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43 Seiten

Return to Home - Wahlkampf

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Hallo Leute und Fans von RtH.
Es hat ein wenig gedauert, doch jetzt hab ich eine neue Episode von "Return to Home" fertig. Ich werde sie demnächst nochmal gegenlesen, um die Fehlerquote zu minimieren.
Würde mich über Kommentare freuen. Wie jedes Mal.
MfG
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-Beginn-

Die letzten Überbleibsel des harten Winters verschwanden. Der Frühling hielt Einzug auf dem Zwillingsplaneten von Terra-Gvan-Stern im gleichnamigen Sternensystem. Gvan erwachte mit den ersten milden Temperaturen aus seinem Winterschlaf. Die Bäume und Pflanzen blühten. Ein herrlicher Blütenduft lag in der Luft.
Sharon liebte diese Anfänge der Jahreszeit. Genau wie den ersten frischen Schnee. Als Kind hatte Sie dann immer in den frühen Morgenstunden einen Schneemann vor ihrem Elternhaus gebaut. Sehr zur Belustigung ihres Vaters. Denn komischerweise ähnelten die Schneemänner ihm Zunehmens.
Mit der Tasse warmer Milchschokolade humpelte sie auf die Terrasse. Ihr linkes Bein war eingegipst. Trotz des hohen medizinischen Standards die die Union heute besaß, kam Sharon nicht umhin ein Gipsbein zu bekommen. Zur Stabilisierung und dem beschleunigten Heilungsprozess. Grund für das Gipsbein war ein Skiunfall vor wenigen Tagen.
Sie hatte ein Wochenende in den Subran Highlands auf Gvan verbracht. Im Spätwinter waren die Ortschaften und Siedlungen um die Highlands so gut wie leer gefegt, da die Winterferien zu Ende waren. In den Subran Highlands hatte Sie ein Ferienhaus, mehr eine Hütte, und wollte dort einfach die letzten Wintertage genießen. Seit Kindertagen war Skifahren eine Leidenschaft von ihr. Genau wie Biathlon und Langlauf. Abseits der Touristenstrecken gab es herrliche Gegenden. In dieser Hinsicht besaßen die Subran Highlands scheinbar unerschöpfliche Auswahlmöglichkeiten.
An ihrem letzten Tag riss es Sharon von den Ski, als eine Bodenwelle ihre rasante Abfahrt ein schmerzvolles Ende bereitete. Sie verbrachte die Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung. Dann wurde Sharon mit dem Gipsbein entlassen. In einigen Tagen würde der Gips abgenommen werden.
Sie nahm einen Schluck ihrer dampfenden Milchschokolade. Ein dezenter Vanillegeschmack kam zum Vorschein. Kindheitserinnerungen kamen auf, brachten Sie zum Lächeln und ließen ein wenig Wehmut aufkommen. Sharon vermisste immer noch ihre Eltern.
Da bemerkte Sie die Bodenlimousine die die Auffahrt zu ihrem abgelegenen Domizil abseits der Großstädte von Gvan entlang fuhr. Von der Beifahrerseite sprang ein groß gewachsener, breitschultriger Gvaner aus, schaute sich um, bewegte die Lippen ein wenig. Da öffnete sich die hintere Tür der gepanzerten Bodenlimousine.
Ein älterer Herr stieg aus, streckte seine Glieder, schaute den Gvaner an und schritt gemächlich auf die Hausherrin zu.

***
Als der Gvaner ausstieg, wusste Sharon bescheid. Sie kannte den Mann vom Sehen. Er war der Leibwächter des Parteivorsitzenden der Terra-Gvan-Demokraten. Einem alten Freund ihrer Familie. Ihr Vater hatte mit Jeromè Gallas die A’mosh Hochschule in Linà Stadt auf Gvan besucht. Sie waren zusammen in der Hardball Mannschaft, angagierten sich Politisch, gehörten zu den Jungen Demokraten, traten in das Diplomatische Corp ein und blieben über Jahre hinweg in Kontakt.
Während Gallas Partei,- und Innerpolitische Karriere machte, wurde ihr Vater zu einem angesehenen Diplomaten, Botschafter und Unioner Abgesandter. In dieser Hinsicht trat Sharon in seine Fußstapfen. „Wie geht es dir, Jeromè?“
Er blieb vor ihr stehen. Sie umarmten sich. Amüsiert schaute der Mensch zum Gipsbein und konnte sich ein schiefes Grinsen nicht verkneifen. „In Anbetracht deines Zustandes, gar nicht so schlecht.“
Sie lächelte. „Ach, das.“, sagte Sharon abwertend. „Ein Missgeschick.“
„Das Bodenwellen auch immer so tückisch sind.“
Sie lachten. Die Hausherrin bot ihm einen Platz an. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“ Als Parteivorsitzender hatte Gallas nur wenig Freizeit. Vor allem jetzt wo der Wahlkampf um das Präsidentschaftsamt unmittelbar bevorstand.
„Nun“, sagte Gallas erheitert. „man könnte meinen geschäftlich.“
Sharon lehnte sich in den alten Schaukelstuhl zurück. „Tatsächlich!“ Beim Wippen knarrte er ein wenig.
Er nickte, wartete einen Moment. Als Gallas aus seinen Gedanken zurückkehrte, schaute er die Tochter seines besten Freundes an. „Wir“ Er zögerte einen flüchtigen Moment. „Ich möchte dich um einen Gefallen bitten.“, sagte er. „Einen kleinen Gefallen.“
Sie kannte den Mann schon zu lange, um die Anzeichen nicht zu erkennen. „Wie klein?“, hackte Sharon nach. Irgendetwas war im Busch.
Gallas überlegte kurz. „Der Parteivorstand und ich wollen dich als Präsidentschaftskandidaten nominieren.“
Sie fiel sprichwörtlich aus allen Wolken. Um Himmels Willen!! Das konnte unmöglich sein Ernst sein!! Sharon fand aber keine entsprechenden Hinweise in seiner Mimik. Der Mann meinte es wahrhaftig ernst, was er eben sagte. Denn anders konnte man das nicht nennen. Eine Offenbarung. „Sie das dein Ernst?“ Ungläubig schaute Sharon den Mann an.
Er nickte schlicht. Dabei war nichts Schlichtes an dem Ganzen. „Wir stehen an einem Scheideweg, Sharon.“ Ein erschütterndes Geständnis. Niedergeschlagenheit machte sich in seiner Mimik breit. „Präsident Chan Stabilisierungspakt ist ein Witz. Die Streitkräfte stehen am Rande des Zusammenbruchs. Unsere Verbündeten gehen mehr und mehr auf Abstand. Ganz zu schweigen von seiner desolaten Wirtschaftspolitik.“, dröhnte er brummig. Gallas stoppte, atmete durch. „Er und sein Gesindel haben den Karren tief in die Scheiße gefahren.“, polterte der Mann grimmig. „Wir müssen ihn da schleunigst raus bekommen oder wir sehen dem Ende ins Auge.“
Sicherlich hatte die Union schon bessere Tage gesehen, das mochte Sharon gar nicht abstreiten. Immerhin hatte Sie ein wenig Ahnung von Politik. Und Präsident Chan machte in letzter Zeit einen Fehler nach dem anderen. Doch das es so schlecht aussah hatte sie nicht erwartet. Natürlich fehlte ihr der Einblick, wie ihn Gallas besaß. Und seine Sorgen waren echt. „Wieso ich?“
Eine berechtigte Frage. „Wir haben uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“, gestand Gallas offen. Die Demokraten hatten sich in Grabenkämpfen geradezu selbst zerfleddert. Sie standen vor einer Zerreißprobe, die wahrlich ungünstiger nicht eintreten konnte. Sie führte zum Zerwürfnis mit dem Liberalen Flügel, der Teile von Chan’s Stabilisierungspakt unterstützte. Angeführt wurden die Liberalen Demokraten von Gallas Bruder. Was umso schwerer wog. Er seufzte in Anbetracht des Bildes in der Öffentlichkeit. Die Presse bezeichnete die Sache als -Kai und Abel-. Viel fehlte nicht mehr. „Dein Vater hatte immer befürchtet, dass es soweit kommt.“ Eine ungewohnte Schwere lag in seiner Stimme. Die Auseinandersetzungen mit seinem Bruder hatten ihm schwer zugesetzt. „Ich hab seine Ansichten als Schwarzmalerei abgetan. Dabei hatte er vollkommen recht.“ Eine unsichtbare Last kam zum Vorschein. „Hätte ich bloß auf ihn gehört.“, nuschelte Gallas triefend vor Schuld.
„Dich trifft keine Schuld.“, sprang ihm Sharon bei. Ja, ihr Vater hatte immer davor gewarnt, dass es soweit kommen würde. Doch je mehr Überzeugungsarbeit er leisten wollte, umso mehr Zweifel kamen auf. Selbst bei seiner Tochter. Wofür Sie sich bis heute Vorwürfe machte. „Er wollte mit dem Kopf durch die Wand.“ Dadurch wurde er immer radikaler. Bis seine Stimme keinerlei Gewicht mehr hatte und verhallte.
Gallas grunzte. „Wie in alten Zeiten.“
Schweigen setzte ein.
„Ich werde nicht in die Partei eintreten.“
Er schaute Sie an. Erleichterung kam auf. Dahinter folgte Zuversicht und Hoffnung. Gallas nickte einverstanden. „Damit können wir leben.“
Sharon überlegte von Neuem. Dabei hatte Sie längst eine Entscheidung getroffen. Obwohl man so was nie übers Knie brechen sollte. Gallas war ihr immer ein guter Freund und eine Stütze gewesen. Vor allem beim Tod ihres Vaters. Und wenn Sie ehrlich war, rechnete Sharon keinen Moment damit die Wahl zu gewinnen.
Denn außer Präsident Chan, der zur Wiederwahl antrat, kämpfte auch Gallas Bruder um das höchste politische Amt in der Union. Sebastian Gallas war der Kandidat der Vereinten Liberalen Demokraten, die sich von den Terra-Gvan Demokraten abgespalten hatten. Ihm wurden durch die Bank weg gute Aussichten bescheinigt.
Am Morgen des nächsten Tages wurde überraschend Sharon Hard mit Unterstützung der Unioner Demokraten als Unabhängige Kandidatin für den bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf nominiert.
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-Eins-

Mit einem dicken Schädel und einer Laune, die gegen Null ging, erhob sich Oliver Fitzgerald schwerfällig. Neben ihm, im Doppelbett, wälzte sich stöhnend eine Rothaarige zur Seite. Wobei das Lacken verrutschte und ihre nackten, grazilen Beine bis zum Gesäß entblößte.
Er musste aufhören soviel zu trinken. Doch wie jeden Morgen würde er den scheinbaren Gedanken nicht in die Tat umsetzen. Ziemlich fertig schlurfte Oliver ins Bad, stützte sich am Türrahmen ab, schaltete das kalte Wasser an. Auch 5 Ladungen eiskalten Wassers ließen nicht munterer werden. Sein Spiegelbild zeigte ein erschreckendes Bild. Tiefe dunkle Ringe unter den Blut unterlaufenden Augen. Die Schwellung vom rechten Auge klang langsam ab. Der Alkohol verlor seine Wirkung und das Pochen kehrte zurück.
Er sah ziemlich Scheiße aus.
Nebenan begann sein Com aufdringlich zu klingeln.
Oliver kehrte in das Schlafzimmer zurück, das vom Schein einer Leuchtreklame mehrfarbig beleuchtet wurde. Er folgte dem permanenten Klingeln, kramte in den Hügel seiner am Boden liegenden Wäsche. Bis er das Scheißding aus einem meerblauen Tanga wischte. Den Tanga warf er achtlos zu Boden. „Ja.“, krächzte er ungehalten als er den Anruf entgegennahm. Wie spät war es eigentlich? Das Pochen schwoll immer mehr an, rieb sich die lädierte Schläfe, schaute in dem Durcheinander des Motelzimmers nach etwas Alkoholischen um.
„Zum Teufel noch Mal, wo steckst du?“, raunte ihm eine männliche Stimme gedämpft entgegen.
Nichts zum Trinken in Aussicht. Verflucht. Er musste seinen Konsum einschränken, um für den nächsten Morgen noch was zu haben. Scheiße!! „Zuhause. Hoffe ich zumindest. Wieso?“
Die Stimme gehörte einem Mischling, einem seiner wenigen Freunde. „Herrgott noch mal.“, echauffierte sich die Stimme des Mischlings. „Beweg deinen betrunkenen Arsch hierher. Simpson will dich sprechen.“
Als Erwiderung rülpste Oliver. „Was will der Arsch von mir? Meine Marke hat der Scheißkerl schon.“ Verdammt!! Jetzt brauchte er erst recht was zum Trinken. Etwas Hochprozentiges.
„In 30 Minuten bist du gefälligst hier. Oder ich komm dich holen. Und wenn ich Max Boletti höchstpersönlich dafür anfordern muss.“, raunte sein Freund unmissverständlich. „Dusch vorher. Und rasieren kann auch nicht schaden. 30 Minuten, Oliver. Die Uhr tickt.“ Das Com piepte. Die Verbindung war beendet.
Scheiß drauf!! Oliver warf das Com irgendwohin. Seine Karriere war wieso schon im Arsch. Mehr als feuern konnte ihn Simpson auch nicht. Also zog er sich mit den Klamotten, an die er als Erstes fand, nahm seine Geldkarte und machte sich daran was Trinken zu gehen.

