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Syntrix - Kapitel 4

Romane/Serien · Fantastisches
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Recherche

Es war dunkel. Die meisten Bewohner des Kishuku-Internats schliefen schon. Nur auf den Dächern des Gebäudes, und der Häuser im Umkreis konnte man vereinzelt dunkle Gestalten erkennen. Die Wachposten der Syntrix.
Es waren allerdings noch drei weitere Personen in dieser Nacht wach. Sie befanden sich in einem Raum im Erdgeschoss des Internats. In diesem Raum befanden sich mehrere Telefonzellen und ein kleines Schränkchen mit Telefonbüchern.
Die Bücher lagen verstreut auf dem Boden. Zwischen den Büchern saß ein Mädchen mit ellenbogenlangen, rosa Haaren. Es blätterte angestrengt in einem der Bücher. „Hatamoto…Hanazaki…Hitohira…Mist…“, murmelte sie vor sich hin.
„Hikari, warum müssen wir ausgerechnet mitten in der Nacht Telfonbücher wälzen??“ Aoku strich ihre blauen Haare zurück und streckte sich.
„Jede Sekunde zählt, wir müssen uns- HONDA!!!“, brüllte die Angesprochene plötzlich. Sie schnappte den kleinen Zettel, der auf dem Schrank lag und kritzelte einen Namen und die dazugehörige Adresse darauf. Dann wandte sie sich wieder ihren Büchern zu.
In der Ecke regte sich etwas. „Hmpf…mach nicht so´n Geschrei…“ Rai lehnte im Schneidersitz in der Ecke unter einem Haufen Bücher begraben und döste vor sich hin.
Wütend drehte Hikari sich zu ihm um: „Du könntest ruhig mal mithelfen!! Pennen kannst du auch noch nachher!“
Sie hatte, nachdem sie von Hitomi den Namen des Mädchens erfahren hatte, sofort ihr Team zusammengetrommelt. Seit dem Abendessen waren sie jetzt schon auf der Suche nach dem Namen „Mina Honda“. Das Problem war nur, das es nicht gerade wenige Hondas gab. Aoku seufzte. „Kari, wir haben jetzt schon sieben Hondas gefunden, die alle hier im Umkreis wohnen, meinst nicht das reicht?“
„Wir müssen aber ALLE Hondas finden, alle die es gi-!“ „Ssshhh! Ruhe ihr beiden, da kommt jemand!“ Rai schlich zur Tür und öffnete sie einen Spalt breit. „Lehrer!“
Die drei stürzten zu den Büchern, sammelten sie hektisch zusammen und stopften sie in das überfüllte Schränkchen.
„Mist!“ Aoku stemmte sich gegen die Tür des braunen Holzschrankes. Sie ließ sich nicht schließen.
„Vergiss die Tür, wir müssen verschwinden!“ Die Syntrix kletterten durch das Fenster und hinterließen das Zimmer mehr oder weniger im Chaos. Hinter sich hörten sich noch eine aufgebrachte Stimme eines Lehrers.


„Whoa, das war knapp!“ meinte Hikari erleichtert. Die Drei befanden sich auf dem Dach.
„Ja, aber zurück können wir jetzt nicht mehr…“, sagte Aoku vorsichtig. „Hm…das ist allerdings ein Problem…Aber da wir schon sieben in Frage kommende Hondas gefunden haben, können wir ja schon mal weitermachen! Wir sollten langsam los und uns die Häuser anschauen!“ Hikari stand auf und sah die beiden erwartungsvoll an. Die Glocke der naheliegenden Kirche schlug. Es war drei Uhr morgens. Rai und Aoku sahen nicht allzu begeistert aus.
„Es ist drei Uhr morgens, ich gehe jetzt ins Bett!“ kündigte Rai an. Auch Aoku schaute Hikari nur zweifelnd an. „Wir brauchen eh eine Erlaubnis von Chimiko, um weiter zu recherchieren und ich bezweifle, dass sie begeistert davon ist, wenn sie mitten in der Nacht geweckt wird. Damit folgte sie Rai durch ein defektes Dachfenster auf den Speicher des Internates.
Hikari starrte ihnen noch minutenlang nach, dann folgte sie ihren Teamkameraden verärgert.
´Sie verschwenden wertvolle Arbeitszeit! Morgen geht es aber dann richtig los!´

