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8 Seiten

Ahrok - 37. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Siebenunddreißigstes Kapitel: Rückschläge

Ahrok stand vor den verschlossenen Toren der Schule von Sigurd Sigurdsson und stützte sich am Holz der Türen ab. Keuchend rang er nach Luft. Noch vor wenigen Wochen hätte er diesen relativ kurzen Lauf viel besser verkraftet, aber hier und jetzt merkte er, wie sehr doch die Zeit der Entbehrung und das Krankenlager an seinen Fähigkeiten gezehrt hatten. Selbst nach seiner Genesung hatte er jegliches Training schmerzlich vernachlässigt und bekam nun die Quittung dafür. Nie hatte er damit gerechnet, dass alles, was er sich so schwer erarbeitet hatte, wofür er so hart trainiert hatte, so schnell wieder schwinden konnte.
Trotz des eisigen Windes war sein Hemd bereits durchgeschwitzt und jetzt, nachdem die kalte Luft ihm in den Lungen stach, merkte er säuerlich, wie sich seine Muskeln verhärteten und dröhnende Kopfschmerzen von einem Moment zum nächsten einsetzten.
Vier Wochen bis zur Wintersonnenwende erschienen ihm auf einmal viel zu wenig Zeit.
Der Herbst lag in seinen letzten, kalten Zügen und es würde sehr bald noch viel kälter werden. Er wischte sich den Schweiß mit dem Ärmel seines dünnen Hemdes von der Stirn und hämmerte gegen das Holz des Tores. Er brauchte dringend etwas Silber für neue, wintertaugliche Kleidung.
Lange Zeit geschah rein gar nichts und er erntete nur misstrauische Blicke von den Passanten auf der Straße, die in dicke Kleidung gehüllt an ihm vorbeizogen.
Ahrok schlang die Arme um sich, um etwas Wärme zurück in seine, von einem eisig nassen Hemd bedeckte, Brust zu reiben. Es gelang ihm zwar nur bedingt, aber es ging ihm noch immer um Längen besser, als nach seinem Bad in der Ilv. Er drehte sich vom Tor fort und beobachtete nun seinerseits das Geschehen auf der Straße.
Zu allererst stellte er verwundert fest, wie wenig Leute doch an ihm vorbei spazierten. Noch beim Laufen war es ihm so vorgekommen, als würden die Straßen und Gassen nur so überquellen vor Leuten, die ihn begafften. Dann war da jedoch dieser verlassene Stand auf der anderen Straßenseite. Das war das wohl Unglaublichste in ganz Märkteburg.
Ahrok musste zweimal hinsehen, um es wirklich zu glauben, aber der Bierausschank dort drüben war wirklich nicht besetzt. Es stand kein angestochenes Fass herum und es sah auch so aus, als ob das schon seit einigen Tagen nicht mehr der Fall war.
Dies war hochgradig seltsam.
Jeder, der auch nur einen Humpen Gerstensaft zu verkaufen hatte, hätte seinen rechten Arm dafür gegeben, einen Ausschank direkt gegenüber einer Schule voller Zwerge zu besitzen.
Mit dem charakteristischen Knarren öffnete sich das Tor hinter ihm einen Spalt.
Als er sich in froher Erwartung umdrehte, sah er jedoch nur einen leeren und verlassenen Trainingsplatz. Jetzt erst bemerkte er, dass die üblichen Stimmen, das viele Geschrei und das sonst unablässige Klicken und Klappern von Holzwaffen völlig fehlten.
Im halb geöffneten Tor stand Gertrude, die Tochter Sigurds, die ihn ebenfalls überrascht anblickte: „Ahrok? Was machst du denn hier? Wir haben euch ja schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.“