***
Güter Gott!! Tim traute einfach seinen Augen nicht. Der Mann, der da durch die Sicherheitskontrolle schlurfte, sah mehr als schrecklich und ungepflegt aus. Man konnte meinen er käme sprichwörtlich aus der Gosse. Weit entfernt war er jedenfalls nicht.
Er lächelte den Sicherheitsleuten gezwungen zu. „Bist du noch ganz bei Trost.“, zischte Tim Oliver Fitzgerald an. Man roch den Alkohol. Seine Augen waren glasig. „Willst du so abtreten?“
Gleichgültig zuckte sein Freund mit den Achseln. Er torkelte ein wenig, richtete sich auf. „Was interessiert dich das.“, blaffte Oliver ihn lallend an. „Du bist doch aus dem Schneider.“
Sein Freund war wahrlich ein Schatten seiner selbst. Nichtsdestotrotz blieb Tim an seiner Seite. Zusammen gingen Sie durch die Lobby in Richtung Aufzüge. Dabei schritten Sie über das Wappen vom President Secret Service. Der persönlichen Leibwache des Präsidenten samt Familie. Alles, was die Sicherheit des Amtsträgers betraf, fiel in die Zuständigkeit des PSS.
Halb schob er ihn, halb zog Tim Oliver in die Liftkabine. Günstigerweise warteten die Anderen auf den nächsten Lift. Keiner wollte mit dem einstigen Agenten in dessen Verfassung gesehen werden. Schließlich wollten die Meisten von Ihnen Karriere machen.
Tim konnte nicht zulassen, dass Oliver dem Assistent Direktor Simpson so unter die Augen trat. Noch stand sein Freund in der Gunst des Direktors, doch Simpson sägte kräftig daran. Daher würde Oliver’s jetziger Zustand nur förderlich sein für die Bemühungen des Assistent Direktors ihn aus dem President Secret Service zu befördern. Weshalb dem so war, wusste jeder im PSS. Auch wenn niemand offen darüber sprach.
Er stieg mit ihm im Schlepp aus, gingen den Flur entlang, zerrte ihn mehr hinter sich her und bugsierte Oliver in sein Büro. Tim gab eine Nummer in sein InterCom. Kurz darauf ertönte eine weibliche Stimme. „Michelle. Tim hier.“ Er warf einen kurzen Blick in sein Büro. Oliver plumpste auf die Couch. „Suchen Sie Devòn. Er soll Ihnen eine seiner Entgiftungsmischungen mitgeben.“
„Was ist los?“, fragte die Mischlingsfrau am anderen Ende der InterCom-Verbindung.
„Oliver.“ Einer weiteren Erklärung bedurfte es nicht. Und selbst wenn, hätte Tim ihr Sie nicht gegeben. „Beeilen Sie sich. Tim Ende.“, forsch beendete er die Verbindung.

***
Angewidert verzog Oliver das Gesicht. Das Getränk, das ihm Tim unter die Nase hielt, stank bestialisch nach undefinierbaren. Da drehte sich einem der Magen um, kehrte das Innere nach außen. „Auf keinen Fall.“
„Trink.“, forderte Tim bestimmend und uneinsichtig. „Oder ich gebe dir das Zeug intravenös.“ Der Mischling schaute seinen Freund finster und zu allem entschlossen an.
Da klopfte es an der Bürotür.
„Ja.“ Die Tür glitt ein wenig beiseite.
Vorsichtig schaute eine junge Gvanerin hindurch. Sie gehörte zu den Frischlingen, also den Anfängern beim PSS. Tim sollte ihr den letzten Schlief verpassen. Jeder Frischling wurde einem erfahrenden Agenten zugewiesen. „Sir. Assistent Director Simpson wartet seit 10 Minuten. Er will wissen, wo Sie bleiben.“
„Sagen Sie ihm, ich wurde unterwegs aufgehalten.“ Dabei rührten sich seine Augen keinen Zentimeter von Oliver weg.
Michelle verschwand. Die Tür glitt wieder zu.
„Du schadest dir nur selbst.“, sagte Oliver freundschaftlich. Er nahm angeekelt die dampfende Tasse.
Tim zuckte mit der Schulter. „Draußen werden Leute gesucht.“, gab der Mischling zurück.
Mit Draußen bezeichneten die Agenten und Sicherheitsbeamten staatlicher Behörden die freie Wirtschaft. Sicherheitsfirmen suchten stets nach gut ausgebildeten, geschulten Personal. Vorsorglich aus dem Regierungsdienst, das sparte Ihnen die kosten- und zeitintensive Ausbildung.
Sollte Präsident Chan wiedergewählt werden, war es nur eine Frage der Zeit bis der alteingesessene Chef vom President Secret Service abgesägt wurde. Ersetzen würde ihn höchstwahrscheinlich Simpson, da er dafür sorgte hoch im Kurs bei der aktuellen Administration zu stehen. Käme es zum Führungswechsel, würden etliche Köpfe beim PSS rollen. Einer der Ersten wäre Oliver Fritzpatrick.
Er nahm einen Schluck von dem widerlichen Gesöff, schluckte die breiige Masse runter, unterdrückte den aufkommenden Brechreiz. Der süßliche Nachgeschmack machte die Sache nicht einfacherer. Oliver schaute den Mischling böse an.
Er blickte zur Stehuhr, in seinem kleinen Büro. „Austrinken.“ Assistent Director Simpson musste sich noch ein wenig gedulden. Als Oliver ausgetrunken hatte, reichte Tim ihm einen seiner Anzüge hin. „Zieh ihn an.“

***
Mit 20 Minuten Verspätung betraten Tim und Oliver das große Büro vom Assistent Director in der Führungsetage vom President Secret Service Building. Eine Etage höher lag das Büro vom Leiter des PSS. Das Vorzimmer samt Büro war die Etage. Genau dorthin wollte der Mann hinter dem großen Schreibtisch. Lieber heute als morgen. Zu diesem Zweck installierte er vertrauenswürdige Leute in den Ebenen vom PSS.
Alles andere als erfreut sah Simpson die Männer vor seinem Schreibtisch an. Einen blickte er mit unverhohlenem Hass an. Was Oliver nicht im geringsten kümmerte. „Ihre Suspendierung wurde aufgehoben.“ Die Worte kamen gepresst hervor. Es kostete ihn einiges an Überwindung. Grund für die Aufhebung war der vorläufige Untersuchungsbericht. Deshalb hatte der Direktor auf die unverzügliche Aufhebung gepocht. Sehr zu Simpson missfallen. „Sie werden dem Schutztrupp der Präsidentschaftskandidatin Sharon Hard zugeteilt.“ Er schob ihm ein Pad zu. Ein winziger Teilerfolg, mehr nicht. „Melden Sie sich bei Special Agent Kònò.“
Oliver wartete einen Moment. Dann nahm er das Pad, steckte es ein. „Kein Problem.“ Er stand auf, ging mit Tim Richtung Tür.
„Haben Sie nicht irgendetwas vergessen, Agent Fritzpatrick?“, fragte Simpson listig. Er wandte sich ihm zu. „Ich bin ihr Vorgesetzter. Demnach heißt es Sir oder Assistent Director.“
Am liebsten hätte er dem Kerl das süffisante Lächeln aus dem Gesicht geprügelt. Seine Karriere beim PSS war im Arsch. Früher oder später wurde Simpson der Direktor der Behörde. Dann saß Oliver auf der Straße. Womit er keine Probleme hatte. Vielleicht wäre es besser zu kündigen, der Gedanke kam ihm nicht zum ersten Mal. Doch diese Genugtuung wollte er dem Arsch auf der anderen Seite des Schreibtisches nicht geben. „Sie können sich ja bei der Dienstaufsicht beschweren.“, erwiderte Oliver. Er ging in den Erfassungsbereich des Türsensors, die sich daraufhin öffnete und trat hindurch.

***
Die Schutzabteilung vom President Secret Service hatte die Aufgabe in einem Wahljahr die Präsidentschaftskandidaten zu beschützen. Während sich die President Garde (Leibwache des amtierenden Präsidenten) hauptsächlich um den Unioner Amtsträger und dessen Familie kümmerte. Jeder Agent wollte früher oder später mal zum Schutztrupp des Präsidenten. Es war das Maß aller Dinge.
Theoretisch konnte jede Partei einen Präsidentschaftskandidaten nominieren. Demzufolge hätte der PSS diese Person beschützen müssen. Da gab es keine Ausnahmen. Die Nominierten beliefen sich meist zwischen 3 und 5 Personen. Wobei in der Endphase meist 2 bis 3 aussichtsreiche Kandidaten übrig blieben. Zog ein Kandidat seine Kandidatur zurück, endete der Personenschutz durch den PSS in einem Zeitrahmen von maximal 3 bis 7 Wochen.
Special Agent Kònò leitete den Schutztrupp für die Präsidentschaftskandidatin Sharon Hard. Ihren momentanen Posten sah sie als Chance. Um sich für eine Stelle im Schutztrupp des Präsidenten zu empfehlen. Wer auch immer am Ende des Wahlkampfs als Sieger hervorging. Seit sie die Ausbildung beendet hatte und vereidigt wurde widmete Kònò sich ausschließlich diesem Ziel.
Als Schutztruppleiter hatte die Menschenfrau mit asiatischen Zügen keine leichte Aufgabe. Sie musste sich mit den Wünschen und Interessen der Schutzperson auseinandersetzen. Die Tagesabläufe der Kandidaten bestimmten die Schutzarrangements die zu treffen waren, egal wo und wann. Es erforderte eine Menge Fingerspitzgefühl. Außerdem musste man über alles im Bilde sein. Und man musste sich auf die Frauen und Männer im Schutztrupp verlassen können.
Woran Kònò im Moment Zweifel hatte. Oh, sie wusste wer Oliver Fritzpatrick war. Sie hatte schon einige Dienstjahre hinter sich. Vor allem in der jüngsten Vergangenheit kam man nicht umhin von Oliver Fritzpatrick gehört zu haben. Zumindest auf den Fluren vom President Secret Service Building. Sie hingegen interessierte sich nicht für die schmutzige Wäsche anderer. Bis jetzt jedenfalls.
Assistent Director Simpson hatte ihr Oliver Fritzpatrick zugeteilt. Worüber sie alles andere als glücklich war. Denn der Grund wieso Simpson ihn in die Schutzabteilung steckte war offensichtlich. Der Assistent Director wollte Agent Fritzpatrick loswerden. Auf die eine oder andere Weise. Wenn Sie das Handhaben konnte, könne sich Simpson Kònò im Schutztrupp des Präsidenten vorstellen. Was er damit sagen wollte, war unmissverständlich.
Sie schaute den Mann an. Die Erfahrung die er mitbracht wusste Kònò zu schätzen. Trotzdem musste Sie in Erster Linie an ihre Interessen denken. „Sie werden dem Team von Senior Agent Conrad zugeteilt.“, teilte Sie ihm mit fester Stimme mit. „Sie haben die Nachtschicht.“ Kònò schob ihm ein Pad zu. „Dienstbeginn ist 23 Uhr.
Irgendwelche Fragen?“, richtete sie an ihn.
„Nein.“
Kurzer Ärger blitzte in ihren mandelförmigen Augen auf, als das Ma’am oder Sir fehlte. Auch wenn Oliver Fritzpatrick kein Unbekannter war, so gab es beim PSS gewisse Verhaltensregeln, ähnlich dem Militär. „Im Pad finden Sie alles um sich mit den Gegebenheiten vertraut zu machen. Morgen ist dann ihr erster Tag.“ Sie widmete sich wieder dem bürokratischen Teil ihres Jobs zu. Womit Kònò ihm zu verstehen gab, dass die Unterhaltung beendet war.
Oliver erhob sich, verließ das Büro.
Tim stand von der Couch auf. „Und?“ Der Mischling hatte draußen gewartet. Er wollte sichergehen das sein Freund den Weg zu Special Agent Kònò auch fand.
Er setzte seine Sonnenbrille auf, ging in Richtung Lifts. „Ich geh einen Trinken.“

***
Senior Agent Conrad war nicht um die Teamleitung zu beneiden. Als einziger Agent mit mehrjähriger Erfahrung bestand sein Team aus 5 Agenten. Von denen 3 mehr als ein Dienstjahr hatten. Keiner aber mehr als 3 Jahre oder mehr. Hinzu hatten Sie gerade mal 7 Monate in der Schutzabteilung verbracht, als Sie dem Schutztruppkontingent zugeteilt wurden. Die Übrigen 2 waren Frischlinge, kamen direkt aus dem Camp, so wurde die President Secret Service Academy genannt. Dort wurden die zukünftigen Agenten vom PSS ausgebildet, trainiert und geschult.
Unter den ganzen Jünglingen, die ihm Kònò aufs Auge drückte, kam sich der Gvaner alt vor. Daher war er ganz froh das Oliver Fritzpatrick zu seinem Team stieß. Er war zwar jünger, verfügte aber über die Erfahrung, an der es seinem Team an allen Ecken fehlte. Zumal das Schutztruppkontingent von Hause aus unterbesetzt war. Was sich automatisch auf die Schutztrupps der Präsidentschaftskandidaten auswirkte. Zumindest, so schien es ihm, in jenem für Sharon Hard. Er ging inzwischen in sein 22. Dienstjahr bei der Schutzabteilung. Bei jeder Präsidentschaftswahl gehörte er zum Schutztruppkontingent und nahm seine Aufgabe ernst.
Sie kehrten von ihrem Rundgang zurück. „Ich bin jedenfalls froh, dass die Eisprinzessin Sie mir zugeteilt hat.“, gestand Conrad offen. Eisprinzessin war der Spitzname für Special Agent Kònò.
Fritzpatrick und Conrad kannten einander flüchtig, waren sich hier und da mal im President Secret Service Building begegnet, hatten bei Großeinsätzen des PSS teilgenommen, sich gesehen und einige wenige Worte gewechselt.
Der Gvaner legte seine Hand auf die Scanfläche, wartete einen Moment, gab dann den stündlich wechselnden Code in das Tastenfeld über dem codierten Türschloss der Hotelsuite ein. Kurz darauf blinkte die kleine Kontrolllampe beim Türschloss grün auf.
Klick!!
Als dienstältester und leitender Agent konnte man sich aussuchen, wo man seinen Dienst verrichtete. In seinem Fall hatte Conrad das Innere der Suite gewählt, in der Sharon Hard während ihrer Wahlkampftour Station machte. Seine 5 Untergebenen hatten Posten auf der Etage bezogen, auf der die Suite lag. Ein Unterstützungsteam aus Beamten der Stadtpolizei sicherte die Lobby und das Dach. Früher hatte dass der Schutztrupp ebenfalls übernommen.
Die Tür zum Konferenzraum der Kandidatin glitt auf. Eine Gruppe aus 1 Frau und 4 Herren kam hinaus. Ihnen folgte Sharon Hard und ein älterer Mann, der als einer der einflussreichsten Parteivorsitzenden der Union galt. Ein Mann mittleren Alters, der nicht zum eigentlichen Wahlkampfstab der Kandidatin gehörte gab Sharon Hard die Hand, wechselte mit ihr und Jeromè Gallas einige Worte. Dann verabschiedete er sich von Beiden, verließ als Erster die Suite.
Die Kandidatin sah ihm nach, wandte sich dem Freund ihres Vaters zu, unterhielt sich mit ihm. Ihr Stabschef gesellte sich zu Ihnen. Unterdessen verschwand der restliche Teil des Wahlkampfstabs aus der Suite. Ein weiterer langer Tag lag hinter Ihnen.
Gute 5 Minute später verabschiedeten sich auch Gallas und Sören, der Stabschef.
Als die Männer gegangen waren, ging Sharon Hard zur Bar der Suite, schenkte sich einen Drink ein, nahm einen Schluck und ging das Pad durch. Ihre Leibwächter hielten sich stets im Hintergrund. Jeder der zuvor in der Suite war, war ausgiebig durchleuchtet und mehrmals überprüfte worden. Die Frauen und Männer im Umfeld eines Kandidaten wurden vom PSS stichprobenartig überprüft.
Sie wandte sich Conrad und Fritzpatrick, die Abseits standen. „Conrad.“
„Ja, Ma’am?“, sagte der Gvaner herzlich.
Sharon Hard schaute ihn an. Trotz der Müdigkeit blieb Sie freundlich und zuvorkommend. „Stellen Sie bitte sicher das Mr Hoffmann einen Sicherheitsausweis erhält.“
„Jawohl, Ma’am.“ Conrad machte sich eine Notiz in sein Dienstpad. Er sah ihren Blick, der auf Fritzpatrick ruhte. Ein neues Gesicht. „Ma’am. Darf ich Ihnen Agent Fritzpatrick vorstellen. Er wurde meinem Team zugeteilt.“
Sie reichte ihm die Hand. „Was haben Sie verbrochen, Agent Fritzpatrick?“, fragte Sharon schmunzelnd. Sie konnte eins und eins zusammenzählen.
Als die Vereinten Demokraten Sharon Hard als Präsidentschaftskandidatin nominierten, erstellte der President Secret Service ein Profil von ihr. Er hatte es mitsamt der öffentlich zugänglichen Biografie gelesen. Außerdem wusste Oliver um die mediale Wahleinschätzung.
Trotz der Unterstützung der Demokraten wurden ihr nur geringe Chancen eingeräumt ins President House einzuziehen. Die Medien sahen mehr ein Kopf an Kopf Rennen zwischen Präsident Chan und Sebastian Gallas.
„Ich bin den falschen Leuten auf die Füße getreten, Frau Hard.“
Keine erkennbare Reaktion. Sie musterte ihn. „Das macht Sie mir sympathisch.“, sagte Sie herzlich. „Conrad, ich werde gleich noch ein paar Bahnen schwimmen.“
Der Gvaner nickte. „Natürlich, Ma’am.“ Er schaltete das InterCom ein, um sein Team von der Aktivität ihres Schützlings zu informieren. Immerhin konnte man ihr ja schlecht verbieten Schwimmen zu gehen. Sie war erwachsen und kein Kind. Daher machte er sich gar nicht erst die Mühe Sharon Hard daran zu hindern noch ein paar Bahnen schwimmen zugehen. Trotz der herrschenden späten Stunde.
Die Kandidatin ging in ihren Privatraum, zog sich um und wurde wenige Minuten später von ihren PSS-Leibwächtern zum hoteleigenen Schwimmbad gebracht. Wo Minuten man zuvor die Räumlichkeiten kontrollierte und die Umgebung sicherte.
Als Sie eintrafen, konnte Präsidentschaftskandidatin Hard unbeschwert schwimmen.

