Der Sonnenaufgang

Einmal einen Sonnenaufgang erleben. Das muss jeder mal gemacht haben, und sei es nur ein einziges Mal im Leben. Nur um mal zu schauen, wie das eigentlich aussieht; wie sich das anfühlt; was man dabei so denkt.

Ein neuer Tag beginnt. Neue Erlebnisse stehen für einen bereit, erlebt zu werden, sowohl gute als auch schlechte; langweilige als auch aufregende und sehr wahrscheinlich wird man auch um nervige nicht herumkommen. Aber noch kann dies keiner mit Sicherheit sagen. Und eben diese Unwissenheit ist das Aufregende und auch das Schöne daran. Sicherlich, es gibt Erwartungen an jeden neuen Tag. Doch werden diese auch erfüllt?

Am Ende eines neuen Tages fühlt man sich entweder gut, oder schlecht, je nachdem ob nun die guten oder die schlechten Erlebnisse überwogen haben; ob nun die Erwartungen an den Tag erfüllt worden sind, oder nicht. Und der Sonnenaufgang symbolisiert stets einen Neuanfang. Denn was gestern war wird durch ihn ausgelöscht, so als sei es nie geschehen. Somit ist ein jeder neue Tag wie eine Art Auferstehung bestenfalls neuer Möglichkeiten, nur ist man sich dessen erstaunlicherweise oftmals gar nicht so recht bewusst.

„Bullshit!“, denkt Frank plötzlich angesichts seiner eigenen Gedanken. „Blöde, unnütze Gedanken.“ Da hat er sich extra für das Erlebnis eines Sonnenaufgangs durch eine ganze Nacht durch gequält, und was ist nun das Ergebnis davon? Pseudoromantische, hoch-pseudophilosophische Gedanken. Na toll. Da hätte er auch irgendeinen Frauenroman lesen können, weil sehr wahrscheinlich mit einem ähnlichen Ergebnis und sicherlich auch mit einer ähnlich großen Portion Quälerei verbunden.