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15 Seiten

Fallmanagement

Erotisches · Kurzgeschichten
Ich saß nun seit etwa zwei Stunden ungestört auf dem Barhocker hinter der Theke des Dritte-Welt-
Lädchens. Da viele Leute die Herbstferienzeit für einen kleinen Urlaub nutzten, war weniger los als
sonst. Meist nutzte ich die leider recht üppigen Zeiten der Muße im Lädchen zum Lesen. Heute
jedoch schrieb ich eine Bewerbung, was ich sonst lieber zu Hause tat. Ich brütete gerade an einer
Formulierung, als ich das Klingeln hörte, mit dem sich die Tür des Lädchens öffnete.
„Guten ...“, sagte ich und zuckte leicht zusammen. In der Besucherin erkannte ich die neue
Sachbearbeiterin, bei der ich vor zwei Tagen meinen ersten Termin hatte, nachdem ihr Vorgänger in
eine andere Abteilung gewechselt war. „...Tag. Was kann ich für sie tun?“
„Ah, guten Tag, Herr Gerber. Ich würde mich gerne einfach etwas umschauen. Vielleicht finde ich
ja ein passendes Präsent für eine Kollegin.“
„Bitte sehr.“
*
Ich hätte ihr nicht zugetraut, dass sie meinen Namen noch behalten hatte. Nicht bei der Art, wie sie
mich vor zwei Tagen behandelt hatte. Direkt nach Betreten ihres Büros hatte ich schon ein ungutes
Gefühl bekommen. Sie war etwa Mitte zwanzig und sehr attraktiv. Aber jede Begierde, die
aufkommen wollte, erstickte sie durch ihre Art.
Nachdem wir uns gegrüßt hatten und ich mich auf ihr Geheiß vor ihren Schreibtisch gesetzt hatte,
war sie erst einmal eine gefühlte Ewigkeit mit der Durchsicht meiner Akten und Dateien
beschäftigt. Nicht, ohne mich vorher wegen angeblicher Unpünktlichkeit zurechtzuweisen. Kurz,
nachdem sie mich ins Visier genommen hatte, nahm sie den Anruf einer Kollegin entgegen, der
dann auch noch mal einige Minuten dauerte.
An die Vereinbarungen mit meinem letzten Sachbearbeiter hatte ich mich gehalten. Dennoch fragte
sie mich, ob „das alles“ gewesen sei. Als ich bejahte, drückte sie ihr Unverständnis aus. Sie
bemerkte, dass Leute wie ich doch „eh nichts zu tun“ hätten. Die Zeit, die ich meiner Arbeitssuche
widmen würde, stünde in keinem Verhältnis zu meiner vielen Freizeit. Aber da wäre ich bei Ihr an
der Falschen.
Sie verdoppelte die Zahl der einzureichenden Bewerbungsnachweise. Ab sofort sollte ich diese alle
zwei Wochen einzureichen anstatt wie bisher alle drei Monate. Da gerade keine 1-€-Stelle frei war,
drückte sie mir eines dieser Bewerbungstrainings aufs Auge, bei denen ich alles lernen würde, was
ich über die Kunst des Sich-Bewerbens noch nicht wusste (was nicht gerade viel war). Als ich
gezwungenermaßen die Wiedereingliederungsvereinbarung unterschrieb, versicherte sie mir, dass
mein Verhalten bei der Arbeitssuche in Zukunft genau kontrolliert werden würde. Kurz darauf
verabschiedete sie mich mit einem kalten Lächeln.
Auf eine so arrogante und anmaßende Art war ich noch nie abgefertigt worden, und an diesem und
dem darauf folgenden Tag konzentrierte ich mich kaum auf etwas anderes als darauf, durch
Gespräche, Wanderungen, Besuche von Erwerbslosenforen im Internet und gute Musik meine Wut
über die erlittenen Demütigungen unter Kontrolle zu bringen.
*
Und nun schaute sich diese Person im Laden um. Dass schmale Sortiment bestand aus Spielzeug,
ein paar Musikinstrumenten, Kleidung, Schmuck, einigen Kunstgegenständen, Büchern, Geschirr,
Tee, Zucker und Kaffee. Selbst für einen Ein-Raum-Laden nicht gerade viel. Ich versuchte,
unbeteiligt zu wirken. Als sie den Duft des soeben frisch gebrühten Kaffees wahrnahm, der sich in
der Thermokanne auf dem Bistrotisch in der Mitte des Ladens befand, fragte sie, ob sie ihn mal
probieren könne. Ich bejahte und schenkte ihr eine Tasse ein. Dabei zitterten meine Hände leicht.
Sie hatte mich bei etwas gestört, was ich gerade getan hatte, um mit dieser Art Mensch nichts mehr
zu tun haben zu müssen.
„Nett hier. Arbeiten Sie schon länger hier?“
„Seit etwa vier Monaten.“
„Wie viele Stunden die Woche?“
Wollte sie mich aushorchen? Ich hatte nichts zu verbergen, da ich ehrenamtlich arbeitete.