***
An der Entschlossenheit änderte sich nichts.
Bloß an der Vorgehensweise.
Sie mussten ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärken. Was ein Unternehmen dieser Art erschwerte. Eine vergleichbare Störung konnten Sie sich nicht leisten.
Er sah, wie das Sonderkommando vom Sicherheitsdienst aus dem Wohnhaus kam, wo Sie eine vermeintlich sichere Wohnung unterhielten. 5 Minuten früher und er wäre ebenfalls in der Wohnung gewesen. Der Ärger über die Störung wich der Erleichterung. So gesehen gab es noch Hoffnung für ihr Vorhaben.
Van‘s fuhren vor. Aus ihnen stiegen ein Dutzend Anzugträger. Die Frauen und Männer gehörten zum Geheimdienst. Der Anführer sprach mit den Diensthabenden vor Ort, machte sich ein Bild, holte Informationen ein. Mit einem Wink gab es seinen Leuten das Zeichen, sie sollten vorgehen. Die Geheimdienstler verschwanden im Wohnhaus.
Er hatte genug gesehen. Schnellen aber unauffälligen Schrittes entfernte er sich, ging durch den angrenzenden Park, hielt ein Bodentaxi an, stieg ein und ließ sich fahren.
Am Ziel angekommen, irgendwo in der Stadt, bezahlte er den Fahrer, ging ziellos umher um sicherzugehen das niemand ihn verfolgte. Für den Fall dass der Geheimdienst oder die Sicherheitsbehörden auf ihn gestoßen waren.
Er schlenderte anschließend zum Bahnhof der instand gesetzten Schwebebahn, stieg in den Zug, fuhr 5 Stationen. Im Durcheinander der Pendler und Reisenden fiel der Toaner unter seines gleichen nicht auf. An einer NetCom-Terminalstation blieb er stehen, wählte eine Nummer, wartete, machte eine weitere Eingabe und loggte sich aus. Kurze Zeit später klingelte es. Er nahm den Anruf entgegen. „Boa’s Zelle ist nicht länger aktiv.“
„Fahren Sie fort.“, erklang die verzerrte Stimme. Die Verbindung wurde beendet.
Der Toaner ging in Richtung Bahnsteige.
Was auch immer der Geheimdienst in der Wohnung fand, daraus ließen sich keine konkreten Rückschlüsse auf das Unternehmen ziehen, dessen Vorbereitung fast ein Jahr gedauert hatte. Da Boa’s Zelle keine primäre Rolle spielte. Deshalb war das Unternehmen nicht so gefährdet um es abzubrechen.
Und selbst wenn, zweifelte er irgendwie daran, dass die Entscheidungsträger alles abbliesen. Schließlich konnten Sie damit ein Zeichen setzen. Ein Unmissverständliches. Nämlich das Sie bereit waren bis zum äußersten zu gehen.
Er stieg in den Zug, setzte sich und dachte über die weitere Vorgehensweise nach.
Immerhin planten Sie einen Angriff auf das höchste politische Amt der Union.
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-Zwei-

Lòca schritt in das Apartment. Einem Unterschlupf einer Helferzelle einer radikaler Extremistengruppe in der Demokratischen Sternenrepublik Toan. Er gehörte zur gemeinsamen Task-Force, eine Anti-Terror-Einheit, der Sicherheitsbehörden auf Bundesebene. Sie hatten einen Tipp bekommen, dass die Extremistengruppe Söhne Toans, einen Anschlag vorbereiteten. Bei den daraus resultierenden Ermittlungen stießen Sie auf jene Helferzelle in dessen Apartment das Einsatzkommando gestürmt war.
Entsprechend sah es in der Wohnung aus.
Auch wenn es sich nur um eine Helferzelle handelte, hatten Sie in der Wohnung einen Waffenvorrat. Sturmgewehre. Energiepistolen. Granaten. Alles auf dem blühenden Schwarzmarkt gekauft. Anhand der Fabrikation erkannte Lòca auf Anhieb, dass die Waffen Ligaproduktionen waren. Was ihn nicht weiter verwunderte. Ein Großteil der auf dem Schwarzmarkt angebotenen Waffen stammte aus Ligafabriken.
Der Zufluss ließ sich anhand der herrschenden Korruption in der Sternennation Toan nur schwer eindämmen. Die Bekämpfung dessen war ein langwierig und nicht minder schweres Unterfangen. Darum kümmerte sich jedoch eine eigens eingerichtete Task-Force.
Er grunzte.
Für beinahe alles gab es inzwischen eine gottverdammte Task-Force. Kompetenzstreitigkeiten lähmte das Vorhaben die junge Sternenrepublik Toan zu festigen, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. Noch immer war man von der galaktischen Schutztruppe abhängig. 5 Jahre war es jetzt her als die eingesetzte Übergangsregierung die Demokratische Sternenrepublik ausgerufen wurde. Ein Jahr später wurde über die erarbeitete Verfassung abgestimmt und dann unterzeichnet. Kurz darauf fanden die ersten Freien Wahlen statt, aus der die heutige Regierung hervor ging. Für eine 6-jährige Amtszeit.
Vorrangiges Ziel der Regierung war es die Voraussetzung zuschaffen um die bisherigen Aufgaben der Koalitionstruppen vom Galaktischen Sicherheitsrat zu übernehmen. Die Übergabe der verschiedenen Ministerien fand nach und nach statt. Als Letztes legte man die Aufgaben für Sicherheit & Ordnung in die Hände der Toaner.
Dazu zählte unter anderem die Bekämpfung der Terroristen, Aufständigen und Extremisten. Noch heute kam es immer wieder zu blutigen Anschlägen in der jungen Sternenrepublik. Dabei zielten diese Leute längst nicht mehr auf die Koalitionstruppen. Sondern auf das gesamte System. Die Bevölkerung.
Die Söhne Toans waren nichts weiter als Terroristen. Auch wenn Sie sich selbst als Freiheitskämpfer sahen.
Seine Aufgabe war es Sie zur Strecke zubringen. Auf die eine oder andere Weise.
In dieser Hinsicht hatte das Einsatzkommando keine Kompromisse gemacht. Bei Helferzelle handelte es sich um 5 Toaner. Allesamt männlich und jung. Keiner von Ihnen hatte die Erstürmung überlebt. Was nicht unbedingt in seinem Sinne war. Dadurch konnten Sie keine brauchbaren Informationen erhalten. Andererseits konnte Lòca den Männern der Spezialeinheit keine Vorwürfe machen. Die Doktrin in solchen Szenarien war deutlich. Die Sicherheit der Männer ging vor.
Er schaute sich jede Leiche an, sah sich grimmig um.
Dem Tipp nach sollten sich 6 Männer im Apartment aufhalten. Die Helferzelle selbst sowie ein Operator der Operationssektion der Söhne Toans. Doch genau der fehlte unter den Leichen in der Wohnung. Demnach lief der Operator frei herum. Ein Umstand der Lòca alles andere als gefiel.
Einer seiner Männer winkte. „Sir. Das sollten Sie sich ansehen.“
Er ging zu ihm. Seine Team würde das Apartment Stück für Stück auseinandernehmen. Sie mussten und würden herausfinden, in was die Helferzelle involviert war. „Was habt ihr?“
Zusammen mit einer jungen Toanerin, zeigte er ihm ein Pad.
Auf dem Touchschirm hatte man die Daten ausgelesen die sich auf den sichergestellten Speicherchips befanden. Die Helfer hatten versucht via Magnetimpuls zugrillen. Ein Teil der Daten war dadurch unbrauchbar. Die Rekonstruktion, sofern Sie möglich war, würde Tagen ja Wochen benötigen.
Der Toaner hob eine der Datenzeilen hervor.
„Was ist das?“, hackte Lòca nach.
Die junge Toanerin schaute ihn an. „Es scheint Teil eines Quellcodes für einen Datenschlüssel zu sein.“, gestand Sie. Ihr Chef sah auf. „Er hat eine Unioner Signatur.“, fügte die junge Ermittlerin vorsichtig hinzu. Sie arbeitete im Technikteam der Task-Force. Anjà war eine Spezialistin auf dem Gebiet.
„Sind Sie sich sicher?“, fragte er düster.
„Ziemlich sicher.“, sprang ihr der Toaner bei.
Kein Wunder, dass die Helfer versuchten, die Speicherchips zugrillen. Was auch immer die Söhne Toans planten, hatte die Union direkt oder indirekt zum Ziel.
Die Gerüchte schienen sich zu bewahrheiten.
Er entfernte sich einige Schritte, tippte eine Nummer in sein Com.

***
Der Wahlkampf um das höchste Amt in der Union begann offiziell 5 Monate vor dem festgelegten Wahltag. Doch bereits 1 Jahr vorher begannen die Parteien mit den Vorbereitungen. Ebenso wie die Unabhängige Wahlkommission. Die Parteien wiederum mussten ihre Nominierungslisten abgeben. Auf deren Parteitagen fanden Vorwahlen statt, sofern es mehrere Kandidaten gab. Anschließend wurden die Nominierten ratifiziert.
Woraufhin diejenigen ihr Team zusammenstellten, mit den Planungen für den Wahlkampf begannen. Einen festen Teamkader gab es nicht. Daher konnte es im Laufe des Wahlkampfs zu Personalveränderungen kommen. Meistens blieb der Kern jedoch bestehen.
Nichtsdestotrotz bedeutete jeder Personalwechsel im entsprechenden Wahlkampfteam Mehrarbeit für den PSS, der wieso schon nicht wenig zu tun hatte. Schließlich musste die Wahlkampftour des Kandidaten abgearbeitet werden. Die festgelegten Wahlkampfstationen vor Ort begutachtet, inspiziert und gesichert werden. Vorauskommandos übernahmen das, regelten die Zusammenarbeit mit den örtlichen Sicherheitsbehörden, kümmerten sich um die Sicherheit. Was für die Agenten eine Menge Überstunden und wenig Schlaf bedeutete.
In den 5 Monaten sammelten die Kandidaten mitsamt ihrem Mitarbeiterstab und dem Sicherheitspersonal Unmengen von Flugkilometer. Beinahe täglich machten sie woanders Station, besuchten unzählige Veranstaltungen, sammelten Stimmen wie Spenden, traten im Network auf, gaben unendliche Interviews, stellten ihr Wahlkampfprogramm vor, hielten Reden und Ansprachen, besuchte etliche Einrichtungen.
Ein Wahlkampf, ob nun um das Amt des Präsidenten der Union oder für einen sonstigen Posten, hatte etwas von einem 5-monatigen Marathon oder Triathlon. Erst 5 Monate später sah man, ob sich das Ganze gelohnt hatte. Für einen Teil begann danach wieder der Alltag. Der Rest machte sich anschließend an die Arbeit die Vereinte Terra-Gvan Union zuführen.
Im Gegensatz zu ihren Kontrahenten legte Sharon Hard ihr Hauptaugenmerk bei ihrem Wahlkampfprogramm auf die von Präsident Chan vernachlässigte Außenpolitik, die galaktischen Partnerschaften und den desaströsen Stabilisierungspakt. Durch den Wahlkampf bekam sie Einblicke in Zahlen, bei der denen sich ihr der Magen umdrehte. Vor allem was den Zustand der Vereinten Streitkräfte anging. Sie schlingerten auf eine Katastrophe zu.
Natürlich wurden die jeweiligen Wahlprogramme von den übrigen Kandidaten zerrissen, belächelt und mit Gegenargumenten zugeschüttet. Da war ihr Programm keine Ausnahme. Jedoch führten Chan und Gallas ihre Wahlkämpfe mehr gegeneinander, als das Sie sich um Hard und Konsorten kümmerte. Was mitunter daran lag, dass Sharon anders als die Zwei nicht im Kernland auf Stimmenfang ging, sondern im Hinterland der Union.
Die Strategie dahinter war relativ einfach. Während sich Chan und Gallas die Stimmen im Kernland gegenseitig abluchsten, sammelte Hard ihre Stimmen im Hinterland, schöpfte nebenbei noch die eine oder andere Stimme im Kernland ab. Wodurch Sie stimmentechnisch gleichauf mit dem Duo kam und somit zum Zünglein an der Wage wurde.
Denn Sharon war sich im Klaren darüber das ihre Aussichten ins President House einzuziehen wenig vielversprechend war, trotz der Unterstützung der Vereinten Demokraten und dem immensen Rückhalt von Jeromè Gallas. Wenn aus dem Zweikampf ein handfester Dreikampf um das President House wurde hatten Sie alle Trümpfe in der Hand. Trotzdem ließen Sie und ihr Team nichts unversucht, um Sharon Hard ins President House zu bekommen. Was eine Sensation werden würde.
Der Wahlkampf hatte seine eigenen Gesetze. Alles war möglich, wie die Vergangenheit zeigte, konnten auch krasse Außenseiter in das höchste Amt der Union gewählt werden.

