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11 Seiten

Die Säulen der Götter - Kapitel 02

Romane/Serien · Spannendes
© Alexander
Ben stellte den Autopiloten ein, gab Leonie einen Kuss, vergewisserte sich das alles in Ordnung war. „Soll ich dir was holen?“ Er schnallte sich ab.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, danke.“
„Bin gleich wieder da.“
Er verließ das Cockpit, ging in die Kabine wo sich in einem herkömmlichen Flugzeug Sitzreihen an Sitzreihen befanden. „Alles in Ordnung bei euch?“ Man sah ihnen den Schreck an, obgleich Sie vor einem Jahr in der selben Situation steckten. Naja, nicht haargenau die selbe, aber viel fehlte nicht mehr.
„Wohin fliegen wir?“, fragte Amanda nüchtern. Sie streichelte liebevoll Jonas.
Ihre Mutter verkraftete die jüngsten Ereignisse nicht so schnell.
Ben setzte sich.
Einmal mehr war er von der Stärke des Mädchens beeindruckt. Dabei war Sie gerade Mal 8 Jahre alt. Manch ein Erwachsender besaß nicht mal annähernd ihre Robustheit, Unerschütterlichkeit und Stärke. Eben ein ganz besonderes Mädchen, wie die Geschehnisse von vor einem Jahr zeigten. „Nach Tansania.“
„Tansania?“, wiederholte ihre Mutter. „Wieso?“
„Weil dort der einzige Mensch lebt, der weiß, wo die Säule der Götter ist.“ Genau jene Säule der Götter die Amanda als Auserwählte vor einem Jahr in Empfang genommen hatte, als der Weltuntergang auf 100.000 Jahre verschoben worden war.
Ben wusste tatsächlich nicht, wo sich die Säule der Götter befand. Er hatte Sie jemanden gegeben, dem er absolut vertraute und jene Person versteckte Sie.
Die Teilstücke der Rüstung der Götter, die Amanda damals bei der Götterdämmerung trug, waren ebenfalls versteckt worden. Den jedes Teilstück war ein mächtiges Werkzeug. Ohne die Milchdiamanten brauchte es zwar Lebensenergie eines Menschen um Sie zu nutzen, aber davon ließen sich mit Sicherheit einige Leute nicht abhalten, sollten Sie ein Teilstück in die Finger bekommen.
„Ich dachte es sei vorbei.“, nuschelte Nadja schniefend. Sie blickte zu ihrer Tochter. „Was wollten die Leute?“, richtete Sie an Ben.
Darauf gab es nur eine Antwort.
Als Sie damals den Tempel der Götter verließen, dachte man es sei vorbei. Ein Irrtum. Dabei hätte er es besser wissen müssen. Es konnte nur einen Grund geben. „Die Säule der Götter.“ Es gab nur eine Person, die noch am Leben war, die mehr über die Säulen der Götter wusste, als irgendjemand sonst. Und jene Person sollte irgendwo in einer Gefängniszelle sitzen.
Wer auch immer hinter alldem steckte, schien entsprechende Vorkehrungen getroffen zu haben, bei der sein Bruder sicherlich eine Rolle spielte. Eine entscheidende Rolle.
Ben holte das Notizbuch von Professor Robert Stein hervor, begutachtete es und legte es auf den Tisch. Man konnte es als Goldgrube bezeichnen. Bloß war jede Ader irgendwann mal erschöpft.
Im Notizbuch standen grundlegende Informationen über die Säulen der Götter.
Wie viele wohl existierten!? Und welche Belohnung sie bargen.
Die Zahl der Säulen schwankte zwischen 6 und 7. Laut Professor Stein handelte es sich bei den Belohnungen um Lehren der Mathematik, Astronomie/Astrologie, Physik, Technik, Geografie, Medizin, Botanik/Zoologie und/oder Chemie/Metallogie. Aus diesen Lehren zog die einstige Hochzivilisation vor ihrem Untergang ihr umfassendes Wissen.
Wo sich die Säulen jetzt befanden, darüber konnte man spekulieren und Vermutungen anstellen. Professor Stein hatte sich zwar Notizen gemacht, doch bevor er sie verifizieren konnte, wurde er von Denis Konrad im Zuge der Suche nach dem Herz des Drachen in Berlin erschossen.
Sein Bruder hingegen widmete sich ebenfalls der Suche nach den Säulen der Götter. Entsprechend verfügte Denis über bessere, aktuellere Informationen was die Säulen anging. Vermutlich konnte er von den bekannten Säulen sogar die Standorte. Wodurch er ihnen gegenüber schon von vorne rein einen Vorsprung hatte.
Wer auch immer seinen Bruder jetzt unterstützte, hatte es auf die Säulen der Götter abgesehen. Was nicht weiter verwunderlich war, schließlich war Wissen Macht. Und genau das beherbergten die Säulen.
Ein mächtiges Wissen.
Einen Haken hatte die Sache.
Um an das Wissen, die Belohnung, zu gelangen, brauchte es einen Auserwählten, der darauf zugreifen konnte. Wovon es auf der Erde nur einen gab. Nämlich Amanda.
Mit Sicherheit versuchten Sie auch auf anderem Weg an die Belohnung/das Wissen zu gelangen. Wie weit Sie damit waren, ließ sich nur spekulieren. Erfolgreich scheinen sie nicht gewesen zu sein, ansonsten hätten sie ihnen keinen Besuch abstatten müssen.
Ben schaute zu Amanda.
Wieder einmal sollte sie scheinbar das Zünglein an der Waage sein.