„Acht Stunden.“
„Und Ihre Arbeitszeiten?“
„Immer von ein bis fünf, dienstags und freitags.“
„Schön ruhig hier. Kein Vergleich zum Textildiscount um die Ecke.“
Was sollte das werden? Versuchte sie, mir einen Job bei einem Sklaventreiber aufs Auge zu
drücken, oder wollte sie mich auftauen – nach dem Eiswind, den sie mir vor zwei Tagen hatte
entgegen wehen lassen?
„Nun ja – mit Sweat Shop Klamotten kann … und will ich nicht dienen!“, konterte ich.
„So habe ich das nicht gemeint. Viel mehr würden Sie dort auch nicht bekommen, und Ihre Arbeit
dort wäre … viel weniger wert als das, was Sie hier tun.“
Ein Zeichen von Wertschätzung? Hatte sie das jetzt wirklich so gemeint? Ich wunderte mich,
schluckte und sagte erst einmal nichts.
Sie trank aus und legte drei Waren auf den Tresen: ein Paket Kaffee, eine Tasche und eine Kette. Sie
bat mich, sie als Geschenk zu verpacken.
Ich nannte ihr den Preis, sie bezahlte, den Betrag aufrundend, und wir bedankten uns gegenseitig.
„Ich möchte … ich möchte Sie gerne nach fünf abholen kommen.“
Ihre letzte Bitte traf mich fast wie ein Schlag. Mir blieb die Spucke weg. Wenn mich ein Alien
gefragt hätte, ob ich Lust auf einen Rundflug um die Milchstraße habe, hätte ich nicht befremdeter
aussehen können. Jeder anderen Frau, die auch nur halb so gut ausgesehen hätte wie sie, hätte ich
gesagt, wie sehr ich mich darauf freue. Aber was sie bei unserer ersten Begegnung abgezogen hatte,
war unterirdisch gewesen.
„Sie wirken überrascht. Das ist wohl nicht die erste Überraschung, die ich Ihnen bereitet habe.
Überraschungen können angenehm oder unangenehm sein. Risiken geht man ein, weil es sich …
lohnen könnte. Denken sie drüber nach. Bis später.“
Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Was hatte sie vor? Wer war sie? Ihren Namen
kannte ich: Frau Wogenfeld hatte bei meiner Vorladung einen so bleibenden Eindruck hinterlassen,
dass ich beinahe verflucht hätte. Aber gerade eben hatte sie irgendwie anders gewirkt. Die meisten
Kunden legen schon allein durch den Besuch solcher Läden mit fair gehandelter Ware eine gewisse
soziale Ader an den Tag. Bei ihr war noch etwas anderes mit im Spiel.
Bei dem kurzen Gespräch hatte sie eine gewisse Unsicherheit nicht ganz verbergen können. Hatte
ich bei ihr gar so etwas wie Verletzlichkeit gespürt? Sie hatte souverän gewirkt, aber weit weniger
souverän als vor zwei Tagen. Irgend etwas schien sich geändert zu haben. Was hatte sie vor?
Sie hatte gesagt, dass sie mich überraschen wolle. Würde diese Überraschung eine weitere
Demütigung, eine Gemeinheit sein? Auch als leicht devot veranlagter Mensch gab es
Demütigungen, die ich überhaupt nicht belustigend fand. Und wenn keine erneute Erniedrigung
geplant war – was würde es dann sein? Ich versuchte mich abzulenken, weiter an meiner
Bewerbung zu arbeiten. Dann nahm ich den Staubwedel, und nicht das kleinste Staubkorn im
ganzen Laden hatte auch nur die leiseste Chance, meiner Gründlichkeit zu entgehen. Auf die
wenigen Kunden, die in der Zeit bis Feierabend noch den Laden besuchten, versuchte ich mich zu
konzentrieren, so gut ich konnte, auch wenn mich die Frage weiter quälte: Was hatte sie vor? Und
wer war sie?
Bevor sie wiederkam, entschloss ich mich, der Frau, die mich mit dieser Ungewissheit peinigte,
eine Abfuhr zu erteilen. Ihr zu sagen, dass auch ALG-II-Bezieher ihren Stolz haben. Ja, ich malte
mir aus, wie ich ihr mit meiner abweisenden Antwort nun selber eine Demütigung zufügen würde –
eine hübsche junge Brünette, die bei einem leider nur wenig erfolgreichen, mindestens 15 Jahre
älteren Mann abblitzen würde. Als meine Sachbearbeiterin hatte sie viel Macht über mich, aber
auch sie hatte sich an ihre Vorschriften zu halten. Wenn ich nur gewusst hätte, was sie vorhatte.
*
Es war sieben nach fünf. Ich war gerade in Begriff zu gehen. Ja, diese Verspätung sollte wohl nur
eine weitere Erniedrigung sein, wenn sie überhaupt vorgehabt hatte, mich abzuholen. Dieses
Miststück!
Sie stolperte in den Laden. „Entschuldigung, ich bin aufgehalten worden. Bitte kommen Sie mit.“
Sie war etwas außer Atem. Hatte sich gerade entschuldigt. Und das Wort „Bitte“ verwendet. Ich
musterte sie. Hatte sie sich etwa meinetwegen beeilt? Um Zeit zu gewinnen, sagte ich: „Einen
Augenblick bitte.“ Ich hatte es mir vorgenommen. „Ich wohne nur ein paar Häuser weiter.
