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DER GEFANGENE: Auf dem Maultierkarren

Fantastisches · Kurzgeschichten
Der abnehmende Mond besaß noch genügend Kraft, um den holprigen Weg für das einsame Maultiergespann zu beleuchten. Der Maultiertreiber, dessen wettergegerbte und braune Haut faltig wie der Balg eines alten Akkordeons schien, schnalzte hin und wieder mit der Zunge aus einem alten, zahnlosen Mund und trieb seine Tiere, die kaum Lust zum Laufen hatten, an. An seinem Wagen prangte in großen Lettern: ARIF EL FHARI - Transporte aller Art – 24 Stunden am Tag!
Mukhtar saß zusammengekauert in einer Ecke des Holzkäfigs und war unfähig, sich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Alles, was er glaubte sich aufgebaut zu haben, schien mit einem Schlag geplatzt zu sein, geplatzt wie eine schillernde Seifenblase. Sein Glück mit Shakira, seine Stellung bei Hofe und sein guter Draht zum Sultan. Diese Erkenntnis begann, da sein dumpfes Dahinbrüten langsam einem klaren Denken wich, jäh wie ein böser Alpdruck auf ihn einzustürzen und ihn zu quälen. Er fühlte dieses Gefühlschaos, wie einen brennend heißen Schmerz. In ihm begann sich alles zu drehen, so dass es ihm schien, der Himmel stürze mit all seinen Gestirnen auf ihn ein. Er sah gaukelnde Bilder aus besseren Tagen, erblickte seine schöne Shakira und sah plötzlich in die schreckliche Fratze Murad Marat Hon´s. Er stöhnte und wand sich, wie unter Schmerzen! Die bösen Bilder wurden jedoch noch mächtiger und drohten alles Andere zu verdrängen! Dessen ungeachtet presste er die Zähne fest gegeneinander und ging mit allen Kräften dagegen vor, denn er wollte nicht kapitulieren, sondern das Böse mit allen Mitteln verjagen:
„Bin ich nun verloren?“, sinnierte er fieberhaft, „jetzt wo mich Murad Marat Hon, dieser Schurke da hat, wo er mich wahrscheinlich immer haben wollte…?“

Arif El Fhari
Mukhtars Augen blickten starr in den finsteren, nunmehr mond- und sternenlosen Himmel. Er grübelte angestrengt und flüsterte, wie im Fieberwahn:
„Ich kann doch jetzt nicht aufgeben und mich weiterhin wie das achte Weltwunder in diesem albernen Holzkäfig durch die Wüste karren lassen! Bei Allah, wurde mir das an meiner Wiege gesungen? Wohl kaum und darum muss ich raus hier, aus diesem Affenkäfig! Und darum muss mir auch langsam etwas einfallen, bei meinem toten Vater, Allah hab ihn selig! Als erstes werde ich diesen Maultiertreiber so richtig einlullen! Vielleicht liegt da der erste Schritt in meine Freiheit?“
Mukhtar schwieg stundenlang, grübelte angestrengt nach und sann wie er es wohl am besten anstellen sollte. Der neue Morgen rückte nicht nur die Silhouette einer Oase in sein Blickfeld, sondern beschenkte ihn, zu seiner großen Freude, auch noch mit der Idee, die gelingen und ihm die Freiheit schenken könnte. Mukhtar rief laut zu dem Mann auf dem Bock:
„Hey, Maultiertreiber! Wie viel hat man euch für diesen Job bezahlt!“