***

3 Stunden später landete Ben das Flugzeug. Im Hintergrund thronte der gewaltige Kilimandscharo. Seine schneebedeckten Hänge und der Gipfel wurden vom Mondlicht angestrahlt.
Als Landebahn fungierte eine Landstraße inmitten der Steppe Tansania’s. Entlang der Landstraße waren Dutzende Fackeln aufgestellt worden, als Leuchtfeuerhilfe. Denn ein Funkfeuer gab es im Hinterland nicht. Da dies ja auch kein regulärer Landeplatz war.
Die Boeing rollte schließlich aus. Die Triebwerke waren im Leerlauf. Für die Umstände eine perfekte Landung. Als das Flugzeug stand, schaltete man die Triebwerke ab und die APU, den Flugzeuggenerator, an. Um die Stromversorgung sicher zustellen, wenn die Triebwerke abgeschaltet waren.
Sie schnallten sich ab.
Ben schaltete die Gangway ein. Leonie nahm die Waffentasche.
Man hatte sich wieder umgezogen. Unmittelbare Gefahr drohte ihnen hier nicht.
Sie stiegen aus dem Flugzeug.
2 wippende Scheinwerferaugen kamen auf Sie zu.
Sie gehörten zu einem veralteten, verbeulten Jeep. Gefahren wurde der robuste Geländewagen von einem schwarzen Hünen, dessen Größe erst beim Aussteigen offensichtlich wurde. Mit ihm saßen 3 untersetzt wirkende Männer im Fahrzeug. Sie stiegen mit ihm aus dem Jeep und machten sich gleich an die Arbeit am Flugzeug.
Der Mann war 1 Meter 90 groß, bepackt mit Muskeln aber trotzdem drahtig. Seine Gesichtszüge waren weich, freundlich und offen. Er grinste breit, als er auf Ben zu kam. „Nette Landung.“
Sein Name war Prince Cissè. Den Vornamen verdankte er dem weltberühmten Sänger. Er hatte seinem Vater einst die Hand geschüttelt als er vor zig Jahren in Südafrika ein Konzert gab und auf dem Flughafen landete. Cissè’s Vater arbeitete zu jener Zeit als Bodenpersonal auf dem Flughafen.
Sie klatschten sich ab, eine kurze Umarmung als Begrüßung. Auch Leonie wurde lächelnd umarmt. „Dass ist Prince Cissè.“, stellte Ben einen seiner wenigen verbliebenden Freunde vor. Auf Amanda’s Gesicht zeigte sich ein schmunzeln. Was an dem Vornamen lag.
„Für Freunde von Ben reicht Prince.“, ging er mit lockerer Stimme dazwischen.
„Ich bin Amanda.“, stellte sich das Mädchen lächelnd vor.
„Nett dich endlich kennenzulernen, Amanda. Ich hab schon viel von dir gehört.“ Durch das Licht der Scheinwerfer sah man, wie sie errötete. Sie warf Ben einen kurzen Seitenblick zu, der ihr daraufhin zu zwinkerte. „Und Sie müssen ihre Mutter Nadja sein.“, richtete Prince an Nadja. Sie nickte bestätigend. „Dann steigt mal ein.“, meinte Ben’s Freund.
Nadja schaute vom Flugzeug, um dass die 3 Afrikaner schwirrten, zu Ben.
Er lächelte ihr zu. „Ist schon in Ordnung.“, versicherte er ihr. „Die Jungs wissen was Sie zu tun. Zumindest beim letzten Mal.“, schränkte Ben grinsend ein.
Die Gruppe stieg in den Jeep.
Prince fuhr los und steuerte auf das Dorf zu, welches gute 400 Meter entfernt vom unfreiwilligen Landeplatz der Boeing stand.