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Ein Wahlprogramm, da war ihres keine Ausnahme, musste alle Regierungsbereich von A bis Z abdecken. Auf welches Thema man mehr Gewicht lag, entschieden letztlich die Kandidaten. In ihrem Wahlprogramm befasste Sharon sich auch mit der Wirtschaft.
Doch anders als ihre Gegner legte Sie ihren Fokus auf die Mittelständer, Jung- und Kleinunternehmer, ebenso auf die Agrarwirte und Viehbauern im Hinterland. Ein eingebürgerter, abfälliger Begriff für die übrige Union außerhalb des Kernlandes. Dabei waren die Äußeren Sternensysteme genauso wichtig, wie die Inneren (die als Kernland bezeichnet wurden). Genau aus diesem Grund ging ihre Wahlkampftour durch das Hinterland, reiste von einem Sternensystem (oder Planeten) zum anderen.
Es zerrte an einem. Saugte einen aus. Jeden Tag war man woanders. In fremden Betten schlafen, so komfortabel diese auch sein mochten. Sich, bis spätabends Gedanken machen. All die Prognosen, Statistiken und Hochrechnungen. Dabei konnte einem der Kopf schwirren. Jetlag und Erschöpfung taten ihr Übriges.
Doch wenn man in das höchste Amt der Union gewählt werden wollte, war das eben der Preis.
Sharon hingegen nahm sich trotz all der Termine und Reisen die Zeit zum Erholen. Ob Sie nun schwimmen ging oder ein Wellnessangebot in Anspruch nahm. Das lud ihre Batterien auf, gab ihr Kraft. In ruhigen Momenten fragte sich Sharon trotzdem, ob Sie zurechnungsfähig gewesen war, als Sie beschloss für das Amt des Präsidenten zu kandidieren.
Dass Sie von Leibwächtern umgeben war, war nicht neu für Sharon. Als Botschafterin oder Diplomatischer Vertreter hatte man stets ein oder zwei Leibwächter an seiner Seite, fuhr in gepanzerten Bodenfahrzeugen oder flog in dergleichen Luftfahrzeugen. Es war also nichts Neues für Sie. Außerdem gewöhnte man sich mit der Zeit an die Frauen und Männer, die einen umgaben. Sie vermittelten einem das Gefühl der Sicherheit.
Ein Anflug von Schuld kam bei ihr auf. Sharon machte es den Agenten vom President Secret Service sicherlich nicht leicht. Immerhin war ihr nicht entgangen, über welche Stärke ihr Sicherheitskader verfügte. Das man ihr, als Außenseiterin, nicht die gleiche Sollstärke an Leibwächtern zustand wie Chan oder Gallas hatte für Diskussionsstoff gesorgt. Vor allem ihr Stabschef und Jeromè Gallas sowie die Parteispitze der Vereinten Demokraten machten ihrem Unmut darüber Luft. Ändern tat sich nicht sonderlich viel. Leichter machte es den Job der Agenten ihres Schutztrupps nicht.
Dafür machten die Frauen und Männer eine hervorragende Arbeit.
Andererseits bezweifelte Sharon Ziel für ein Attentat oder Anschlag zu sein. Da gehörten andere Personen im Dienste der Union zur gefährdender Kategorie als Sie.
Auf dem Weg zurück zur gepanzerten Bodenlimousine verabschiedete sich Sharon Hard bei den Anwesenden. Sie hatte sich mit Vertretern eines lokalen Viehbauernverbandes getroffen. Für die Leute waren es schwierige Zeiten. Präsident Chan hatte die Ausfuhrbeschränkung von Agrargütern, Nutzvieh und Schlachtprodukten erweitert. Worunter unter anderem die Viehbauern im Unioner Hinterland litten. Da Sie deswegen ihre Erzeugnisse nicht exportieren konnten. Gleichzeitig fiel auf dem heimischen Markt der Rohrpreis ins bodenlose. Das Angebot überstieg um ein Vielfaches die stagnierende Nachfrage.
Sharon wollte dies ändern, indem sie die Ausfuhrbeschränkung aufhob. Denn für das Hinterland war der Handel mit den Nachbarn (überlebens-) wichtig.
Zurück in der klimatisierten Bodenlimousine lehnte Sie sich zurück, nahm die Sonnenbrille ab, schenkte sich ein Glas Wasser ein, nahm einen Schluck und schaute hinaus. Die Politik der Nationalen Führung, wie Sie Präsident Chan nannte, schadete der Union mehr als Sie nutzte. Sharon bezweifelte, dass es überhaupt einen Nutzen gab.
Bei dem Gespräch mit den Vertretern hatte sie ein gutes Gefühl. Sie hatte ihnen als einzige Kandidatin für das Präsidentenamt einen Besuch abgestattet. Was die kleinen Leute zu schätzen wusste, den anscheinend schien ihre Stimme nicht wichtig zu sein. Für Sharon Hard waren Sie wichtig.
Sie lud ihren Tagesplan auf den Padschirm.

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Vom Treffen mit dem lokalen Viehbauernverband ging es zu einem Flüchtlingsauffanglager nahe der Küste des Planeten Kaiser I im Sonnensystem Beckenbauer. Camp Echo wurde vom Vereinten Flüchtlingshilfswerk betrieben, verfügte über eine Grundkapazität von 100.000 Personen. Der letzten Schätzung nach hielten sich jedoch um die 137.000 Flüchtlinge im Camp Echo auf. Aus diesem Grund hatte der Planetenrat die weitere Flüchtlingsaufnahme untersagt. Ankommende Flüchtlinge, im Schnitt 10.000 Personen pro Monat, wurden auf andere Flüchtlingsauffanglager in der äußeren Peripherie der Union verteilt.
Gegen den Aufnahmestopp hatte das Vereinte Flüchtlingshilfswerk Klage beim Obersten Gericht auf Kaiser I eingereicht. Eine Einstweilige Verfügung zur Aufhebung wurde abgelehnt. Wogegen man wiederum Beschwerde einlegte.
Der Besuch von Sharon Hard wurde von ihrem Schutztrupp als Orange eingestuft. Dabei handelte es sich um die zweithöchste Vorwarnstufe. Bei Rot stand ein Anschlag unmittelbar bevor. Gelb war die schwächste Vorwarnstufe. Grün hingegen bedeutete das keinerlei Gefährdung bestand. Soweit abgestuft wurde die Warnstufe seit der Gründertage nicht mehr.
Soldaten vom Vereinten Terra-Gvan Marine Corp (VTGMC) hatten zusammen mit einem Voraustrupp die Absicherung übernommen. Die Marines trugen Panzeranzüge und Sturmgewehre. Sie hatten die komplette Kampfmontur an. Wogegen die Lagerführung vom Vereinten Flüchtlingshilfswerk protestierte, als die schwer bewaffneten Marines auftauchten. Außerdem stand Evakuierungstrupp in Bereitschaft. Für den Fall, dass Sharon Hard schnellstens aus dem Flüchtlingslager ausgeflogen werden musste.
Die PSS-Agenten trugen Panzerwesten und Handfeuerwaffen.
Beim Rundgang durch das Camp hielten sich immer 3 Leibwächter in Armlänge bei der Präsidentschaftskandidatin auf. Der Rest übernahm die äußere Sicherheit. Dabei hatte jeder eine Hand auf seinem Pulser. Um die Waffe innerhalb eines Sekundenbruchteils aus dem Holster zu ziehen.
Das Bad in der Menge, wie Politiker das nannten, gehörte mit zu den schwierigsten und unübersichtlichsten Situationen für die Frauen und Männer von President Secret Service. Als Unterstützung schwebten 2 Aufklärungsdrohnen in der Luft. Sie sollten den Agenten am Boden helfen mögliche Angreifer zu identifizieren. Zu diesem Zweck hatten Sie einen heißen Draht zum Air Command Control Center, kurz Center genannt.
Fritzpatrick blickte sich gewissenhaft in der Menge um, suchte nach Anzeichen einer drohenden Gefahr. Die angehenden Agenten wurden während der Ausbildung darauf gedrillt Emotionen lesen zu können. Was in Bruchteil einer Sekunde geschah. Sie mussten erkennen ob sich Jemand zu einem Attentäter wandelte oder eben nicht.
Deshalb lernten sie auf ihre Instinkte zu vertrauen. Gefühle musste man abstellen, die behinderten einen nur. Sie mussten die Anzeichen erkennen, bevor der Angreifer angriff. Amateure waren schneller zu identifizieren als Profis. Letztere hatten ihre Emotionen meist unter Kontrolle.
Seine Hand ruhte locker auf dem Pulser. Wie alle Agenten trug Oliver seine scheinbar normal verspiegelte Sonnenbrille. Sie gehörte mit zur Grundausstattung eines PSS Agenten. Er lauschte den Com-Meldungen des Ohrempfängers, ließ davon aber nicht ablenken. Konzentriert schweifte sein Blick umher. Stichprobenartig filterte er einen Flüchtling aus der Menge heraus. Keine Übereinstimmung; erschien im unteren HUD-Bereich seiner Sonnenbrille.
Demnach war die Person nicht in der Vereinten Nationalen Datenbank vertreten. Was zum einen weder gut noch schlecht war. Unter den Flüchtlingen konnten sich Schläfer befinden oder Attentäter eingeschlichen haben, die nicht in der Datenbank gespeichert waren.
Ohne sich weitere Gedanken zu machen, suchte Fritzpatrick weiter in der Menge nach einem möglichen Attentäter.

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Unterdessen schüttelte Sharon Hard unzähligen Leuten die Hand, hörte ihnen zu, nahm Geschenke entgegen die sofort per Scanner überprüft wurden, sprach mit Kindern, unterhielt sich mit der Lagerleiterin, besuchte die Unterkünfte, Gesellschaftsräume, Schulen und Ausbildungsstätten. Ein Großteil von Camp Echo bestand aus Zelten. Lediglich die Lagerverwaltung war in Containern untergebracht, die platziert wurden, als man das Flüchtlingslager errichtete.
Mitleid konnte sich Oliver jetzt nicht leisten. Das trübte den Blick fürs wesentliche.
Die Flüchtlinge lebten, in den meisten Fällen, mitsamt ihren Familien im Camp. Welches wiederum restlos überfüllt schien. Daher war der Aufnahmestopp verständlich. Andererseits gab es unter den Flüchtlingen ein Kommen und Gehen. Getrennte Familien wurden hier oder andernorts wieder zusammengeführt. Manche versuchten ihr Glück woanders.
Denn inzwischen wurde es für Flüchtlinge schwerer eine unbefristete Arbeitsgenehmigung zuerhalten. Ganz zu schweigen vom Aufenthaltsstatus. Diejenigen, die Beides erhalten hatten, sich ein Leben außerhalb der Flüchtlingslager aufbauten, hatten Familienmitglieder in den Camps. Die Zusammenführungsklausel hatte die amtierende Regierung auf unbestimmte Zeit ausgesetzt. Wodurch Familien getrennt blieben, da jedes Mitglied jetzt einen Aufenthaltsstatus brauchte. Selbst Kinder und Babys. Was die entsprechende Behörde regelgerecht unter Massen von Anträgen begrub.
Wenn man den Wahlprogrammen ihrer Kontrahenten Glauben schenken konnte, so beabsichtigten Chan und Gallas unabhängig voneinander, die bisherigen Richtlinien und Gesetze weiter zu verschärfen. In der Unioner Bevölkerung wurde das Vorhaben weites gehend abgelehnt. Sharon hingegen wollte wieder zum Status Quo zurückkehren.
Anders als Chan oder Gallas sah Sie die Nationale Sicherheit durch die Aufnahme von Flüchtlingen nicht als gefährdet an. Eher schon der Umstand vom aktuellen Stabilisierungspakt. Durch den die Flotte einen radikalen, unausgewogenen, Umbruch erlitt, dessen Konsequenz mehr als düster ist. Die Vereinte Terra-Gvan Flotte stellte das Rückgrat der Unioner Sicherheit dar. Mit dem Stabilisierungspakt wurde die VTGF regelgerecht ausgeschlachtet. Die fehlenden Schiffe konnten dann nicht so ohne Weiteres ersetzt werden, wenn es hart auf hart kam. Chan nannte dass die Entschlackungskur. Sein Konzept war einseitig.
Sharon hingegen erarbeitete einen Entwurf für ein Modernisierungsprogramm für die Vereinten Streitkräfte. Damit wollte Sie dem bereits angerichteten Schaden entgegenwirken. Es würde nicht von heute auf morgen greifen, war aber ein guter Anfang. Sie hatte vor den Entwurf bei ihrem Besuch auf Toan Prime vorzustellen. Die Heimatwelt der Demokratischen Sternenrepublik Toan war 1 von 7 Zielen ihrer geplanten Auslandsreise.
Der Start war für nächsten Monat geplant.
Und gehörte zu ihrem Vorhaben das Verhältnis zu ihren Verbündeten und Partnern zukitten. Worauf Chan keinerlei Wert zu legen schien. Gallas hingegen machte sich wenigstens die Mühe den Anschein zu erwecken.
Der Tross um Sharon Hard machte bei einem Schülerchor halt.
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-Drei-