Eigentlich war es wirklich nicht nötig, dass sie extra noch einmal hierher gekommen sind, nur um
mich nach Hause zu bringen.“
Sie brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln.
„Wenn es etwas gibt, mit dem ich definitiv NICHT vorhabe, sie zu überraschen, dann ist es Ihre
Couch. Bitte kommen Sie mit.“
„Was haben Sie vor?“
„Haben Ihnen Ihre Eltern verboten, mit fremden FallmanagerInnen ins Auto zu steigen? Jetzt ist
die die letzte Chance, dieses Verbot zu übertreten!“, sagte sie verheißungsvoll. „Wollen Sie nun
mitkommen oder nicht?“
Auf den Mund gefallen war sie wirklich nicht.
„Hmmm – o. k.“ sagte ich gedehnt. Meine Neugier hatte gegen meinen Stolz und meine Furcht
gewonnen.
Bis zu ihrem dunkelroten Kleinwagen waren es etwa 150 Meter. Selbst zum Ausparken brauchte sie
eine Weile, was aber eher an der sehr kleinen Parklücke lag.
„Weiterhin ein eiskaltes arrogantes Miststück zu sein, würde Sie nicht überraschen. Diesmal habe
ich mir etwas anderes für Sie einfallen lassen.“, sagte sie, um mich zu beruhigen und gleichzeitig
die Spannung zu steigern. „Gleich am Parkplatz auf der Autobahn, wenn wir die Stadt verlassen
haben, werde ich Ihnen die Augen verbinden. Am Zielort dürfen sie sich diese dann abnehmen und
selber entscheiden, ob sie aussteigen oder sich wieder von mir nach Hause fahren lassen möchten.“
„Wieso tun Sie das?“
„Weil ich es tun will. Darf ich Ihnen auch eine Frage stellen?“
„Gerne, Frau Wogenfeld.“
„Ich möchte nicht, dass wir uns duzen. Aber nennen Sie mich Sonja. Darf ich Sie auch mit
Vornamen anreden?“
„Ja, Sonja. Geht in Ordnung.“
„Also gut, Tim. Was machen Sie so, wenn Sie nicht gerade Bewerbungen schreiben, sich
ehrenamtlich betätigen oder mit anmaßenden Fallmanagerinnen herumschlagen?“
Ihre selbstironische Art gefiel mir.
„Ich wundere mich darüber, dass ebendiese Fallmanagerinnen auf einmal gar nicht so anmaßend
und arrogant wirken wie erst noch vorgestern.“, wechselte ich.
„Sie triefen ja vor Charme“, grinste sie. „Aber es gibt doch sicher noch andere Beschäftigungen,
zum Beispiel Origami, Sinfonien komponieren, Modelleisenbahnen bauen …?“
„Nun ja, ist bei mir nicht ganz so spektakulär. Bierchen trinken, Filmchen gucken, am PC surfen
und daddeln trifft es bei mir wohl eher.“
„Kommen Sie. So jung und unerfahren bin ich auch nicht. Da ist irgendetwas, auf das Sie stolz sind.
Vielleicht nicht gerade mächtig stolz. Aber ein klein wenig. Und es ist etwas, was Sie tun. Nicht
etwas, was Sie mal getan haben. Etwas, dem Sie sich widmen. Und erzählen Sie mir nicht, die acht
Stunden im Lädchen wären alles.“
„Nun ja, ich versuche mich als Autor.“
„Aha?“
„Kleine Geschichten, keine Romane. Manchmal habe ich Ideen und denke, dass diese Ideen viel
mehr verdient hätten als meine bescheidenen Fähigkeiten, Ideen in Worte zu kleiden. Dennoch
versuche ich es. Noch nicht sehr lange, aber … weniger erfolglos, als ich zunächst befürchtet hatte.“
„Klingt interessant. Was sind das für Geschichten?“
„Nix Dolles. Geschichten, in denen Menschen offener und freizügiger miteinander umgehen, als sie
es im Alltag tun würden.“
„Sie meinen erotische Geschichten?“
„Jein. Mit Beschreibungen von Reiz-Reaktions-Schemata hab ich's nicht so. Ausführliche
literarische Darstellungen des Begattungsaktes liegen mir nicht. Was mich eher interessiert – und
wofür ich versuche, meine Leser zu interessieren, ist die Frage: Wie konnte es … trotzdem … dazu
kommen, dass Daysie und Donald intim miteinander wurden.“
„Und Sie veröffentlichen diese Geschichten dann auch?“
„Bisher erst zwei davon, seit wenigen Wochen. Ich hab da eine ganz nette Homepage gefunden.“
„Wir sind aus der Stadt gekommen. Darf ich Ihnen nun bitte die Augenbinde anlegen?“, fragte sie
weich. Es machte mich an.
„O. … k. ...“, stimmte ich zu.
Sie hatte sich vorbereitet. Extra eine Augenbinde mitgenommen, nicht irgendein Tuch. Die
Überraschung sollte perfekt sein. Wir fuhren weiter. Sagten erst einmal nichts mehr. Ich genoss das
sanft brummende Motorgeräusch, was sich mit der leisen Ambient-Musik aus ihren Boxen mischte,
den weichen, femininen, milden Duft ihres Parfums, die Dunkelheit, das Gefühl des
Sicherheitsgurts auf meinem Leib und die süße Bangigkeit, die bei mir mit einem leichten
Herzklopfen verbunden war. Wohin würde sie mich bringen? Und was mochte sie bewegt haben,
sich mir auf diese Art zuzuwenden?
