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4 Seiten

Ein besonderer Fund (World of Warcraft, Rollenspiel, Fantasy)

Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Lankin
Zur Zeit schreibe ich an etwas, das einmal ein World of Warcraft-Roman werden soll. Das Folgende hatte ich einmal als Vorgeschichte gedacht, eventuell packe ich es leicht verändert nun doch ins letzte Drittel.
Für die nicht mit World of Warcraft vertrauten Leser ein kurzes Glossar:

Azshara: Ein etwas abgelegenes Land, immer noch voller Magie, benannt nach einer Elfenmagierin, die in ihrer Gier nach Macht und Magie den Dämonen Zugang zur Welt verschaffte. In den darauf folgenden Ereignissen wurde das nach ihr benannte Land zerstört, große Teile versanken im Meer.

Orc: Eigentlich nicht von dieser Welt stammend, auch wenn ihre Heimatwelt der Heimat der Menschen und Elfen gleicht.
Orcs sind naturverbundener als andere Völker. Sie sind kräftig, ausdauernd, fast unbezwingbare Kämpfer, aber auch begabte Hexenmeister oder Jäger.

Blutelf: Blutelfen -- die einstigen Hochelfen, zu denen auch die Magierin Azshara gehörte -- haben wenig zu tun mit Tolkiens Elfen. Sie sind schön, elegant aber nicht besonders naturverbunden oder gar moralisch; Und sie hungern nach Magie.
_______



Die Sonne berührte den Horizont über dem Meer. Endlich Feierabend. Was es wohl heute zu Essen gäbe? Magh'ira hatte keine großen Ansprüche, hoffentlich war es nahrhaft, fettig und möglichst warm. Sein Rücken schmerzte, seine Hände hatten Schwielen, obwohl er den ganzen Tag keine Waffe, sondern nur ein lächerliches Messer benutzt hatte.

Auch wenn er wusste, dass es am nächsten Tag um so mehr schmerzen würde, kratze er eine Blase an seiner linken Hand unterhalb des Mittelfingers auf und berührte die Stelle mit seiner Zunge. Der süßliche, leicht widerliche Geschmack füllte seinen Mund. Er fuhr sich mit seiner anderen Hand über die Augen, die vor Schweiss und Staub brannten. Als sich sein Blick wieder klärte, glaubte er, im Licht der Abenddämmerung etwas entdeckt zu haben. Etwas wie ein Lichtreflex, am Rande seines Gesichtsfeldes. Es war mehr ein Instinkt, denn in den alten Mauerresten der Elfenruinen blitzte das weisse Mauerwerk mit seinen Kristalleinschlüssen in der Abenddämmerung ständig. Er würde später nie mehr sagen können, was genau ihn bewogen hatte, gerade diesem Aufblitzen nachzugehen.

Magh'ira lief an die ansonsten unspektakuläre Stelle. Er bückte sich, um das Blitzen genauer zu betrachten.

Ein anderer Initiand, ein Blutelf, lief an ihm vorbei.
“Doral ana'diel?”
“Müde und hungrig.” Mist ... Er wollte dem Elf lieber nicht auf die Nase binden, wieviel er von seiner Sprache verstand. Er war wirklich müde.
“Was hast du gefunden?”
“Ich weiss es nicht.” Er konnte ihn nicht leiden. Unter ihrem “Meister” -- ihm war danach, in den Sand zu spucken -- würde dieser es bestimmt weit bringen. Genau die richtige Mischung von Kriechertum, Gehorsam und auch noch das Aussehen, das ihn befähigte, dem “Meister” für speziellere Dienste zur Verfügung zu stehen.

“Initiand”. Da gab es Abstufungen. Das hatte er schon gemerkt. Das einzige wozu er, ein Orc, initiiert worden war, war “Hier hast du ein Messer, grab da, von der Säule da vorne bis da drüben, und zwar vorsichtig, Schicht für Schicht.” Nach was, hatte ihm natürlich keiner gesagt. Alles Erdenkliche -- Scherben, Teile alter Kunswerke, Münzen -- wurde gesammelt und mehrmals am Tag in das Lager gebracht.