Der Maultiertreiber schwieg zuerst scheinbar unterwürfig und quetschte dann hervor:
„Man hat mir verboten mit dir dem Gefangenen zu quatschen und mir stattdessen geboten den Transport so schnell wie möglich durchzu-führen!“
„Das ist doch öde!!“, erwiderte Mukhtar, „Zwei Mann auf einem Wagen! Sie haben den gleichen Weg, sprechen dieselbe Sprache, aber sie dürfen nicht miteinander reden! Also, wenn ihr mich fragt, normal ist das nicht und widerspricht nicht nur der Genfer Konvention, sondern verletzt zudem alle Menschenrechte. Und außerdem, wer soll euch denn beweisen, dass wir miteinander gequatscht haben. Eure Maultiere können das jedenfalls nicht! Übrigens: Ihr habt da ein paar gute und ergebene Tiere, die wirklich prächtig im Futter stehen und auch sicherlich jeden Sultano, den sie gekostet haben, wert sind! Auch die Konstruktion eures Gefängniswagens ist sehr solide! Ich muss neidlos gestehen, dass man da als Gefangener wirklich null Chancen hat!“
Fhari schienen Mukhtars Schmeicheleien zu gefallen, denn er lachte laut und kollernd dabei. Es klang wie ein brünstiger Truthahn. Mukhtar lachte still in sich hinein. Nach dem Kollern wischte sich der Kutscher mit einem vor Schmutz starrendem Tuch den Schweiß aus den Augen und sagte scheinbar unbeeindruckt: „Die Beamten haben mich, wie sie sagten, zu meiner eigenen Sicherheit, vor dir gewarnt und mir den Befehl gegeben, kein Wort mit dir zu wechseln, weil…“, er drehte sich zu ihm um und flüsterte mit vorgehaltener Hand: „Weil du es verstehen würdet, selbst so einem erfahrenen Gefangenentransporteur (wie ich es bin) mit deinem Geschwätz ganz kirre zu machen und mich schließlich dazu bewegst, dich freizulassen! „Darum“, erklärte er mit fester Stimme, schaute mit beiden Augen hoch zum Firmament, (so als wolle er seine Worte durch himmlischen Beistand unterstreichen) „ gelobe ich bei Allah, werde ich von jetzt an kein Wort mehr mit dir wechseln! Die Zeit bis zur Landesgrenze wird schon vergehen, da bin ich mir ganz sicher!“
„Ich will doch auch gar nicht mit euch reden! Da habe ich überhaupt keinen Bock drauf! Ich habe meine eigenen Probleme, da will ich von euren Problemen nichts, aber auch wirklich gar nichts, wissen! Wissen wollt ich nur, was man euch als Fuhrlohn für diesen mühevollen Transport zugesichert hat!“
Der Maultiertreiber zögerte einen Augenblick und schien mit sich zu kämpfen, doch dann zischte es ganz leise durch seine hohlen Zahnstümpfe: „Zweihundert Sultanos!“
„Das ist verdammt wenig! Wie kann ein Mann, wie ihr, davon leben? Sagt frei heraus, seid ihr ein Gemeiner, ein Freier oder gar ein Gier 4-Bezieher?“
„Was geht dich die Rechtsform meines Unternehmens an?“ Er schwieg kurz, schien nachzudenken und platzte heraus: „Ist ja auch egal, ich bin dich soundso bald los!“ Fhari beugte sich hochmütig zu Mukhtar um und warf sich in die Brust. „Ich bin eine Ich-AG! Verstehst du, mein eigener Herr und keiner von diesen, diesen Gemeinen…!“
„…Gier 4-Beziehern?“, warf Mukhtar geschickt ein.
