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6 Seiten

Das Weiße Königreich - Kapitel 8

Romane/Serien · Schauriges
© Alexander
Das Heerführer Z’aka nicht begeistert über den Fehlschlag war, damit hatte Hauptmann R’ak gerechnet. Was sich im Raum abspielte, konnte R’ak nicht ahnen.
Die Miene seines Heerführers war vor Wut verzerrt. Man konnte die Hauer deutlich erkennen. Es war nicht alleine die Wut, die Z’aka so in Rasche versetzte. „Ihr habt versagt.“, schrie ihn der Heerführer voller Inbrunst an.
„Der Mensch hat zwei meiner Männer getötet.“, erwiderte R’ak keinesfalls kleinlaut aber auch nicht aufsässig. Irgendwie hing er am Leben.
Für einen Moment stand Verblüffung in seinem Gesicht. Heerführer Z’aka sah kurz weg. R’ak folgte ihm. Wieso blickte er in den Schatten? Als er sich ihm wieder zuwandte, erkannte R’ak Angst in seinen Augen. „Wer von deinen Männer hat meinen Befehl missachtet?“ Panik schwang in der Stimme mit.
„To’rok, Heerführer. Ich habe mich seiner bereits angenommen.“
Das war dem Heerführer vollkommen egal. „Für seine Dummheit werde ich euch bestrafen.“
„Nein.“, ertönte die Stimme einer anderen Person.
Das Z’aka erstarrte, fiel ihm nicht sofort auf. Sein Blick suchte im Raum nach der Person. Nirgendwo war jemand zusehen. Bis ihm im Schatten etwas auffiel. Waren das Konturen? Aus dem Schatten schälte sich eine Gestalt in einem schwarzen Umhang. Ein Frösteln überkam R’ak.
„Ihr habt versagt.“, sagte die Gestalt. Die Worte waren nicht an R’ak gerichtet.
Erst jetzt bemerkte er die Starre von Heerführer Z’aka. Die Wut in den Augen war der nackten Angst gewichen. Er schien über die Anwesenheit der Gestalt nicht überrascht.
„Unsere Vereinbarung ist damit hinfällig.“ Nicht nur Z’aka konnte sich nicht bewegen. Sie ging am Heerführer vorbei.
Als er wieder freien Blick auf ihn hatte, klaffte eine lange Schnittwunde an seinem Hals. Blut floss hinaus. Sein Blick wurde innerhalb von wenigen Sekunden glasig. Die Augen wandelten sich ins Weiß. Dennoch blieb der Körper aufrecht stehen.
R’ak wollte nach seinem Schwert greifen, konnte sich aber nicht bewegen. Eine Unsichtbare Macht hielt ihn fest. Keine seiner Gliedmaßen gehorchten ihm. Z’akas toter Körper sackte zu Boden.
„Ich gebe euch eine zweite Chance.“, erklärte ihm die Gestalt.
Das frösteln kehrte zurück.
Dennoch nickte R’ak.
Ihm blieb keine andere Wahl.