Magh'ira war jedoch intelligenter, als es die meisten von einem Orc erwarteten. Allen Ernstes... die Burning Blade ließen doch nicht hundert Mann hoch die Elfenruinen von Azshara umgraben, um mit Antiquitätenhandel reich zu werden. Es musste etwas Wichtiges sein. Etwas, für das es sich lohnte, ein Risiko einzugehen, denn eine so große Aktion konnte nicht auf Dauer unentdeckt bleiben.

Er rechnete nicht im Ernst damit, nun etwas Wichtiges gefunden zu haben. Aber vielleicht etwas Schönes, was er für seinen Privatbesitz abzweigen konnte. Er hegte eine große Ehrfurcht für die Hochelfen der alten Zeit. Meister der Magie, der Schmiedekunst, der Wissenschaft. Seine Mutter würde sagen “Du bist eben aus der Art geschlagen!”, aber ihn gleichzeitig stolz und liebevoll ansehen. Ob sie darauf stolz wäre, dass er nun bei den Burning Blade war? Wohl eher nicht, aber die Welt hatte sich verändert, seit sie jung war und wie sein Vater Thrall die Treue geschworen hatte.

Würde dieser Blutelfen-Affe endlich weitergehen?
“Wir sehen uns gleich beim Essen.”
“Ja, beeil dich, der Meister mag ausgeschlafene Arbeiter!” Er lachte sein klares, penetrantes Elfenlachen und lief in Richtung des Camps, unterhalb der Timbermaw-Feste. Beschwingt und als hätte er heute weniger Stunden gebuckelt als er. 'Wenn er jetzt noch hüpft oder ein Liedchen pfeift, muss ich kotzen.', dachte er.

Ob der Elf gemerkt hatte, dass er ihn loshaben wollte? Wahrscheinlich nicht, oder er hätte ihn gründlich unterschätzt. Er widmete sich wieder der merkwürdigen Stelle im Boden. Er hatte schon sein Messer in der Hand, um den Boden darum aufzulockern, wie er es den ganzen Tag getan hatte, aber irgendetwas hielt seine Hand zurück. Er beugte sich mit Gesicht über - das Ding? Eher eine merkwürdige Stelle im Boden, etwa eine Handfläche groß.
Sie war irgendwie ... nicht wirklich. Wie Wasser, und doch anders. Magh'ira kannte Magie -- dieses war anders. Es war ... lebendig. Er bewegte seine Hand auf die Stelle zu, sie fühlte sich weder warm noch kalt an, doch es war, als würde seine Hand leicht gestreichelt werden. Die Haare an seinem Unterarm stellten sich auf. Er musste dieses Dinge nun unbedingt berühren.
Sacht führte er die Fingerkuppen auf die bläuliche unwirkliche Fläche. Er fühlte sie nicht, wie man ein Ding fühlt, seine Hand glitt einfach durch die Oberfläche. Er konnte sie etwa bis zum Handgelenk in die bläuliche, unwirkliche Masse stecken, als er an etwas stieß.

Seine Hand schloss sich um einen länglichen Gegenstand, er konnte ihn bequem umfassen. Als er ihn zu sich bewegte, sah er, dass es eine Art Glasflasche war, von der Art wie sie Alchimisten benutzen, doch diese musste viel älter sein. Sie war mit einem Glas- oder Kristallverschluss verschlossen. Ohne nachzudenken öffnete er den Verschluss und liess seinen Zeigefinger über den Rand fahren.

Er fühlte alle Müdigkeit von sich abfallen, er verstand auf einmal. Sein Leben, die Welt. Alles. Die Zeit schien auszusetzen.

“Ich sehe, du hast etwas gefunden? Gib es mir!”
Die Stimme seines Meisters riss ihn brutal in die Wirklichkeit zurück. Der logische Teil seines Denkens funktionierte noch nicht, er fühlte sich, als sei er aus tiefem Traum gerissen worden. Nach einem Wimpernschlag des Zögerns gab er dem Meister die Phiole.
“Gut. Hübsch - eine alte Blumenvase vielleicht.” Der Meister lachte.
Magh'iras wieder in die Welt findender Geist dachte “Das glaubt der doch nicht, dass ich ihm das abnehme”. Im selben Augenblick wusste er, dass er recht hatte.
“Ich werde dich für deine Verschwiegenheit und deine Leistungen belohnen.”
Magh'ira verbeugte sich, Reden war gegenüber Höhergestellten nur auf direkte Aufforderung erwünscht.

