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Lilly (Kapitel 14)

Romane/Serien · Spannendes
Einige Minuten später, Adam Mendelbaum hatte sich bereits mit Freddie telefonisch über den Termin im CT für Lilly Jenssen verabredet, wachte Lilly in ihrem Zimmer auf. Ihr Frühstück stand auf dem Beistelltisch neben ihr. Niemand hatte sie geweckt, da man wohl angenommen hatte, dass das Mädchen ihre Ruhe brauchte. Morgens war Mario, der Zivildienstleistende für die Essensausgabe verantwortlich, weil es zu seinen Pflichten im Frühdienst gehörte, den er üblicherweise hatte. Nur selten traf man ihn nachmittags in der Spätschicht an und zum Nachtpersonal wurde er nie hinzugezogen, da meistens keine Arbeiten anfielen, außer im Notfall anwesend zu sein.
Lilly setzte sich unter einem erschöpften Seufzer auf und ließ ihre Augen sich blinzelnd an die Lichtverhältnisse im Raum gewöhnen. Es war bereit helllichter Tag und die Tür stand zur Hälfte offen. Noch bevor sie sich darüber wundern konnte, vernahm sie Schritte, die näher zu kommen schienen. Ein großer Mann mit einem weißen Kittel trat an ihr Bett heran. Auf seinem Schild an der Brusttasche konnte Lilly nach mehreren Anläufen ‚Dr. Adam Mendelbaum, Kinderheilkunde’ entziffern.
„Na, wie geht es dir denn heute Morgen?“ fragte der Arzt.
„Gut.“ Sie versuchte langatmige Unterhaltungen zu vermeiden, wo sie nur konnte.
„Schön. Es ist auch gut, dass du jetzt wach bist. Ich werde dich noch einmal untersuchen müssen.“
„Untersuchen?“
„Achja, du warst ja bewusstlos“, erinnerte sich Adam an die CT-Untersuchung von gestern, bei der Lilly aufgrund der Betäubung nichts mitbekam.
Adam erklärte ihr auf eine recht umständliche Weise die Funktion der Röhre und Lilly verstand nur schwerlich, was er mit ihr vorhatte.
„Ist Mami auch dabei?“ wollte sie unsicher wissen, da ihr das alles nicht geheuer war.
„Ich denke eher nicht, denn die muss ganz bestimmt arbeiten“, sprach Adam in einem tröstenden Tonfall. Im Umgang mit Kindern sprach er wie automatisch beruhigend auf sie ein und im Normalfall tat dies auch seine Wirkung, aber Lilly nervte das nur und es weckte in ihr das Gefühl, irgendwie übertölpelt zu werden.
Lilly senkte den Blick.
„So schlimm ist das nicht. Ich werde die ganze Zeit in der Nähe sein“, meinte Adam, als er bemerkte, dass seine kleine Patientin nicht gerne ohne Elternteil diese Untersuchung mitmachte. Schließlich beugte sich Lilly dem Willen des Arztes und ließ sich auf eine Transportliege umbetten.
Eigentlich bin ich doch nicht am Bein verletzt, dachte sie sich, widerstand aber der Versuchung, darauf aufmerksam zu machen. Kurze Zeit später befand sie sich im Fahrstuhl auf den Weg in die Computertomographie.



Eigentlich wollte Tanja Jenssen schon viel früher aus dem Haus gehen um ihrer Tochter im Krankenhaus beizustehen, aber aus unerfindlichen Gründen kam sie erst fünf vor neun dazu. Mark war schon längst zur Arbeit gegangen und sie selbst kümmerte sich nur noch um die nötigsten Kleinigkeiten im Haus. Sie stieg ins Auto und fuhr auf die Straße. Es war ein herrlicher Tag, milde 21 Grad und noch keinerlei Anzeichen für einen beginnenden Herbst. Die Kinder, die noch nicht zur Schule gingen, spielten in den Vorgärten in T-Shirts und kurzer Hose.