„Hallo, Trudi. Ja, da kam uns so manches dazwischen… können wir rein gehen? Ich möchte mit Sigurd reden.“
Sie überlegte kurz, stieß die Tür dann ein Stück weiter auf und dackelte im üblichen Zwergengang über den Hof zurück ins Haus.
Überall hingen seltsame kleine Fähnchen und Wimpel in rotbrauner Farbe. Sie gaben dem Ort ein eher trostloses Aussehen, aber allein schon der Anblick des Trainingsplatzes, ließ ihm das Herz vor Freude schneller schlagen. Es juckte ihn in den Fingern, wieder hier zu stehen und sich mit den vielen Zwergen zu messen… von denen heute aber seltsamerweise keiner anwesend war.
Er ließ noch einmal seine Augen über den Platz schweifen, dann folgte er der Gertrude ins Haus. Wie auch schon beim letzten Mal musste er sich bücken, um nicht an den Türrahmen zu stoßen.
„Sag mal, Trudi, was ist denn hier los? Hier ist ja alles wie ausge… storben.“
Ahrok stockte in seinem Satz, als er die junge Zwergin neben einem Bett kniend fand, auf welchem Sigurd Sigurdsson lag.
Der alte Valr war totenbleich und man hatte ihn in ebenfalls rostbraunem Stoff bekleidet, während seine Hände, den auf seiner Brust liegenden Hammer umklammerten.
„Sprich leise, denn du stehst im Haus eines Dammtr“, ermahnte sie ihn ruhig.
„Jetzt sag nicht… oh Mann, was ist denn hier schon wieder für eine Scheiße passiert?“
„Stirbt ein Valr eines natürlichen Todes, anstatt sein heilbringendes Ende in der Schlacht zu finden, so endet er als Dammtr. Er wird zu einem ruhelosen Geist, dazu verdammt in alle Ewigkeit blind und taub zwischen den Welten zu wandern.“
„Blind UND taub also auch noch“, spottet Ahrok in seinem Ärger. Verdammte Zwerge. Verdarben ihm immer alles, dabei hatte er sich so gefreut, wieder hier zu sein. „Und all die anderen Zwerge sind jetzt auch weg?“
„Ja. Sie wollen nichts mit der Schande eines Dammtr zu tun haben, von der sie fürchten, sie könnte dadurch auf ihre Familie übergehen. Selbst wenn wir hier an der Oberfläche leben, so sitzen die alten Gewohnheiten doch noch fest.“
„Ach, so eine Scheiße aber auch. Das kann doch jetzt nicht… wie ist das überhaupt passier? Er sah doch noch ganz rüstig aus, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe.“
„Er hat mit seinen Schülern zusammen gefeiert – und sich totgesoffen.“
Ahrok klappte die Kinnlade herunter.
Für einen plötzlichen Herztod oder ein gebrochenes Genick beim Kampftraining hätte er ja vielleicht noch Verständnis aufbringen können, aber das…?
„Aber… sagtest du nicht…?“
„Ach, was weißt du schon.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Für Zwerge ist das eine durchaus natürliche Todesursache.“
„Ja, toll! Wo soll ich denn jetzt Zwerge herkriegen? Alle die ich kannte, waren hier.“
„Das ist wirklich Schade“, erwiderte sie trocken
„Ja, ja...“, Ahrok hob entschuldigend die Hände. „Mein Beileid zum wirklich beschissenen Tod deines Vaters, aber der hat mir grad voll die Laune verhagelt.“
Ahrok stand nur kopfschüttelnd vor dem Leichnam Sigurds. Er musste alle Kraft aufbringen, dem alten Säufer nicht noch einen wütenden Tritt zu verpassen. Ständig hatte man Ärger, wenn man sich mit Zwergen einließ.
„Was ist denn mit Ragnar?“