Das Straßencafé war gut besucht. Es lag in der Grünen Zone von Toan City. Einen sicheren Ort in der Hauptstadt gab es nicht. „Entschuldige die Verspätung, Lòca.“, bat der Mensch und setzte sich an den Tisch vom Straßencafé.
„Macht nichts.“, wiegelte der Toaner Gesten arm ab. „Ich bin auch erst seit wenigen Minuten hier.“
Die Kellnerin kam vorbei, erkundigte sich freundlich nach den Wünschen der Männer und verschwand mit der Bestellung.
Ronald schaute den Toaner ihm gegenüber an. Grimmig, wie immer. Dabei lag hinter der Fassade ein durchaus umgänglicher und freundlicher Mann. „Wie kann ich dir helfen, mein Freund.“ Tatsächlich betrachtete er ihn als seinen Freund. Immerhin hatte der Toaner ihm das Leben gerettet.
Unschlüssig fingerte Lòca in seiner Hosentasche herum. Seit Wochen traten sie bei den Ermittlungen auf der Stelle. Die Datensätze konnten nur zum Teil, einem sehr kleinen Teil, gerettet werden. Das Zeug stellte sich als nutzlos heraus. Auch sonst förderte man nichts brauchbares zu Tage. Bisher konnten die Gerüchte weder bestätigt noch verifiziert werden. Sie schienen in einer Sackgasse zu sein. Der einzige Ansatzpunkt war der Quellcode für einen Datenschlüssel mit Unioner Signatur. Genau aus diesem Grund hatte Lòca seinen Freund beim Unioner Büro für Zusammenarbeit angerufen.
Er holte den Speicherchip aus seiner Hosentasche, legte ihn auf den Tisch und schob ihn Ronald zu. Unschlüssig sah ihn der Mensch an. „Auf dem Speicherchip findest du den Teil eines Quellcodes für einen Datenschlüssel.“ Die Kellnerin kam mit den Getränken zurück, stellte sie vor den Männern ab und verschwand wieder. „Er trägt eine Unioner Signatur.“, fuhr Lòca fort.
„Woher hast du ihn?“
„Die Helferzelle der Söhne Toans, die wir vor Wochen hochgenommen haben, hatte ihn.“
Sorgenfalten zeigten sich auf der Stirn des Menschen. Was wenig verwunderte, immerhin sollte eine Organisation wie die Söhne Toans keinen Quellcode für einen Datenschlüssel mit Unioner Signatur jedweder Art besitzen. „Konnten ihr herausfinden, woher sie ihn haben?“
Lòca schüttelte den Kopf. „Nein.“
Ronald blickte den Speicherchip an, als könne er Ihnen sagen, von wem die Extremisten ihn erhalten hatten und zu welchem Zweck. Jedenfalls kein Guter, soviel stand schon mal von vornherein fest. Er schaute auf seine altmodische verchromte Armbanduhr. Wurde Zeit zurück ins Büro zugehen. Das gesicherte Gebäude indem das Büro für Zusammenarbeit seine Räumlichkeiten hatte lag keine 5 Blocks vom Straßencafé entfernt.
Der Toaner schob ihm einen zweiten Speicherchip zu. „Darauf befinden sich die sichergestellten Datensätze. Wir waren nicht imstande Sie vollständig zu rekonstruieren.“ Er stoppte. Lòca war niemand der jemanden um einen Gefallen bat. In seinen Augen war das Zeichen für Schwäche. Und die konnte sich jemand wie er in diesen unruhigen Zeiten nicht leisten.
Der Mensch winkte der Kellnerin zu, machte die Zahlen-Geste und steckte die Speicherchips flink ein. „Mal sehen, was sich da machen lässt.“, sagte er zu seinem störrischen Freund, hielt der Toanerin seine Geldkarte hin. „Sobald ich etwas habe, melde ich mich.“ Sie nickten einander zu. Dann machte sich Ronald auf den Weg ins Büro.
Lòca schaute ihm kurz hinterher. So sehr es ihm auch missfiel Ronald um Hilfe bei der Rekonstruktion zu bitten, musste er sich doch eingestehen, dass ihre Mittel eingeschränkt waren. Möglicherweise hatte einer der Unioner Techniker mehr Erfolg.

***
„Ich sehe darin eher eine schleichende Isolierungspolitik.“, erwiderte Sharon Hard ruhig. „Wir sind auf unsere Partner und Verbündeten genauso angewiesen wie umgekehrt.“, fuhr Sie sachlich fort ohne besserwisserisch zu klingen. Sie sprach klar und deutlich, hielt Augenkontakt mit dem Moderator der Politiktalksendung. Der Mischling hatte den Ruf knallhart aber fair zu sein. Außerdem gehörte der Mann nicht unbedingt zu denen die die Politik von Präsident Chan unterstützten. „Ich glaube daher, dass die momentane Zurückhaltung uns mehr schadet als nützt.“
Was er davon hielt, sah man ihm nicht an. Tjm galt als seriös, beinhart und unvoreingenommen. In den meisten Fällen jedenfalls. Seine Meinung gegenüber Präsident Chan hatte er mehr als einmal formuliert. Der amtierende Präsident musste weg. Hingegen wer an seine Stelle sollte, ließ der Mischling stets offen. Erst recht im Wahlkampf. Er wollte für niemanden Partei ergreifen. „Kommen wir nun zu ihrem Modernisierungsprogramm, Frau Hard“, sagte er mit seiner bärigen Stimme, aus der man deutlich seinen Akzent heraushörte. Was seine Stimme so markant und einzigartig machte. „Manch einer sieht darin eine unverhohlene Aufrüstung unserer Streitkräfte. Bei den vorherrschenden angespannten Verhältnissen könnte dadurch bei einigen der Eindruck einer Mobilmachung entstehen.“
Diese Bedenken waren aus den Lagern ihrer Gegner gekommen. Dass Tjm Sie aufgriff war nicht schlimm. Sharon hatte damit gerechnet. Sie ging schließlich nicht unvorbereitet in die Sendung. Schon gar nicht, wenn der Gegenüber Tjm hieß. Er konnte einen in Stücke reißen.
Sie hielt Blickkontakt „Der Zustand unserer Streitkräfte ist durch den Report vom Generalinspektor ja inzwischen bekannt.“ Ebenso die daraus resultierenden Folgen. Nämlich die Entlassung des Generalinspektors durch den amtierenden Präsidenten. Plus die gravierenden Budgetkürzungen bei allen Teilstreitkräften. Am heftigsten hatte es die Forschung & Entwicklung sowie die Flotte getroffen. „Um die zukünftigen Aufgaben und Verpflichtungen anzugehen, benötigen die Streitkräfte ein entsprechendes Rüstzeug.“, redete Sie deutlich. „Was man nicht dadurch erhält, dass man funktionstüchtiges Wehrgerät außer Dienst stellt und verschrottet, ohne für gleichwertigen Ersatz zu sorgen.“ Damit spielte Sharon auf den radikalen Umbruch in der Vereinten Flotte an. Dort wurden kurzerhand ganze Divisionen eingemottet. Die Neuausrichtung der Flottenstrategie schadete der Flotte mehr als sie nutzte. Der Nutzen lag bei gleich null. Was auch Gegenstand der Auseinandersetzung zwischen President House und dem damaligen Generalinspektor war. „Die anvisierten Zahlen, dieser Neuausrichtung werden von vielen mit Sorge betrachtet.“, fuhr Sharon unbeirrt fort. „Zu Recht. Denn das bringt die Streitkräfte weit an ihre Leistungsfähigkeit. Ohne im Ernstfall entsprechende Reserven in der Hinterhand zu haben.“
„Danke, Frau Hard.“, sagte Tjm. Der Mischling wandte sich der ihm zugewiesen Schwebekamera zu. „Nach der Werbeunterbrechung werden wir uns noch mit dem Wirtschaftsprogramm von Präsidentschaftskandidatin Sharon Hard beschäftigen.“
„Werbung.“, rief einer aus dem Produktionsteam. Die Signallichter der Schwebe-, und Standkameras blinkten und wechselten auf Stand-bye Rot.
Eine Stylistin erschien.
Max Hoffmann tauchte auf, reichte ihr ein Glas Wasser. Im Hintergrund standen Agent Fritzpatrick, Conrad und Sheila. Ihr Wahlkampfmanager zeigte ein aufmunterndes Lächeln. „Hätte schlimmer kommen können.“
Sharon gluckste, nahm ein Schluck Wasser. „Ihre Zuversicht ist geradezu aufbauend.“
„Ich tu mein bestes.“
„Letzter Werbeblock in 30 Sekunden.“, warnte ein Produktionsmitarbeiter die Beteiligten vor.
Tjm unterhielt sich mit seiner Produzentin, biss von einem Sandwich ab, trank einen Schluck aus einer Saftflasche. Der Moderator warf einen flüchtigen Blick auf das Ablaufprotokoll der Sendung. Die mit zu den erfolgreichsten Formaten der Union gehörte.
Da kam ihr Stabschef zu ihr.
Ein Mitarbeiter der Produktion eilte im gleichen Moment zu Tjm und seiner Produzentin.
Jeder Mitarbeiter vom Produktionsstab war von Hard’s Schutztrupp überprüft worden. Trotzdem hielten die Agenten die Augen offen.
An seinem erschütterten Gesichtsausdruck sah Sharon sofort das etwas passiert war. Eli Mumba mied im ersten Moment den Augenkontakt. Dann schaute er Sie an. „Ich…“ Ihr Stabschef rang mit sich. „Man hat mich soeben darüber informiert das Jeromè einen Schlaganfall erlitt.“
Auf einen Schlag wurde alles unwichtig. Eine Welle der Sorge überschwemmte ihr Sein. Alles versank in den Fluten ihres Bewusstseins. Erschüttert ließ Sharon unwissentlich das Glas los, das ihr Max Hoffmann gereicht hatte. Klirrend zerbrach es auf dem Teppichboden der Suite.
„Er“ Ihn hatte die Benachrichtigung mindestens genauso schwer getroffen. Schließlich kannte er den Parteivorsitzenden der Vereinten Demokraten mehrere Jahre. „ist Tot.“

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NetCom Kanäle unterbrachen ihr laufendes Programm für eine Sondersendung. In der berichteten Sie ihren Zuschauern vom unerwarteten Tod von Jeromè Gallas. Einem der populärsten Politiker und Ikonen der Union. Wegen seines Todes sendeten etliche NetCom Anstalten ein Special zu Ehren des Parteivorsitzenden der Vereinten Demokraten.
Überall in der Union betrauerten Bürger seinen Tod. Mit 1 Stunde Verzögerung ließ das President House die Beflaggung auf Halbmast setzen. Zu seinen Ehren. Außerdem wurde eine 3-tätige-Staatstrauer ausgerufen. Des Weiteren setzten alle Präsidentschaftskandidaten den Wahlkampf bis nach der Beerdigung aus.
Von überall kamen Beileidsbekundungen.
Vor der Parteizentrale der Vereinten Demokraten, dem Wohnsitz von Jeromè Gallas und dem Krankenhaus Neu Charité versammelten sich Zeit hunderte Leute. Blumen. Karten. Trauerlichter. Gedichte. Beileidsbekundungen.
Trotz der zerrütteten Beziehung zu seinem Bruder trat Sebastian Gallas mitsamt Familie vor die Kameras, bedankte sich für die Anteilnahme und den Zuspruch.
2 Tage später wurde Jeromè Gallas mit allen Ehren beigesetzt. Der Trauergottesdienst fand im Beisein der Bevölkerung statt. Die anschließende Beisetzung hingegen unter Ausschluss der Allgemeinheit. Für die Bevölkerung wurde das Grab 2 Tage später freigegeben. Bereits nach 20 Minuten lag um das Grab ein Meer aus Blumen, Kränzen, Beileidskarten und Gedenklichter. Sein Tod traf die Union tief.
Herbe Kritik und Unverständnis musste Präsident Chan einstecken, als er 3 Tage nach der Beerdigung von Jeromè Gallas nach Saint Francis Prime zu einer Wahlkampfveranstaltung reiste. Medien, selbst jene, die ihm wohlgesonnen waren, schlugen auf ihn ein. Dass sich die Reise angeblich nicht aufschieben ließe, glaubte keiner. Um die Gemüter zu beruhigen, entließ er 72 Stunden später seinen Wahlkampfmanager. Was in den Medien und der Bevölkerung mehr als Bauernopfer gesehen wurde. Seine wieso schon schlechten Werte fielen weiter. Wodurch eine Wiederwahl in weite ferne rückte.
10 Tage später kam es zwischen Präsident Chan und seinem Herausforderer Sebastian Gallas zu einem Geheimen Treffen.

***
Eine Woche nach der Beerdigung nahm Sharon Hard wieder den Wahlkampf auf. Sie setzte ihre Reise in den Unioner Randsystemen fort, bekam dabei ungemein viel Zuspruch. Ab und an war Sie den Tränen nahe. Es fiel ihr schwer sich auf den Alltag zu konzentrieren. Obgleich ihre Kampagne mit Jeromè Gallas ein Zugpferd verloren hatte, stiegen ihre Werte allen Unkenrufen zum Trotz an, überflügelten den Präsidenten und näherten sich dem stagnierenden Sebastian Gallas.
An manchen Tagen vermisste Sie ihren guten Freund an ihrer Seite. Er hatte Sharon gestützt, den Rücken frei gehalten und brachte all seine Erfahrung in den Wahlkampf mit ein. Er fehlte an allen Ecken, aber das Team machte weiter. Die Vereinten Demokraten stärkten ihr jetzt umso entschlossener den Rücken. Obwohl insgeheim Stimmen laut wurden sich neu zu orientieren. Was für Svetlana Topov, die neue Parteivorsitzende, nicht infrage kam. Entweder Sharon Hard oder niemand. Die resolute Mischlingsfrau hatte nicht vor den eingeschlagenen Kurs, den Jeromè Gallas vorgab, zu verlassen.
Oliver wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. Auch ihn hatte der Tot der Ikone getroffen. Er kam damals gerade zum PSS als Jeromè Gallas Vize-Präsident unter Präsident Gomez war. Obwohl Sie sich nur flüchtig begegnet waren, nie mehr als 2 Worte miteinander wechselten, hatte der Mann ihn wiedererkannt. Die meisten Politiker in Obhut vom President Secret Service wussten nicht mal die Namen ihrer Leibwächter. Es interessierte Sie nicht. Hauptsache jemand schützte sein Leben.
Leider Gottes gab es von diesen Personen mehr als vom Schlage eines Jeromè Gallas.
„Computer. Programme beenden.“
Die landschaftliche Umgebung gefror und löste sich in Pixeln auf bis Oliver in der mit Holoemittern gespickten Holokammer stand. Er fuhr sich mit dem weichen Handtuch übers Gesicht, nahm einen Schluck aus der Wasserflasche und verließ die Holokammer an Bord des geleasten Raumschiffs. Seine Schicht fing 5 Stunden an.
Auf dem Weg zu seinem Quartier schaltete Oliver sein Com ein. Kurz darauf ertönte die ComBox Melodie. Er hörte die Nachrichten ab.
In seinem Quartier angekommen duschte er, kleidete sich ein, aß was, loggte sich in seine NetComBox ein, las sich die hinterlegten Nachrichten durch. Beantwortete die eine oder andere, loggte sich wieder aus, vervollständigte sein Outfit und verließ sein Quartier für die 17-Uhr-Einsatzbesprechung.