Mit respektvoll gesenkem Haupt sah er aus dem Augenwinkel den Meister gehen. Der leichte Luftzug durch dessen schwere Robe liess Maghira frösteln. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Das Gefühl, gerade noch einmal davongekommen zu sein, schwappte über ihn wie eine Welle.

Da traf ihn der Zauber. Der Meister war gnädig. Er hatte einen schnellen, tödlichen Zauber gewählt. Magh'ira sah auf seine Brust und betrachtete die schwärzliche, wabernde Masse, die einmal sein Brustkorb gewesen war. Da traf ihn der Schmerz. Er hatte oft nachgedacht, wie ein letzter Atemzug sein würde. Er hätte ihn gern bewusst genossen. Schade. Auch Schreien konnte er nicht mehr.

Schwarz. Dann weiss. Sein Geist verliess den geschundenen Körper. Ohne besondere Emotion sah seinen toten Körper unter sich liegen. Ob genug Hass in ihm wäre, seinen Meister heimzusuchen? Wer weiss ... Sein Leben, seine Eltern, Steppe, Grasebenen, dann -- kein Gedanke mehr.
 
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Kommentare  

Hi Lankin,
die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Schnell konnte ich mich in die Gegebenheiten einfinden und auch auf mich machte der Orc einen sehr sympathischen Eindruck. Schade, dass er am Ende sterben musste. Eine Szene, die du sehr intensiv mit sehr wenigen Worten geschrieben hast.
Im Gegensatz zu Tis-Anariel finde ich es sehr angenehm, dass du dich NICHT in endlosen Beschreibungen ergießt. Solche Lektüre lege ich gleich beiseite. Ich bin der Meinung, dass ich eine Geschichte "erzählen" und nicht irgendwelche Begebenheiten auflisten möchte. Körperliche Beschreibungen kann ich sehr gut einfließen lassen in den Momenten, in denen sie wichtig werden. Somit erlaube ich jedem Leser, sich seine eigenen Vorstellungen zu machen. Gebe ich sie vor, kann der Leser auch einen Film sehen und die Phantasie bleibt auf der Strecke.
Genauso sehe ich das mit Umgebungsbeschreibungen. Wenn es in der Szene wichtig ist, dass ein Akteur sich in einem Wald befindet und seinen müden Körper gegen den mächtigen Stamm einer Eiche lehnt, schreibe ich das als Aktion und nicht als sterile Beschreibung.
Da die Geschmäcker allerdings verschieden sind kann sich jeder auswählen, was ihm / ihr liegt :-)

Liebe Grüße sende ich dir,


Shan


Shannon O'Hara (20.05.2010)

Hui dankeschön :)
Wie gesagt, soll das Ganze mal ein längeres Werk werden.
Wenn ich mal wieder etwas Zeit habe, poste ich wieder was.

(Normalerweise schreibe ich das Ganze auf Englisch, da die Leute/Spieler die in dem Buch vorkommen zum größten Teil nur Englisch verstehen.
Also muss ich erst mal übersetzen. :) )


Lankin (11.05.2010)

So, jetzt kriegst du von mir auch noch einen Kommentar. Erst einmal herzlich willkommen hier bei WebStories und dann lege ich mal gleich los. Du schreibst leicht und fehlerfrei. Ich konnte mir alles plastisch vorstellen und schnell in deine Story eintauchen. Was eine Elfe ist kann ich mir ungefähr vorstellen und bei einem Orc denke ich an ein muskelbepacktes Geschöpf. Die Geschichte wirkt so, als gäbe es noch einen Teil, denn man will ja genaueres über diesen Fund erfahren. Sollte das nicht deine Absicht gewesen sein, so wirkt sie ein bisschen abgehackt. Aber es gibt ja auch Kurzgeschcihten die einen offenen Schluss haben. Mir hat diese Leseprobe jedenfalls auch sehr gut gefallen.