Wir fuhren eine Steigung hoch. Die Luft wurde immer klarer. Ich roch fallendes Laub und hörte
Vögel zwitschern. Knirschender Kies verriet mir, dass wir hielten. Sie nahm mir die Augenbinde ab.
Ich blinzelte. Sah sie an. Blickte mich um. Um festzustellen, dass ...
… ihr die Überraschung gelungen war. Einfach perfekt gelungen. Ich begriff mit einem Schlag, dass
ich nichts von ihr zu befürchten hatte. Ich war überwältigt. Darauf wäre ich nie gekommen.
*
Was ich sah, war ein großes Gebäude, umgeben von einer riesigen Parklandschaft. Über dem
Eingangstor prangte ein riesiges Schild mit angebrachten Leuchtlettern: „AQUADORADO“. Eins
dieser modernen Wellness-Zentren mit Plantsch- und Schwimmbädern, Saunen und Ruheräumen,
Massageangeboten, Cafeterien … . Freudig erstaunt saß ich nur da. Ich war sprachlos.
„Badesachen und Handtücher für einen Mann in deiner Größe habe ich selbstverständlich auch
mitgenommen“ lächelte sie mich verschmitzt an.
„Hey, das ist etwas mehr als Wasser, Seife, Shampoo und Deo. Das ist Luxus pur. Sind Sie sicher,
dass sie DAS einem … Sozialschmarotzer wie mir zukommen lassen möchten?“, sagte ich
überwältigt.
„So arrogant, dass ich Sie zum Wagenaufpasser degradieren würde, bin ich nun auch wieder nicht“,
erwiderte sie mit gespielter Entrüstung. „Vielleicht wird ja auch hieraus eine Geschichte. Und jetzt
rein mit uns!“
Wasser. Ein Element, das man nicht fassen konnte. Und wie sehr ich es versuchte, ich konnte es
kaum fassen. Eigentlich garnicht. Aber allein der Versuch war … lustvoll. Wasser, in allen
Variationen, in denen dieses unfassbare Element mir so unbegreiflich war wie die Motivation
meiner schönen Entführerin, mich hierher gebracht zu haben. In diese Wasserlandschaft. Diese
wunderlich seltsame Mischung aus Unbegreiflichkeit und Vertrautheit.
Ich vergnügte mich auf Sprungbecken und Rutsche. Ich tollte herum. Schwamm. Schwelgte.
Schwitzte. Schwamm wieder. Mit ihr. Dann auch mal ohne sie.
Nach einigen Bade- und vereinzelten kürzeren Saunagängen fanden wir im Ruheraum mit Lichtern
in verschiedenen wechselnden Farben wieder zusammen. Wir waren allein miteinander. Für einen
Freitagabend war das Bad erstaunlich leer, aus welchen Gründen auch immer.
„Bitte erzählen Sie mir doch eine Geschichte.“
„...“
„Erzählen Sie mir doch einfach eine Geschichte, in der ich vorkomme. Inspiriere ich Sie etwa
überhaupt nicht?“
Was hatte sie vor? Wer war sie? Was für eine Geschichte hätte ich ihr erzählen können? Und in was
für einer Sprache, nach all den Überraschungen, Demütigungen, Wiedergutmachungen,
Wasserspielen, Saunagängen, mit denen sie mich so sprachlos gemacht hatte?
„Das ist es nicht. Mir fehlen immer noch die Worte.“
„Aber sie haben doch gerade schon geredet. Bitte schenken sie mir etwas von ihren Erinnerungen,
Gefühlen, Sehnsüchten und Fantasien. Vielleicht habe ich ja noch andere Überraschungen parat“,
lockte sie.
„Geben Sie mir eine Minute bitte.“
„Nehmen Sie sich Zeit.“
*
„Sie betrat den Ruheraum des Erlebnisbades kurz nach mir“, begann ich. „Geschätzte 180 cm
Erotik pur. Setzte sich mir schräg gegenüber. Wir waren uns schon mal begegnet. Für sie war ich bei
dieser Begegnung einer von Dutzenden gewesen, mit denen sie Tag für Tag zu tun hatte. Vielleicht
war dies auch nur ein sehr schlechter Tag für sie gewesen – jedenfalls hatte sie mich ziemlich
unfreundlich abgefertigt. Schade, dass sie so abweisend gewesen war, denn sie sah hinreißend aus.
Viele Frauen wollen an Orten wie diesen einfach nur entspannen, ohne ständig angemacht zu
werden. Auch wenn ich dies respektiere, musste ich sie doch gelegentlich anschauen. Sie war eine
richtige Augenweide, mir gefiel einfach alles an ihr. Und was war schon dabei? Immerhin hatte sie
auch meine Ruhe gestört, auch wenn es nur ihre Anwesenheit war, mit der sie mich erregte.
