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5 Seiten

May it be

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
May it be
°^*~-+-~*^°Du bist was du warst und wirst sein was du tust.°^*~-+-~*^°

Vielleicht liegt es an mir das sich die Menschen in meinem Umfeld so verändern und sich von mir entfernen, oder vielleicht entfremde ich mich ihnen und bemerke es nicht einmal. Es bleibt eh gleich, egal wie es nun passiert, das was mir bleibt, ist nur eine ferne Erinnerung an etwas, das früher mein Lebensinhalt war. Ich lebte, war glücklich, war einfach… nur ich.

Vielleicht bin ich undankbar,
vielleicht bin ich egoistisch,
vielleicht bin ich nicht so perfekt wie mein Bruder oder meine Cousine,
vielleicht bin ich nicht der beste Ansprechpartner meiner Freunde,
vielleicht lebe ich in einer Traumwelt - vernab der Realität,
vielleicht fürchte ich mich vor der Wahrheit,
vor dem harten Leben,
vielleicht bin ich nicht so schlank und sportlich wie ich gerne wäre und
vielleicht bin ich nicht ich, sondern nur jemand,
der versucht ich zu sein und dabei kläglich scheitert.

Vielleicht bin ich einfach ein Mensch, der es nicht alleine schafft in die Zukunft zu blicken, der eine Hand braucht die ihn führt. Eine Hand, die nicht loslässt wenn eine wärmere Hand ihren Weg kreuzt und sich von meiner Hand löst. Nun bist du fort und zurück bleibt nur die klirrende Kälte der Einsamkeit und der verzweifelte, stumme Ruf nach Hilfe. Eine Hilfe, die du mir nie wieder wirst geben können, denn in dem Moment, in dem ich dich brauchte, warst du nicht da.

Hast du es jemals bemerkt?

Bemerkt, wenn ich deinen Schutz, deine Wärme benötigte? Deine aufmunternden Worte, einfach nur ‚dich’? Nein, natürlich nicht, wie solltest du auch. Du bist einer dieser Menschen die meistens nur die Maske sehen, den geformten Charakter, doch das, was sie sehen, ist nur das erdrückende Schauspiel vor der Bühne, das was dahinter liegt würde dich nur erschrecken. So verberge ich es, auch unter den forschen Blicken der anderen. Und obwohl du nicht in meine Seele blicken konntest, so lies ich dich in mein Herz, öffnete meine Mauern und lies dich eintreten. In meine Burg aus Glas. Schön und doch zerbrechlich.

Hast du es je bemerkt?

Bemerkt das du der einzige Mensch warst dem ich wirklich vertraut hatte? Ich hatte ernsthaft geglaubt das dieses trügerische Band ein Leben lang würde bestehen bleiben, es schien so stark und wir waren uns so ähnlich. Zu ähnlich. Auch ich sah nicht hinter deine Maske, heute weiß ich noch nicht einmal ob du dir jemals die Mühe gegeben hast mich einzulassen. In dein Reich. Nun ist es zu spät, denn selbst wenn du die wärmere Hand verlassen würdest und auch sie in den Abgrund stürzt, ergreifen könntest du dir meine Hand, doch mehr auch nicht. Du bist mir fremd geworden.

Bist aus meinem Herzen herausspaziert, hast mich schutzlos und in der Einsamkeit zurückgelassen. Und nun… Nun sitze ich vor einem Berg von Scherben, mein einst so schönes Schloss dessen Tore dir als einzigem immer offen standen.

Vielleicht spiele ich viel zu gerne Videospiele,
zu oft und zu lange als ob es noch gut für mich wäre,
vielleicht bin ich verrückt,
vielleicht habe ich zuviel Phantasie,
vielleicht bin ich 1o ooo Jahre zu früh geboren,
vielleicht nehme ich mein Leben zu ernst,
vielleicht nehme ich mein Leben zu locker,
vielleicht habe ich kein Rückgrat,
vielleicht bin ich ein Kind,
vielleicht werde ich es für immer bleiben,
vielleicht bin ich naiv, und
vielleicht versuche ich jemand zu sein, der ich nie sein werde.

Nein… Das ist falsch. Es gab noch eine Person, deren Hand mir die gleiche Geborgenheit vermittelt hat wie die deine. Sie verließ mich zuerst, oder ich verließ sie. Wer kann es schon mit Sicherheit sagen? Das Band das uns verband, sorgsam geknüpft und mit so vielen Erinnerung verschönert – auch dieses trügerisch feste Band zeriss unter dem Druck der Außenwelt. Es braucht kein Vielleicht um zu wissen, das mein Charakter für diese Welt einfach zu weich ist. Es braucht kein Vielleicht um mich spüren zu lassen, das ich so, wie ich bin oder zu sein glaube, nicht hierher passe.