***

Im Dorf wurden die 4 herzlichen und vorbehaltlos empfangen.
Das ganze Dorf schien trotz der Abendstunden auf den Beinen. Die Kinder umringten Ben. Auch die übrigen Dorfbewohner schienen sich zu freuen, jedenfalls sah man niemanden der nicht erfreut war ihn und Leonie wiederzusehen. Wahrscheinlich bekamen die Leute nicht oft Besuch.
Der Trubel legte sich schnell wieder. Die Kinder wurden in ihre Betten geschickt. Auch die Erwachsenden verschwanden nach und nach in ihre Hütten. So kehrte wieder Ruhe ins Dorf nahe des riesigen Kilimandscharo’s, dessen Anblick einfach faszinierend war.
Amanda und Nadja sowie Ben und Leonie bekamen jeweils eine eigene Hütte für die Nacht.
Ihre Tochter schlief auch gleich ein, als sie sich hinlegte. Sie hingegen war noch wach, ein wenig Müde zwar aber es hielt sich in Grenzen. Draußen vor seiner Hütte saß Ben. Prince war verschwunden. Sie hatten kurz miteinander gesprochen.
Einen Moment lang schwiegen sie sich an.
„Wie wussten sie, wo wir waren?“, fragte Nadja schließlich.
Die Frage hatte Sie sich schon auf dem Flug gestellt. Ihre Antwort gefiel ihr ganz und gar nicht. Allem Anschein nach wusste niemand wohin Ben und Leonie nach den Geschehnissen von vor einem Jahr verschwunden waren. Der Ort war das Rätsel in der Schriftrolle, die er Amanda bei der Abreise aus Dublin mitgegeben hatte.
Ben antwortete nicht sofort. „Ich gehe mal davon aus, das Sie euch beschattet haben oder euch einen Peilsender unterschoben. Vielleicht sogar beides.“ Was nicht von der Hand zu weisen war. Doch ein solches Unterfangen über ein Jahr lang aufrecht zu erhalten, zeugte von den Mitteln, die der Gegenseite zur Verfügung standen. Möglicherweise überwachten Sie Amanda und Nadja Rund um die Uhr. Durchaus vorstellbar.
„Wieso?“
Die Antwort war einfach. „Die Säule der Götter.“
Dahinter waren diese Leute her. Nicht mehr und nicht weniger. Und dafür waren Sie bereit alle verfügbaren Mittel einzusetzen. Denn im Gegensatz zu dem unschätzbaren Wissen dass in der Säule schlummerte, waren die eingesetzten Mittel Kleingeld.
Nadja hatte es geahnt und befürchtet. Sie wollte für sich und ihre Tochter ein normales Leben. Ein Jahr lang hatte dies sogar geklappt, bevor sie von den Nachwirkungen der Götterdämmerung von vor einem Jahr eingeholt wurden. Dass scheinbar damalige Ende war kein Ende. Sondern eine weitere Etappe. Jetzt war man hinter den Säulen der Götter her. Den einzigen zurückgebliebenen Artefakten der einstigen Hochzivilisation, die vor deren Untergang die Erde bevölkerte.
Ben’s Antwort war jedoch nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte lag in der Hütte und schlief. Wenn Nadja dies bewusst war, so zeigte sie es nicht. Ihre Mutter wusste um die Bedeutung ihrer Tochter. Amanda war die Auserwählte. Daran gab es nichts zu rütteln. Die Götter hatten ihre Tochter auserwählt die Rüstung der Götter bei der Götterdämmerung zu tragen. Im Gegenzug erhielt Sie eine Säule als Belohnung.
Sie wollte nicht weiter darüber nachdenken. Andererseits wusste Nadja, dass Amanda bei Ben und Leonie sicher war. „Woher kennst du Prince?“ Dennoch wechselte sie das Thema. Um sich abzulenken. Die Sorgen blieben.
„Aus der Gefangenschaft.“, erwiderte Ben trocken. Was der Wahrheit entsprach. Er lernte Prince während seiner Zeit als Söldner der Bruderschaft kennen. Einem Leben, das er hinter sich gelassen hatte, aber ein Teil von ihm blieb. Ob Ben nun wollte oder nicht. „Ich gehörte damals der Bruderschaft an.“, begann er zu erzählen. Diesen Teil seines Lebens kannte Nadja bereits. Wenigstens wusste Sie das er einst ein Söldner im Dienste seines Vaters war. „Wir sollten im Auftrag der Afrikanischen Union die Hilfslieferungen nach und in Somalia beschützen.“ Zu der Zeit versuchte man noch der hungernden Bevölkerung zu helfen. Was von den verfeindeten Machtgruppen im Land erfolgreich vereitelt wurde. Sie sahen die Hilfe als Einmischung an. „Dabei wurden wir angegriffen. Ich wurde gefangen genommen.“ Kurz und bündig gesagt. Die blutigen Details brauchte Nadja nicht zu wissen. „Prince arbeitete damals für eine Hilfsorganisation, die für die Verteilung der Hilfslieferung verantwortlich war. Ihr Büro wurde überfallen. Man verschleppte ihn.“ So lernten sie sich kennen. Vorher hatten sie flüchtig miteinander zu tun gehabt. Man sah sich ab und an. Mehr nicht. Was sich in der Gefangenschaft änderte.
„Wie lange wart ihr in Gefangenschaft?“
Ben überlegte kurz. „10 Tage.“ Mehr oder weniger. Denn der Clan, bei dem sie Gäste waren, setzte seinem Vater eine Frist von 10 Tagen für das bezahlen des Lösegelds. Sie wussten nämlich, wer Ben war. Ihre Forderung belief sich auf 20 Millionen Dollar. Sein Vater, das wusste er damals, würde nie bezahlen. Weder für ihn noch für einen anderen seiner Söldner. Denn in erster Linie war Ben für ihn ein Söldner. Erst dahinter, weit abgeschlagen, war er sein Sohn. „Ein Kommandotrupp meines Vaters befreite uns.“ Was nicht ganz stimmte. Die Söldner sollten ihn befreien und nur ihn. Ben bestand darauf dass Prince sowie die übrigen Gefangenen ebenfalls befreit wurden. Keiner sollte zurückbleiben. Schon gar nicht ein Freund. Wovon man in dem damaligen Leben nicht viele hatte. „Seit dem sind wir in Kontakt geblieben.“, schloss Ben die Erzählung.
Nadja konnte sich nicht vorstellen, wie ein solches Leben als Söldner sein mochte. Man sah soviel Leid, tötete Menschen und wurde dafür bezahlt. Dabei gab es das Söldnertum bereits in der Antike, zog sich durch die Menschheitsgeschichte. Trotzdem sprach niemand darüber. Was wohl auch besser so war, wie Nadja fand. Die Dinge die ihr Ben erzählte gehörten nicht gerade zu den Dingen, die man erzählte. „Warum sind wir hier?“