***
Lodim befehligte den 12 Mann starken Spähtrupp der Zwerge. Sie waren dazu auserkoren im Osten von Eurasien nach den Rechten zu sehen. Schon seit einiger Zeit ging das Gerücht um, das sich die Samoaner im Osten breitmachten. In der letzten Zeit war es immer wieder zu angriffen auf zwergische Handelskarawanen gekommen. Es waren eher Scharmützel bei denen bisher kein Zwerg ums Leben gekommen war. Für Lodim war es nur eine Frage der Zeit, bis es die ersten Opfer gab. Was sich die Samoaner dadurch erhofften, vermochte er nicht zu sagen.
Seit sie aufgebrochen waren, hatten sie keine frischen Spuren gefunden. Einige der Spuren waren einige Tage alt. Soweit sie daraus ersehen konnten, hielten sich in dieser Gegend so gut wie keine Samoaner auf. Nichtsdestotrotz marschierten sie weiter Richtung Osten.
Inzwischen wurde es im Ostland von Eurasien deutlich kühler. Einige Bäume verloren bereits ihr Laub. Der alljährliche Winter kündigte sich an. In den Nächten wurde es merkbar frostiger. Teilweise war der Boden gefroren. Das Wasser in den Bächen war kälter als sonst. Dadurch ging die erfrischende Wirkung verloren.
Für Zwerge war Wasser nur ein notdürftiger Ersatz. Wie die Menschen daran gefallen fanden, gehörte mit zu den Rätseln die Lodim bei den Menschen immer wieder feststellte.
Am Mittag, als die Sonne am höchsten Punkt stand, stieß der Spähtrupp auf eine menschliche Siedlung. Aus sicherer Entfernung überblickten sie das Tal, indem die Siedlung errichtet wurde. Auf der Karte, die Lodim mitführte, stand der Siedlungsname; Zossen.
Ihre Händler nutzten die Siedlung als Übernachtungsquartier und Zwischenstation auf ihrer Reise zum Handelsposten von Katalonien und der Hafenstadt Meridian. Soweit Lodim wusste, schienen die Bewohner seinem Volk gegenüber aufgeschlossen. Aufgrund ihrer Lage war die Siedlung ein belebter Ort.
Davon war im Moment nicht viel zu sehen. Im Gegenteil sie lag wie ausgestorben da.
Zossen war von einem hölzernen Palisaden umgeben und besaß ein Haupttor. Die Region galt allgemeinhin als sicher. Weswegen die Sicherheitsmaßnahmen nur das Notdürftigste umfassten. Was Lodim als töricht empfand. Nirgendwo in Eurasien gab es einen sicheren Ort. Außer vielleicht in den Zwergenreichen.
Indem Palisaden befand sich ein Loch, durch das locker ein Mann passte. Auf der anderen Seite lag das Haupttor, welches teilweise zerstört war. Die Angreifer hatten die Siedlungsbewohner am Haupttor gebunden. Ein kleine Gruppe musste sich durch den Palisaden durchgeschlagen haben und den Verteidigern in den Rücken gefallen sein. Zumindest sah es so für Lodim aus.
Er teilte die Zwerge ein. Dann verließ der Spähtrupp seine Beobachtungsposten, näherte sich in Keilformation der verlassenden Siedlung.
Die Spuren, die sie fanden, gaben keinen genauen Aufschluss darüber, wer für den Angriff verantwortlich war. Lodim glaubte nicht dass es sich bei den Angreifern um gewöhnliche Diebe, Plünderer oder dergleichen handelte. Dafür schienen sie ihm zu strategisch vorgegangen zu sein.
Der vorderste Zwerg hielt sein Schild vor seine Brust. In der Hand hielt er eine Streitaxt, bereit jeden mit der Doppelklinge bekannt zu machen der es wagte nach seinem Leben zu trachten. Er erreichte den Palisaden ohne Zwischenfall. Die anderen Zwerge gesellten sich zu ihm. Dann blickte er durchs Loch, verschaffte sich einen Überblick und ging kampfbereit hindurch.

***
Das ungute Gefühl wurde durch die Tatsache verstärkt, dass die Zwerge in der Siedlung keinerlei Lebenszeichen feststellten. Die Siedlung war menschenleer. Man konnte die Spuren des Kampfes erkennen. Zwei Behausungen waren niedergebrannt. Türen hingen auf Halbacht in den Angeln. Fenster waren kaputt.
Was die Zwerge nicht fanden, waren Leichen. Oder Anzeichen, das die Toten beerdigt wurden. Weder in der Siedlung noch außerhalb. Auch die gefundenen Spuren ließen keinen wirklichen Schluss über die Geschehnisse zu.
Falls es Überlebende gab, hatten sie alles stehen und liegen lassen. Sie waren spurlos verschwunden. Das machte Lodim die meisten Kopfzerbrechen. Überlebende nahmen nur das Nötigste auf ihrer Flucht mit. Da unterschieden sich die Völker in keinster Weise. Hier hingegen lagen die Dinge anders. Und das war kein gutes Zeichen.
So beschlossen die 12 Zwerge auf dem schnellsten Weg nach Meridian zu reisen. Vielleicht erfuhren sie dort mehr über die Geschehnisse in Zossen. Denn wenn es Überlebende gab, wären sie mit Sicherheit in die Hafenstadt geflüchtet.
Auf ihrem Weg fand der Spähtrupp keinerlei Spuren, die diese These auch nur Ansatzweise stützte.