„Hmpf, frag lieber nich. Mit etwas Pech kann ich den auch gleich hier abladen. Er atmet kaum noch, hat die letzten Tage nur ein paar Worte gesprochen und nimmt keine Nahrung zu sich. Bei meinem Glück bin ich hier mal wieder ganz allein, während uns die Scheiße um die Ohren fliegt!“
„So? Was ist denn passiert?“
„Was ist passiert, was ist passiert? Das was mir immer passiert! Nämlich Scheiße. ´N ganzer Arsch voll Weißer hat uns mal so richtig den Arsch aufgerissen und damit nicht genug. Die bringen eine kleine Armee hier hoch und das zur Wintersonnenwende. Das sind solche Schweine, ey. Jeder feiert. Alle sind glücklich und zufrieden und feiern, aber die wollen uns das natürlich alles kaputt machen und ´n Haufen Leute umbringen. Nich mit uns haben Ragnar und ich uns da gesagt und werden die vorher zu Klump hauen, aber ich hab trotzdem gehofft, dass wir hier ein bisschen Verstärkung finden.“
„Weiße also? Wärst du etwas früher damit zu uns gekommen, dann hätten wir dir sicher helfen können und mein Vater hätte einen guten Tod finden können. Er hat die Weißen gehasst. Mehr noch als andere Zwerge sie hassen… vielleicht sogar so sehr, wie Ragnar sie hassen muss.“
„Mhm…“, Ahrok hörte gar nicht richtig zu. In Gedanken war er längst woanders. Irgendwo musste es doch noch Leute geben, denen er vertrauen konnte. Leute die keine Stadtwächter waren, sondern standhafte Bürger, die sich dieser Gefahr trotz alles Widrigkeiten stellen würden.
Wem machte er hier etwas vor?
Er hatte die Leute vor der Pinkelnden Sau gesehen, wenn auch nur verschwommen. Selbst als es um ihr eigenes Leben und das ihrer Familien ging, so sind die meisten doch nur davongelaufen ohne sich auch nur umzublicken. Niemand von denen würde sein Leben oder auch nur seine Gesundheit für jemand anderen in die Waagschale werfen.
Warum auch?
Niemand dankte es einem. Niemand bezahlte sie. Abgesehen von den paar lausigen Silberlingen für den derzeitigen Auftrag des Stadtwächters, war er bisher immer leer ausgegangen. Noch dazu kam niemand für die Kosten der Heiler und die beschädigte oder verlorene Ausrüstung auf. So gesehen musste er sogar noch draufzahlen, um diese undankbare Arbeit zu erledigen.
Verdammt, wie dämlich war er hier eigentlich?
Irgendwie war er in diese Situation hineingeraten und hatte entgegen aller Vernunft immer weiter gemacht, obwohl er längst einsehen musste, dass hier kein gutes Ende in Sicht war. Er war an diesen Zwerg geraten und hatte sich von dessen düsteren Ambitionen einfach mitreißen lassen.
Vielleicht lag es daran, dass er außer diesem Zwerg nicht viele andere Leute kannte. Er hatte mit seiner Familie gebrochen, Mia und Sandra hatten ihn verlassen und Hans, sein alter Arbeitgeber, würde ihm am liebsten den Hals umdrehen. Wenn er den Valr verließ, dann war er wieder ganz am Anfang, war wieder ganz allein in dieser Welt und es war nicht schön allein zu sein.
„Ich kann ja den anderen ausrichten, dass du sie brauchst… falls ich sie sehe.“
Ahrok nickte einfach. Er hatte ihr gar nicht zugehört.
Mit einem langen Seufzer streckte er sich und stieß prompt mit dem Kopf an die Decke.
„Na, ich geh dann mal wieder, Trudi. Wie gesagt… das mit deinem Vater…“, er nickte ihr noch kurz zu und machte sich auf den Heimweg.