~ ~ ~

Der nächste Tag war ein Samstag. Nachdem sie unsanft von Hikari geweckt worden waren, standen sie auf und gingen zu Chimiko, um einen offiziellen Auftrag für die Recherche zu bekommen. So ein Formular war wichtig, weil auf der Mission eventuell Menschen mit Syntrix-Magie in Berührung kommen konnten. Um sich dafür vor dem Rat rechtfertigen zu können, brauchte man als Grundlage zumindest ein authentisches Formular, damit man überhaupt eine Verteidigung hatte. Sie verfügten für die Verhandlungen extra über spezielle Leute, ein Mädchentrio, das sich in diesem Gebiet auskannte, und sie schon oft vor Problemen bewahrt hatte. Chimiko war der Meinung, dass das auch mehr als nötig wahr, bei dieser Chaostruppe, die sie da anführte.
An diesem Morgen war das Oberhaupt jedenfalls nicht sehr erbaut, das man sie aus dem Schlaf klopfte und die drei verloren eine in Hikaris Augen äußerst wertvolle halbe Stunde, in denen sie sich von dem braunhaarigen Mädchen anschreien lassen mussten. Die Themen waren unter anderem die weitreichenden Folgen von Schlafraub, die Unfähigkeit des Teams, die Unfähigkeit der menschlichen Regierung und Chimikos Beziehungsprobleme mit ihrem Freund Shuyo, die jetzt der ganze Flur mitbekommen hatte. Als sie bemerkte, was sie soeben von sich gegeben hatte, fluchte sie noch lauter, verschwand in ihrem Zimmer und kam drei Sekunden später mit einem abgestempelten Zettel wieder heraus.
„So und jetzt GEHT, verdammt noch mal!“ brüllte sie und schlug die Tür zu.
Rai kratzte sich am Kopf. „Was für ´ne komplizierte Frau…“


„Also, am besten, wir teilen uns auf!“ Aoku schrieb auf jedes Blatt ein paar Adressen und teilte sie auf.
Rai sah auf seinen Zettel. „He, warum muss ich eine mehr machen?“ „Weil sieben geteilt durch drei ebenb nicht aufgeht, du Schlaumeier.“, gab das blauhaarige Mädchen trocken zurück. „Wir treffen uns…zu Mittag wieder im Internat.“
„Alles klar!“ Hikari war sofort Feuer und Flamme.
„Von mir aus…“
Die drei machten sich auf den Weg. Hikari schaute auf die saubere Handschrift der Freundin.
„Honda, Sobanaweg 16…Klasse, das ist ganz in der Nähe! Dann mal los!“
Doch diese Adresse stellte sich als Fehlschlag heraus.
Das Haus war aus einfachen, roten Ziegelsteinen zusammengesetzt und hatte ein dunkles Dach, so wie alle Häuser in dieser Gegend. Durch das Küchenfenster konnte man eine junge Familie mit zwei kleinen Kindern beim Frühstück beobachten.
„Das war ja wohl nichts…Also gut, nächstes Haus! Kazumastraße 156!“ Voller Zuversicht machte sich Hikari auf den Weg.


„Drei Adressen…die hätte auch Hikari machen können, die ist doch so begeistert davon!“ Rai saß auf einem Baum und schaute sich den Zettel an. „Honda, Sakura-Allee 4, Honda, Sashinstraße 17, Honda, Zubarustraße 12.Na toll, alle am anderen Ende der Stadt. Wie nervig…“
Die Sakura-Allee lag in einem der reicheren Viertel der Stadt. Dort gab es viele Villen und Anwesen wohlhabender Familien.
Die Nummer vier war eines davon. Rai hielt sich nicht lange mit beobachten des Hauses auf. Das Anwesen war mit einer hohen Mauer umgeben, die mit Efeu bewachsen war. Das große, weißgestrichene Tor hatte viele Schnörkel, an denen man problemlos in die riesige Gartenanlage klettern konnte. Rai brauchte nicht lange, um festzustellen, dass das nicht das Haus war, das sie suchten.
Er verschwand unbemerkt wieder von der Anlage.
Auch die nächsten beiden Adressen waren unbrauchbar. Das eine Haus war eine Studenten-WG, die offenbar die Nacht durchgefeiert hatte, Das Andere existierte nicht mehr, an seiner Stelle sollte offenbar ein Spielplatz entstehen.
Rai hatte damit kein Problem. Es war ihm sogar ganz recht, das nichts bei seiner Recherche herumgekommen war. Erleichtert kehrte er zurück zum Internat um dort den fehlenden Schlaf nachzuholen.