***
Feldhauptmann Kostas las sich den Befehl ein zweites Mal durch. Der Kurier hatte ihn vor wenigen Augenblicken beim Kommandeur der Festung Olympia abgegeben. Unterzeichnet war der Befehl vom Prinzen höchstpersönlich.
Demnach schienen sich die Gerüchte, welche seit Tagen die Runde machten, zu bewahrheiten. Schon seit Jahren ging von Alben und Urikais eine Bedrohung aus. Wobei sich die Albe eher im Hintergrund hielten. Die größte Gefahr für die Grenzsiedlungen, und Städte ging von den Urikais aus. Aus diesem Grund entsandte man immer wieder Patrouillen.
Der Befehl des Prinzen ließ keinen Zweifel daran, was der nächste Schritt war. Ein 100 Mann starker Teiltrupp sollte hinter dem Fluss Zion ins Grenzland vordringen. Von dort drangen die Urikais ins Land des Prinzentums vor, terrorisierten die Handelsposten, Siedlungen und Städte. Alle Versuche im Grenzland einen dauerhaften Posten einzurichten waren immer wieder gescheitert.
Irgendwann beschloss man die Festung Olympia auszubauen. Somit hatte man dort Platz für 2 komplette Garnisonen unter Waffen. Das konnte bis zu 25.000 Mann bedeuten. Bisher betrug die Stärke von Olympia 7.500 Mann.
„Ihr könnt euch eure 100 Mann aussuchen.“, teilte ihm Feldgeneral Ioannis mit.
„Ich werde mich sofort um alles kümmern.“
„Tut das.“
Kostas salutierte und verließ die Unterkunft vom Kommandeur. Dass er ihm den Auftrag des Prinzen übertrug, hatte einen Grund. Sie hatten nicht viel füreinander übrig. Wahrscheinlich hoffte der Feldgeneral ihn endgültig los zu werden. Verdenken konnte er es ihm nicht.
„Und?“, fragte ein Soldat als Kostas aus der Baracke des Kommandeurs kam.
Er sah den Mann an. Sie waren zusammen aufgewachsen, hatten die Schule besucht und waren zur Armee gegangen. Trotz ihrer unterschiedlichen Ränge blieben sie die besten Freunde. „Man schickt uns ins Grenzland.“
Demichelles konnte seinen Schock nicht verbergen. Alles war besser als das Grenzland. „Auf wessen Befehl?“, raunte er mürrisch. Die Aussicht ins Grenzland zu müssen war alles andere als zuversichtlich.
„Des Prinzen. Höchstpersönlich.“
Der Schock wich der plötzlichen Überraschung. Kostas lachte und schlug seinem Freund auf die Schulter.