***

Nur um einen Freund zu besuchen sicher nicht.
Eine berechtigte Frage.
Immerhin waren Sie darin involviert.
Ob sie wollte oder nicht.
„Wir holen die Säule der Götter.“
Jetzt war Nadja verwirrt. „Hast du nicht gesagt, du weißt nicht, wo die Säule ist!?“
Ben nickte. „Yep. Ich hab sie Prince geschickt, damit er sie versteckt. Nur er weiß, wo die Säule versteckt liegt.“ Und genau aus diesem Grund waren sie hier.
„Ist es nicht besser wir, lassen sie da, wo sie ist?“ Eine gute Frage.
Darüber nachgedacht hatte er auch. „Früher oder später finden Sie sie.“ Den nichts war heutzutage für die Ewigkeit. „Daher halte ich es für besser das Wir sie bei uns haben. So wissen wir auch, wo sie ist.“, meinte er mit einem lächeln.
„Dann besteht aber die Gefahr, dass die Leute versuchen werden sie zu bekommen.“, hakte Nadja vorsichtig nach. Immerhin setzte man Amanda und ihr dadurch einer größeren Gefahr aus. Was irgendwie nicht in ihrem Interesse lag. Berechtigterweise.
Ein Einwand, der nicht von der Hand zu weisen war.
Ihm war natürlich klar dass er sie, Nadja, Amanda und Leonie einer Bedrohung aussetzte, die man kaum einschätzen konnte. Was Ben auch Gewissensbisse verursachte. Er brachte niemanden vorsätzlich in Gefahr. Schon gar nicht Menschen, die ihm am Herzen lagen. Und das taten Leonie, Amanda und Nadja.
Sie waren seine Familie.
„Ich weiß.“, sagte er kleinlaut. Ben blickte schuldbewusst auf. „Doch wir müssen wissen mit wem wir es zu tun haben.“ Nur so konnte er sie beschützen und verhindern, dass das Wissen der Säulen missbraucht wurde. Einst hatte er geschworen sie zu beschützen. Daran hatte sich trotz des Jahres nichts geändert. Dass sich ihre Begeisterung in Grenzen hielt, war nicht weiter überraschend. Das Gegenteil hingegen schon. Wovon kein Anzeichen bei ihr zu erkennen war. Und selbst wenn, konnte man ihr keinen Vorwurf machen.
„Wieso?“ Kein Groll. Keine Wut oder Verärgerung.
„Um zu verhindern das euch was passiert und die Säulen der Götter missbraucht werden.“
Nadja schwieg. Sie dachte über die Worte nach, machte sich Gedanken.
Letztlich hatte Ben recht. Das Wissen, welches in den Säulen schlummerte, durfte nicht missbraucht werden. Es sollte den Menschen helfen, nicht ihnen Schaden. Der Einsatz dieses Wissens war entscheidend für das Wohl aller. Woran nicht jedem gelegen war.
-Wissen ist Macht.-
-Macht schadet dem Wissen-.
Welche Wahl blieb einem? Nichtstun half nicht, sondern schadete mehr als es nützte.
Dennoch machte sich Nadja Sorgen. Sie war schließlich Mutter. Mutter der wohl einzigen Person auf der Erde, die Zugriff auf das Wissen der Säulen hatte. Oder zumindest der Schlüssel dazu war. Sich zu verstecken hätte nur einen kurzfristigen Effekt. Die Leute, die dahintersteckten, würden überall nach ihnen suchen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis man sie fand.
Nadja schaute in den Himmel.
Welche Wahl blieb ihr?

***

Gleich nach dem Frühstück am nächsten Morgen brachen Leonie, Nadja, Amanda, Jonas, der nicht von Amanda’s Seite wich, Prince und Ben zur Säule der Götter auf.