Sergeant Schmidt hockte im Dunkel der Gasse am vereinbarten Treffpunkt. Er hatte bis vor kurzem noch mit ein paar fetten Ratten um diesen Platz am Müllberg kämpfen müssen, aber jetzt wartete er hier ganz allein auf den Stadtwächter Rudolf Schrader. Der Mann wollte heute mit ihm das genaue Vorgehen absprechen, eingeweihte Kameraden benennen und außerdem auch etwas Silber für Hieronimus Ausgaben heranschaffen. Die Vorbereitungen für ihren großangelegten Gegenschlag waren in vollem Gange. Selbst wenn die ausführende Gewalt im Putsch gegen den korrumpierten Hauptmann gerade noch etwas neben der Spur war, so war es doch erstaunlich, was das Informationsnetzwerk des ewigen Querulanten Schrader in so kurzer Zeit geleistet hatte.
Seltsamerweise musste er zugeben, dass er sich gar nicht so schlecht dabei fühlte. Solch einer Verschwörung anzugehören, war aufregender, als er es sich vorgestellt hatte. Es war erhebend, die Fortschritte zu sehen und zu wissen, dass man in diesen dunklen Zeiten nicht allein war.
Doch das Merkwürdigste war, dass es ihm dieses heimliche Versteckspiel eine beinahe kindliche Freude bereitete. Sein Herz schlug so ungewohnt schnell, Finger kribbelten und er zitterte vor Erregung, wenn er einen seiner alten Kollegen auf der Straße entlanggehen sah und er sich tiefer in den Schatten ducken musste. Wenn diese dann wieder aus seinem Sichtfeld verschwunden waren, löste ein befreiendes Hochgefühl die Anspannung ab.
So in etwa musste sich ein Dieb fühlen, wenn er seinem schäbigen Handwerk nachging.
„Hallo, Hieronimus.“
Die Straße vor ihm zu beobachten hatte ihn so sehr in Anspruch genommen, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie jemand hinter ihn getreten war.
Als er sich jedoch umdrehte, fuhr ihm der Schrecken in alle Glieder.
Vor ihm stand niemand anders als Hauptmann Bernhard Schreiber.
Seine Knie gaben nach und er fiel rücklinks auf den Hintern. Mit zittrigen Armen kroch er durch den Müll vom Hauptmann fort, welcher sich gar nicht rührte.
„Hieronimus… hast du wirklich geglaubt, du kannst mir entkommen? Mach es dir doch nicht noch schwerer. Es ist vorbei.“
Er starrte den Hauptmann nur mit weit aufgerissenen Augen an. Es war plötzlich so schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Mit der Anwesenheit seines schlimmsten Feindes hier hatte er am Wenigsten gerechnet. Wie hatte das nur geschehen können? Ihr Plan war doch so gut gewesen.
„Tu doch nicht so überrascht. Wir haben so lange zusammengearbeitet… dachtest du etwa, du kannst in meiner Stadt untertauchen? Die Stadtwache sucht dich, die Hexenjäger sind dir auf der Fährte… du kannst von Glück reden, dass ich deine Susanne vor ihnen gefunden habe.“
Es war, als stieße ihm jemand ein glühendes Messer ins Herz. Jeglicher Lebens- und Kampfwille verließ ihn. Was hatte er nur getan? In seinem Eifer das Richtige zu tun, hatte er seine Frau und Tochter gefährdet und nun waren sie in der Gewalt des Mannen, der ihn tot sehen wollte.
„Was…?“
„Oh, mach dir keine Sorgen. Sie haben nicht gelitten, dafür habe ich persönlich Sorge getragen. Anders als dieser verräterische Gefreite Schrader. Ich kann es nicht glauben, dass du dich mit dem eingelassen hast.“
Hieronimus hörte keines der Worte mehr. Die Welt um ihn herum versank in Dunkelheit und er war wie betäubt von der schrecklichen Nachricht.
„Ich meine… Rudolf Schrader. Der Kerl steht für alles, was in der Stadt und Politik verkehrt läuft: Eigennutz, Ungehorsam, das Infragestellen von Befehlen… Ich hätte nie gedacht, dass ein guter Diener wie du sich jemals auf eine Stufe mit diesem Abschaum begeben würde. Hieronimus? Hieronimus, hör mir zu. Sieh mich an!“
Hauptmann Bernhard ohrfeigte den apathischen Mann zu seinen Füßen.
„Hör mir zu. Ich werde keinen Atem darauf verschwenden, dich zu überzeugen, indem ich dir von meiner Vision berichte, denn wir beide wissen, dass es dafür leider viel zu spät ist. Und du weißt genauso gut wie ich, dass du diese Gasse hier nicht mehr lebend verlassen wirst. Aber bevor ich dich mit deiner Familie wieder vereine, musst du mir noch ein paar Fragen beantworten.“
Tränen rannen über sein Gesicht und er fühlte sich so unendlich schwach und hilflos. Alles war leer und dunkel hinter seinen Augen. Die Welt existierte nur noch als verschwommene Fassade zwischen ihm und dem Hauptmann. Es gab keinen Ausweg mehr. Das war das Ende.
