23


6 Seiten

Star Trek Voyager: Borg-Space (Kapitel 12)

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
Kathryn Janeway rutschte ungeduldig in ihrem Sessel hin und her. Sie schien den bevorstehenden Kampf kaum erwarten zu können, hatte aber Todesangst, so wie jeder andere auf der Voyager. Nervös zitterten ihre Hände, als ob sie frieren würden. Doch sie schwitzte sich im Gegenteil die Uniform nass.
“Wann befinden wir uns in Waffenreichweite?” fragte die Kommandantin Zähne knirschend.
“In elf Minuten und 46 Sekunden,” antwortete Lieutenant Paris.
Mit der festen Überzeugung, den Borg Schaden zufügen zu wollen, streichelte Kathryn ihr Phasergewehr. Früher tat man das, bevor man die feindlichen Linien durchstieß, dachte sie sich. Es band einen an seine Waffe, damit man ihr vertrauen konnte. Wenn man seiner Waffe vertraute, enttäuschte sie einen nicht. Janeway wusste zwar, dass eine Waffe niemanden enttäuschen konnte, aber es stärkte ihren Überlebenswillen und hielt sie bei Kraft. Bei psychischer Kraft.
Um sich auf den bevorstehenden Kampf vorzubereiten, schloss Chakotay seine Augen. Er trat in Kontakt mit seinem tierischen Berater und zeichnete ein CHAH-mooz-ee in den imaginären Sand, auf dem er saß. Gemeinsam mit seinem tierischen Berater wiederholte er immer wieder ein uraltes Gebet seiner Vorfahren, den Kautschuk-Baumleuten. Es war das Gebet des Friedens und des Lebens.
Harry Kims Versuche sich auf den Kampf mit den Borg vorzubereiten, schlugen immer wieder fehl, da er sich kaum konzentrieren konnte. Vor Nervosität fast aufgelöst, versuchte er sich an seiner Konsole festzuhalten, als ob sich die Voyager schon im Kampf mit den Borg befand. Seine Fingernägel versuchten, sich in das überaus massive Tritanium zu bohren, drohten aber eher abzubrechen. Er versuchte seinen Geist auf etwas Positives zu lenken, musste aber immer wieder an die früheren Ereignisse mit den Borg zurückdenken. Doch dann fand er etwas, worauf er seine Konzentration fokussieren konnte: Libby. Seine Gedanken waren nur bei seiner Freundin, die er zurückließ. Er spielte mit dem Gedanken, die letzten friedlichen Momente mit ihr zu verbringen. Er schloss die Augen und stellte sich solche Situationen vor seinem geistigen Auge vor. Aus Freude an diesen Gedanken formierte sich ein zufriedenes Lächeln auf seinem Gesicht.

Der Vulkanier Tuvok brauchte keine ‘Ablenkungsmanöver’, damit er an was anderes dachte, als den Kampf. Sein Geist war, wie es bei der vulkanischen Rasse so war, von Emotionen freigespült, so dass er sich nicht auf positive Halluzinationen konzentrieren brauchte. Für ihn war das unlogisch und höchst verwirrend, denn wie sollte man effizient ein Gefecht führen, wenn man total abgelenkt war. Die einzige Methode, die Zeit bis zum Kampf abzuwarten, war für ihn die logischste Art herauszufinden, mit der man die zur Verfügung stehende Munition einsetzen konnte. Ansonsten reinigte er seinen Geist von behindernden Emotionen, die ihn möglicherweise in seiner Effektivität einschränken könnten.
Das genaue Gegenteil zu Tuvok bildete B’Elanna, die im Moment nur von Emotionen geleitet wurde. Ihr schwebte nur der Gedanke im Kopf, wie man den Borg gründlich "in den Arsch" treten konnte. Mit einem fiesen, zerstörerischen Grinsen betrachtete sie ihr Bat’leth, dass sie der konventionellen Waffe, dem Phasergewehr, vorzog.
Sie saß an der Maschinenkontrollkonsole auf der Brücke und schwitzte vor Wut, vor Wut, auf das was die Borg noch anstellen würden. Sie ließ das klingonische Blut in ihren Adern aufbrodeln, da sie dachte, dass es ihr genug Stabilität im Kampf gegen die Borg bieten würde.
Tom Paris kaute nervös auf seinen Fingernägeln herum und dachte daran, dass er mit B’Elanna am Strand liegen würde. Es sollte abends bei Sonnenuntergang sein und sie würden im Sand ihre schönste Nacht erleben. Doch er konnte sich nicht konzentrieren, weil ihn die Realität immer wieder einholte. Er musste an Wolf 359 zurückdenken. Er wusste, dass Wolf 359 nur ein Kinderspiel gegen das war, was ihnen jetzt bevorstand. Zuerst war es so, als würde er aktiv mit dabei sein; dort im Sand mit B’Elanna. Doch seine Gedanken entfernten sich und es schien so, als würde er nur noch zusehen. Und dann plötzlich war es nur noch wie eine Erinnerung bis es ganz verschwand. Er blickte an den Bildschirm, der die Leere des Universums zeigte und hatte einige vorgreifende Geistesblitze von einer Schlacht gegen die Borg.

