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4 Seiten

Bloß nicht lächeln! (Halloween)

Schauriges · Kurzgeschichten · Herbst/Halloween
© doska
„Nur keine Angst!“, sage ich zu ihm, aber er schaut mich trotzdem immer noch entsetzt an. Naja, er WILL eben nicht verstehen. Die ganze Zeit hat er im Wasser gezappelt. Ich konnte ihn doch nicht untergehen lassen.
„Nein!“ kreischt er jetzt. „Alles, nur nicht das!“
„Aber es passiert doch gar nichts Schlimmes!“ , versuche ich ihm zu erklären, während ich noch näher zu ihm heran schwimme.
„N...nicht beißen...bitte, bitte!“, ächzt er und versucht, mir doch noch zu entkommen.
Endlich ist er ehrlich. Hätte doch gleich sagen können, dass er sich vor meinen Zähnen fürchtet. Ich schiebe meine Oberlippe, so gut es geht, darüber. Die Zähnchen sind zwar ziemlich spitz, aber nur zwei in dieser Art. Schließlich haben Werwölfe viel mehr davon. „Ischt esch scho bescher?“, nuschele ich etwas ungehalten.
Er nickt, noch immer mit weit aufgerissenen Augen.
„Sehe ich denn wie ein grässlicher Vampir aus?“ , füge ich – nun doch ein wenig lüstern - so als kleine Frage hinzu.
„Nein!“, keucht er und versucht sich irgendwie zu beruhigen. „Dazu bist du viel zu schlecht maskiert!“
„Maskiert?“, wiederhole ich gekränkt.
„Naja, heute ist Halloween!“
„Ach stimmt, habe ich ganz vergessen!“, entgegne ich zufrieden.
„Und ich finde, für eine Frau ...“ Er macht eine kleine Pause und schaut- irgenwie erleichtert - auf meine Brüste, deren Ansätze prall und fest aus dem Wasser ragen. ...die eine Vampirin darstellen will, hast du dir viel zu lange Zähne ausgesucht.“
Ich lächle verschämt und ihm wird, weil er wieder auf meine Zähne blicken muss, doch so ein bisschen übel. „Viel zu schwacher Kreislauf!“ stelle ich fest und packe ihn beim Genick, damit er nicht absinken kann.„Du bist doch hoffentlich nicht blutarm?“
Er schüttelt den Kopf und ich streiche mir – mit einer wahnsinnig sexi Bewegung - das lila Haar aus dem grau-blauen Gesicht. „Dann lass dich endlich von mir retten ja?“
„Gut! “ Er nickt ergeben. „Ein Leben zu retten, passt ja auch eigentlich nicht zu einer echten Vampirin. Die stellt doch ganz andere Sachen mit ihren Opfern an!“
„Stimmt, das macht sie, aber hier im kalten Wasser passt das einfach nicht hin.“, bemerke ich verdrießlich. „Dazu braucht man ein gewisses Feeling...Romantik, verstehst du?“
„Wie witzig!“, ächzt er genervt. „ Aber jetzt rate mal, weshalb sich ein junger Mann mitten in der Nacht in einen einsamen See stürzt?“
„Hm, um darin gemütlich zu schwimmen, sicherlich nicht?“
„Richtig, das hier sollte ein Selbstmord, MEIN Selbstmord werden und dann schwimmst ausgerechnet DU mit deiner blöden Verkleidung herbei und vermasselst mir alles!"
"Ich wohne hier am Ufer!", werfe ich ein." Und konnte das nicht mit ansehen!" ´....weil ich so hungrig war`, füge ich lieber nicht hinzu.
"Na und? Du glaubst ja gar nicht wie schwer es für einen guten Schwimmer ist, im Wasser zu versinken. Ich hätte es fast geschafft!"
„He, warum will sich denn so ein leckerer – war nur `n Scherz – junger Kerl umbringen?“
„Annegret hat einen anderen!“, sagt er todtraurig und schluchzt plötzlich los.
„Nana!“ Ich drücke seinen Kopf an meine Schulter. „Das macht doch nichts, wenn man andere vernascht! Ich tue es doch auch immer wieder. “ Nun tätschele ich ihm mit meinen Krallenfingern die Wange. Bekommt ihm nicht ganz so gut, denn ihm wird wieder schlecht. „Ach, nein, wir sollten wirklich, sobald wir an Land sind, etwas für deinen Kreislauf tun.“ ,zischele ich hinter meinen langen Zähnen hervor. Ich lebe in einer wunderschön muffigen Gruft...“
„Muffigen Gruft?“, ächzt er entsetzt. „Hört sich ja fast an, als wärst du wirklich eine Vampirin?“
„Bin ich doch auch. Du willst es nur nicht glauben!“
„Quatsch!“, faucht er, bekommt aber ungeahnte Kräfte und reißt sich von mir los.
Hätte ich nicht so ehrlich sein sollen? Ich jage ihm nach. Er ist wirklich ein guter Schwimmer. „He, ich will später doch nur so ein bisschen an dir saugen!“, jammere ich. „Was kann ich dafür, wenn mir alles im Wasser vergeht!“
„Oh, Mann,“ ächzt er. „Ich glaube ja an diesen Blödsinn eigentlich nicht, aber WENN, dann werde ich ja vielleicht durch dich auch solch ein grässlicher Vampir, und das will ich absolut nicht haben!“
Ich paddele ihm wie wild hinterher.
„Brauchst du ja gar nicht zu werden,“ kreische ich aufgeregt und schlage ihm vor: „Ich kann dich auch total aussaugen, Süßer. Diese ganze Blutaustauscherei hat mir eigentlich nie so richtig gelegen, nur damit der andere wird wie ich. Ist viel zu umständlich, weißt du. Ich bin eine sehr egoistische Vampirin und mache dich gänzlich tot, so wie du das doch eigentlich auch haben wolltest.“