„Rede mit mir, Hieronimus, und ich verspreche dir um der alten Zeiten willen, dass dein Tod schnell und schmerzlos sein wird.“
„Was…“, er schluckte schwer, „was wollt Ihr?“
„Der Gefreite Schrader hat geredet. Natürlich hat er das. Ein Mann ohne Loyalität und Prinzipien redet immer schnell und er hat mir alles erzählt, nur damit die Schmerzen endeten, dabei hatte ich kaum angefangen. Er hat all seine Sünden herausgeschrien, Mutter und Vater verraten und mir alles gesagt, was er wusste… aber er konnte mir nicht von allen Einzelheiten deines Vorhabens berichten. Du bist ein kluger Mann, Hieronimus, und hast ihn nicht vollends in deine Pläne und Mitverschwörer eingeweiht, aber es hat jetzt keinen Sinn mehr. Gib auf, erzähl mir von deinem Vorhaben und du darfst in Frieden sterben.“
Hieronimus hatte eine Vorstellung von dem, was nun kommen würde. Vor nicht allzu langer Zeit war er Zeuge der übermenschlichen Fähigkeiten des besessenen Hauptmanns gewesen. Einen Kampf mit diesem Monster konnte er nicht gewinnen. Der dämonische Hauptmann würde ihn einfach überwältigen und dann würde er entweder hier auf der Stelle reden und sterben oder unter grausamer Folter reden und dann ebenso sterben. Es gab für ihn hier nichts mehr zu gewinnen. Er konnte nur noch für ein Patt sorgen.
Zu spät erkannte Hauptmann Bernhard Schreiber das entschlossene Funkeln in den Augen seines ehemaligen Sergeanten.
Bevor das Oberhaupt der Stadtwächter reagieren konnte, hatte Hieronimus seinen Plan bereits in die Tat umgesetzt. Er öffnete seinen Mund, schob die Zunge hervor und biss zu.
Nur Augenblicke später überwand der Schmerz das Adrenalin.
Sein ganzer Mund füllte sich mit Blut und seine Schreie gingen in einem leisen Blubbern unter.
Er verschluckte sein eigens Blut, atmete einen Teil davon ein, hustete und fiel auf alle Viere.
Hauptmann Bernhard stand neben ihm und schüttelte den Kopf.
„Ach Mensch, Hieronimus… war es das wirklich wert?“, er machte einen Schritt zurück, um mit seinen Stiefeln dem Blut zu entgehen, dass aus dem halb geöffneten Mund des Sergeanten rann.
Ruckartig richtete Hieronimus Schmidt sich auf und grinste den Hauptmann triumphierend an. Sein Blick gepaart mit dem Blut, welches ihm dabei über die Lippen quoll, gab ihm ein das Aussehen eines Wahnsinnigen.
„Nun gut, sei es wie es sei.“ Der Hauptmann zog sein Schwert. „Ohne den Kopf wird der Körper deiner kleinen Verschwörung ebenso absterben. Du hast nichts erreicht.“
Beide Männer standen sich eine kleine Weile wortlos gegenüber dann schlug er ansatzlos zu.
Der Kopf des ehemaligen Sergeanten rollte ins Dunkel der Gasse und sein Körper besudelte den umliegenden Müll mit noch mehr Blut.
Natürlich hätte er auch einfach zustechen können, aber so hatte der Tod des Sergeanten noch eine symbolische Bedeutung – er hatte der Schlange den Kopf abgeschlagen.
Bernhard schlug das Zeichen des Namenlosen über dem Leichnam.
„Ruhe in Frieden, mein Guter. Mögen die Götter dich im Jenseits für all deinen Mut und die guten Taten hier auf Erden belohnen… auch wenn ich nicht glaube, dass diese herzlosen Bastarde es tun werden, so wünsch ich es dir dennoch von ganzem Herzen.“
Er schob seine Waffe zurück in die Scheide und wandte sich zum Gehen.
Die Tat war unvermeidlich gewesen und dennoch schmerzte es ihn, seinen einstigen Vertrauten dort zwischen all dem Unrat liegen zu sehen. Aber es gab für ihn kein Zurück mehr. Er musste diesem Ding, welches sich in seinem Schädel eingenistet hatte, gehorchen und zwar so lange, bis er einen Weg fand, es wieder loszuwerden.
Niemand stand nun noch zwischen ihm und der Ausführung seines Planes.
Hieronimus hätte weglaufen sollen, so schnell und so weit wie ihn seine Beine hätten tragen können und er hätte schon im nächsten Jahr bewundern können, wie Märkteburg unter der Führung eines kompetenten Herrschers aufgeblüht wäre.
Hätte, wäre, wenn und aber… solch Milchmädchenträumereien waren nichts für einen Mann seines Kalibers. Entscheidungen wurden getroffen, Konsequenzen mussten getragen werden, so war es nun einmal.
Erhobenen Hauptes schritt er durch Märkteburgs Straßen.
Seine Arbeit war getan. Jetzt lag es an anderen. Für ihn hieß es von hier an nur noch warten.
 