Jochen (07.05.2010)

Ich habe mir jetzt auch das Ganze durchgelesen und muss sagen, mich stört es nicht sonderlich, dass die Gestalten noch nicht beschrieben worden sind und auch nicht ganz genau die Umgebung. Ich war trotzdem gleich mittendrin in deiner Geschichte und ich denke, damit ist sie wohl- hoffentlich - noch nicht zu Ende. Dann könntest du uns nämlich bald alles NOCH gründlicher erklären. Ich fand diesen Text toll, besonders wie er in diese komische glibberige Masse hinein greift und will MEHR von dir lesen!

Petra (07.05.2010)

Vielen Dank @doka und an Tis-Anariel.
"Doral ana'diel" heisst einfach "Wie geht es dir?".
Auch aus dem Grund, den du genannt hast, möchte ich die Geschichte nicht mit diesem Kapitel beginnen lassen -- Ich möchte erst den nicht World-of-Warcraft-bewanderten die Dinge erklären, die man wissen muss, damit man nicht über Begriffe stolpert. (Ausserdem mag ich selber Romane, die nicht schon mit einem Mord in Zeile zwei beginnen, ich will es also langsamer angehen :) )
Ein Glossar und einen kurzen Geschichtsabriss würde ich natürlich auch anfügen.
Das mit der Umgebung ist mir auch bewusst, ich bin kein doller Landschaftsbeschreiber *g*, sehr gut erkannt.
Sobald ich eine neue Version der Geschichte fertig habe, poste ich sie als comment.
Ich such mal ob ich noch was relativ Fertiges auf Deutsch finde -- meistens schreibe ich das ganze nämlich auf Englisch, da meine zwei garantierten Leser nur Englisch verstehen und es mir zu doof ist, den ganzen Hempel immer zu übersetzen :)
Vielen Dank nochmal für Kritik und Anregungen!
lg


Lankin (07.05.2010)

Hallo Lankin,
also vorneweg, du bekommst auch von mir grün, weil du sehr flüssig schreibst und mir die Handlung und die Charaktere recht gut gefallen.
Magh´ira mochte ich sofort.

Im Gegensatz zu Doska habe ich allerdings zu meckern.
Erstes fallen mir unschön diese vielen Absätze auf. Das ist meiner Meinung nach zuviel und zerrupft den schönen Text ein wenig.
Dann kenn ich World of Warkraft nur vom Hörensagen, ich weiß also nicht, wie ein Orc, oder ein Blutelf aussieht, noch verstehe ich die Sprache dieser Blutelfen.
Du könntest zum Bleistift schon im ersten Absatz auf Magh´iras Aussehen eingehen und an der Stelle und wo er mit dem Blutelf zusammentrifft, könntest du auf das Aussehen dieser Rasse eingehen.
Bedenke, nur du als Schreiber weißt wie deine Figuren und Gestalten aussehen und du solltest sie mir "dummen";) Leser wenigsten ein wenig beschreiben.
Und nun:
“Doral ana'diel?”
Übersetzt du mir das bitte?
Ich kann mir in etwa vorstellen, was es bedeuten soll, aber es wäre doch angebracht dem Leser eine Übersetzung anzubieten,oder zumindest ein Glossar der gängigsten Elfenausdrücke zu erstellen.
Ansonsten könntest du noch ein klein wenig mehr auf die Umgebung eingehen, das würde die Atmosphäre noch etwas vertiefen.

So ich hoffe du nimmst mir die Kritk nicht übel, denn auch ich würde sehr gerne weiterlesen.

Liebe Grüße


Tis-Anariel (07.05.2010)

Du schaffst Atmosphäre, führst den Leser erst langsam an deine Charaktere heran und bereitest ihn gleichzeitig auf das Geschehniss vor. Das Kerlchen tat mir ziemlich leid, woran man sehen kann, dass du den Leser mitreißen, in ihm Emotionen auslösen kannst. Außerdem schreibst du flüssig und gut verständlich, was auch sehr wichtig ist. Du siehst also, ich habe nicht zu meckern.

doska (07.05.2010)

Das war so ziemlich das Erste, was ich je geschrieben habe, was kein Fachtext war.
Kommentare sind darum ausdrücklich erwünscht, ich lerne gerne dazu :)


Lankin (07.05.2010)

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Kungaloosh -- ein Kapitelchen World of Warcraft :)  
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