***
Das Problem war dass der Unioner Datenschlüssel ein elementarer Bestandteil ihres Vorhabens war. Demzufolge konnten Sie das Duplikat nicht verwenden. Wodurch der Plan ins Wanken geriet. Zur Ausführung brauchten Sie einen funktionierenden Datenschlüssel.
Wenn seine Informationen stimmten, wovon der Operator ausging, verfügte der Geheimdienst über einen Teil des Quellcodes vom Unioner Datenschlüssel, den Boa’s Zelle hatte als der Unterschlupf gestürmt wurde. Anscheinend konnten Sie die Daten nur bedingt vernichten.
Hinzu kam dass der Leitende Task-Force-Beamte den Unioner Verbindungsmann vom Büro für Zusammenarbeit darüber informierte. Dieser würde die Sache zwangsläufig weiterleiten. Immerhin musste festgestellt werden, wofür der Datenschlüssel verwendet werden sollte.
Was der Operator auch gerne wüsste.
In der oberen Befehlskette schien davon niemand beunruhigend zu sein. Die Operation wurde wie gehabt fortgesetzt.
Die Sicherheitsvorkehrungen waren unterdessen weiter verschärft worden. Keine der involvierten Zellen der Söhne Toans verfügte über Informationen anderer Zellen oder deren Beteiligung. Alles sollte am Tag der Tage miteinander verwoben werden.
Er steckte den Pulser weg, warf einen letzten Blick auf die Leiche.
Ihm war keine Wahl geblieben. Früher oder später wäre man auf seinen Informanten gestoßen. Weder vor noch nach dem Ganzen durfte es die geringste Spur seiner Beteiligung geben. Alleine aus diesem Grund hatte der Operator einen Mord begangen. Um sich selbst zu schützen. Dennoch tat ihm seine Tat leid.
Doch für Sentimentalitäten blieb keine Zeit.
Er hatte es getan. Punkt aus.
Der Operator verließ das Motelzimmer, ging zum Bodenauto, stieg ein, fuhr auf die Stadtautobahn in Richtung Stadt.

***
Simpson war genervt und unzufrieden gleichermaßen. Der Assistent Director vom President Secret Service hatte wahrlich alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Oliver Fritzpatrick endgültig aus dem PSS zu befördern. Doch alle seinen Mühen zum Trotz hielt der Alte schützend die Hand über den Kerl. Gegen den Alten konnte er nicht ankommen. Das wäre blanker Selbstmord und Simpson war niemand der sich freiwillig ins offene Messer stürzte. Schließlich wollte er auf den Thron. Dafür ging er zwar über Leichen, aber nicht ohne Absicherung.
Er hatte seine Fühler bereits ausgestreckt. Sofern Präsident Chan oder Sebastian Gallas die kommende Wahl gewannen, waren die Tage des Alten so gut wie gezählt. Dann musste Simpson seine Karten nur noch geschickt ausspielen. Mit genug Einfluss und Macht könnte er dann Schalten und Walten, wie er wollte. Was zu personellen Änderungen führen würde.
Auf die Freude und Genugtuung freute er sich am meisten.
Bis dahin blieb alles beim alten.
Simpson las sich die unzähligen Berichte der Abteilung zur Gefahreneinschätzung (AGE) vom Heimatschutz durch. Die AGE war ein Verknüpfungsnetzwerk aller zivilen Unioner Sicherheitsdienste der Nationalen Sicherheitsdivision. Er stellte eine Liste derjenigen Berichte zusammen die er als relevant für den President Secret Service erachtete. Diese Liste legte er beim morgendlichen Meeting vor. Wo die einzelnen Sicherheitsberichte abgearbeitet wurden.
In einem der Berichte, den Simpson nicht auf die Bedrohungsliste setzte, ging es um einen Quellcode eines Unioner Datenschlüssels den toanische Sicherheitsbehörden bei einer Helferzelle der Söhne Toan’s fanden. Wofür der Datenschlüssel verwendet werden konnte, ließ sich nicht genau sagen, der Rest vom Quellcode wohl irreparabel beschädigt wurde. Geheimdiensttechniker bemühten sich nach Kräften den beschädigten Teil wiederherzustellen. Doch die Chance dafür wurden als äußerst Gering eingeschätzt.
Weiter las Simpson nicht.
Was ihn seine Karriere kostete.

***
Vor Wochen schickte Ronald dem Heimatschutz einen Bericht über den teilweise intakten Quellcode vom Datenschlüssel mit Unioner Signatur. Als Anhang der Quellcode selbst sowie der Inhalt vom Speicherchip und eine ernst zunehmende Gefahreneinschätzung seinerseits. Bis Heute hatte es weder einen Rückruf noch eine sonstige Meldung gegeben. Dass der Heimatschutz auf eine gekennzeichnete Bedrohung in keinster Weise reagierte ließ deutlich erkennen das einiges im Argen lag.
Also hackte Ronald nach.
Ohne Erfolg.
Das man Zuhause keinerlei Reaktion zeigte war für in vollkommen unverständlich. Ein Unioner Datenschlüssel, dessen Funktion durch den beschädigten Quellcode nicht feststellbar war, in Händen einer außenweltlichen Terrororganisation da mussten doch die Alarmglocken losschrillen. Sicherlich wurde der Heimatschutz täglich von möglichen Bedrohungen geradezu überschwemmt. Zu diesem Zweck waren Einschätzungsfilter installiert worden. Plus die Abteilung zur Gefahreneinschätzung. Diese vielschichtigen Mechanismen sollten verhindern, dass die Union kalt erwischt wurde.
Da piepte seine ComBox. Er hatte eine Nachricht erhalten.
Ronald loggte sich ein, las die Mitteilung. Sie stammte von einem alten Schulfreund der in einem Technologiekonzern Projektmanager war. Während der Schulzeit gehörte sein Freund zur Hacker-Gemeinde. Er hatte ihn gebeten mal einen Blick auf den Quellcode zu werfen. Möglicherweise konnte er ihm ja sagen, wozu der Datenschlüssel von Nutzen war, für die Söhne Toan’s. Es ging Ronald einfach nicht mehr aus dem Kopf.
Sein Freund konnte ihm laut der Nachricht auch nicht sagen, wozu man ihn benutzen konnte. Ohne den vollständigen Quellcode ließ sich das einfach nicht feststellen. Basierend auf dem vorhandenen Quellcode hatte sein Freund mehrere Variablen des fehlenden Teils generieren lassen. Wodurch sich mehr als 100 mögliche Varianten ergaben. Die Nutzungsmöglichkeiten dieser Varianten hatte er gleich mit aufgelistet.
Ronald brauchte mehr als 10 Minuten um die Auflistung durchzugehen. Irgendetwas hatte er übersehen, das spürte er. In der Liste lag die Lösung, da war sich Ronald sicher. Wieso man beim Heimatschutz nicht darauf kam, damit beschäftigte er sich nicht. Stattdessen ging er die Liste ein zweites Mal durch. Dann ein drittes Mal.
Mist!!
Vielleicht irrte er sich auch. Ja, die Möglichkeit bestand. Möglicherweise war gar nichts dran an der Sache. Wirklich glauben tat Ronald es nicht. Es musste schließlich einen Grund geben warum die Söhne Toan’s im Besitz eines solchen Datenschlüssels waren.
Augenblick!!
Ein Geistesblitz.
Schnell ging er die Liste erneut durch. Bingo!!
Jetzt ergab alles einen Sinn. Mit einmal wurde deutlich wie ernst die Bedrohung durch die Söhne Toan’s war. Sogar sehr ernst.
Schnell verfasste Ronald eine Nachricht mit einem Dringlichkeitsstempel, schickte Sie zum Heimatschutz, eilte aus seinem Büro. Unterwegs rief er Lòca an. Sie mussten sich sofort treffen. Übers InterCom wollte er die Sache nicht besprechen.
Ein Fehler.
Er verließ das schwer bewachte Gebäude, worin das Amt für Zusammenarbeit lag, überquerte die verkehrsreiche Hauptstraße, ging zwischen 2 geparkten Bodenfahrzeugen hindurch.
Das Letzte, was Ronald geistig wahrnahm, war der Lichtblitz in seinem Augenwinkel. Das geparkte Bodenfahrzeug zerriss es just, indem Moment als er zwischen ihnen hindurchging.
Er war auf der Stelle tot.
Mit ihm starben 27 weitere Personen. Mehr als 120 wurden verletzt.
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-Vier-

Der Operator konnte nicht in Erfahrung bringen wer hinter dem Anschlag vor einigen Tagen in der Grünen Zonen steckte. Niemand bei den Söhnen Toan’s bekannte sich zu dem verheerenden Bombenanschlag. Bisher hatte sich niemand dazu bekannt. In den Medien und bei den Sicherheitsbehörden wurden Sie als Verantwortliche gebrandmarkt. Allen Dementis zum Trotz haftete die Sache Ihnen an.
Durch solch einen Anschlag mitten im Zentrum der Grünen Zone waren alle Sicherheitsbehörden alarmiert. Alles wurde doppelt und dreifach kontrolliert. Jedem Streifenpolizisten juckte es in den Fingern. Die heimatliche Bedrohungsstufe war nach dem Anschlag erhöht worden.
Dennoch verhielten Sie sich ruhig, besonnener den je. Ihre Aktivitäten beschränkten sich auf ein Minimum. Immerhin stand das Ereignis kurz bevor.
Er schaute sich die Übertragung der Begrüßungszeremonie in der Hotellounge an. Auf dem Holoschirm war die Ankunft der Unioner Präsidentschaftskandidatin Sharon Hard zusehen. Toan Prime gehörte zu den Zielen ihrer Auslandreise während dem Wahlkampf. Wie nicht anders zu erwarten waren die Sicherheitsmaßnahmen durch den Anschlag noch mal verschärft worden.
Der Operator nahm einen Schluck seiner Soda.
Über sein Wegwerf-InterCom wählte er eine Nummer, wartete 30 Sekunden, schaltete das Com-Gerät aus, verließ die Lounge, schritt durch die Empfangshalle des Hotels, ging über die Straße. Das NetCom-Terminal an der Straßenecke wurde keine 20 Sekunden später angerufen. Er nahm ihn entgegen, gab den Verschlüsselungscode ein, wodurch der Anruf nicht zurückzuverfolgen war. „Gegenschlag.“ Der Operator unterbrach die Verbindung, löschte flink den Anruf aus dem Rufprotokoll vom Terminal.
Anschließen ging er weg.
Als wenn nichts gewesen wäre.

***
Bei ihrer Ankunft auf dem gesicherten Teil des Raumbahnhofs wurde Sharon Hard vom Premierminister mit allen Ehren empfangen. Nach der Gesprächsrunde mit dem Mann sowie der anschließenden Pressekonferenz besuchte Sharon die auf Toan Prime stationierten Unioner Streitkräfte. Die Frauen und Männer waren potenzielle Wähler. Dort traf sich Sharon mit dem Kommandostab der Koalitionstruppen. Auf der Pressekonferenz stellte Sie ihr angekündigtes Modernisierungsprogramm vor.
Vom Stützpunkt ging es zum Treffen mit dem Rückführungskomitee der Einstigen in der Union lebenden toanischen Flüchtlinge sowie Entwicklungshelfern, die beim Wiederaufbau halfen. Präsident Chan hatte nämlich die Wiederaufbaugelder erheblich gekürzt. Sharon versprach eine Aufstockung, sofern Sie gewählt wurde.
Ihr letzter Programmpunkt war der Besuch einer Waisenschule in der Orangen Zone, trotz der Sicherheitsbedenken.
Das Schicksal der Kriegswaisen rührte selbst einen Eisblock. Die Kinder hatten in den Wirren des Krieges ihre Eltern, Geschwister und sonstige Familienmitglieder verloren. Wenige hatten das Glück nur getrennt worden zu sein. Die Suche und Zusammenführung war ein langwieriger Prozess. Ohne entsprechende staatliche Unterstützung würde es ungemein schwerer werden.
Sharon wandte sich zu Conrad. „Sehen Sie, Conrad. Nichts passiert.“
Der Gvaner schaute sie an. Er öffnete den Mund.
Eine Explosion ließ ihn nicht zu Wort kommen.

***
Beunruhigt sah Max Hoffmann zum wiederholten Male auf seine Armbanduhr. Sie hätten längst auf dem Stützpunkt der Koalitionstruppen eintreffen müssen. Gleich bei ihrer Ankunft wäre man in die startbereite Fähre gestiegen und zum im Orbit wartenden Raumschiff geflogen. Sicherlich bot der Zeitplan eine gewisse Reserve, doch irgendwann war mal jede Reserve aufgebraucht. Außerdem wollte Max nicht unnötig länger auf Toan Prime, als es unbedingt sein musste.
Die Sicherheitslage auf dem Planeten war angespannter den je. Sharon ließ sich nicht dazu überreden den Besuch abzusagen. Wofür wohl jeder Verständnis gehabt hätte. Immerhin gab es sichere Orte in der Galaxie. Vor allem für eine Unioner Präsidentschaftskandidatin.
Verflucht!!
Die Beunruhigung mutierte zu Sorge. Etwas stimmte nicht. Der President Secret Service hätte nie zugelassen, dass sich Sharon Hard 20 Minuten verspätete. Es war sogar noch ernster als befürchtet. Im Operationscenter herrschte höchste Alarmbereitschaft. Denn laut dem Überwachungssystem war die Kolonne aus gepanzerten Bodenfahrzeugen mit denen Sharon Hard samt PSS Begleitschutz unterwegs war längst auf dem Stützpunkt. Dort wo die Signale sich aufhielten, war weit und breit nichts zusehen.
Hinzu war vor wenigen Minuten der permanente Com-Kontakt zur Kolonne abgebrochen. Einfach so. Das gesamte Unioner Com-Netz war abgeschaltet worden. Niemand im Operationscenter konnte sich das erklären. Als ob jemand den Stecker gezogen hatte.
Der Befehlshaber der Unioner Koalitionskräfte befahl umgehend den Start der Siegfried-Drohnen, von Angriffsbooten und dem Evakuierungskommando. Alles deutete auf einen Angriff.
Lieber Gott!!