Vielleicht leide ich an Minderwertigkeitskomplexe,
vielleicht leide ich an Depressionen,
vielleicht bemerken es die Menschen in meinem Umfeld,
vielleicht merken sie es nicht,
vielleicht fürchte ich mich vor mir selbst,
vielleicht habe ich Angst vor Rasierklingen,
Scheren und Messern weil ich mich absichtlich damit verletzen könnte,
vielleicht spiele ich mich auf,
vielleicht bin ich schwach,
vielleicht bin ich so, wie ich bin,
nicht ich.

Die Menschen um mich herum sehen das, was sie sehen wollen, das äußere Erscheinungsbild, die Maske, geformt von ihren Wünschen und dem Leben. Und jedes Wort, jede Beleidigung kratzt nur an der Hülle, denn das, was darunter liegt, habe ich so tief eingeschlossen das ich befürchte, nie mehr heran zu kommen. Es sind keine psychischen Schmerzen die mir ihre verbale Gewalt bereiten, doch jedes Wort das sie sprechen, jedes Wort in dem Verachtung und Spott liegt, beschwört die Gefühle in mir herauf, die mir wehtun.

Die zähflüssige Verzweiflung und die trägen Schwingen der Trauer die sonst nur in der Nacht aus meinem Körper flossen, setzten sich in mir fest und diese Momente der völligen Hilflosigkeit tun mehr weh als alles andere, was man mir bisher angetan hatte. Man hatte mich nie wirklich geschlagen, allenfalls einige leichte Ohrfeigen oder ähnliches, nichts wovon ich mich physisch bedingt auf dem Boden wand und mir wünschte zu sterben, doch was den psychischen Schmerz anging, so hatte ich doch zuviel erlitten als ich jemals gewollt hatte.

Und obwohl vieles von außen kam, ist es doch mein Inneres das mich langsam, aber sicher auffrisst, wie eine Ratte die sich durch einen Leib Käse knabberte und Stück für Stück mit größter Sorgfalt verschlingt.

Vielleicht kommen manche mit mir nicht klar,
vielleicht bin ich keine so große Hilfe für meine Mutter wie ich gerne sein würde,
vielleicht bin ich keine so gute große Schwester wie ich für meine Brüder sein würde,
vielleicht bin ich keine so gute Tochter wie ich gerne wäre,
vielleicht bin ich keine so gute Cousine,
vielleicht bin ich keine so gute Nichte,
vielleicht bin ich keine so gute Freundin,
vielleicht…
vielleicht ist das 'ich' einfach nicht gut 'genug'.

Ich hätte es gerne verhindert. Verhindert das mir die Hand meiner besten Freundin entglitt und in der Dunkelheit verschwand und auch die stützende Hand meiner Cousine. Der einst so klare Pfad hinaus aus der Einsamkeit war erloschen und während ich dem davoneilendem Licht und den Händen nachsah, blieb ich stumm schreiend und weinend zurück. Es war keine der schneidenden Kälte die einen nach wenigen, schmerzhaften Minuten erlöste, es war eine sanftes Frieren, das in einem hochkroch und langsam jegliches Gefühl betäubte und absterben lies. Das Herz schlägt langsamer, der Atem geht schwerer und ein beißender Mantel aus Hitze schließt sich um die Seele, eine Hitze, die alles aus dem Inneren heraus brennt, bis nur noch ein kläglicher Haufen Asche übrig bleibt der zusammen mit den erkalteten Gefühlen in der ehemalige Burg des Herzens aufbewahrt wird.

Das, was bleibt, ist eine Leere. Eine Leere, die weder schmerzt, noch wohltuend ist. Sie ist einfach da, wie man selbst und während man daliegt und in die Ferne blickt, mit der vom Weinen geröteten Nase und Wangen, auf denen noch die feuchte Tränenspur glänzt, schleicht sich ein Ausdruck auf die Lippen, der nur eines widerspiegelt: Wehmut.

Vielleicht stelle ich mir zu viele Fragen,
vielleicht sollte ich aufhören mich selbst fertig zu machen,
vielleicht sollte ich nicht in Selbstmitleid zerfließen,
vielleicht sollte ich mich nicht an besonders schlimmen Tagen in den Schlaf weinen,
vielleicht sollte ich einfach die Augen schließen und Schule vor meine Freizeit stellen, vielleicht sollte ich aufhören 'nur' Spaß zu haben,
vielleicht sollte ich anfangen zu lernen,
vielleicht sollte ich aufhören frei zu sein,
vielleicht sollte ich mich einengen lassen in der Welt der klein karierten Menschen,
vielleicht sollte ich kalt werden,
vielleicht sollte ich mich verändern,
und vielleicht sollte ich mein Leben so weiterführen,
wie ich es bisher tat…