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Kommentare  

Entschuldige Jingizu, aber ich dachte, dass ein Sergeant eher die Neigung zum Kämpfen hätte, als zum Selbstmord. Zumal er schon Seite an Seite mit Ahrok und Ragnar äußerst tapfer gekämpft hatte. Außerdem hätte er es nicht nötig gehabt ein Küchenmesser der Olga zu entwenden, denn er besitzt ja als Soldat eine Waffe. Habe allerdings jetzt nicht nachgelesen, was für eine Art Waffe er hat. Ich finde, das unvorsichtige Gehabe und dann diese Hilflosigkeit am Ende passen einfach nicht zu Sergeant Schmidt. So wie du ihn beschrieben hast, hätte er sich irgendwie gewehrt, ehe er sich umbringt. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.

Petra (17.02.2012)

Huhu Petra. Dein Kommentar ist richtig herrlich und bereitet mir sehr große Freude.
Du hast natürlich Recht,warum hat Hieronimus keine Waffe dabei? Es hätte sich ja zumindest wohl ein Küchenmesser bei Olga finden lassen - aber er hat nunmal keien Waffe dabei um sich gegen den besessenen Hauptmann zu behaupten und wenn doch, so hätte er wohl auch eine weniger schmerzhafte Art des Selbstmordes gewählt.
Obwohl ich mit dieser Art der Selbsttötung nicht vertraut bin und auch keine befiedigenden Informationen darüber finden konnte, so wurde das Zunge-abbeißen von Hieronimus hier zur Selbsttötung angewandt und nicht nur zur verstümmelung der Sprachorgane. Hände auch noch abhacken damit er nicht schreiben kann... du kommst auf Ideen :)


Jingizu (16.02.2012)

Da fällt mir ein, Sergeant Schmidt hätte sich nicht nur die Zunge abbeißen, auch noch die Hände abschlagen müssen, denn er konnte ja noch schreiben. Also irgendwie nicht logisch!

Petra (16.02.2012)

Freue mich ja auch, dass es weitergeht, aber es ist schon ein sehr trauriges und schauriges Kapitel mit dem du da beginnst. Auch ist es Schade, dass Hieronimus Schmidt so rasch von der Bildfläche verschwindet. Eines begreife ich dabei nicht, weshalb wehrt er sich nicht gegen Hauptmann Bernhard? Hat er keine Waffe dabei? So dumm kann er doch gar nicht sein, wenn er zu einem heimlichen Treffen geht. Ist er von Soldaten umstellt? Das sagt dieser zwar, aber sie sind nicht zu sehen. Ich hätte solch eine Wut auf diesen Mann, wenn der meine Familie umgebracht hätte. Ehe ich ich mir die Zunge abgebissen hätte, hätte ich ihn - Petra, Petra, welche finsteren Gedanken - blitzartig erdolcht. Egal was danach hätte kommen mögen. Da siehst mal was deine Story mit mir angerichtet hat. :-)) muss alo packend geschrieben sein.

Petra (16.02.2012)

Danke für deinen Kommentar Ingrid. Du hast natürlich Recht, im Moment sieht es nicht gut aus und alle sind etwas desillusioniert, aber möglicherweise wird es ja noch besser

Jingizu (12.02.2012)

ein wirklich deprimierender teil, die stadt wie ausgestorben, ragnar todkrank, sigurd tot - und dann auch noch hieronimus - und seine familie auch. furchtbar! was hat dieser wahnsinnge hauptmann denn vor?

Ingrid Alias I (12.02.2012)

Danke für euer Feedback ihr zwei. Mein Job hat mich in den letzten Monaten so sehr in Anspruch genommen, dass ich jetzt erst in ner Krankheitspause wieder zum Schreiben kam.

Sergeant Schmidts Schicksal und der damit verbundene Fortgang der kleinen Revolte standen lange Zeit auf der Schneide, aber nun ist die Entscheidung gefallen.
Letzten Endes freut es mich, dass ihm so viel Sympathie zufiel, so dass sein Ende nicht einfach so untergeht.

Danke fürs Lesen.


Jingizu (09.02.2012)

Schließe mich Jochen an.

Der Tod von Hieronimus kam für meinen Geschmack ein wenig zu früh.

In der drohenden Schlacht hatte ich mit seinem Tod gerechnet.

Sollte wohl nicht so sein...

Freu mich auf die nächsten Kapitel.


Alexander (09.02.2012)

Schön, dass du nach so langer Zeit wieder ein Kapitel veröffentlicht hast. Freue mich. Der Anfang dieses Kapitels ist so humorvoll und locker geschrieben wie früher. Ein bisschen musste ich nämlich über den Tod des Kampftrainers grinsen, dann aber wird es dramatisch. Wenn ich ehrlich bin, habe ich es ein bisschen bedauert, dass Hieronimus Schmidt nun nicht mehr unter deinen Lebenden weilen darf. Weil, ich hatte mich schon ziemlich an ihn gewöhnt und ihn bereits als weiteren "Helden" angesehen. Aber das sollte wohl nicht sein. Wie dem auch sei, ich freue mich, wie gesagt, dass es weitergeht und hoffe, dass noch ein Kapitel kommt.

Jochen (08.02.2012)

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