„Jetzt will ich das aber gar nicht mehr!“
„He, denke an Annegret!“
„Komisch, plötzlich ist sie mir völlig egal!“
„Ach nein, wirklich, jetzt bin ich aber enttäuscht. Man sollte seinen Vorsätzen treu bleiben! Sterbe endlich durch mich!“
„Das finde ich ja gerade so ekelig...diese langen Zähne!“
„Komm, dann machst du ganz einfach die Augen zu und ....Blubb!“ Leider kostet mich diese Verfolgung zuviel Kraft. Ausgehungert wie bin, wäre ich beinahe abgegluckert. „ He, Hilfe!“, rufe ich in meiner Not, ihm deshalb hinterher. „Du kannst doch nicht eine blutleere äh, blutjunge Dame...“ Ich streiche mir dabei wieder mit einer wahnsinnig sexi Bewegung das Haar aus dem Gesicht, „nur weil sie sich schlecht verkleidet hat, hier ertrinken lassen.“
„Mist, du irritierst mich jetzt völlig.“ Er klatscht mit seiner Hand wütend auf das Wasser. „Also hast du dich doch nur verkleidet.“ Er schwimmt auf mich zu und ich lächele. Das hätte ich nicht tun sollen.
„Los, entferne endlich deine Zähne!“ , verlangt er plötzlich.
Aber ich schließe nur die Lider über meinen gelben Augen und lasse mich hinabsinken.
„Nein ...halt...warte! Verdammte Scheiße!“, brüllt er besorgt und kommt zu mir.
Er taucht und wenig später hänge ich scheinbar apathisch in seinem kräftigen Arm. Das lange Haar habe ich noch zuvor dekorativ über seine breite Schulter drapiert. Dann lasse ich mich an Land schleppen- es fällt mir schwer, nicht dabei zu lächeln.
Da liege ich nun, mitten im Wald. Er holt sein Handy aus der Tasche, die Tasche hatte er vorhin ordentlich am Ufer stehen lassen und er wählt. Holt er etwa Hilfe? Wie schön, dann hätte ich noch jemanden, den dann als Nachspeise. Ich gebe keinen Mucks von mir und weiß, dass der Minirock mehr als nur Beine im Mondlicht zeigt, wenn ich so auf seiner Decke liege. Er schaut auch genau dort hin, wo ich es haben will – ich sehe es unter meinen dichten Wimpern - und dann blickt er leise schnaufend auf meine Brust. Ich weiß, wie die sich unter der nassen Bluse abzeichnet, dann aber blickt er auf meine vollen Lippen, wo die Zähne wohl doch so ein bisschen hervorlugen. Ich kann das nicht ändern. Zu meiner Erleichterung überwindet er Ekel und Angst und bückt sich. Er kommt meinem Gesicht sehr nahe. Will er etwa eine köstliche Mund zu Mund Beatmung machen?
Da blitzt plötzlich Lampenlicht hinter uns auf.
„Hier ist die Polizei!“, höre ich eine gewissenhafte Stimme. „Kann ich irgendwie helfen?“
„Ach Bernd", jubelt mein Retter, „ gut, dass du kommst!“
Ich freue mich auch, denn der zweite Kerl sieht fast genauso lecker aus, wie mein Retter. Ich rieche seinen Duft. Im Geiste betrachte ich seine wunderschöne Schlagader am Hals, streichele darüber.
Aus dem kurzen Gespräch erfahre ich, dass mein Retter Fritz heißt und dass sie beide Polizisten sind.
Ich rappele mich hoch, denn ich bin zu hungrig und halte mir die Hand vor den Mund, weil mir so ein bisschen Sabber bei dieser Vorfreude gekommen ist. „War nichts Besonderes mit mir !“, nuschele ich undeutlich, als er nachfragt. „ Dein leckerer, äh, hübscher Freund hat mich nur gerettet, aus diesem See gefischt, in dem ich Selbstmord machen wollte.“
Mein Retter schaut mich erstaunt wegen dieser Lüge an.
„Selbstmord?“, sagt Bernd verständnisvoll. „Oh, daran denke ich auch manchmal. Was hat man nicht als Polizist alles durchzumachen.“ Und dann erzählen mir die zwei von den jugendlichen Straftätern, die sie manchmal schnappen, die kaum eine Gefängnisstrafe bekommen, selbst wenn sie harmlose Passanten fast getötet haben. „Sie sind feige, denn sie stürzen sich als Gruppe auf ein einziges Opfer!", endet Fritz.“ Tja, sie kennen keine Skrupel!“
„Und wieviele sind es manchmal, die ihr so zwischen eure Fänge bekommt?“ , frage ich gierig, denn vor meinem geistigen Auge sehe ich lauter, junge, pulsierende Adern.
"Fänge ist gut, die kommen ja doch bald wieder frei!" , meint Bernd traurig.
Ich kuschele mich, geschmeidig wie eine Katze, zwischen die beiden Freunde. „Sagt mal, könntet ihr nicht auf euren nächtlichen Streiftouren ein wenig Unterstützung gebrauchen?"
"Unterstützung, von wem?", hakt Bernd nach.
"Na, diese Jungs sind doch ziemlich labil. Richtige Weichmützen, sonst würden sie das doch nicht machen! He, ich sage euch, diese kleinen Killer werden durch MICH den nötigen Biss bekommen.“
"Und wie willst du das machen?" Bernd starrt mich mit weit aufgerissen Augen an, denn ich lächle. Oha, das hätte ich lieber nicht tun sollen, denn er ergreift sich einen spitzen Ast und ...!
 
