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4 Seiten

Selena - Kapitel 02

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Durch die Unterhaltung mit dem Paar erfuhr Selena, dass sie sich in der äußersten Provinz Sierra befand. Sie gehörte zum Reich von Rawa, das an die Grenzen zum weißen Norden reichte. Verwaltet wurden die Provinzen von einem Fürsten, die der Thron in Sofia ernannte. Die Provinztruppen befehligte ein Gouverneur, den der Minister der Krone, in ihrem Namen, bestimmte. Bei denen handelte es sich hauptsächlich um Orks oder Urikais. Während Albe oder Elben die Provinzfürsten stellten.
Von welchem Volk die Kronenträger abstammten, wusste das Paar nicht. Bisher hatten Sie sie nicht zu Gesicht bekommen. Gerüchten zufolge verließen sie ihren Palast in Sofia so gut wie nie.
Trotz dieser Merkwürdigkeiten blieb das vertraute Gefühl bestehen. Komisch war es dennoch. Vermutlich lag das an den Gegebenheiten in Eurasien.
Wie sich Albe und oder Elben von Orks/Urikais unterjochen lassen konnten, begriff Selena nicht. Viel schwerer vorzustellen war der Umstand, dass die über denen stehenden Albe/Elben es zuließen. Albe unterwarfen sich niemanden. In Eurasien!
Selena war noch ganz in Gedanken, als am Horizont Punkte auftauchten. Als sie sich dessen bewusst wurde, veränderten die Punkte ihre Richtung. Sie kamen auf sie zu. Da bemerkte sie, dass sie mitten im offenen Gelände stand. Eine Flucht war vergeblich, da sie sich nirgendwo verstecken konnte. Wieso verstecken?, tadelte Selena sich selbst. Die Punkte wuchsen schnell an.
Wenig später sah sie, dass es sich um eine fünf Mann starke Reiterschaft handelte. Je näher die kam, desto offensichtlicher wurde, dass das Paar die Wahrheit sagte. Bei den Reitern handelte es sich um Orks und Urikais.

***
Als sie nur noch 100 Meter entfernt waren, blieb Selena stehen und entspannte sich. Man sah kaum einen Unterschied. Zwei gingen in die Richtung Orks und Drei konnte man zu den Urikais zählen. Soweit Selena aber wusste, nahmen die Orks einst an der Völkerwanderung von Eurasien teil. Ob es da einen Zusammenhang gab, würde sich zeigen. Im Moment musste sie sich auf etwas anderes konzentrieren.
Die Reiter hielten ihre Pferde an, stiegen ab und einer trat vor. Dem Abzeichen auf der Schulter nach handelte es sich um einen Oberfeldwebel. Wenn sie die Ränge von Eurasien als Maßstab nahm. In seinen Augen lag Verwunderung. „Woher kommt ihr?“, blaffte er kernig.
„Nicht aus der Gegend.“, antwortete Selena süßlich.
Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ihr tragt eine Waffe!“
„Ja.“
Nun verfärbte sich die aschgraue Haut und bekam Farbe. Sie waren sogar noch schneller reizbar wie ihre Vettern in Eurasien.
„Euch ist das Tragen von Waffen verboten.“, erinnerte der Soldat sie wütend.
„Tatsächlich!“, tat Selena überrascht. „Ihr könnt ja versuchen sie mir abzunehmen, Hackfresse.“
Jetzt platzte dem Oberfeldwebel erwartungsgemäß der Kragen. Er zog sein gezacktes Langschwert und stürmte, mit einem tiefen Grollen, auf sie zu. Seine Untergebenen hielten sich zurück, noch…