Bis auf das Klappern von Geschirr und dem aufgeregten Atmen von Neelix war im Kasino nichts zu hören, denn es war leer. Es war stockduster, nur eine kleine Lampe spendete der hinteren Ecke der Küche spärliches Licht. Neelix hockte am Boden hinter dem Tresen und stellte die größten und schwersten Töpfe griffbereit vor sich auf um sich notgedrungen mit ihnen zu verteidigen. Neelix traf es insgesamt an schlimmsten, weil er bisher nur einmal mit den Borg in Kontakt kam; und das war vor über einem Jahr. Hektisch huschte der Talaxianer hinter den zweiten Tresen und stellte dort ebenfalls einige Töpfe auf. Ausserdem hielt er sich noch einige große Messer in Reichweite.
Langsam streckte er seinen Kopf über der Durchreiche hervor und hielt das Phasergewehr, neben seinem Kopf, in den dunklen leeren Raum des Kasinos. Er schwitzte vor Aufregung und zitterte am ganzen Körper, so dass das Phasergewehr wackelte. Es war unheimlich ruhig und bei jedem kleinsten Geräusch zuckte er zusammen und wollte in die Richtung schießen, aus der das Geräusch kam. Er konnte sich aber immer noch rechtzeitig zurückhalten.

In der Krankenstation war es eher ziemlich laut, es herrschte praktisch Hochbetrieb, obwohl sich nur der Doktor und Seven darin aufhielten. Sie huschten wortlos hin und her und stellten medizinische Güter an jede Schlüsselposition, das heisst an jedes Biobett. Seven kümmerte sich nebenbei noch um eventuelle Sicherheitslücken wie die Tür oder Computerterminals oder Jeffriesröhren-Zugänge.
Der holographische Doktor benötigte keinerlei Vorbereitungen, er rief nur einige Daten über Borg-Physiologie auf und wie man Wunden schwerster Art heilen beziehungsweise stabilisieren konnte.
Seven benötigte ebenso wenig Vorbereitungen, weil sie erstens eine Borg-Drohne war und zweitens schon etliche Kämpfe miterlebt hatte. Sie versuchte, wie immer das Beste zu geben.
Sie, der Doktor und Tuvok waren wohl die einzigen Crewmitglieder, die verhältnismäßig kühl auf den Kampf gegen die Borg reagierten. Sie alle versuchten emotionslos und effizient an die Sache heranzugehen. Ihnen grauste es zwar schon vor dem Kampf, nur konnten sie diese Angstgefühle besser von sich abstreifen als die anderen.
Auf dem gesamten Schiff waren die Gänge wie ausgestorben, an jeder dritten Ecke konnte man gerade mal eine bewaffnete Person erspähen. Wichtige Bereiche wie Kasino, Maschinenraum, Krankenstation oder die Frachträume Eins und Zwei waren speziell gesichert mit doppelter Sicherheit.
An Krankenstation und Maschinenraum waren extra starke Kraftfeldgeneratoren angebracht und zusätzlich zwei bewaffnete Sicherheitsoffiziere. Kein einziger Mensch auf der Voyager sprach auch nur ein Wort, es war so ruhig, dass es einem jeden schreckliche Angst einjagte.