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Kommentare  

Vielen Dank, ihr zwei.

@Ingrid, stimmt, lieber mal die Zahne zusammen beißen, als sie zu oft zu zeigen, hehe!

@Fred, schön, dass es dir ein Genuss war und danke für das Lob.


doska (02.10.2011)

Da sieht man wieder, dass Humor und Horror sich nicht zwangsläufig gegenseitig ausschließen.
Gut geschrieben. Danke für den Lesegenuss!


Fred Lang (01.10.2011)

tja, als polizist hat’s man schwer, aber als vampir noch viel mehr.
denn man sollte nicht soviel zähne zeigen... super story!


Ingrid Alias I (22.09.2011)

Eine tolle Horror-Geschichte, in der aber nicht nur Gruseln, sondern auch Humor angesagt hast. Ebenfalls finde ich es sehr angebracht, dass du einen Bogen in die Kriminalität von heute - in dem Justizia es sogar fertig bringt, brutalste Schläger auf freien Fuß zu setzen - geschlagen hast.
LG. Michael


Michael Brushwood (21.09.2011)

Hallo ihr Lieben, ich danke euch für die Kommentare.

@Holdriander, freut mich, dass du kichern konntest. Ja, ich dachte, schreibst du mal eine ganz besondere Vampirgeschichte.

@Tis-Anariel, Tja, für Vampire kann das Lächeln manchmal tödlich sein.

Ich freue mich und ganz liebe Grüße an euch.


doska (21.09.2011)

Oh je, ich lach mich kaputt.....tja in so einem Fall sollte man das Lächeln dann wohl wirklich lassen. Super gemacht!

Tis-Anariel (20.09.2011)

Echt der helle Wahnsinn. Horror ohne Gruseln - das soll erst mal einer nachmachen!
kichernd grüßt


holdriander (20.09.2011)

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