Prince steuerte den Jeep durch die Steppe Tansania’s. Elefanten. Gnus. Antilopen. Zebras. Ja, sogar ein Rudel Löwen, die faul in der Sonne lagen oder im Schatten eines Baums. An Ufern eines Fluss, der von Gletschern des Kilimandscharo’s gespeist wurde rasteten Wasserbüffel, Krokodile lagen im Matsch, Pelikane und Hippo’s. Giraffen, die die höher gelegenen Früchte der Bäume pflückten. Jene die runterfielen wurden von Affen eingesammelt.
Die Savanne war Lebensraum für unglaublich viele Tier- und Pflanzenarten. Wunderbar weitläufig bot Sie Platz für Menschen und Tiere. Auch wenn man während der Fahrt keiner Menschenseele begegnete. Oder deswegen war dies ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Alleine schon der Anblick des Kilimandscharo’s verschlug einem die Sprache. Seine Ausmaße wuchsen zu einem Giganten heran. Er gehörte zu den größten Bergen der Welt. Allgemeinhin wurde die Gegend um den Kilimandscharo auch als Wiege des Lebens bezeichnet. Archäologischen Funden nach sogar handelte es sich sogar um die Wiege der Menschheit.
Die gewaltigen Ausläufer kamen in Sicht.
Prince lenkte den Jeep nach Westen, fuhr sozusagen um den Berg herum und steuerte dann auf ihn zu, die Straße entlang die sich über den Westauslauf den Flachhang hinauf schlängelte. Wodurch sich ihnen ein unglaublicher Panoramablick über die Savanne bot. Es verschlug einem die Sprache. Umso höher sie fuhren, umso weiter konnte man gucken. Scheinbar bis zum Horizont und darüber hinaus.
Vor ihnen tauchte ein Dorf auf. Die Bewohner waren vom Stamm der Massai. Einem afrikanischen Nomadenvolk. Sie bewohnten die schier endlosen Savanne und Steppe Tansania’s und Ostafrikas.
Prince stoppte den Wagen.
Alle stiegen aus.
Der Stammesälteste, der Häuptling und 5 Massaikrieger bildeten das Empfangskomitee. Das Reden übernahm Prince. Die Massai kannten ihn, vertrauten ihm und hörten ihn an. Die übrigen der Gruppe blieben auf Abstand.
Keine 5 Minuten später kehrte Prince zurück. Der Stammesälteste und der Häuptling machten auf dem Absatz kehrt. Die mit Speeren bewaffneten Massaikrieger hingegen blieben. Sie sollten sie begleiten.
Wogegen keiner aus der Gruppe Einwände erhob.
Kurz darauf brach man auf.
Zu Fuß ging es weiter zum Aufbewahrungsort der Säule der Götter.
„Wieso hast du die Säule hier versteckt?“, fragte Nadja Prince beim Marsch.
Die Antwort auf ihre Frage gab ihr jedoch Ben. „Wegen dem Kupfer im Gestein.“ Verwundert hob Sie die Augenbrauen. Bevor Nadja nachhaken konnte, erklärte Ben es. „Bei ihren Untersuchungen der Säule“, sagte er einfach. „hat Alice herausgefunden dass die Säule eine elektromagnetische Frequenz abstrahlt.“ Das Wie und Warum blieb erstmal unbeantwortet. „Sie ist sehr schwach aber vorhanden. Man muss zwar direkt daneben stehen um sie aufzufangen. Das Kupfer hier ist zur Förderung nicht geeignet. Verhindert dafür dass die elektromagnetische Frequenz, trotz allem geortet werden kann.“
„Die Säule ist im Berg?“ Ben nickte. „Wie?“
Jetzt übernahm Prince. „In den 20ger Jahren haben die Briten die Reinheit und Fördermöglichkeiten des Kupfers untersucht. Dafür haben sie einen Stolen in den Westhang gegraben. Als Sie feststellten dass das Kupfer nicht die Reinheit besaß, die einen Abbau rechtfertigte, haben sie alles Stehen und Liegen lassen.“
Wie Sie kurz darauf sah, existierte der Stolen noch.