“Ich wünsche einen vollständigen Bericht,” rief Janeway in die Totenstille der Brücke hinein, während sie aufstand. Sie stellte sich in die Mitte zwischen ihrem Sessel und der Conn-Station und ließ das Phasergewehr im Sessel zurück.
“Alle Quartiere sind versiegelt. Wichtige Bereiche sind mit extra Kraftfeldern und Sicherheitstrupps abgeriegelt. Die Phaserbänke sind auf Langschuss und Frequenzrotation umgestellt. Die Mikrotorpedolauncher sind fest installiert und schussbereit,” begann Lieutenant Commander Tuvok den Statusbericht.
“Die Energie der Lebenserhaltungssysteme der unwichtigen Bereiche wurden auf die strukturelle Integrität umgeleitet,” setzte Harry Kim den Bericht fort. “Sie beträgt jetzt 145 Prozent. Die Schilde wurden ebenfalls verbessert und können hoffentlich einige Schüsse mehr abwehren.”
Lieutenant Torres, die immer noch an der Maschinenkontrollkonsole auf der Brücke saß, hatte ebenfalls einen Bericht auf Lager: “Die Anzahl der Nanosonden-Container ist vollständig. Wir haben jetzt insgesamt 316 Mikrotorpedos gefüllt mit Nanosonden. Das Eindämmungsfeld um den Warpkern ist verstärkt ebenso die Kraftfelder an allen Zugängen zum Maschinenraum. Ich habe auch den Hauptantrieb verstärken lassen, damit wir schneller auf Warp gehen können und höhere Impulsgeschwindigkeiten erreichen können.”
Tom Paris hatte ebenfalls ein paar Veränderungen zu melden: “Ich habe ein paar knifflige Ausweichmanöver programmiert, damit wir schnell wie ein Kaninchen Haken schlagen können.”
“Alle Decks melden Bereitschaft, Sir,” berichtete Chakotay als letzter. “Die unteren Decks wurden evakuiert und die Energie in Waffen und Schilde umgeleitet. Nicht erforderliche und ausser Dienst befindliche Crewmitglieder wurden in Frachtraum Eins und Zwei untergebracht. Jeder hat zusätzlich noch ein Phasergewehr und auf allen Decks befinden sich Nachfüll-Energiezellen.”
“Na gut, dann kann es ja losgehen,” meinte Captain Janeway, während sie ihr Phasergewehr aufhob und sich hinsetzte.
Wieder kehrte Stille ein. Janeway und die anderen Brückenoffiziere lauschten aufgeregt den Signaltönen, die die Anzeigetafeln und Kontrollkonsolen von sich gaben. Überall auf dem Schiff, wo sich Personen aufhielten, saßen die Offiziere gut geschützt in der hintersten Ecke und warteten auf die Borg. Sie wussten, dass früher oder später die Voyager geentert werden würde und auf diesen Zeitpunkt warteten sie nun, bereit, jeden Borg zu töten, der durch die Tür kommen würde, auf die sie ihre Gewehre hielten.

Ein beunruhigendes Signal ertönte von der Missionskontrollkonsole. Harry Kim, der diese Konsole bediente, checkte schnell den Grund für dieses Signal.
“Captain,” rief der Fähnrich in seiner Unheil verkündenden Stimme, “wir sind gleich in Reichweite der Borg-Schiffe.”
“Auf Impuls,” befahl die Kommandantin. “Auf den Schirm.”
Die langweilig wirkende Leere des Weltalls wich einem Bild, dass keinem gefallen würde. Unzählige Borg-Schiffe füllten den Bildschirm. Es stand zwar keiner auf, doch war jeder, der das Bild sah, wie hypnotisiert.
“Wie viele sind das?” stammelte Kathryn ungläubig.
Nach einer kurzen Pause, die der Fähnrich benötigte um das Bild, dass sich ihm bot zu verarbeiten, antwortete er: “Laut den Langstreckensensoren, die ein Gebiet von über 6 Lichtjahren voller Borg anzeigen, beträgt die Anzahl der Borg-Kuben...siebenhundertundelf!”

