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Der Parkplatz

Poetisches · Aktuelles und Alltägliches
Der Tag war lang, die Glieder sind schwer,
So quäl ich mich mal wieder durch den Feierabendverkehr.
Ein Hupen, ein Dröhnen, ein Schwitzen, ein Stöhnen,
Erst mal zu Haus werde ich dem Nichtstun frönen.

Die Autos, sie schleichen, alle Ampeln sind rot,
Das traute Heim zu erreichen nun oberst Gebot.
Die Kehle ist trocken, der Magen, er knurrt,
Wie ein Korsett kommt er mir vor, mein Anschnallgurt.

Endlich soweit, nun ist es vollbracht,
Bin daheim angekommen noch vor Anbruch der Nacht.
Ein Hindernis gilt es nun noch zu überwinden,
Und in den Blechkolonnen einen Parkplatz zu finden.

Ich kurve herum und fang an zu schrein:
„Irgendwo muss doch noch einer frei sein!“
Ich rauf mir die Haare und ahne entsetzt,
Die freien Parkplätze sind alle besetzt.

Ein Plätzchen noch frei, doch das wäre gewagt,
Das Parken dort nämlich strengst untersagt.
Ich denk mir was solls im Angesicht dieser Not
Stelle ich mich heut ausnahmsweise mal ins Halteverbot.

Mit etwas Glück bleibts unentdeckt,
Bis der Wecker mich morgen früh weckt.
Anders hätte ichs auch nicht gewollt.
Heute ist das Schicksal mir sicherlich hold.

Kaum in der Wohnung ändert sich mein Befinden
Und die Zuversicht beginnt rasch zu entschwinden.
Das Auto widerrechtlich abgestellt,
Ein Gedanke, der mir plötzlich gar nicht gefällt.

Ich schau aus dem Fenster, den Kopf leicht gedreht,
Mein Auto dort einsam und verlassen jetzt steht.
Und noch während dieser Anblick mir Sorge bereitet,
Eine Politesse energisch um die Ecke schreitet.

Ausgestattet mit mobilem Erfassungsgerät,
Hat sie meinen Boliden schnellstens erspäht.
Ich steh starr am Fenster und erkenne im Nu,
Die Dame marschiert schnurstracks auf mein Auto zu.

Bevor ich mich verseh stürm ich die Treppen herunter,
Der müde Verstand plötzlich wieder putzmunter,
Sucht nach Ausreden, die man ihr geben kann,
Irgendwas mit Kindern, das kommt immer gut an.

„Mein Sohn hatte Durchfall“ setz ich bereits an,
Doch ihr Lächeln verhindert, dass ich weiterreden kann.
Mir stockt der Atem, mir fehlen die Worte,
Sie ist auch noch eine der charmanteren Sorte.

Die Gedanken kreisen, ich fühl mich wie betrunken,
Bin gänzlich im Funkeln ihrer Augen versunken.
Und während sie kritzelt und während sie schreibt,
Die Wonne mich kitzelt, ich hoffe, sie bleibt.

Da hilft kein Gejammer und auch kein Gebettel,
Hab ihn wohl verdient, den blauen Strafzettel.
Selig lächelnd, ja bin ich denn krank,
Ich mich für den Wisch bei ihr auch noch bedank.

Sie habe noch zu tun und muss nun leider gehen,
So lässt sie mich einsam auf der Straße stehen.
Und begleitet von des Nachbars Gekicher
Stopf ich den Zettel unter meinen Scheibenwischer.

Nun lieg ich im Bett und starr vor mich hin,
Ringe um einem Erkenntnisgewinn.
Ich gelang zu der Einsicht, die mir gar nicht gefällt,
Heut Nacht hab ich den vermutlich teuersten Parkplatz der Welt.
 
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Kommentare  

Danke für die Kommentare, freut mich, dass es so gut ankommt.

Zum Redaktionshinweis: stimmt, die zweimalige Veröffentlichung geschah versehentlich, es sind beides identische Versionen. Sorry dafür! Ich lösche die andere sogleich raus.


Adam Weishaupt (06.04.2009)

hallo, adam, das ist ja eine schön gereimte politessenparplatzgeschichte. dann grübel mal schön weiter.
gruß von


rosmarin (06.04.2009)

Tolles Grinsegedicht und so typisch! Ist wirklich grässlich diese ewige Parkplatzsucherei.

doska (05.04.2009)

Oh ja, das kenne ich. Da haben solche Politessinnen kein Erbarmen mit einem, und das, obwohl man so nett zu ihnen ist.

Jochen (05.04.2009)

Ein echtes Schmunzelgedicht. Ja, so kann`s einem gehen.

Petra (05.04.2009)

Hallo Adam,
Du hast - meiner Ansicht nach - dasselbe Gedicht gleich zweimal veröffentlicht. So wirst du vermutlich wenig Leser finden. Könntest du dich entscheiden, welches davon du haben willst und eins löschen? Danke!


Redaktion (05.04.2009)

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