***
„Ich komme mit euch.“, sagte Samuel mit kräftiger Stimme. Damit versuchte er seine Unsicherheit zu überspielen. Alles hatte mir der Strafarbeit im Kartenraum begonnen. Wäre er damals nicht so neugierig gewesen, würden der Magistrat, Schwester Helena und all die Kinder noch Leben.
Michael sah in musternd an. „Hier seit ihr in Sicherheit.“, entgegnete er dem Jungen.
Nur wenige Schritte hinter ihm stand Kronos und beobachtete die Szene. Er schien nicht sonderlich erfreut über das Vorpreschen des Jungen zu sein. Bisher hatte der König sie nicht aus dem Schutzdienst entlassen. Daher würden Sie dahingehen, wo die Menschenjungen hingingen.
„Bitte.“, sprach er leise. „Ich habe das Ganze in Gang gesetzt. Hätte ich nicht im Kartenraum vom Magistrat geschnüffelt, wäre ich niemals auf den Tempel von Sida, die versunkene Stadt Okai und die Sieben Seen gestoßen.“
Der Junge war verzweifelt. Er gab sich die Schuld an den Geschehnissen. Ihn traf keine Schuld und selbst wenn spielte es keine Rolle. Die Dinge waren nun mal so geschehen, wie sie eben geschehen sind. Daran konnte der Junge nichts ändern.
So ungern Michael es zugab, sie brauchten jede erdenkliche Hilfe. Samuel hatte mit seinen wenigen Mitteln eine beachtliche Leistung vollbracht. Einige Gelehrte würden vor Neid erblassen.
Wie zur Untermauerung seiner Entscheidung sagte Wong etwas das mal wieder niemand von Ihnen verstand.
„Du tust, was ich oder die anderen dir sagen.“ Samuel nickte. Kronos hingegen murrte. „Keine Alleingänge.“, stellte Michael klar. Wieder erhielt er ein nicken. „Also gut. In einer Stunde brechen wir auf.“
Mit einem erleichterten Lächeln ging der Junge davon. Sein zwergischer Leibwächter murrte weiterhin und gestikulierte. Zwerge, die ihm begegneten, sahen ihn verständnislos an.

***
Er verabschiedete sich von Schwester Maria, die ihn versuchte von seinem Vorhaben abzubringen. Was zwecklos war. So verließ Samuel sie, sah noch mal bei den Kindern vorbei und lief dann zum Sammelpunkt.
Dort wurden die letzten Vorbereitungen getroffen. Samuel erblickte Ramon. Sein Freund saß auf einem Pferd. Während sein Leibwächter mit 2 Zwergenponys auf seinen Zwillingsbruder wartete. Er hatte Ramon nichts von seinem Vorhaben, Michael und die Anderen zu begleiten erzählt. Insgeheim hatte Samuel geglaubt sein Freud würde ihm die Tür vor der Nase zuknallen. So wie es aussah, hatte er sich in diesem Punkt geirrt.
Mit einem leichten grinsen, nahm er die Zügel entgegen, schwang sich in den Sattel und legte Ramon die Hand auf die Schulter. Sein Freund sah nicht allzu begeistert aus. Reisen war nicht unbedingt seine Sache. Vor allem nicht wenn ihnen Albe, Urikais, Samoaner und wer sonst noch nach dem Leben trachteten.
So verließ die Gruppe bestehend aus 7 Menschen, 2 Zwergen, 1 Orkin und 1 Elb den Stamm der Siebten.
Nach 2 Stunden Richtung Westen verabschiedeten sich Raul, Sergio und Bernardo von den anderen.
Nach dem Sie mit dem Falken König Hector eine Nachricht schickten, war der Falke mit einer Rücknachricht zum Stamm der Siebten geflogen. Sie sollten nach Buhan zurückkehren.
Raul hatte überlegt mit dem Falken eine weitere Nachricht zum König zuschicken, in der er ihm mitteilte, dass sie die Gruppe nach Monseran begleiteten. Als Alternative wollte er seine beiden Männer nach Hause schicken und die Gruppe alleine begleiten. Letztenendes hatte Raul beide Möglichkeiten verworfen, wenn auch nur widerwillig.
So trennten sich ihre Wege. Zusammen mit Sergio und Bernardo ritt er nach Buhan. Michael, seine Gefährten, die Jungs und deren Leibwächter ritten nach Monseran.
Um dort etwas in Erfahrung zu bringen das Licht ins Dunklen brachte.
______________________________________________________

Ende, Kapitel 8
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Nun frage ich mich, wer der Typ war, der den Heerführer der Urikais abgemurkst hatte. Offensichtlich hatte dieser Killer magische Kräfte. Die Zwerge sind mutige Gesellen, dass sie so entschlossen eine verlassene Stadt durchstöbern. Besonders schön ist es für den Leser, dass die beiden Jungs - Samuel und Ramon - weiterhin Michael begleiten dürfen. Ich bin sehr gespannt, was sie aufdecken werden.

Jochen (13.05.2010)

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