***

Ohne Zweifel ein guter Ort um die Säule zu verstecken. Zumal die Massai in jüngster Vergangenheit behaupteten dies sei ein heiliger Ort. Woraufhin die Regierung von Tansania den Ort zum Schutzgebiet erklärte und in den Kilimandscharo-Nationalpark integrierte.
Die Stützbalken im Stolen waren erneuert worden und wahlweise hatte man weitere eingezogen. Der Stolen hatte eine länge von 150 Metern. Am Boden waren noch die Schienenstränge verankert, die die Briten zum Abtransport des Gerölls und Schutts benutzten. Meter für Meter hatten sie sich mit Dynamit in den Berg gesprengt.
Alle 25 Meter entlang des Stolen tauchten Nischen im Fels auf. Dort hatten die Briten ihre Proben gesammelt.
Der Gang war eine Sackgasse. Jedenfalls auf den ersten Blick. Vor ihnen befand sich eine Wand aus Brettern, die wiederum als Damm für eine Wand aus Steinen fungierten. Es hatte den Anschein dass der dahinterliegende Stolen eingestürzt war. Doch der Schein konnte täuschen. Was auch die Absicht war.
Sie lösten die Bretter. Nicht ein Stein kam ihnen entgegen. Sie waren aufgeschichtet worden. Räumte man sie beiseite, kam dahinter eine kleine, aus dem Fels geschlagene Kammer zum Vorschein. Darin stand die Säule der Götter. Einfach so.
Ben sah zu Prince, sagte jedoch nichts um die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen, die man erwarten konnte. Immerhin handelte es sich nicht um irgendeine Kristallsäule. Sondern um ein machtvolles Artefakt gefüllt mit Wissen.
Er trat vor, nahm die Säule, blieb einen Moment auf ihr haften. Dann packte er sie in ein passgerechtes Gefäß, verschloss es und reichte es Amanda. „Pass gut drauf auf, Kleines.“ Das Mädchen nickte, hing sich die Gefäßtasche um.
Die Gruppe machte kehrt, ging Richtung Ausgang.
Zusammen mit den Massaikriegern ging es zurück ins Dorf.