***
Lòca hatte seit 3 Tagen nicht geschlafen. Seit dem Bombenanschlag hatte ihm der Premierminister höchstpersönlich einen Freifahrtsschein bei den Ermittlungen gegeben. Er sollte unter allen Umständen den Söhnen Toan’s das Handwerk legen. Mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.
Insgeheim verfolgte er den Ansatz, dass der Bombenanschlag mitunter Ronald galt. Immerhin hatte ihn der Mensch kurz vorher angerufen. Er wollte etwas Wichtiges mit ihm besprechen. Anhand der Vollmacht vom Premierminister ließ Lòca das Com-Netz überprüfen. Doch die Techniker fanden keine Zeichen eine Manipulation. Es war für ihn einfach kein Zufall.
Die Dementis der Sprecher der Söhne Toan’s kümmerten ihn nicht. Wer auch immer hinter dem Anschlag steckte, nutzte deren Netzwerk. Wieso aber brachten Sie einen Mitarbeiter vom Amt für Zusammenarbeit um? Was hatte Ronald herausgefunden? Niemand, außer ihm, sah einen Zusammenhang.
Für die Unioner Beamten war Ronald zur falschen Zeit am falschen Ort.
Er wurde vom einsetzenden Alarmgeheul unterbrochen. Der Sicherheitsrat hatte soeben die Alarmstufe Rot ausgegeben. Demzufolge fand in diesem Moment ein Angriff statt. Alle Sicherheitskräfte wurden in sofortige Alarmbereitschaft versetzt.
„Was ist los?“, fragte jemand aus seinem Ermittlerstab.
Ein Toaner eilte herbei. „Die Koalitionstruppen haben den Com-Kontakt zur Kolonne von Sharon Hard verloren. Sie haben Code-Red und die sofortige Mobilmachung ausgerufen.“
Jetzt ergab plötzlich alles einen Sinn.
Dafür hatten die Söhne Toan’s den Datenschlüssel gebraucht. Sie hatten das Unioner Com-Netz abgeschaltet. Wenige Augenblicke vor dem Angriff. Lòca sah das Gesamtbild vor sich. Mit dem Angriff brachten Sie ihren Widerstand auf ein ganz neues Level. Und wenn ihnen die Gefangennahme von Sharon Hard gelang, würden Sie die Union mitsamt der Koalition zum Abzug zwingen.
Was zu einem Bürgerkrieg in der jungen Sternennation führte.
„Starte eine Anfrage aller Polizeistationen.“, raunte er los. Der Toaner nutzte den nächstbesten Arbeitsplatz. „Suche nach kürzlichen Meldungen einer Schießerei oder Explosionen.“ Lòca schaute zu einer Frau, die seinem Team angehörte. „Besorg dir ihren Programmablauf.“ Sie nickte und eilte davon.
„Hier ist was!“, rief der Beamte. „Eine Explosion in der Orange-Roten Zone. Du lieber Himmel.“, stieß er ungläubig hervor.
Lòca trat neben ihn, schaute auf den Schirm. „Gib es an das Operationscenter der Koalitionstruppen weiter.“ Er hatte keinen Zweifel. Genau dort wurde die Kolonne von Sharon Hard angegriffen. Mitten in einer Hochburg der Aufständigen. „Informier den Sicherheitsrat. Sie sollen alles in Marsch setzen.“ Lòca schlüpfte in seine Panzerweste. „Und ich meine ALLES.“, rief er mit Nachdruck.

***
Via Echtzeit wurde der President Secret Service über die Vorkommnisse auf Toan Prime informiert. Sofort erhöhte der PSS seine Alarmstufe. Die Schutztrupps von Präsident Chan sowie Sebastian Gallas wurde alarmiert. Fortan wurden Sie bei jedem Schritt von schwer bewaffneten Leibwächtern begleitet. Einen derartigen Angriff hatte es bisher nicht gegeben.
Daher grübelte Dominik Vargas ununterbrochen darüber, nach was schief gelaufen war. Immerhin hatte der Analyst der Abteilung zur Gefahreneinschätzung (AGE) vom Heimatschutz einen Bericht über die mögliche Gefahr eines Anschlags oder Attentats während des präsidialen Wahlkampfes verfasst. Bestätigt sah sich Dominik darin, durch einen kürzlich eingegangenen Bericht eines Mitarbeiters des Amts für Zusammenarbeit auf Toan Prime. An den genauen Wortlaut konnte er sich nicht mehr erinnern, deshalb rief er den Bericht auf, las ihn sich durch.
Ronald!!
Irgendwoher kam ihm der Name bekannt vor. Vor wenigen Tagen, so stellte Dominik bei seiner Datenbanksuche fest, war eben dieser Mann bei einem verheerenden Bombenanschlag auf Toan Prime ums Leben gekommen. 10 Minuten vorher schickte der Mann eine Mitteilung aus, in der von einem unmittelbar bevorstehenden Angriff der hiesigen Terrororganisation Söhne Toan’s auf Präsidentschaftskandidatin Sharon Hard ausging. Mit dem Vermerk Höchste Dringlichkeit ging eine Sicherheitswarnung vom Heimatschutz an den President Secret Service, die ja für die Sicherheit der Präsidentschaftskandidaten verantwortlich waren.
Dominik fand den Empfänger heraus. Assistent Director Simpson. Sein Büro schien die Sicherheitswarnung nicht weitergeleitet zuhaben, wozu Sie eigentlich verpflichtet waren. Auch sein eigens verfasster Bericht ging an den Mann.
Er klopfte an die Bürotür seiner Chefin.
Die Gvanerin winkte ihn herein. Sie hatte ihn aufgrund der aktuellen Lage gebeten vorhandenes Material zusammenzustellen, mit dem man belegen konnte das es Anzeichen gegeben hatte. Damit wollte Sie sich und die AGE aus der Schusslinie schaffen. Den im Vereinten Geheimdienst Ausschuss stand die Abteilung zur Gefahreneinschätzung ganz oben auf der Streichliste.
Interessant an dieser Stelle war es, das Assistent Director Simpson dafür plädierte Teile der AGE dem President Secret Service zu unterstellen. Der Antrag hätte für die kommenden Wochen auf die Tagesordnung kommen sollen. Stattdessen würden die Geschehnisse auf Toan Prime eingehend unter die Lupe genommen werden.
Dominik unterrichtete seine Chefin über seine Recherchen.
Ungläubig schaute Sie erst ihn dann das Datenpad an, worin alles gespeichert war, was er zu der Sache finden konnte.

***
Für diejenigen, die mittendrin waren, spielte all das keine Rolle. Für Sie ging es einzig und allein ums Überleben.
Die Explosion, die Conrad nicht zu Wort kommen ließ, wurde von einer Clay-X10 Mine aus Ligaproduktion ausgelöst. Die Clay-X10 war ein Monster. An ihre Zerstörungskraft kam keine andere Mine heran. Sie pulverisierte einen T-41 Panther III Panzer. Ein absolutes Schwergewicht.
Daher war es nicht weiter verwunderlich dass die Mine mit dem vorderen Bodenauto der Hard-Kolonne kurzen Prozess machte und es in Stücke riss. Die Kolonne bestand aus 5 Fahrzeugen. Allesamt gepanzert. Gegen eine Clay-X10 gab es jedoch keine Panzerung. Das vordere und hintere Bodenauto gehörte zur örtlichen Sicherheitsbehörde. Der Gendarmerie von Toan Stadt. Die übrigen 3 gepanzerten Bodenfahrzeuge gehörten zum zivilen Fuhrpark der Unioner Streitkräfte.
Sekunden nach der Ersten Explosion ertönte eine Zweite. Das hintere Bodenauto platzte wie eine Eiterbeule auf. Es wurde in einen Feuerball gehüllt und schmolz teilweise die Karosserie.
Sie standen mitten auf dem Präsentierteller. Man hatte Ihnen die Fluchtwege abgeschnitten.
Nichtsdestotrotz stiegen die Leibwächter von Conrads Einsatzteam aus ihren Fahrzeugen, die Waffen im Anschlag. Sie hatten eine Aufgabe. Sharon Hard unter allen Umständen zu schützen. Was mit einem funktionierenden Com-Netz sicherlich einfacher wäre.
Schnell war klar das man Sie in eine vorbereitete Falle gelockt hatte. Wie es den Angreifern möglich war, das Com-Netz vom President Secret Service einfach abzuschalten und Sie mitten in eine Hochburg der Aufständigen von Toan zu bringen, kümmerte die Frauen und Männer vom Schutztrupp nicht.
Sie hatten ganz andere Probleme.
Die zweispurige Allee, die für Sie zur Sackgasse geworden war, führte durch ein Wohnviertel. Die Wohngebäude hatten nicht mehr als 5 Stockwerke, reihten sich aneinander wie eine Perlenkette. Hunderte Fenster und Balkons. In den Erdgeschossen waren Läden untergebracht. Am Straßenrand standen geparkte Bodenautos. Lieferwagen. Bodenbikes. Rostlauben. Verbeulte Fahrzeuge. Alles potenzielle Sprengfallen.
Die Angreifer schienen sich in den Wohnblocks die Allee entlang eingenistet zu haben. Von dort schossen von überall. Ein Agent starb im einsetzenden Kreuzfeuer.
Das Sie keine weiteren schweren Waffen einsetzten, bedeutete man wollte Sharon Hard lebend. Tatsächlich hatten die Söhne Toan’s vor die Präsidentschaftskandidatin gefangen zu nehmen. Man wollte Sie als Druckmittel benutzten und die Union samt ihrer Koalitionspartner zwingen Toan Prime zu verlassen. Sofern ihre Forderungen nicht erfüllt wurden, exekutierte man Sharon Hard Live im Network. So sah jedenfalls der Plan aus.
Conrad, Oliver und Co hatten von Anfang an schlechte Karten. Sie waren den Aufständigen in allen Belangen unterlegen. Denn deren Bewaffnung stammte aus Ligaproduktion. Wer auch immer die Sache finanzierte und unterstützte, besaß ausreichend Mittel, ohne am Ende im Armenhaus zu landen.
Je länger das Gefecht dauerte umso schlechter wurden ihre Chancen ihren Auftrag zu erfüllen. Durch den Ausfall des Com-Netz konnten Sie keinem ihrer Leute ihren Standort mitteilen. Andererseits würde kriegsähnliches Gefecht kaum unbemerkt bleiben. Selbst in Toan Stadt nicht. Wo es beinahe täglich zu Gefechten zwischen den örtlichen Sicherheitsbehörden/Koalitionstruppen und den zahlreichen Aufständigen kam.
Zogen die Koalitionstruppen von dem äußerst instabilen Toan Prime ab, begann ein Bürgerkrieg. Dessen Ausgang niemand vorhersagen konnte.

***
Oliver achtete genauso wenig wie die Anderen auf den Statusbalken des Energiemagazins in seinem Sturmgewehr. Zurückhaltung konnten Sie sich bei so was nicht leisten. Der letzte Statusbalken blinkte Rot. 5 weitere Schüsse konnte er abgeben, als das Energiemagazin leer war. Er ging in Deckung entnahm das leere Magazin, warf es achtlos zu Boden und schob ein volles in den Magazinschacht seines Sturmgewehrs. Augenblicklich zeigte der Statusbalken ein sattes Grün an.
Die Aufständigen begnügten sich nicht länger mit einer Belagerung. Immer wieder verließen 5-Mann-Trupps die Wohngebäude, nutzten die parkenden Autos und sonstigen Gegebenheiten der Umgebung als Deckung. Sie hatten wohl nicht mit zähen Widerstand gerechnet. Man sollte die Agenten vom President Secret Service niemals unterschätzen.
Oliver lugte aus der Deckung hervor.
Sie rückte weiter vor, kreisten sie ein, zogen die Schlinge enger und enger.
Der Beschuss eines Scharfschützen zwang ihn seine Beobachtung einzustellen.
„Letztes Magazin.“, rief Levy. Der junge Mischling war gerade mal ein Jahr beim PSS. Mit so einem Szenario hatte er niemals gerechnet.
Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihnen die Munition ausging. Dann überrannten die Aufständigen ihre Stellung mitten auf der Allee. Dagegen konnten Sie nichts tun. Aussichtslos aber nicht Hoffnungslos.
„Dieser Scheiß hier kann doch nicht unbemerkt bleiben.“ Womit die Menschenfrau ohne Zweifel recht hatte. Sie wirkte noch wie ein Kind, konnte es jedoch im Nahkampf mit jedem Special Forces aufnehmen. „Mist!! Letztes Magazin.“, grollte Frida.
„Hier.“ Oliver warf ihr eins seiner beiden übrigen Magazine zu. Er schaute zu Sharon Hard.
Sie saß zusammengekauert hinter dem Bodenauto, das ihre Leibwächter als Deckung nutzten. Die Präsidentschaftskandidatin trug die Conrad’s Panzerweste. Der Gvaner hingegen hatte sich die des toten Leibwächters angezogen. Sie bot zwar nur noch bedingten Schutz, aber das kümmerte ihn nicht. Das Blut an ihren Händen stammte von Frida. Sharon hatte ihrer Leibwächterin ein Schrapnell aus der Schulter entfernt und Erste-Hilfe geleistet, so das Frida einsatzfähig blieb. Sie konnten jeden Mann/Frau gebrauchen, der fähig war zu schießen. Trotz des tobenden Gefechts behielt Sharon Hard überraschenderweise einen klaren Kopf.
Was ihm imponierte. Nicht jeder an ihrer Stelle würde sich so verhalten. Andererseits blieb ihr ja auch keine Wahl. Entschlossen Sie zu schützen, nahm Oliver den Scharfschützen unter Feuer.
Da landete ein Ei in ihrer Stellung.
„Granate!!“, rief jemand.
Er war dem Ding am nächsten. Ohne jedes zögern, hob er das Ei auf und warf es in Hardball Manier davon. Ein heftiger Schlag gegen seinen Brustkorb warf ihn rücklings zu Boden. Oliver wurde die Luft aus den Lungen gepresst. Von einem Moment zum anderen fühlte sich sein ganzer Körper schlagartig taub an. Er spürte rein gar nichts. Sein Blickfeld verengte sich. Oliver schaute in den wolkenlosen Himmel. Kurz bevor er sein Bewusstsein verlor, sah er einen Schatten am Himmel vorbeiziehen.
______________________________________________________