Sie musste meine bewundernden Blicke gemerkt haben. „Bitte starren Sie mich nicht an.“
„Entschuldigen Sie vielmals“, sagte ich und fühlte mich ertappt. „Ich wollte Sie nicht belästigen.“
War gerade ein Lächeln über ihre Lippen gehuscht? Sie sagte erst einmal nichts.
Ich bemühte mich, woanders hinzuschauen. Mir war überhaupt nicht danach, meine Augen einfach
zuzumachen. Hochinteressiert betrachtete ich meine Knie, den Fußboden, die Decke, die
Eingangstür, die Holzbänke. So beiläufig wie möglich ließ ich meine Blicke dabei auch immer
wieder über ihren makellosen Körper streifen. Anscheinend nicht beiläufig genug.
„Sagen sie mal“, entrüstete sie sich. „Ich habe sie doch gerade um etwas gebeten.“
„Wollen sie mich allen Ernstes auffordern, jedes mal dann meine Augen zu schließen, wenn meine
wandernden Blicke auf das Wesen fallen, was mich in in diesem Raum … am meisten fasziniert?“
Ein spontanes Kompliment, und nicht gerade sehr geschickt. Für eine so bezaubernde junge Dame
waren vermutlich schon ganze Süßholzwälder geraspelt worden. Dennoch schienen sich ihre Lippen
wieder in die Breite zu ziehen. Sogar eine leichte Rötung ihres Gesichts war mir nicht entgangen.
Und sie rückte etwas näher.
„Das wäre eine Idee“, griff sie meinen Vorschlag auf. „Sie schließen die Augen und starren – nicht -
auf meine glatten langen kastanienbraunen Haare. Sie starren nicht in mein hübsches Gesicht mit
den türkisfarbenen Augen, nicht auf mein spitzes Näschen und nicht auf meine vollen kirschroten
Lippen. Sie starren - nicht - auf meinen langen Hals, meine runden Schultern, meine Arme und
meine Hände mit den schlanken, sensiblen Fingern. Sie starren nicht auf meine weiblichen
Rundungen, nicht auf meinen rechten Busen mit den Bräunungsstreifen, voll und rund und fest mit
nach vorne gerichteten Nippeln, und auf den linken auch nicht. Sie starren nicht auf meine Taille,
meinen gepiercten Bauchnabel, meine schönen langen Beine, meine zarten Füsse mit den lackierten
Zehnägeln, und schon gar nicht auf meine Hüften, meinen Po, meinen Venushügel und … am
allerwenigsten auf das, was sich knapp darunter befindet.“
„Und Sie versuchen jetzt nicht an grüne Elefanten zu denken“, protestierte ich.
Ihr kurzes Auflachen klang nicht unfreundlich. „Sie haben mir doch auch gefallen. Aber bin ICH
etwa aufdringlich geworden? Ich habe die ganze Zeit artig dagesessen, mich entspannt und gehofft,
niemandem sagen zu müssen, dass seine Masche nicht zieht. Dass ihre Masche offenbar darin
besteht, keine Masche zu haben, hat mir ebenso gefallen wie Ihr Kompliment. Ich bin Sonja
Wogenfeld.“
„Und ich bin Tim Gerber. Sehr erfreut, um es untertrieben auszudrücken“ entgegnete ich.
„Glaub ich Ihnen gern!“ bestaunte sie mein bestes Stück, was ihren intensiven weiblichen Reizen
Respekt zollte.“
*
Sonja legte mir sanft die Hand auf die Lippen und blickte mich mit großen Augen an.
„Ich weiß jetzt, wer … oder was … du NICHT bist. Komm mit. Bitte.“
Sie stand auf und half mir hoch. Mir war nicht entgangen, dass sie gerade dazu übergegangen war,
mich zu duzen. Mein Herz schlug bis zum Hals. Erneut ließ ich mich von ihr führen in diesem
beinahe leeren Bad.
Einige Türen weiter betraten wir einen gekachelten, auf etwa 60° beheizten Raum voller Dampf.
Meine Stange stand auf halbmast, als sie die Tür öffnete. Sie zog mich hinein. Wir setzten uns im
Rechteck auf den gekachelten Bänken hin.
„Lass deine Blicke über meinen Körper wandern und weide dich an mir. Ich mag es, zärtlich
betrachtet zu werden. Und wenn es etwas gibt, was dir so gut gefällt, dass du es mit deinen Händen
berühren möchtest, dann komm einfach näher und tu es“, lud sie mich ein.
Wie unbeschreiblich schön sie jetzt war mit den kleinen Dampf- und Schweißtröpfchen, die sich
überall auf ihrer Haut gebildet hatten. Ich rückte noch ein wenig näher, berührte erst ihre Knie, dann
ihre Taille. Näherte mich langsam ihrem Gesicht. Wir blickten einander in die Augen. Es hatte
etwas magisches. Nein – es war pure Magie.