Und obwohl man daliegt, in seinem kleinen Kämmerlein mit all der stickigen, verbrauchten Luft, so ist man doch irgendwie dankbar, für die Leere, um zumindest in diesem einen Moment nicht dem Schmerzen ausgesetzt zu sein. Und für jede Minute, die man sich entspannt, bekommt man eine weitere geschenkt. Weich und warm schmiegt sich die einst kalte Dunkelheit an einen, wispernd dringen Wörter in den geleerten Kopf und hallen in ihm wieder; Trost spendende Worte und mit dem wiedergekehrtem Gefühl der Leere schwebt man hinauf in das sanfte Grau des Tages. Obwohl ich weiß, das der Schmerz Abend für Abend wieder kommen wird, obwohl ich weiß das es schlimmer wird, durch jeden weiteren Tag den ich getrennt von meinen Hirten verbringe, obwohl ich weiß, das ich die Abzweigung des Pfades verpasst habe, gehe ich weiter.

Nur um herauszufinden, ob der Schmerz verebbt, ob die Sehnsucht die über den Glasscherben wacht, Recht behält und mir die richtige Richtung weist. Und obwohl ich weiß, das der Schmerz der Morgen für Morgen wieder kehrt, kaum das ich die schützende Dunkelheit verlassen habe, wohl niemals wird endgültig versiegen, kann ich doch darauf hoffen, das die eiternde Wunde in meinem Herzen zu heilen anfängt.

Oder aber ich sollte anfangen zu lernen, wie es ist 'erwachsen' zu sein.
Oder zumindest lernen, ‚ich’ zu sein.

Egal was das Leben noch für mich bereithält, egal wie viele Lasten man mir noch wird auf den Rücken wird laden, egal wie viele Enttäuschungen und Rückschläge ich werde einstecken müssen, egal wie lange es dauern wird bis nichts mehr als eine Narbe zurückbleiben wird – ich werde weitergehen und hoffen, das es besser wird. Denn Hoffnung ist das einzige Gefühl, das in einem bleibt wenn man sich nicht ganz in dem Leben verloren hat, dem Leben, das so vieles noch offenbaren wird. Und obwohl ich weiß, das die Dunkelheit mein stetiger Begleiter sein wird, zu verschiedenen Zeiten mein Freund und mein Feind, so werde ich doch so, wie ich bin, versuchen zu leben und nicht einfach nur zu existieren.

°^*~-+-~*^°Das ist mein Traum, ein Traum, für den es sich lohnt zu kämpfen.°^*~-+-~*^°
Ende
 
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Kommentare  

Mag es (nun) ein Abendstern sein,
der auf dich hinab scheint?
Mag (nun) dein Herz tapfer sein,
wenn die Dunkelheit anbricht.
Du bist auf einem einsamen Weg.
Oh, wie weit bist du fort von zuhaus!

Vertraue und du wirst deine Bestimmung finden.
Ein Versprechen lebt jetzt in dir.


Vielleicht werden die Rufe der Schatten fortfliegen?
Vielleicht bist du es, der uns das Licht des Tages zurückzubringt.
Wenn die Nacht dich überkommt, musst du stark sein um die Sonne zu finden.

Ein Versprechen lebt jetzt in dir.

THX, gern gelesen. Unheimlich viel Gefühl.


axel (01.12.2007)

hallo...ok ok, wie man sieht bin ich nicht die einzige, aber hey...geht es vielen leuten wie mir? eigenartig wie sehr diese worte auf mich zutreffen?sind das depressionen? vl deswegen, vl sind depressionen immer gleich...ich weiß es nicht, aber ich danke dir für diesen text, hat mich echt bewegt....peace

ich (25.07.2007)

manchmal scheint die welt in asche
und jedes stäubchen ich zerfällt
wenn auch in anderen ich erhasche:
die brücke zwischen ich und anderen fehlt

manchmal scheint die welt darunter neu
und jedes körnchen ich glänzt auf
wenn plötzlich unerkannt und scheu
begreift wie ich sich wählt die welt im lauf

die einsamkeit kann freilich dies nicht hindern
in jedem einzelnen ein stück zuhaus zu sein
doch solche texte wie der deine könnens lindern:
selbst im einsam sein bleibt ich nicht ganz allein

danke für diesen schönen text von dir. gern gelesen und bei dir
lg sd


 (03.07.2007)

hey du!!!
habe gerade deinen text/brief gelesen und erschreckender weise muß ich feststellen, dass ich mich da richtig arg wiederfinde!du triffst mit deinen worten meine seele und beschreibst gefühle, die auch meine hätten sein können. jedoch bin ich nicht dazu in der lage meine gefühle so intensiv und nachvollziehbar aufs papier zu bringen! ich danke dir für deine offenheit und dem gefühl, dass ich doch nicht ganz alleine bin!!

Liebe grüße
die Linda


linda (30.06.2007)

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