-Epilog-

Der Schatten gehörte zu einem Angriffsboot der Unioner Koalitionsstreitkräfte. Die seitlichen Railguns spuckten beim Vorbeiflug Hunderte von kinetischen Bolzen in die Wohngebäude. Sie konnten im letzten Moment einer abgefeuerten Flugabwehrrakete ausweichen. Den Schützen nahm das Geschütz vom Flügelboot unter Feuer, riss dabei ein Fähren großes Loch in die Hauswand.
Mit der Luftunterstützung erhielten Conrad und Co am Boden die benötigte Überlebenschance. Den das Auftauchen der Angriffsboote verlangsamte den Vormarsch der Aufständigen.
Genauso lange bis der eilig zusammengestellte toanische Eingreiftrupp mithilfe eines Räumpanzers das Wrack vom hinteren Bodenauto beiseite schob. Die toanischen Sicherheitskräfte griffen die Aufständigen sofort an, drängten Sie zum Rückzug und sicherten die Stellung. Trotz des andauernden Gefechts am Boden landete ein Landungsboot in unmittelbarer Nähe zur Stellung. Ein Trupp Marines in Panzeranzügen sprang hinaus, eilte unter Deckungsfeuer der Toaner zur Stellung.
Zur gleichen Zeit landete ein MedEvak (MEDizinische EVAKuierung) Hubschrauber. Der eingeflogene Sanitätstrupp machte sich gleich an die medizinische Versorgung.
Unter Federführung der PSS-Agenten gaben die Marines Rückendeckung, als Conrad und Co Sharon Hard zum Landungsboot brachten. Es hob sofort ab und wurde dabei von 2 Kampfhubschraubern gedeckt.
Die Marines blieben am Boden zurück. Sie unterstützen die Toaner bei der Bekämpfung der Aufständigen.
Oliver wurde per MedEvak Hubschrauber ebenso ausgeflogen, wie später 2 toanische Sicherheitskräfte und ein Marine.
Gleich nach der Landung vom Landungsboot wurde Sharon Hard in einem Pulk von Marines in Panzeranzügen zur Fähre gebracht, die sofort abhob als Sie an Bord war. Die Fähre wurde von 3 Angriffsbooten flankiert, landete im Hanger des Schlachtkreuzers VF Seoul der Unioner Kampfgruppe der Koalitionsstreitmacht. Der Schlachtkreuzer war wohl der sicherste Ort im ganzen Sternensystem.
Um es mit einer Kampfgruppe der Vereinten Terra-Gvan Flotte aufzunehmen bedurfte es einer immensen Feuerkraft. Über wiederum die Aufständigen, bzw. die Söhne Toan’s nicht im Mindesten verfügten.

***
An Bord der VF Seoul wurde Sharon gleich medizinisch betreut. Ebenso wie ihre angeschlagenen Leibwächter in deren Obhut Sie weiterhin blieb. Trotz der Tatsache dass sich ein Kontingent schwer bewaffneter Marines an Bord befand. Als Sie sich nach Oliver Fritzpatrick erkundigte, sagte man ihr er sei außer Lebensgefahr. Man hatte ihn in das Stützpunktkrankenhaus gefolgten.
Erleichtert, was mitunter am Beruhigungsmittel lag, das man ihr verabreichte, sackte Sharon in das Krankenbett auf der Krankenstation der VF Seoul. Sie hätte geweint, wenn sie nicht vorher eingeschlafen wäre. Dank des Medikamentencocktails.
Als sich Oliver’s Zustand stabilisierte und er transportfähig war, wurde er auf den Schlachtkreuzer geflogen.
15 Stunden später trat Sharon Hard unter einem massiven Sicherheitsaufkommen auf Toan Prime vor die enorme Pressemeute. In ihrem Statement widersprach Sie den aufkommenden Gerüchten sie würde ihre Kandidatur zurückziehen. Im Gegenteil Sharon war entschlossener den je.
Und gewann am Wahltag das Präsidentenamt mit einem größeren Vorsprung, als die Prognosen voraussagten. Abgeschlagen folgte Sebastian Gallas. Für Präsident Chan wurde der Wahltag zum Debakel. Wovon er sich politisch nie wieder erholte.

***
In der Liga war die Unioner Präsidentschaftswahl nicht mehr als eine unbedeutende Randnotiz. Kaum jemand, ob Mensch, Gvaner oder Mischling, kümmerte sich um die dortigen Geschehnisse. Sie waren viel zu sehr mit ihrem eigenen Leben beschäftigt. Darum ging das Interesse dementsprechend gegen Null.
Naja, nicht ganz.
Miranda Holm verfolgte den Wahlausgang interessiert. Auch wenn man es ihr nicht ansah. Denn als das erste vorläufige Wahlergebnis verkündet wurde, zeigte sich auf ihrem Gesicht keine Regung. Dabei hatte Sie ihr Ziel erreicht.
Ihr Mund zuckte kurz, als sie darüber nachdachte, wie wohl Fritz Schmitt das Ergebnis finden würde. Zumal sein Favorit weit abgeschlagen lag. Mit dem Anschlag auf Sharon Hard wollte er nämlich ein Bündnis zwischen Chan und Gallas schmieden und den abgewählten Präsidenten im Amt halten.
Dem hatte Miranda entgegengewirkt. Erfolgreich.
In ihren Reihen blieb man skeptisch. Anders als Fritz verfolgte sie ein langfristiges Vorhaben, das sie ihrem Ziel näher bringen sollte. Er hingegen suchte den schnellen Erfolg, der stets von kurzer Dauer war und ihnen mehr schadete als nützte.
Wenn Sie das Ziel erreichten wollten, mussten sie auf Nachhaltigkeit setzen. Was man jedoch nicht durch einen Schnellschuss erreichte, wie ihn Fritz gerne machte.
Miranda war sich absolut sicher die richtige Wahl und Entscheidung getroffen zu haben. Hätte Sie den toanischen Sicherheitsbehörden nicht den Tipp mit Boa’s Helferzelle gegeben, hätte die Angelegenheit wohl einen anderen Ausgang genommen. Einen der Fritz zuspielte.
Was nicht unbedingt in ihrem Interesse war.
Sie spürte, dass ein Hauch von Skepsis blieb. Dem Vertrauen, das man ihr entgegenbrachte, schadete es nicht.
Miranda widmete sich einem anderem Projekt dass Sie betreute.
Die im Raum schwebende holografische Sternenkarte zeigte die Konföderation mitsamt aller Mitglieder des Sternenbundes. Darunter auch das Königreich Toivan.

***
Auch am Abend beim President Dinner konnte es Sharon noch immer nicht so richtig glauben das Sie nun die Präsidentin der Vereinten Terra-Gvan Union war. Die Amtseinführung mit dem Präsidenteneid kam ihr wie ein Holofilm vor, den Sie aus Ich-Perspektive sah. Ein unbeschreibliches Gefühl schlummerte in ihr. Nie und Nimmer hatte Sie damit gerechnet tatsächlich als Siegerin aus der Wahl zugehen.
Dem war jetzt so.
Eine Menge Dinge mussten angepackt werden.
Eins von diesem immensen Paket hatte sie bereits erledigt. Der President Garden erstrahlte in einem neuen Glanz. Bis auf den einstigen trocken gelegenen Fischteich, den die Frau von Präsident Gomez anlegte, hatte sich eigentlich kaum etwas verändert. Sharon hatte den Teich beim President Dinner wiedereröffnet. Sehr zum Ärger vom ehemaligen Präsidenten Chan, der mit hochroten Kopf der Einweihung beiwohnte. Immerhin hatte der Mann den Teich trocken gelegt.
Ja, es war nur eine Geste. Nichts von politischer Bedeutung. Dennoch ließ Sie es sich nicht nehmen dem President Garden seinen alten Glanz zurückzugeben. Von jetzt an war es ihr Präsidentengarten. Und Sharon wollte den Fischteich.
Sie nippte an dem Sektglas, hatte sich ein wenig zurückgezogen von der Gästemeute. Die Glückwünsche kamen ihr inzwischen zu den Ohren raus. Bis zu einem gewissen Maß waren sie ja ganz nett. Doch irgendwann war genug.
„Madame, Präsident.“ Max Hoffmann trat neben Sie. Unter den wachsamen Augen der Leibwache des Präsidenten.
„Haben Sie sich mein Angebot durch den Kopf gehen lassen?“
Der Mann gluckste, nahm einen Schluck vom Champagner. „Als ob Sie mir eine Wahl lassen, Madame Präsident.“ Sie schauten einander an. „Ich bin ja jetzt Arbeitslos.“, sagte er und trank das Glas aus. „Warum also nicht.“
„Gut. Es freut mich Sie an Bord willkommen zu heißen.“ Eine weitere Personalentscheidung konnte Sie abhacken. Mit Max Hoffmann hatte Sharon den Posten ihres Stabschefs besetzt. Als sie mit ihm und ihren Leibwächtern im Schlepp zurück zum President Dinner ging, entdeckte sie einen weiteren Personalkandidaten.
Felix Essien.
Ihm würde Sharon bei nächster Gelegenheit seinen letzten Job anbieten, aus dem ihm Präsident Chan entließ. Aus diesem Grund lud sie ihn auch zum President Dinner ein. Sehr zum Missfallen ihres Vorgängers. Was sie jedoch nicht im Mindesten kümmerte. Sie musste sich mit ganz anderen Problemen beschäftigen, deren Ursache in seiner Amtszeit lag. Um all das anzugehen, brauchte Sharon ein schlagkräftiges Team um sich. Nicht zu vergessen das Kabinett. In den nächsten Tagen würde sie mit einer Menge Leute reden, um sie ins Kabinettsboot zu holen. Keine leichte Aufgabe, aber eine lösbare.
Insgeheim wünschte sich Sharon all das hätte Jeromè Gallas miterleben können. Ihn an seiner Seite zu wissen hätte einiges erleichtert. Ohne ihn musste sie einiges mehr an Überzeugungsarbeit leisten. Umso wichtiger war es Leute um sich zu haben, auf die sie sich verlassen konnte. Vor ihnen lag eine Mammutaufgabe. Die Union musste flott gemacht werden. Nur weil die Union einen neuen Präsidenten wählte, stand das Universum nicht still.

***
Oliver verfolgte die Präsidentenwahl und die am Tag danach folgende Amtseinführung von Sharon Hard aus dem Krankenbett. Er hatte Glück im Unglück gehabt. Die Panzerweste rettete ihm sein Leben. Andernfalls wäre Oliver auf Toan Prime in Ausübung seiner Pflicht gestorben. Worüber der eine oder andere sicherlich nicht unglücklich gewesen wäre.
Ohne eine gewisse Schadenfreude verfolgte er das Tun der Untersuchungskommission, die eingesetzt wurde, um die Geschehnisse auf Toan Prime zu untersuchen. Denn es hatte Sicherheitswarnungen gegeben die sich auf einen möglichen Anschlag auf einen Unioner Präsidentschaftskandidaten bezogen.
Bei der Untersuchung kam heraus, dass Assistent Director Simpson trotz mehrmaliger Warnungen durch die Abteilung für Gefahreneinschätzung des Heimatschutzes keinerlei Maßnahmen ergriff um dem Angriff/Anschlag entgegenzuwirken. Wie zum Beispiel die Aufstockung der Schutztrupps von Gallas und Hard. Und wie nicht anders zu erwarten versuchte Simpson die Sache auf andere abzuwälzen. Davon betroffen waren Special Agent Kònò. Da Sie die Leitung vom Hard-Schutztrupp hatte. Jedoch ließ sie sich die Sache nicht alleine anhängen.
In Folge der Untersuchung, die nicht von Präsident Chan angeordnet wurde (was ihn weitere Stimmen kostete) wurde Assistent Director Simpson suspendiert.
Es gab doch noch so etwas wie Gerechtigkeit in den Weiten des Universums.
In den kommenden Tagen begann Oliver mit der Reha. Erst 1 Stunde am Tag. Dann 2 und 3 Stunden. Krafttraining. Gymnastik. Alles im Maßen und unter Anleitung. Bis er wieder voll diensttauglich war, dauerte es noch. Was ihn nicht weiter störte, den Oliver hatte bei der Reha nette Gesellschaft, so dass er es sehr ruhig anging.
4 Tage nach der Amtseinführung stellte Präsidentin Hard auf einer Pressekonferenz ihren Präsidentenstab sowie ihr Kabinett vor. Die Frau macht wahrlich Nägel mit Köpfen. Manch ein anderer Präsident brauchte bis zu 2 Wochen um seinen Stab und sein Kabinett zusammenzustellen.
Tim trat gerade in das Krankenzimmer, als Oliver seine Tasche packte. Die Tinte unter dem Entlassungsschein war noch nicht getrocknet. „Sie entlassen dich also.“ Sein Freund schaute auf, lächelte leicht und packte weiter. „Jetzt versteh ich auch, wieso deine Reha solange gedauert hat.“ Auf dem Flur vom Vega Medical Center in Vega Stadt auf Terra war der Mischling der Rehaärztin seines Freundes begegnet. Obgleich Oliver Fritzpatrick nicht ihr einziger Patient war.
Er zog den Reißverschluss seiner Tasche zu, schaute sich noch mal im Zimmer um, ob er nicht vergessen hatte. „Ich bin immer noch krankgeschrieben, Assistent Director.“ Der Alte hatte Tim auf den vakanten Posten von Simpson befördert. Wogegen Oliver nichts hatte. Der Boss hätte eine durchaus schlechtere Wahl treffen können. Dumm nur das sein Freund damit sein Vorgesetzter wurde. Denn offiziell war Oliver Fritzpatrick immer noch dem Schutzkontingent zugeteilt. Und dieses Ressource fiel ihn Tim’s Aufgabenbereich.
„Stimmt.“, konterte der Mischling gelassen. „Deine Diensttauglichkeit ist jetzt aber bloß noch eine Formalität. Daher bieten wir dir einen neuen Posten an.“
Oliver blieb verwundert stehen, schaute seinen Freund an. „Einen neuen Posten?“, hackte er verschwörerisch nach.
Tim nickte verschwiegen, aber mit diebischen Glanz in den Augen. „Wir wollen dich zum Chef des Schutztrupps der Präsidentin ernennen.“
Er fiel aus allen Wolken. Damit hatte Oliver am aller wenigsten gerechnet. Das man ihn nicht im Schutztruppkontingent versauern ließ, hatte er erwartet. Einen neuen Job innerhalb vom President Secret Service auch. Nicht aber das. Chef der persönlichen Leibwache des Präsidenten. „Conrad hat es mehr verdient.“
Sein Freund lächelte. „Genau das hat er auch über dich gesagt.“ Der Mischling wartete einen Moment. „Nimmst du den Job?“
______________________________________________________

-Ende-
© by Alexander Döbber
 
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