„Wenn meine Hände größer wären, würde ich jetzt alles auf einmal berühren.“
„Biete ihnen Abwechslung. Ist doch auch nicht schlecht!“
„Händchen, Händchen, du wirst wandern... .“
Unsere Nasenflügel berührten sich. Gleich darauf auch unsere Lippen. Ihre leicht geöffneten Lippen
waren saftig und süßsalzig. Auch unsere Zungen kosteten einander bei diesem ersten vorsichtigen
Kuss. Wir lösten uns sachte wieder voneinander. Ich dachte: „Jetzt oder nie!“
„Du Sonja, ich muss dir was gestehen.“sagte ich
„Jaaa?“
„Ich musste“, - bei diesen Worten legte ich den Gürtel mit dem Kulturbeutelchen ab und öffnete es -
„Vorsorge treffen für den Fall weiterer Handgreiflichkeiten. Es hat die Rechnung erhöht, und ich
bin gerade etwas klamm.“
Ich zog ein Päckchen Kondome heraus.
„Und das nennst du ein Geständnis, MANN?“
„Hmmm, jaa, was den sonst?“
„Du bist der erste Kerl, der mitdenkt. Du bist soooo süüüüüß. Richtig Klasse. Damit hast du dir
gerade bei mir alle Pforten geöffnet.“
„Sorry, aber mit vorher anklopfen macht's mir mehr Spaß“, grinste ich und klopfte mit meinen
Fingerrücken leicht gegen ihren Venushügel.
„Eigentlich bin ich jetzt schon bereit für dich, aber es ist soo schööön mit dir“, stöhnte sie. „Ich
möchte, dass es laaaange dauert. Bitte küss mich wieder.“
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.
Der Dampf verlangsamte uns. Es war wie ein Trip in Zeitlupe durch einen dampfenden Dschungel
kurz nach einem heftigen Regen. Wir begannen, uns gegenseitig zu erforschen. Unsere Sensoren
waren zunächst nur unsere Fingerkuppen, Lippen und Zungenspitzen. Wir labten uns am Dampf
und Schweiß unserer Leiber, und jede dieser Labungen erzeugte neuen Durst, neue Sehnsüchte.
Zwischendurch verloren wir uns in den Ewigkeiten unserer Blickkontakte. Wir gaben einander
Schutz und Vertrauen, und wir fühlten uns beschützt voneinander und vertraut miteinander. Ließen
uns fallen und retteten uns gegenseitig. Heilten einander mit unserem Schweiß und unserem
Speichel und unseren sich langsam aber stetig intensivierenden Berührungen.
Irgendwann keuchte sie: „Lass es uns tun. Ich möchte dich reiten.“ Sie entpackte das Gummi und
zog es meinem Luststab über. Ich legte mich auf die oberste Bank. Sie kniete über mir, hielt meinen
Schaft mit ihren Fingerspitzen und ließ ihn ganz sanft und langsam bis einen Fingerbreit unterhalb
der Eichel in ihr Delta hinein gleiten. Jeder Zehntelmillimeter Reibung meiner Pfahlspitze entlang
ihrer Öffnung war wie ein Traum, nur hundertmal machtvoller, und gleichzeitig lustvolles
Erwachen. Siebenmal war es nur meine Eichel, die sie in ihrer Grotte barg. Dabei kniete sie
zunächst kerzengerade über mir, bog sich leicht nach hinten durch, um sich dann über mich zu
beugen und mein Gesicht in ihren Haaren versinken zu lassen, während ihre Knospen sich an
meiner Brust rieben. Das achte und neunte Mal ließ sie meinen Schaft weiter in ihrer Höhle
versinken: bis zum Anschlag!
Mitzuzählen half mir nur wenig, meine Erregung zu zügeln. Und ich wollte, dass sie die erste war,
die von dieser Lustfolter erlöst wurde. Sie schien meine Gedanken lesen zu können, denn nach dem
neunten Male drückte sie mit ihren Fingern kräftig auf einen Punkt zwischen meinen Schenkeln,
zwischen Anus und Hoden, was meine Erregung etwas dämpfte. Auch wenn ich noch nicht ganz
soweit war, es verschaffte mir etwas Erleichterung und die Gewissheit, auch die nächsten Male
durchhalten zu können. Und sie begann ihr Spiel von neuem. So süß, so lasziv und so erregend
hatte noch keine Frau meinen kleinen Tim in sich hineingenommen. Und sie tat es so gekonnt, dass
ich schon bald aufhörte zu zählen und mich einfach ihrem Rhythmus anvertraute. Doch irgendwann
ließ auch sie sich nur noch treiben, legte sich mit ihrem ganzen Gewicht auf mich und fiel vom Trab
in den Galopp. Ich legte meine Hand auf ihren Mund, und sie schrie ihre ganze Lust in meine Hand
hinein, immer wieder, bis ihr Fleischring um meinen Schaft zu zucken begann. Auch ich stöhnte
laut auf, als ich mich in ihr entlud. Es war wie ein heftiges Sommergewitter, was nach einigen
krachenden Blitzen in sanftes Donnergrollen und überall spürbare Elekzitrität übergehen sollte. Und
dann in ein warmes Glühen. Sie lag über mir, küsste mich und weinte. Hauchte in mein Ohr: „Du
weisst garnicht, wie sehr du gerade etwas – bei MIR wiedergutgemacht hast.“
Wir lösten uns schließlich voneinander, und nach und nach auch von diesem Ort. Tranken noch
einen Cappuccino in der Cafeteria miteinander.
„Bitte bleib heute Nacht bei mir. Nach Jahren, in denen meine Nächte meist sehr ausgefüllt waren,
bin ich die letzten drei Nächte allein gewesen Und es waren keine guten Nächte, und auch die Tage
dazwischen nicht“, bat sie mich.