Aoku hatte mehr Glück als ihre Teamkameraden. Ihre erste Adresse lag in der Nähe der Grundschule. Offenbar hatte sich das Kuroi Kikon für den Moment beruhigt, denn man spürte seine Aura hier nicht.
`Treffer`, dachte Aoku, als sie das Haus sah. Sie wusste nicht, warum sie sich so sicher war, es war so ein unheilschwangere Aura, die von der kleinen Wohnung ausging. Zwischen den Häusern auf dieser Straße lagen mindestens Hundert Meter. ´Die Chancen stehen gut, das noch niemand etwas bemerkt hat.´
Hikari hatte ihnen von dem Gedankenbild, dass sie von Hitomi bekommen hatte erzählt. Wenn das stimmte, musste sich in dem Haus noch die Leiche der Frau befinden. Der Körper von Mina weilte indessen in der Geisterwelt. Die Joran verbannten die Körper der Seelen, die sie besetzen, immer in diese Welten. Schafft man es, die Seele von ihren negativen Gefühlen zu befreien, also den Joran ihre Nahrungsgrundlage zu nehmen, lassen sie die Seele wieder frei und der Körper taucht wieder auf. Das war das Ziel.
Da das Haus unberührt schien, konnte der Vorfall noch nicht all zu lange her sein.
Aoku wollte nicht in das Haus. Darin würde eine grotesk zugerichtete Frau liegen. Aber sie musste.
´Erstmal muss ich irgendwie reinkommen. Die Tür wird ja wohl abgeschlossen sein. Mal um das Haus herumgehen…Hm…Also ich sehe keine offenen Fenster! Also keine Möglichkeit, reinzukommen. So ein Pech! Da muss ich wohl erst zurück und Bericht erstatten!´
Sie wusste, das es feige war. Aber sie konnte nicht hineingehen. Leichen wurden von Insekten zerfressen. Besonders wenn sie viele Wunden hatten. Genau wie der tote Vogel auf dem Hof. Die Würmer krochen ihm aus dem Augen, und auf der Unterseite hatte sich eine Käferfamilie angesiedelt. Als Aoku daran zurückdachte, schüttelte sie sich.
Trotzdem, sie hatte keine Zeit zu verlieren. Sie durfte es nicht riskieren, das jemand die Frau entdeckte. Das ein Mensch sie entdeckte. Denn das war die Aufgabe der Syntrix. Menschen hatten nichts mit Dämonen zu schaffen.


Hikaris zweite Adresse war natürlich auch wenig ertragreich, was sie nachdem sie eine Stunde herumgeirrt war und die Momokuristraße letztendlich gefunden hatte, feststellen musste. Enttäuscht strich sie ihr rosa Haar zurück. Die Farbe war ein Überbleibsel der dämonischen Gene. Die ursprünglichen Syntrix waren eine Mischung aus Dämonen und Menschen gewesen. Nach Beendigung ihrer Aufgabe blieben sie auf der Erde. Über die Jahrtausende hinweg wurden sie den Menschen immer ähnlicher, doch einige Besonderheiten waren auch jetzt noch vorhanden. Sie äußerten sich meistens in Haar- oder Augenfarbe oder auch in Form verschiedener Körperteile wie zum Beispiel Ohren.
´Jetzt konnte ich wieder nichts beitragen…Wie unfair!`
Sie schlug den Weg zurück ein, besann sich dann aber anders. ´Obwohl…Es gibt noch etwas was ich tun kann…komm schon Hikari! Beweise, dass du nicht schwach bist! Ja, ich bin genauso ein Mitglied dieses Teams, wie die anderen! Also los!´


Aoku rannte fast ein kleines Mädchen um, als sie über den Hof des Internates hastete. ´Zuerst zu Kari und Rai, dann zu Chimiko!´ Sie riss die Tür zu ihrem Zimmer auf. „Kari! Rai! Ich hab das richtige Haus! Es ist der Moriyaweg! Wir…Hä?
Rai? Wach auf du Schlafmütze! Wo ist Hikari?“

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