185


2 Seiten

… oder einfach mal auf IneS hören (Teil 3)

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
© Middel
Jetzt sollte ich also wegen den paar Euronen verknackt werden? Wird man dafür eigentlich verknackt? Ich wollte es nicht herausfinden, aber was blieb mir anderes übrig. Ich sammelte Straftaten wie andere Briefmarken schien es mir und ich sah mich schon auf dem Revier sitzen und bei einer Gegenüberstellung meinen Freund den Bahnbeamten (Erschleichung von Leistung, § 265a StGB – hatte ich nicht erwähnt, dass Astrid Jura studiert?) wiedersehen, der mich noch dazu wegen seiner Beule auf Schadensersatz verklagt. Dann sah ich vor meinem geistigen Auge die Weithmannreuter-Lippgenstein, die mich wegen Beleidigung (§ 185 StGB – Ich musste Astrid andauernd abhören, da bleibt was hängen) anzeigt und gleich noch die Nachbarn als Zeugen anführt. Wahrscheinlich würden die mich auch noch wegen Tierquälerei (sämtliche Paragraphen des Tierschutzgesetzes) anschwärzen, weil ihr Fiffi von mir mal einen Eimer Wasser verpasst bekommen hat. Des Weiteren zeichnete meine mit mir durchgehende Fantasie ein Szenario des Schreckens auf. Verurteilung, Gefängnis, Studienabbruch …
„Ich übernehm' das schon“, drang da von ganz weit entfernt eine liebliche Stimme an mein Ohr, dem ich in diesem Moment zu vertrauen nicht im Stande war. Erst ein zweiter Sinn überzeugte mich dass ich nicht halluzinierte. Und als ich mich dann langsam umdrehte, erkannte ich, dass „ganz weit entfernt“ direkt hinter mir bedeutete und zu der lieblichen Stimme ein noch lieblicheres Gesicht gehörte.

„Echt voll nett von dir“, versuchte ich mich kurze Zeit später bei Maria, so viel hatte ich schon herausgefunden, zu bedanken. „Kein Problem“, antwortete sie, „wenn mein Kopf nicht angewachsen wäre, würd ich selbst den manchmal vergessen.“ Ich versuchte ein abgeklärtes unerzwungenes Lächeln aufzusetzen, was mir wohl nicht wirklich gelang. „Mir ist so was auch schon mal passiert, also kein Problem.“ „Kann ich das denn wieder gutmachen irgendwie?“, wollte ich wissen. Maria war mir, nicht nur aufgrund ihrer Hilfsbereitschaft, auf Anhieb sehr sympathisch und ich wollte sie nicht einfach so gehen lassen. „Nee du, lass mal.“ Na klar, sie zog Rückschlüsse. Penner-Äußeres plus kein Geld gleich „lieber-die-Finger-von-lassen“!
Mir musste irgendwas einfallen. Sie jetzt einfach so gehen lassen fand ich einen unschönen Gedanken, auch wenn ich mir durchaus bewusst war, dass die Umstände nicht gerade für mich sprachen. „Ich muss dann auch los“, sagte sie, als mir ihr T-Shirt auffiel.

Ich hatte es tatsächlich geschafft. Maria wollte mich wiedersehen. Dass dafür eine klitzekleine Notlüge herhalten musste würde sie erstens nicht herausbekommen und zweitens eine schöne Anekdote zu unserer Goldenen Hochzeit abgeben. Aber bevor ich mich weiter gedanklich mit Maria beschäftigen konnte, musste ich erst einmal wieder in meine Wohnung gelangen. Also nichts wie zurück nach Hause und auf den blöden Udo warten.

Und ich wartete und wartete und … sah, wie die Nachbarin ihre tägliche Einkaufstour begann. Na klar, ihre Eierlikörvorräte hatten sich ja auch dem Ende zugeneigt. Mir sollte es recht sein, dann bestand wenigstens aus dieser Richtung kein zusätzlicher Aufreger mehr. Schnell versteckte ich mich hinter dem nächsten Auto und entging so ihren Blicken. Wo blieb denn nur Udo? Ich machte mir langsam ernsthaft sorgen darüber, ob ich vielleicht doch auf IneS hätte hören sollen. Selbst, wenn ich bis jetzt im Bett geblieben wäre, wäre mein Ertrag nicht weniger gewesen. Im Gegenteil, ich könnte nun ganz entspannt noch einmal die Prüfungsunterlagen durchschauen und mich meines Lebens freuen. Da ich die Nummer des anabolen Vollidioten nicht hatte, rief ich bei Astrid an. „Der war doch schon längst da“, musste ich zu meinem Erschrecken vernehmen. „Er hat den Schlüssel bei irgendwem hinterlegt.“ Auf meine hektische Nachfrage wer das wohl gewesen sein mag, kam ein genervtes „Mmmmh“ aus dem Handy, welches ich nur durch äußerste mentale Anstrengung (Volkshochschulkurs „Der innere Weg zum Mantra“ - fragt einfach nicht!) nicht zweckentfremdete und dann sagte die angehende Rechtswissenschaftlerin doch wörtlich: „Irgendsone Waidmannsheil-Lippenbein oder so ...“ „Etwa Weithmannreuter-Lippgenstein?“ „Ich glaub so hieß die.“ Mein Herz blieb stehen. Und während mein Blut gefror und sich alles in mir verkrampfte, flüsterte jemand in meinem Kopf ganz leise fünf Worte: „Ich hab es ja gesagt!“
 
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Kommentare  

Er schwärmt für Maria aber er traut sich wohl doch nicht so recht an sie heran. Und nun soll er auch noch mit der "lieben" Frau Lippgenstein Kontakt aufnehmen bei der ihm das Blut gefriert. Das wird ja was werden. Werde gleich das nächste Kapitel lesen.

doska (15.03.2010)

Hallo Middel,

ich hoffe, dass es dieses Mal schneller eine Fortsetzung gibt. Mir gefällt die Geschichte sehr gut. Der Prot ist so ein richtig kleiner Pechvogel. Aber vielleicht bringt das Mädel ja Glück. Bin gespannt, wie es weitergeht. Hoffentlich fährt die Eierlikörnachbarin nicht noch in Urlaub...

LG Sabine


Sabine Müller (11.03.2010)

Maria hat ihn also gerettet, aber dennoch muss nun endlich die Sache mit dem Schlüssel geklärt werden. Diese Lippgenstein scheint aber dein Protagonist sehr zu kennen und er scheint nicht gerade die besten Erinnerungen von ihr zu haben. Ach, man drückt die Daumen, dass es doch trotz allem gut gewesen ist, NICHT auf IneS gehört zu haben. Tolles Kapitel. Ein schöner lebhafter und humorvoller Schreibstil. Sehr gelungen.

Jochen (09.03.2010)

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