„Hmmm, ich weiß nicht – mein Terminkalender sagt zwar ok, aber eigentlich habe ich noch die ein
und andere Bewerbung zu schreiben.“
„Einen Teufel wirst du tun, Idiot!“, rief sie aus. „Es gibt da das ein und andere … Stellenangebot,
was ich gerne mit dir durchgehen würde. Und wehe, du weigerst dich! Das könnte zu …
Leistungskürzungen führen, und das wollen wir doch beide nicht, oder?“
„Na ja, vielleicht sind es ja … Stellen im Wellnessbereich oder leichte seelsorgerische Tätigkeiten,
da wäre ich nicht ganz abgeneigt.“
„Bitte komm mit. Ich fordere nicht nur, ich fördere auch mal ganz gerne. Das werde ich dich spüren
lassen.“
„Peitsche und Zuckerbrot. Mit deinen Überredungskünsten lockst du noch den faulsten Sack von
der Couch.“
Wir mussten beide laut lachen.
*
Auf der Heimfahrt redete ich sie an, bevor wir in die Stadt hineinkamen.
„Hey, Sonja, was ist los mit dir?“
„Wie meinst du das?“
„Du hast mich benutzt. Aber für jemanden wie mich ist es … schön, jemandem wie dir nützlich sein
zu dürfen. Irgendetwas oder irgendwer hat dich tief verletzt. Du hast dich an mir … abreagiert –
zunächst, indem du mich gedemütigt hast. Du hast dir selbst eine Buße auferlegt. Dies führte dann
dazu, dass du … mich genossen hast, nachdem du entdeckt hattest, dass ich anders bin. Ich bin dir
so dankbar, und nichts von meinem Dank wird durch die Ahnung geschmälert, dass … du mich für
dich hast nützlich sein lassen. Im Gegenteil! Ich fühle mich wohl mit diesem Dank. Nichts von
dem, was du heute für mich getan hast, war etwas anderes als Hochgenuss. Wenn du was brauchst,
dann sag's mir.“
„Bitte warte einen Augenblick. Ich möchte es dir außerhalb meiner Wohnung sagen. Aber nicht,
während ich fahre.“
Wir hielten wieder am gleichen Parkplatz, an dem sie mir die Augen verbunden hatte. Und ich
wusste: Nun würde sie mir die Augen öffnen.
„Ich möchte dich küssen. Du bist soo gut.“
Wir küssten uns. Umarmten uns, und sie fing an zu weinen. Zuerst leise, dann ging es in ein
Schluchzen über, was mein Herz ergriff. Auch oder gerade weil es kein verzweifeltes Weinen war.
Sondern ein loslassendes, heilsames Weinen. Ein wissendes, hoffendes, vertrauensvolles Weinen.
Und es tat mir so gut, ihr nützen zu dürfen.
Es ebbte ab. „Ja, du sollst es erfahren“, sagte sie immer noch mit tränenerstickter Stimme. „Das,
was ich vorgestern hatte, war nicht einfach nur ein schlechter Tag. Rabenschwarz würde es wohl
besser treffen. Und einerseits tut es mir fürchterlich Leid, dass es gerade dich erwischt hatte.
Andererseits bin ich auch froh darum, denn ausgerechnet DICH so kennen gelernt zu haben
bedeutet mir soo viel.
Mein Name passt zu mir. Ich habe immer ziemlich viel Glück gehabt. Mit meinen Eltern, in der
Schule, bei meiner Berufswahl, meinen Freunden und Bekannten, finanziell. Meist auf der
Sonnenseite des Lebens. Bisweilen auch mal bewölkt oder sogar regnerisch, aber nichts, was
wirklich sehr schlimm oder beängstigend gewesen wäre.
Mein letzter Freund war ein stolzer Kerl gewesen. Anfangs dachte ich, dass er stolz auf mich war.
Und ich genoss es selber, mit ihm gelegentlich rattenscharf zurechtgemacht in eine Disco zu gehen.
Aber die Art, wie er mich präsentierte, missfiel mir zunehmend. Wenn ich ihn zur Rede stellte, sagte
er, dass er nicht von mir verlangen würde, meine Reize zu verbergen. Also solle ich auch nicht von
ihm verlangen, der Welt zu verbergen, was er an mir habe. Er wäre glücklich mit mir.
Die ganze Welt sollte mich begehren, und er wäre derjenige, der mich erobert hatte und nun
beschützte. Aber ich gab ihm Dinge, die er mit aller Welt teilte, obwohl sie nur für ihn bestimmt
waren. Unsere Auseinandersetzungen wurden heftiger. Er konnte nicht damit aufhören, mit mir zu
prahlen. Im Gegenteil – er wurde dabei immer abstoßender. Anscheinend war er nicht mehr stolz
auf mich, sondern nur noch auf sich. Vor drei Tagen bekam ich Gelegenheit zu belauschen, was er
vor seinen Freunden über uns zum Besten – oder wohl eher zum Schlimmsten gab, wenn ich nicht
dabei war. Es war einfach nur vulgär und erniedrigend.“
Bei diesen Worten fing sie erneut an zu schluchzen. Fing sich aber gleich wieder.