Zehn Minuten später kam Tanja auf dem Parkplatz des Krankenhauses an. Etwas in Eile schritt sie im Laufschritt die langen Korridore zu den Aufzügen und ließ sich auf die Etage der Kinderstation fahren. Das Personal ignorierend ging Tanja ins letzte Zimmer und fand Lillys Bett leer vor. Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und ging zurück in Richtung Stationszimmer. Dort lief ihr bereits Mario entgegen.
„Lilly ist grad nicht hier“, sprach dieser.
„Und wo ist sie?“
„Bei einer Computertomographie.“
„Was?!“ rief Tanja. Sie sah den jungen Mann dabei scharf in die Augen und bürdete ihm die ganze Schuld an diesem Umstand auf.
„Es tut mir leid, aber….“
„Wo ist das?“ unterbrach ihn Tanja. Sie überfuhr ihn vielmehr mit ihrer harschen Art.
„Im dritten Stock, Tür 3.“
Mario wich einen Schritt zurück und ließ Tanja vorbei. Es gab nichts Schlimmeres, als wütende Mütter, die ihr Kind in Gefahr sahen. Soviel konnte Mario aus ihrer Reaktion lesen, doch er verstand nicht, was sie daran so in Rage versetzte.



Lilly war kalt. Alles womit sie bekleidet war, war eins dieser bläulichen OP-Hemden, das ihr wohl eine Nummer zu groß war und ihre Unterhose darunter. Die schwarze, mit Kunstleder überzogene Liege, war sowieso eine sehr kühle Oberfläche und sie wünschte sich nichts sehnlicher, als dass man sie augenblicklich von hier fortbrachte. Der Arzt, der sie herbrachte, versprach bei ihr zu bleiben. Stattdessen versteckte er sich hinter einer Glasscheibe und beobachtete sie zusammen mit einem anderen Mann, den man ihr als Freddie vorstellte. Somit war sie ganz alleine in diesem kalten und sterilen Raum.
Der Mann und der Arzt nickten einander zu und man fing an, auf einer Tastatur herumzudrücken. Dann begann sich die Liege mit einem anfänglichen Rucken auf die Röhre hinter Lilly zuzubewegen. Das Mädchen spürte, wie sich ihr die Kehle zuschnürte. Was mochte wohl als nächstes passieren? Nach einer kurzen Zeit erreichte die Liege ihre finale Position und für einen Moment herrschte völlige Stille. Diese unerträgliche Stille zog sich gemein in die Länge bis Lilly plötzlich und ohne Vorwarnung zusammenschrak. Sie vernahm ganz in ihrer Nähe die Stimme des Arztes, ohne ihn in ihrer Nähe zu wissen.
„Sei ganz unbesorgt, gleich geht die Untersuchung los und du wirst ein lautes Geräusch hören“, sagte die Stimme des Arztes, die aus einem kleinen Lautsprecher drang, den Lilly erst jetzt wahrnahm. Trotz der Vorwarnung konnte sie sich überhaupt nicht entspannen. Die Vorstellung, hier schon einmal drinnen gewesen zu sein, behagte ihr gar nicht und verschlimmerte ihre Angst nur noch mehr.

„Ich denke, wir können dann beginnen“, meinte Freddie etwas unsicher zu Adam.
„Stimmt etwas nicht?“ fragte dieser, der die Unsicherheit des Kollegen raushörte.
„Nunja, es gibt einige Schwankungen im Stromkreislauf, aber die sollten die Messungen nicht beeinträchtigen. Wir verfügen über ein Notstromaggregat, das im Falle eines Falles den Stromfluss unterbrechungsfrei gewährleistet.“
„Na dann, fangen Sie an.“
Freddie bediente den Computer erneut und die Untersuchung begann, trotz der Tatsache, dass eine derartige Stromschwankung noch nie aufgetreten war und auch sonst vollkommen unwahrscheinlich war, sofern keine starken elektronischen Geräte mit in die Röhre genommen wurden, die diese störte.