***

Dort wurden Sie von einer Frau und einem Mann erwartet, die von 6 Massaikriegern nicht aus den Augen gelassen wurden. Kinder spielten mit 2 zusammengeknüllten Fallschirmen. Sie trugen noch immer den Sprunganzug.
Bei ihrer Rückkehr unterrichtete der Dorfälteste Prince, der wiederum Ben und Co ins Bild setzte. Die Frau und der Mann waren aus einem Flugzeug gesprungen und auf der Hochebene gelandet. Das Problem, wenn man so wollte, war bloß dass die Gegend kein Fallschirmspringerparadies war. Zumindest abseits jeglicher Zivilisation.
Also war die Ankunft der 2 nicht zufällig.
Und sie waren keine Amateure.
Ben schätzte Militär oder Geheimdienst bei der Frau. Als Söldner hatte man einen Blick für solche Leute. Der Mann hingegen machte eher den Eindruck von Polizei oder einem Sicherheitsdienst. „Wer sind Sie?“, fragte er sie gerade heraus. Für lange Reden und dergleichen hatten Sie keine Zeit. Die Zwei waren aus einem bestimmten Grund hier. Den wollte er wissen. Andernfalls ließ er Sie einfach bei den Massai.
„Ali Hussein.“ , stellte sich der Mann vor. „König Salomon schickt uns.“
Bei der Erwähnung zuckte die Frau innerhalb eines Sekundenbruchteils.
Ben wusste sofort, wer mit König Salomon gemeint war.
Sein Großvater. Theo Salomon Konrad. Auch bekannt als der Grizzly oder eben König Salomon. Er war der Chef vom Verteidigungsdienst Israels. Die wohl letzte und wichtigste Verteidigungslinie Israels. Und anders als der Mossad (Auslandsgeheimdienst), dem Aman (Militärgeheimdienst) oder dem Schabak/Schin Bet (Inlandsgeheimdienst) war nur sehr wenig über den Verteidigungsdienst bekannt. Zum Beispiel dass der Mossad, Aman und Schabak/Schin Bet dem Verteidigungsdienst unterstanden. Was immer wieder zu Machtkämpfen der Dienste führte.
„Sarah Cohen.“, sagte die Frau zögerlicher als ihr Partner.
„Sie arbeiten für den Verteidigungsdienst?“
Sie nickte knapp.
Der Mann hingegen gluckste. „Nein. Ich bin vom Sicherheitsdienst der Autonomiebehörde.“ Überrascht hob Ben eine Augenbraue. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Ungleiches Paar. „Mein Boss und ihr Boss haben eine Art stillschweigendes Kooperationsabkommen. Inoffiziell natürlich.“
Ben schaute zur Israelin. Sie nickte zustimmend. Irgendwie überraschte ihn das nicht. „Warum hat er Sie geschickt?“
Sarah Cohen antwortete ihm. „Wir sollen ihnen helfen.“
„Hat man auch gesagt wobei?“
Jetzt übernahm wieder Ali Hussein. Bevor seine Partnerin was sagen konnte. „Was glauben Sie? Man hat uns mitten in der Nacht in ein Flugzeug nach Kenia gesetzt.“ Ohne große Erklärung, schleifte ihn sein Boss aus dem Bett, fuhr zum Flugplatz von Jerusalem. Wo Ali in eine wartende Militärtransportmaschine der israelischen Luftwaffe stieg. „Dort stiegen wir in ein anderes Flugzeug, erhielten unsere Fallschirme und die unmittelbare Absprungzone mitgeteilt.“ Was auch so gut wie alles war. Der Verbindungsoffizier konnte ihnen wahrscheinlich wieso nichts sagen. „Wir sollten in das Dorf und auf Sie warten.“
Ben schmunzelte. Typisch. Immer diese Geheimniskrämerei. Andererseits konnten Sie wohl jede Hilfe brauchen, die sie kriegen konnten. Besser als gar nichts. „Na gut. Sie können sich uns anschließen. Sobald wir in der Luft sind, sage ich ihnen, wobei sie uns helfen sollen.“
Wie viel sollte man erzählen? Eine gute Frage. Was war wichtig und was nicht? Wo sollte man anfangen? Was sollte man weglassen? Konnte man was weglassen! Vermutlich. Sogar sehr wahrscheinlich. Doch wo und was sollte man kürzen?
Bei all dem gab es noch die Frage, wie es jetzt weiter ging?
Diese Antwort war die wohl einfachste. Wer auch immer dahinter steckte, wollte die Säulen. Nicht nur die Jüngste, sondern alle.
Genau das mussten Sie verhindern.
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Ende, Kapitel 02
© by Alexander Döbber
 
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