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Der Fremde

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Wieder mal fühlte ich mich total mies. Konnte ich sie nicht sehen, fühlte ich mich mies, und jetzt nach unserem Treffen, fühlte ich mich noch mieser. Keinen Schritt war ich weiter gekommen, außer dass ich nun noch mehr zweifelte als ich es sowieso schon tat. Endlich aussprechen wollte ich mich heute, doch sie war wieder mal nur auf dem Sprung und musste gehen. Ausgenutzt fühlte ich mich von ihr. Ich wusste einfach nicht, woran ich war, lange würde ich das nicht mehr durchhalten. Und jetzt war auch schon der letzte Bus abgefahren, der in meiner Richtung fuhr, wie ich gerade feststellen musste als ich auf den Fahrplan sah. Ich fasste mit beiden Händen an meinen Kopf und ließ mich einfach nur seufzend auf die Bank gleiten. So viel Pech konnte auch nur ich wieder haben.
Ein Auto hielt. Ich wusste nicht, was es für eine Marke war, musste wohl ein ganz neues Modell sein, ich hatte jedenfalls noch nie so eins gesehen. Aber in diesem Moment interessierte es mich auch herzlich wenig.
Wahrscheinlich jemand, der sich hier nicht auskannte und nach dem Weg fragen wollte, aber in dem Moment war mir absolut nicht danach, irgendjemandem eine Auskunft zu geben.
„Hier fährt kein Bus mehr“, sagte der Fahrer des Autos stattdessen. Danke für die Info, dachte ich mir. Wie wäre es mit etwas, dass ich noch nicht weiß.
„Ja, das weiß ich“, antwortete ich.
„Wo müssen Sie denn hin?“, fragte er darauf.
Ich nannte ihm mein Ziel.
„Steigen Sie ein, ich fahr Sie dort hin, bevor Sie hier die ganze Nacht warten oder viele Geld für ein Taxi ausgeben“, bot er mir an.
„Oh danke, das ist nett“, antwortete ich erleichtert und stieg ein, auch wenn ich ihn nicht kannte. Nun sah ich ihn. Er war etwa 50 Jahre alt, vielleicht etwas jünger und erinnerte mich sehr stark an jemanden, es war als kannte ich ihn. Auf jeden Fall sah er sehr vertrauenswürdig aus. Auch er betrachtete mich, sehr nachdenklich, doch dann wandte er sich der Straße zu und fuhr los.
„Den Bus verpasst?“, fragte er mich.
„Ja, sozusagen, ich wusste nicht genau, wann der letzte fährt“, antwortete ich. „Und da hab ich Pech gehabt.“
„Scheint wohl nicht Ihr Tag gewesen zu sein?“, fragte er.
„Ja, das kann man wohl sagen.“
„Darf ich fragen, was passiert ist?“, fragte er.
„Probleme mit meiner Freundin, ich weiß nicht, wo ich bei ihr dran bin. Dann mein Studium, ist auch alles nicht so das Wahre, würd am liebsten alles hinschmeißen.“ Ich konnte mir nicht erklären, wieso ich es einem wildfremden Mann erzählte. Aber wie gesagt, er kam mir irgendwie vertraut vor.
„Was genau für Probleme mit Ihrer Freundin haben Sie?“
„Ich habe den Eindruck, dass sie nicht ehrlich zu mir ist. Dass ich nur gut für sie bin, wenn ich ihr einen Gefallen tun kann. Jedes Mal, wenn ich mit ihr reden möchte, weicht sie aus. Heute wollte ich mit ihr reden, hab sie darauf angesprochen, aber sie hatte nicht mal Zeit darüber zu reden, sondern musste gehen.“
„Aber Sie können sich nicht von ihr trennen?“
„Nein, das bringe ich nicht fertig.“
„Ich hab das Ganze auch einmal erlebt. Es lief alles genauso ab. Ständig hab ich nur herumgegrübelt, mein Studium vernachlässigt, und am Ende hat sie mich fallen lassen. Trennen Sie sich von ihr, Sie werden sonst nicht die Kraft haben, sich auf ihr Studium konzentrieren und am Ende möglicherweise alles verlieren“, riet er mir.
„Ich hab sowieso keine Lust mehr weiterzustudieren, es ist sowieso nicht das Richtige für mich“, sagte ich.
„Bringen Sie es trotzdem zu Ende. Sie haben danach immer noch die Möglichkeit, das zu tun, was Ihnen Freude bereitet.“
Es klang alles recht vernünftig, was er sagte, aber wie sollte er als Fremder beurteilen können, was das Richtige für mich war. Er kannte mich doch überhaupt nicht.
Wir waren inzwischen angekommen.
„Ich danke Ihnen, dass Sie mich mitgenommen haben“, sagte ich zu ihm. Über das Gespräch wollte ich kein Wort mehr verlieren.
„Keine Ursache, und lassen Sie sich das, was ich Ihnen gesagt habe, noch mal durch den Kopf gehen“, riet er. Ich nickte und stieg aus.
Seltsamer das Ganze, ich kannte ihn nicht, aber dennoch kam es mir so vor, als kannte ich ihn. Ich konnte es mir einfach nicht erklären.
Er fuhr weiter. Zufällig sah ich die Initialen auf seinem Nummernschild. Es waren dieselben wie meine.
Ich hielt inne. Sollte das etwas bedeuten, dass...
 
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Kommentare  

Hallo Nathan,

danke für die bewertung und die hinweise. Du hast recht, "woran ich war" hört sich besser an, das "wo ich dran war" ist typisch für meine westfälische herkunft :-). Hab die fehler abgeändert.

westfälische grüße
Holger


Homo Faber (03.02.2007)

Gefällt mir eigentlich sehr gut, aber bitte überarbeite die Geschichte noch mal gründlich, da doch recht viele stilistische und RS-Fehler sind. Hier nur ein paar Beispiele:

„... nicht, wo ich dran war, lange ...“ -> besser : ... nicht, woran ich war, lange ...

„... Kopf und lies mich ...“ -> ... Kopf und ließ mich ...

„... warten oder viele Geld für ein ...“ -> ... warten oder viel Geld für ein ...

„...nicht ihr Tag gewesen ...“ -> in der Anrede groß -> ... nicht Ihr Tag gewesen ...

LG
Nathan


Nathanahel Compte de Lampeé (03.02.2007)

Nicht schlecht. Ein bisschen vorhersehbar, aber nicht schlecht.

Tom (19.11.2006)

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