Lilly wartete auf das prophezeite Geräusch. Sie kniff die Augen zu, als könnte sie sich so vor der Untersuchung verstecken. Dann plötzlich ertönte eine Art Knall gefolgt von einem dunklen tiefen Grollen. Lilly fing laut an zu schreien. Außerhalb der Röhre konnte man diesen Schrei hören, doch Lilly hörte Doktor Mendelbaums Stimme nicht mehr, die aus dem Lautsprecher drang. Er versuchte sie zur Ruhe zu bringen. Lilly schrie ganz furchtbar und wand sich hin und her, versuchte aus dem kühlen und beengenden Gefängnis auszubrechen, doch sie fühlte sich nur hilflos ausgeliefert. Ihre beiden Hände stützte sie an die Innenwände der Röhre und sie setzte all ihre Kraft ein um sich freizupressen, doch die Röhre widerstand diesem Ausbruchsversuch. Tränen flossen aus Lillys Augen und sie dachte ganz intensiv an ihre Mutter, die sie sich jetzt herbeiwünschte. Sie würde sie aus diesem Apparat befreien, das wusste sie und ihr Wunsch daran schien ganze Galaxien zu überwinden.
Adam und Freddie konnten nichts für Lilly tun, damit sie ihren Widerstand beendete. Während Adam noch immer versuchte, zu dem verängstigten Kind durchzudringen, kümmerte sich Freddie um ein ganz anderes Problem. Ohne eine Erklärung dafür zu finden, kam die für die Untersuchung aufgewendete Energie zurück in die Generatoren, die die überschüssige Energie nirgends hin ableiten konnten. Würde dieser Prozess nicht aufgehalten, könnte das zu einer Schädigung der Röhre führen. Doch wodurch wurde diese Energie-rückkopplung ausgelöst?
Trotz dieser technischen Fehlfunktion machte das Gerät einige Aufnahmen von Lillys Gehirn und drang dabei tief in die Region vor, die zuvor nur als weißer Fleck zu erkennen war. Viele der Bilder waren stark verwackelt, da das Kind offenbar nicht stillhielt. Aber ein, zwei Aufnahmen waren durchaus verwertbar.

Lilly konzentrierte sich. Dabei gelang ihr sonst immer, ihren Geist auf das Wesentliche zu fokussieren, damit sie eine Situation heil überstand. Sie beruhigte sich und wiederholte im Gedanken immer wieder den Satz „Lass diese Untersuchung jetzt enden, ich will hier raus!“
Nach einigen Malen begann sie den Satz laut vor sich hinzusagen und es schien Wirkung zu zeigen. Das Grollen und Brummen des Apparates wurde immer höher und wechselte von einem Summen in ein schrilles Kreischen. Die Monitore im Untersuchungsraum hinter der Glasscheibe flimmerten und zeigten nun kein sauberes Bild mehr. Nachdem ein zweites Bild aus der zum Scheitern verurteilten Untersuchung den Drucker verließ, donnerte es stark im Raum und Funken flogen. Eine Glühbirne aus einer Lampe brannte aufgrund der Überspannung durch und zwei Monitore fielen komplett aus.
Vor ihrem inneren Auge sah Lilly schemenhaft die äußere Umgebung. Sie spürte sie eher, als das sie deutliche Umrisse erkannte. Dieser höllische Apparat verlor an Kraft und auch die schrecklichen Geräusche verendeten. Der Strom, der im Übermaß durch die ganzen Systeme floss, schien auch durch sie zu fließen und Lilly bekam langsam Kontrolle über diese Empfindung. Es war tatsächlich der Strom der Geräte, den sie spürte und sie spürte ebenfalls, dass sie imstande war, ihn in jede beliebige Richtung zu lenken. Vor sich sah sie nun deutlich die Geräte, die diese Röhre dazu antrieben, ihr eine schreckliche Angst einzujagen und das Mädchen entschied, dem ein Ende zu setzen. Lilly atmete tief ein, konzentrierte sich und entlud den gesamten Strom, die ganze Energie, die sie von außen auf sich einwirken fühlte, in eine einzige Welle. Eine Welle, die sie blitzschnell den Geräten entgegenschickte. Diese konnten dem Druck nicht standhalten und versagten in einem Funkenregen den Dienst.