***
Selena duckte sich unter dem Hieb weg und tauchte vor dem Anführer auf. Die Verblüffung stand dem Biest deutlich im Gesicht. Vermutlich hatte er erwartet, dass sie sich von ihm widerstandslos umbringen ließ. Ohne zu zögern, rammte sie dem Soldaten den Dolch durch den Kiefer in den Schädel. Seine Augen verdrehten sich augenblicklich.
Sie zog den Dolch wieder heraus. Für einen Moment schien sich der Körper nicht entscheiden zu können aufrecht stehen zu bleiben oder umzufallen. Das Gewicht vom Langschwert zog den schlaffen Körper zur Seite, somit kippte der tote Anführer zu Boden.
Seine Untergebenen schauten einander verdutzt an. Keiner von ihnen hatte mit dem Ausgang gerechnet. Selena rührte sich nicht vom Fleck. Sie steckte den Dolch weg und zog ihr Schwert, hielt es locker in der Hand, schaute die Vier unbekümmert an. Als diese unsicher zu ihr schauten, hob die Albin ihre Hand, machte die - Kommt doch her – Geste und lächelte höhnisch.
Der Mutigste nahm seine gepikte Keule zur Hand und kam mit zorniger Fratze auf sie zu. Ein weiterer Soldat folgte ihm wenige Schritte dahinter. Ihre Kumpanen hielten sich zurück, hatten die Waffen aber griffbereit.
Wie eine Balletttänzerin wich Selena den Attacken aus, wehrte einige mit ihrem Schwert ab, um gleich selbst anzugreifen. Im Grunde war die Auseinandersetzung keine nennenswerte Herausforderung für die Albin. Eher eine Trainingsrunde unter echten Kampfbedingungen. Sie fühlte sich in ihre Kampfausbildungszeit zurückversetzt. Anfangs kämpfte man mit Holzwaffen, dann mit stumpfen Waffen um ein Feeling für die Handhabung zu bekommen. Später bekam man eine scharfe Waffe in die Hand gedrückt.
Genau im richtigen Moment drehte sich Selena geschmeidig zur Seite. Die Folge dieses Manövers war dass der Gegner seinem Genossen die Axt in den Brustkorb hämmerte und gleichzeitig ein Hieb mit der gepikten Keule abbekam. Ihnen stand der Schreck ins Gesicht geschrieben. Dann fielen sie tot zur Seite.
Unentschlossen sahen sich die letzten zwei Soldaten an. Die Albin stand vollkommen locker da. Keine Spur von Anstrengung, Furcht oder Angst. Ihr hämisches Schmunzeln erleichterte den Biestern die Entscheidung. Gemeinsam stürmten sie auf Selena zu. Die Soldaten trugen Breitschwerter.
Sie parierte die wütenden und kraftvollen Angriffe. Veränderte ihre Körperhaltung leicht, um den simultanen Attacken entgegenzutreten. Auch wenn Selena kurzzeitig in Bedrängnis kam, zweifelte sie nie am Ausgang dieser zweiten Sparringsrunde. Einem schlitzte die Albin den Oberschenkel auf, um in der gleichen Bewegung dem Kumpanen den Oberarm abzutrennen. Eine flinke Drehung und in einem fließendem Übergang tötete Selena die Biester.
Keinen Tag hier und schon steckte sie in Schwierigkeiten, urteilte sie beim Anblick der toten Reiter. Mal was neues, erwiderte die Albin trocken.
Die Leichen legte sie auf einen Haufen zusammen und steckte ihn in Brand. Zuvor hatte Selena die Sättel der Pferde entfernt. So wie es aussah, versah man die Pferde mit keinerlei Erkennungszeichen. Ein Umstand, der ihr zugute kam.
Als die Flammen loderten, bestieg sie ein Pferd, nahm die Zügel der anderen und ritt in die Richtung, aus der die Soldaten gekommen waren. Wie sich herausstellte, lag da eine Straße. Sie beschloss dem Weg ihrer toten Herausforderer zu folgen. Stunden vor der Abenddämmerung erreichte Selena die erste Siedlung jenseits von Eurasien.

***
Um unauffällig zu sein, hatte Selena ihre Waffen so weit vor Blicken verborgen, dass sie sich unbehelligt bewegen konnte. Sie stieg vom Pferd, behielt die Zügel in der Hand, ging die Straße in Richtung Siedlung entlang. Am Tor standen Orks und Urikais, die vor Langeweile nur so sprühten. Umso wichtiger war da nicht aufzufallen. So senkte die Albin ihren Blick, kurz vor erreichen des Tores.
Eine der Wachen schaute sie kurz an. Sein Kumpane schlug ihm grob auf die Schulter und blaffte ihn an. Um sich die Zeit zu vertreiben, warfen die Biester Eisenkugeln in ein quadratisches Feld. Der Soldat raunte den anderen an, wandte sich von Selena ab, nahm eine Kugel und warf sie ins Feld.
Dem hellen Grunzen nach, das Sie hinter sich vernahm, hatte der Wachmann einen guten Wurf erzielt.
Als sie durchs Tor schritt, fiel die Spannung von ihr. Hätten die Soldaten sie angehalten, wäre Selena wohl kaum auf nennenswerten Widerstand gestoßen. Für den Moment musste sie versuchen weiteren Kämpfen aus dem Weg zu gehen.
Sie hob ihren Kopf um sich einen Überblick zu verschaffen. Die Verblüffung über das, was sie sah, war groß. Nirgendwo waren Menschen, Zwerge oder Gnome zu sehen. Außer den Wachen am Tor schien die Siedlung nur von Spitzohren bevölkert zu sein. Gab es jenseits der Wächter überhaupt Menschen und Zwerge? Nicht dass Sie unbedingt Mitgliedern der Volksgruppen begegnen wollte, es war einfach nur ungewohnt.
Um nicht aufzufallen, ging Selena weiter und beobachtete ihre Umgebung. Die gelegentlichen Blicke, die man auf sie richtete, waren eher flüchtiger Natur. Am Straßenrand gab es Stände, wo nutzloses Zeug aus lag. Sie kam an einem Wirtshaus vorbei. Webereien. Wohnhäuser. Eine Schmiede und Werkstatt. Dann mündete die Straße in einen gepflasterten Platz. Um ihn herum lagen Läden. Vom Platz gingen Drei Straßen ab. Am Ende der gegenüberliegenden Straße entdeckte Selena eine Stallung mit einer Kuppel.
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Ende, Kapitel 02
© by Alexander Döbber
 
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Kommentare  

Die Leute aus der Provinz Sierra behandeln Selena nicht gerade besonders freundlich. Darf sie doch keine Waffen tragen. Aber sie weiß sich zu helfen.

Petra (18.08.2010)

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