„Ich jagte ihn zum Teufel.
Ich begann, Männer zu hassen. Vor allem stolze Männer. Schon der nächste Mann mit auch nur
etwas mehr Stolz, als ich ihm zugestand, würde meinen Zorn zu spüren bekommen. Dieser nächste
Mann warst DU. Als du mein Büro betratst, war mein erster Eindruck: Dieser Mann ist nicht
demütig und unterwürfig genug. Es war mir egal, wo dein Stolz herrührte. Ich wollte ihn brechen.
Und ich tat alles, was ich konnte, um dich zu erniedrigen, zu demütigen und meine Macht über dich
auszukosten. Als du mein Büro verließest, warst du nicht einmal so klein … “ Dabei presste sie
Daumen und Zeigefinger ihrer rechten Hand zusammen. „ … mit Hut.
Danach ging ich auf die Toilette, um mein Make-up zurecht zumachen. Meine Waffen zu schärfen
für den nächsten Racheakt. Ich blickte in den Spiegel und erschrak. War ICH das? Ich hörte eine
Stimme und wusste nicht, ob es die meines Spiegelbildes oder meine eigene war. „Wieviele Männer
wirst du brauchen, bis sich dein Zorn gelegt hat?“, fragte sie. „Wohin wird das führen? Gefällt dir,
was du siehst?“.
Es gefiel mir nicht. Und ich wusste, dass kein Make-up der Welt, nicht einmal die gesamte
Kosmetikindustrie mich je wieder auch nur halb so schön machen können würde, wie ich gewesen
war, bevor du in mein Büro kamst. Es lag allein an mir. Ich würde büßen müssen, wenn ich meine
Schönheit wiedererlangen wollte.
Dich aufzuspüren war leicht. Anfänglich wollte ich mich nur bei dir entschuldigen und eine neue
Vereinbarung aufsetzen. Aber du hast mir imponiert: Du hast selber nur wenig und setzt dich für
Menschen ein, die noch weniger haben. Im Laden beschloss ich, dir eine Freude zu machen. Dich
einzuladen und dazu zu überreden, mitzukommen, war dann immer noch leichter, als ich dachte.
Aber unterwegs gab es etwas, was mir wirklich zu schaffen machte. Du sagtest mir, dass du
Geschichten schriebst. Erotische Geschichten. Ich begann mich zu fragen, ob auch du … ein
Sexprotz warst.
Ich beschloss, dich auf die Probe zu stellen. Du solltest mir eine Geschichte über mich und dich
erzählen. Du hast dich erst gesträubt, und ich war froh, als ich dich überreden konnte, dir etwas
auszudenken.“
„Hätte ich das mit deiner Enttäuschung vorher gewusst, dann hätte ich dich mich in meiner
Geschichte viel länger zappeln lassen.“
„Nichts an deiner Geschichte hat meine Befürchtung bestätigt. Im Gegenteil. Lass dir gesagt sein:
Was auch immer heute Nacht noch passiert, du wirst nie etwas davon so preisgeben, dass ich mich
bloßgestellt fühle. Das weiß ich jetzt. Und noch was: diese Buße zu tun, hat mich keinen
Augenblick lang etwas anderes gekostet als … wenige Münzen für Parkuhr und Kasse und etwas
Überwindung meiner Scheu vor fremden Männern. Du bist kein Mann, der mir auffallen würde.
Aber je mehr ich von dir mitbekommen habe, desto interessanter und attraktiver bist du für mich
geworden. Ich hatte richtig Angst vor deiner Geschichte. Schon mit wenigen Sätzen hast du mir
diese Angst genommen. Nicht nur, dass du mich geschont hättest, weit mehr als ich verdient habe.
Im Beginn deiner Geschichte hatte ich den aktiveren Part. Du hast mir die Freiheit gegeben, auf
eine stilvolle Art lasziv zu sein. Diese Art von Freiheit hatte ich bei meinem Ex nicht. Bei ihm war
ich die Schlampe, nur von ihm davor beschützt, eine Schlampe für alle Welt zu sein. Es ist mir eine
Ehre und eine Herausforderung, der Person in deiner Geschichte gerecht zu werden.“
Wir schwiegen ein Weilchen. Berührten uns jetzt wieder mehr mit unseren Händen als mit Worten.
Vielleicht wartete sie auf ein Stichwort.
„Wir haben uns ausgesprochen und verstehen uns jetzt etwas besser. Das macht die Sache für uns
beide leichter. Wir tappen nicht mehr halbblind im Nebel. Ich glaube, du bist jetzt schöner, als du
jemals gewesen bist. Und wenn du mich zu dir mitnimmst, wirst du mich glücklich machen – für
diese Nacht. Vielleicht für dieses Wochenende, und einige andere auch. Mag sein, dass wir nicht
füreinander geschaffen sind. Aber mir wäre es eine Ehre und eine Herausforderung, dein Freund
sein – und bleiben zu dürfen“, sagte ich.

Das, was Sonja und ich in dieser Nacht einander geben sollten, war nur für uns beide bestimmt.
 
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Kommentare  

Woaw, eine tolle romantisch- erotische Story. Hat mir außerdordentlich gut gefallen.

Else08 (10.02.2011)

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