satire bleibt es trotzdem.

Bitte keine Danksagungen! Wenn es unbedingt sein muß, dann erkläre ich die Begriffe "Humor" und "Satire" gerne auch mal zu Fuß. Das gilt selbstverständlich auch für Herrn Reuter, der mir damit ebenfalls nicht so reich gesegnet scheint.
Bitte aber nicht gleich losschimpfen, denn ich habe mit "Hoher Literatur" kaum etwas am Hut, sondern schreibe ausschließlich Triviallliteratur.
Dieser Umstand unterscheidet Thilo und mich (und wahrscheinlich so viele andere auf dieser Plattform) wahrscheinlich von Herrn Reuter.

Triviale Grüße vom Mino


Minotaurus (27.05.2007)

HalloThiloS,

irgendwie lande ich in RosMarins Nähe. Ich empfinde einen deutlichen Unterschied zwischen Satire und (wenn auch ganz einfallsreich verkaufter) Meckerei. Wenn Du halbwegs Literarisches schreiben willst, musst Du Deine guten Einfälle auch gekonnt formulieren und vor allem: nicht pur abkotzen, sondern elegant (oder grob) servieren.

"focus" behauptet, immer an den Leser zu denken. Schreiberlinge sollten das meiner Meinung nach (RosMarin sieht das wohl leicht anders?) auch tun. Weil ich auch ein Leser bin, erwarte ich in der Rubrik "Satirisches" eine Geschichte zum Schmunzeln, zum Auf-die-Schenkel-Klatschen, zum Losbrüllen, zum hämischen Händereiben oder wie auch immer - aber eine GESCHICHTE (!). Dein Werk aber klingt eher wie ein nörgelnder Leserbrief eines frustrierten Handwerker-Fressers. Und das gehört mehr in eine Leserbrief-Ecke einer nicht so guten Zeitung als auf dieses LITERATUR-Podium. - so, jetzt isses raus!


Wolfgang Reuter (30.09.2006)

Also ich kann mich meinen VorrednerInnen nicht anschließen.
Der Spruch: ich bin ja intelligent genug, einen Handwerker zu rufen (und GENAUSO war der gemeint) passt doch wie die Faust aufs Auge!
Habe selber leidvolle Erfahrungen mit denen gemacht.
Ehrlich sind die wenigsten und wenn die erstmal merken, dass sie einen über den Tisch ziehen können, dann tun sie es!
Mein Auto verlor kürzlich ab und zu einen Tropfen Öl.
Werkstattbesuch: ich sagte, ich will einen Kostenvoranschlag. Ergebnis: Kopfdichtung kaputt! Kosten: circa so ungefähr viel bis noch viel mehr! Gaaaanz viiiiel! (nicht unter 500 Euro!)
Ich (da mal wieder total pleite) zu einem Bekannten, der sich auskennt und nebenher Reparaturen macht: "Das kann doch nicht sein!"
Der guckt unter die Motorhaube. "Ganz klar. Typische Krankheit dieses Modells: Öldruckgeber futsch.
Dann wurde es tatsächlich teuer!
Fette 16 Euro für das Ersatzteil und dann wollte der Bekannte ja noch gerne ein kleines bisschen was in Sachen Obulus, weil er mir geholfen hat. Er bat hintenrum um "na so etwa 30 Eier wärn schon o.K."
Ich gab ihm 40! Und mein Auto ist wieder fit!
Möcht nicht wissen, wieviel tausend Menschen von den Wichsern in den Werkstätten gefickt werden!
Aber da, das hier eine herrlich übersteigerte Satire ist, bin ich (nun) nicht mehr böse, sondern gebe volle, fette 5 Punkte (Mehrwertsteuer inklusive!!!)


Stefan Steinmetz (30.09.2006)

- Irgendwas habe ich neulich in der IHK zu tun und da stosse ich auf einen Aufkleber, der stolz auf einem Rechner prangt: "Ich bin HandWERker".-
was ist denn das für ein schöner deutsch? wie kann man neulich haben? und stossssen auf einen aufkleber? der stolz auf einem rechner prangt? hahha. und so geht es weiter, absurd, absurd. du intelligenter mensch du. man sollte auch niemals eine berufsgruppe so diffamieren. mit satire hat das nichts zu tun, eher mit boshaftigkeit.
lg
rosmarin


rosmarin (15.04.2006)

Man sollte hoffen, daß es sich wirklich um eine Satire handelt. Nach diesem Satz wage ich es allerdings zu bezweifeln:
"Ich kanns nicht, ich bin schliesslich intelligent und kann Leute bezahlen, die das für mich erledigen."
Möglich, daß Du intelligent bist (auf einer mir nicht ganz einsichtbaren Ebene) aus diesem dummen Satz kann ich es nicht ableiten. Wenn Du mit dieser Einstellung anderen Menschen begegnest, wundere ich mich nicht über Deine schlechten Erfahrungen.
Christa
PS. Ich bin kein Handwerker, nicht daß Du auf falsche Gedanken kommst.


CC Huber (15.04.2006)

Hallo thiloS,
da sieht man mal wieder, daß Du von Handwerkern und deren Ausbildung nicht den blassesten Schimmer hast.
Es gibt nämlich sogar Lehrgänge, in denen junge Kfz-Lehrlinge das fachgerechte Schütteln des Kopfes beim Öffnen der Motorhaube lernen, sowie die Frage: "Wenn ich Ihnen nun sagen würde, daß Ihr Katalysator kaputt ist, - hätten Sie dann das Geld für einen neuen?"


Minotaurus (15.04.2006)

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