Adam und Freddie konnten nur noch in Deckung gehen, bevor ihnen ein Funke in die Augen schoss. Dann erstarben sämtliche, durch Computer und Generatoren erzeugten Geräusche und das Licht erlosch.

„Was ist denn hier los?“ fragte eine verwirrte Frauenstimme, als Adam und Freddie langsam die Köpfe hoben. Die beiden Männer waren ebenfalls verwirrt, denn außer ihnen befand sich ihres Wissens niemand anderes im Raum und dass jemand hinzukam, hörten sie in dieser Verwirrung nicht. Als Adam Mendelbaum sich allerdings umdrehte, erkannte er Tanja Jenssen, die Mutter der kleinen Lilly.
„Was machen Sie denn hier?“ fragte der Arzt geradeheraus.
„Ich habe erfahren, dass Sie meine Tochter einfach so zur Untersuchung entführt haben und dann muss ich so ein Chaos vorfinden.“ Auf dem Weg hier her hatte sie sich kein bisschen beruhigt, im Gegenteil, sie lud sich erst richtig auf.
Adam kam gar nicht soweit, das Chaos irgendwie erklären zu wollen, denn Tanja sprang bereits auf die Tür zum Nebenraum zu, in dem Lilly noch immer in der Röhre steckte. Sie hatte die leise wimmernde Stimme ihrer Tochter gehört, die immerzu „Mammi, Mammi“ schluchzte.
Tanja zog Lilly an den Füßen aus der Röhre und schloss sie in ihre Arme. In diesem Moment sprang das Notstromaggregat an und zumindest ein Teil der Beleuchtung kehrte zurück.
„Kann ich jetzt hier weg?“ fragte das Mädchen verheult.
„Ich versprech dir, Kleines, ich hol dich hier raus. Aber wir müssen erst einmal abwarten, wie sich die Dinge entwickeln.“
Das Kind verstand nicht. Tanja atmete kurz auf und entschied ehrlich zu ihrem Kind zu sein.
„Ich traue dem Arzt nicht, um ehrlich zu sein, traue ich hier keinem. Aber es ist nicht so einfach, dich hier raus zu holen.“ Tanja strich ihr langsam durch das Haar, während sie Lilly zu erklären versuchte, dass es als eine Entführung gewertet werden konnte, würde sie sie einfach so mitnehmen.
„Aber ich will nicht mehr hier sein, sonst wird alles nur noch schlimmer!“
„Ich weiß, Liebes. Ich weiß…“ Tanja gab ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich rede mit dem Arzt, wenn ich kann.“

Adam und Freddie begutachteten den Schaden, der entstanden war. Sämtliche Monitore waren erloschen, einem fehlten sogar Teile der Scheibe. Der Energieschub muss wohl dermaßen stark gewesen sein, dass das Gehäuse nicht mehr standhielt. Ebenfalls betroffen waren viele Glühbirnen, deren Scherben überall verstreut auf der Erde lagen und in der diffusen Notbeleuchtung wie ein funkelnder Sternenhimmel wirkten. Wie konnte das nur passiert sein, fragten sich die beiden.
„Haben Sie eine Ahnung, was diese Störung verursacht haben könnte?“ fragte Adam die entscheidende Frage.
„Nicht mal einen blassen Schimmer“, antwortete ihm Freddie. Er hob zwei DIN A4-Seiten auf, auf denen die ausgedruckten Aufnahmen von Lillys Gehirn waren. Zunächst wusste er nicht, wie er die Aufnahmen deuten sollte, dachte an einen Fehler des Druckers, aber dann fiel ihm etwas auf.