“Rote Alarm,” rief Captain Janeway. Die Brücke wurde dunkler und tauchte in rotes Licht.
“Schilde hoch! Waffen aktivieren! Mr. Kim, voller Sensorscan!” befahl die inzwischen aufgestandene Kommandantin energisch. Commander Chakotay stand ebenfalls auf und positionierte sich neben dem Captain.
“Keine Waffenaktivität. Die Schiffe schleichen an uns vorbei,” rief der Fähnrich erstaunt.
Mit halber Impulskraft flog die Voyager langsam in die Menge von Borg-Schiffen. Die Schiffe, die das Föderations-Schiff bereits hinter sich ließ, umrangen es, so dass die Voyager gefangen war. Inmitten der Todfeinde.
Fünf Borg-Würfel richteten einen grünlich-blauen Strahl auf die Voyager und tasteten es gründlich ab.
“Das ist eine Art von Polaronstrahl, sie scheinen uns zu scannen,” merkte Lieutenant Commander Tuvok an.
“Nur ruhig,” versuchte Janeway die Crew zu besänftigen.
Grüne Lichtstrahlen, die wie Barrieren durch die Räume und Gänge der Voyager zuckten und sich dabei immer wieder überschnitten, ließ die Mannschaft erschaudern. Es löste eine Art von Unbehagen aus.
Nach nur einigen Sekunden, die ewig zu sein schienen, brach der Polaronscan abrupt ab.
“Wir werden gerufen,” meldete Kim.
Überrascht drehte Janeway den Kopf zu ihm und richtete ihm wieder auf den Hauptschirm.
“Immer her damit,” sagte sie schließlich erwartungsvoll.
Das Bild der unzählig vielen Borg-Schiffe wurde durch eine Innenansicht eines Borg-Schiffes ersetzt. Eine charakteristisch tiefe, Angst einflössende Stimme, die von vielen im Chor gesprochen wurde, sagte:
“Sternenflotten-Schiff U.S.S. Voyager, Registrierungsnummer NCC-74656 ergeben Sie sich. Wir werden an Bord ihres Schiffes kommen und Sie assimilieren. Widerstand ist zwecklos!”
“Ich bin Captain Kathryn...” sagte Janeway, die mitten im Satz unterbrochen wurde, weil der Kom-Kontakt geschlossen wurde.
“Janeway,” setzte die Kommandantin ihren Satz leise fort.
Schon wieder erklang dieses gräßliche Signal, dass meistens schlechte Neuigkeiten mit sich brachte. Wie so oft war es Harry Kims Station, der dann auch schon die Nachrichten sagte: “Captain, ich registriere einen Energieanstieg in den Waffenphalanxen der ersten Borg-Würfel. Sie greifen an!”

“Also gut,” brummte Janeway vor sich hin, so dass höchstens Commander Chakotay die Worte hören konnte.
“Kampfstationen!” sagte Janeway und ihre Stimme bebte.
Der rote Alarm brannte weiter und es schien, dass es irgendwie noch dunkler und bedrohlicher wirkte als vorher. Die Gesichter der Crew bekamen ebenfalls einen düsteren Ausdruck, sie schienen skrupelloser zu werden. Jeder von ihnen hatte den Gedanken, es wie einen Wettbewerb zu sehen. Wer wird wohl die meisten Borg erledigen. Jedes Crewmitglied schien zu einer Tötungsmaschine zu mutieren, wodurch ihnen das Töten des Feindes leichter fiel. Es verwunderte sie aber auch, dass gerade ein so unsympathischer Feind wie die Borg, solch starken Aggressionen und Anflüge von Skrupellosigkeit in der Besatzung hervorriefen. Seven muss sich wie eine Aussätzige fühlen, schoss es Janeway ungewollt durch den Kopf, bevor die Borg zum Erstschlag ausholten.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Noch keine Kommentare.

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Star Trek Voyager: Borg-Space - Inhaltsangabe  
Lilly - Inhaltsangabe  
Lilly (Kapitel 32)  
Lilly (Kapitel 31)  
Lilly (Kapitel 30)  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De