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Kathleen

Trauriges · Kurzgeschichten
Es ist Samstag. Sie hat sich mit ihrer Kleidung ins Bett gelegt, zugedeckt und versucht nun schon seit Stunden einzuschlafen. Zitternd drückt sie ihr Kuscheltier fest an ihren Oberkörper und flüstert ihm leise in die kleinen Bärenohren „Hab keine Angst. Dir passiert nichts“.
Hinter der geschlossenen Tür poltert es, Schatten huschen unter der Tür vorbei und Schritte, Schritte. Seine Schritte. Kathleen möchte sich am liebsten die Ohren zuhalten, nichts mehr hören, aber das kann sie nicht. Sie muss auf Mama aufpassen und horcht atemlos zwischen Türengeschmeiße, Gebrüll, Beleidigungen und lauter Musik nach dem gefürchteten Schluchzen. Das tut ihr weh. Manchmal kommt Mama dann ganz schnell ins Zimmer, nimmt sie auf den Arm und sie laufen durch das Treppenhaus und er schreit noch Irgendwas hinterher, was Kathleen nicht verstehen will.
Bei der Tante, der Oma oder irgendeiner Bekannten ist sie dann ganz aufgedreht und fröhlich. Nicht weil sie es ist, sondern um sie nicht zeigen zu müssen. Mama muss dann noch etwas trinken, weil es ihr so schlecht geht und es ist endlich ruhig und Kathleen kann weinen.
Meistens aber bleiben sie und am nächsten Morgen versucht Mama ihr blaues Auge zu verstecken und er ist besonders freundlich. Richtig eklig unpassend.
Manchmal betet sie, dass sie bei einer Tante oder Bekannten einfach bleiben, aber er kommt immer wieder mit großen Versprechungen und nimmt sie mit. Ob Mama ihm glaubt? Vielleicht will sie glauben. Für die meisten Kinder ist das Wochenende schön. Da wird viel unternommen oder man freut sich einfach, dass die Schule zu und man Freizeit hat. Kathleen weiß, dass der Vater nur am Freitag und Samstag trinkt und an den restlichen Tagen arbeiten geht. Das sind die Tage, an denen sie ihren Schlafanzug gegen Straßenkleidung eintauscht, in denen sie in einen Eimer pinkelt, weil sie Angst hat auf die Toilette zu gehen und in dem sie manchmal ein Messer neben dem Bett liegen hat.
 
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Kommentare  

Eine sehr gute Geschichte! Leider wohl nur zu wahr. Und zu
allem Unglück glauben die Mamas den
Besserunsbeteuerungen immer viel zu lange.


klaus60 (23.12.2009)

Hochdramatisch. Du hast es sehr gut herüber gebracht, was ein Kind dabei emfindet.

doska (14.12.2009)

Traurig und wirklich sehr echt. Toll wie du dich in die Lage des Kindes hineinversetzen kannst. Gefällt mir ausgesprochen gut.

Jochen (12.12.2009)

Oh, schrecklich und sehr ergreifend. Hier ist nichts übertrieben und darum geht es einem so in`s Herz. Ganz, ganz toll, wie du das schilderst. Ich bin angenehm überrascht.

Petra (12.12.2009)

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