„Sehen Sie mal hier, Doktor“, sagte Freddie und stupste dabei den Mediziner an. Dieser warf einen flüchtigen Blick auf die erste Aufnahme, die eine starke Vergrößerung des dunklen Fleckes zeigte, der jetzt nicht mehr ausschließlich dunkel war. Die zweite Aufnahme konnte auch Adam richtig deuten. Die Aufnahme von Lillys Gehirn war stark verwackelt, was im Normalfall unmöglich war, da die Geräte computergesteuert und somit wackelfrei waren. Doch die Darstellung des Gehirns wurde von etwas überlagert, einer Art elektrischen Verzerrung ähnlich wie man sie auf schlechten Fotomontagen sah.
„Soll das etwa bedeuten, dass…“ begann Adam, doch Freddie unterbrach ihn.
„Richtig. Eine elektrische Entladung brachte unsere Apparate zum versagen und die Quelle ist das Gehirn des Mädchens.“
„Lilly hat es absichtlich gemacht!“ erkannte Adam. Doch wie um alles in der Welt war es ihr möglich, eine elektrische Entladung in ihrem Gehirn zu erzeugen, die imstande war, umliegende Geräte zu zerstören? Vielleicht bot die erste Aufnahme eine Erklärung für dieses Phänomen.
„Wie lässt sich das deuten, Freddie?“ fragte Adam und deutete auf die vergrößerte Ansicht des ehemals dunklen Flecks.
„Dies sind die Synapsen, Knotenpunkte zwischen den Nervenzellen. Jede Synapse stellt eine Verbindung verschiedener Denkprozesse dar, sie tauchen quasi überall da auf, wo ein Mensch sich neues Wissen mittels Verknüpfung diverser…“
„Ich weiß was Synapsen sind, aber wie soll ich diese Aufnahme deuten?“ unterbrach Adam entnervt.
„Was wir neulich als großen dunklen Fleck gesehen haben, ist im Grunde ein enorm verdichteter Haufen von vielen Millionen Synapsen. Wir sehen hier so etwas wie ein superdichtes Netzwerk von Nervenzellen, die in schier unendlicher Weise miteinander agieren können.“ Freddie legte eine Pause ein, in der er sah, wie Adam scharf nachdachte. „Das ist allerdings nicht alles, was ungewöhnlich daran ist.“
„Was denn sonst noch?“ fragte Adam erschrocken. Er fand, dass dies bereits beunruhigend genug war.
„Dieser dichte Synapsen-Haufen befindet sich in einem Teil des Gehirns, der normalerweise ungenutzt ist!“
Adams Augen wurden immer größer. Sein Blick fiel auf das Mädchen im Nebenraum, das er durch die Glasscheibe sehen konnte. Sie lag in den Armen ihrer Mutter und weinte offensichtlich. Er verstand, was Freddie ihm gerade mitteilte. Menschen benutzen höchstens zehn Prozent ihres Gehirns, die restlichen neunzig Prozent sind scheinbar ungenutzt. Es gab wissenschaftliche Theorien zu der Annahme, dass ein Mensch, würde er die komplette Kapazität seines Gehirns nutzbar machen können, über psychische Kräfte verfügen würde. Psychische Kräfte, die ihm die Einflussnahme auf Menschen und Objekte in seiner Umgebung ermöglichen würde. So jemand war in der Lage, Gedanken zu lesen, Gegenstände mittels Gedankenkraft durch einen Raum zu bewegen und feste Materie in ihrer molekularen Zusammensetzung zu verändern. Soweit die Theorie. Bisher wurde niemals von einem Menschen berichtet, der tatsächlich dazu in der Lage war und im Grunde war diese Theorie in den meisten Fachkreisen mehr als umstritten. Fast überall wurde sie als Science-Fiction abgetan und doch gab es einen kleinen Teil von Parapsychologen und Grenzwissenschaftlern, die diese Möglichkeit nicht ausschlossen.
War Lilly ein solcher Mensch? Adam wusste es nicht, aber die Daten, die ihm vorlagen, deuteten zumindest daraufhin, dass sie für die Zerstörung des Untersuchungsraums verantwortlich zeichnete. Irgendetwas führte dazu, dass Lillys Gehirnpotential enorm zunahm und sie dazu imstande war, sich äußerst effektiv gegen die Untersuchung zur Wehr zu setzen. In ihrem Gehirn fand ein Prozess statt, der vielleicht nicht aufzuhalten war und bestimmt ungesund für ihren Körper war. Es musste gestoppt werden, denn der Körper signalisierte bereits, dass er nicht mit dieser Abnormität, oder was immer es war, zurechtkam. Die starken Krämpfe waren mit Sicherheit die erste Reaktion von vielen, die zu schwer wiegenden Störungen in Lillys Körper führen könnten. Und die Eltern wussten das, anders konnte sich Adam deren merkwürdiges, heimlichtuerisches Verhalten nicht erklären. Was er sich allerdings nicht erklären konnte, war der Grund, wieso sie es zuließen, dass ihrem Kind derartiges widerfuhr. Offensichtlich ging es dem Kind nicht gut. Es quälte sich doch und litt stark unter dieser Situation. Dummerweise war auch das Kind verschlossen, was diese Sache anging, als steckten alle drei unter einer Decke. Was konnte nur so schrecklich daran sein, wenn ans Licht kam, dass Lilly über enorme Fähigkeiten verfügte? Wahrscheinlich fürchteten sie jene Wissenschaftler, die nur auf einen Beweis ihrer waghalsigen Theorie warteten, dass das menschliche Gehirn zu soviel mehr fähig war, als man ihm zugestand. Mit Lillys Hilfe konnten sie der breiten Masse endlich beweisen, was sie selbst schon lange zu wissen glaubten.
Ein kleines Bisschen konnte Adam die Eltern verstehen, ihr Kind deswegen nicht ins Krankenhaus zu bringen. Aber selbst sie mussten doch erkannt haben, dass ihre Tochter darunter litt, ja vielleicht daran zugrunde ging. Es musste eine Methode gefunden werden, wie man diese Veränderungen im Gehirn des Mädchens rückgängig machen konnte.
„Vielen Dank, Freddie. Ich rede mal mit einem Neurologen, vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dem Kind zu helfen.“
„Ich wünsche viel Glück.“
Adam verließ den Untersuchungsraum und begleitete den Pfleger, der Lilly bereits wieder auf die Transportliege zurücklegte und mit ihr die Kinderstation ansteuerte. Lillys Mutter war ebenfalls dabei und wich nicht von der Seite ihres Kindes. Dieser Zwischenfall sensibilisierte sowohl Kind als auch Mutter und Adam musste nun mit aller Vorsicht und sehr behutsam seine nächsten Schritte planen. Als erstes würde er sich mit einem Neurologen über diese atypischen Gehirnveränderungen unterhalten und dann musste man eine Therapie ausarbeiten. Dazu brauchte Adam allerdings die Kooperation beider Eltern und das würde bestimmt sehr schwierig werden. Wenn er es nur schaffen würde, ihnen den Ernst der Situation zu verdeutlichen, könnte er endlich Lilly helfen. Die Idee, Tanja und Mark waren eventuell nicht die leiblichen Eltern von Lilly und sie entführten das Kind einst, verschwand fürs erste im Hinterkopf des Arztes. Ganz weg war es nicht, aber die Geheimnistuerei der Eltern ließe sich auch auf diese neue Weise erklären. Allerdings waren die seltsamerweise unbekannte Blutgruppe und die unstimmigen bzw. fehlenden Patientenunterlagen der Mutter und des Kindes damit nicht zu erklären. Adam vermochte sich darauf aber nicht weiter zu konzentrieren, die neuen Daten erforderten seine gesamte Aufmerksamkeit.
 
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