„Richtig! Du sagst es! Diese Gier 4-Bezieher, die am Tropf von Rafid Raff El Gier hängen! Ich hingegen bin da wer! Ein Spezialist von altem Schrot und Korn, von dem du im ganzen Sultansreich keinen zweiten findest. Den Sultanreichsanwalt ist das wohl bekannt, denn er vertraut mir seine Gefangenen immer sehr gern an! Da habe ich mir schon einen tadellosen Ruf geschaffen! Bei mir ist man so sicher, wie bei Gropius El Sado, dem Scharfrichter! Mit anderen Worten: Mein Wagen ist ein fahrender Hochsicherheitstrakt! Sozusagen todsicher!“ Er kollerte erneut, zögerte kurz, fühlte sich aber gleichsam durch die eigenen Worte bestärkt. „Ich transportiere nicht etwa alle Gefangenen! Nein, die Kleinen und Gewöhnlichen nicht! Nur die ganz schweren Jungs, also die schlimmsten Finger und Ganoven der Kriminalgeschichte gehören mir. Das weiß auch der Sultanreichsanwalt. Ich habe sie alle gefahren! Alle, die Rang und Namen haben! Egal wie sie hießen: James Colosimo, Al Capone, Dr. Mabuse oder Ronnie Briggs! Sie saßen alle in meinem Wagen und wurden von mir kutschiert! Jedoch zu meinem Leidwesen, waren sie alle arm, wie die Kirchenmäuse!“
„So, so!“, erklärte Mukhtar nur schwer ein Schmunzeln unterdrückend, „Ihr seid also „Der Gefangenentransporteur“ schlechthin!“
„Das kann man so sagen! Und außerdem noch die rechte Hand von Gropius El Sado!“
Mukhtar schwieg! Er überlegte, warum Fhari ausgerechnet erwähnte, dass alle seinen Gefangenen arm waren.
„Arif El Fhari! Es scheint mir aber doch irgendwo unter eurer Würde zu sein, solch einen Transport, wie den meinigen, durchzuführen! Zumal ich auch fast ein Gewöhnlicher bin und dieser Transport gerade einmal 200 Sultanos abzüglich der Steuern bringt?“ Fhari schwieg, sackte in sich zusammen und schien plötzlich wie ausgewechselt. Aller Hochmut und alle Großsprechereien fielen plötzlich, wie die Haut einer Schlange, von ihm ab: „Man kann sich seine Arbeit auch nicht immer aussuchen“, begann er jammernd, wie einer seiner Gefangenen, zu sprechen. Und fügte an: „In den heutigen Zeiten! Ich will ja nicht heulen oder klagen! Denn der Sultan ist mein größter Arbeitgeber, aber der zahlt ja so schlecht und unregelmäßig! Von den anderen Aufträgen, die mehr als dünn gesiebt sind, ganz zu schweigen! Wer leistet sich denn heutzutage noch so eine Institution, wie mich? Obwohl ich meine Preise schon nach unten korrigiert habe! Aber!“, er flüsterte mit geweiteten Augen: „Ich fand eine neue Geschäftsidee! Nämlich, die Gier-4 Umzüge! Die boomen in solchen Zeiten fast genauso wie des Sultans Schuldenberg. Aber glaubst du, dass ich da lange Freude dran hatte?“
„Wie das? Hattet ihr nicht die Idee?“
„Ja, schon, aber andere waren da cleverer. Sie spionierten mir heimlich nach, setzten, wie ich später erfuhr, einen Detektiv namens Marlow El Pfiffig auf mich an und ließen sich meine Idee als ihre Geschäftsidee patentieren. Und ich hatte das Nachsehen! Glücklicherweise gingen die Geschäfte der Konkurrenz dann auch über den Jordan. Man verdingt sich nämlich heute lieber selbst zum Buckeln, Tragen und Schuften, ehe man einen Profi damit betraut!“
„So, so, eure Geschäfte gehen also eher lausig?“
„Das kann man so sagen!“ Er senkte den Kopf, druckste herum und presste hervor: „Zudem hatten mich jüngst die Häscher von Rafid Raff El Gier in der Mache!“
„Ist ja interessant! Was habt denn Ihr, als freier Mann und „Ich-AG-Aktivist“, mit denen zu schaffen?“
Der Maultiertreiber schwieg vorerst, aber in seinem Gesicht zuckte es. Man konnte lesen, wie fieberhaft seine Gedanken kreisten und dann brach es aus ihm heraus: „Das ist nicht interessant, sondern eine Tragödie! Stell dir vor: Ich musste, wegen der schlechten Auftragslage als sogenannter Aufstocker wieder einen Pakt mit Rafid Raff El Gier schließen, schließlich will man auch leben und hat als Geschäftsmann seine Verbindlichkeiten. In diesem Pakt befanden sich ein Antrag mit so nebensächlichen Fragen, wie Höhe meines Einkommens, Anzahl meiner Weiber und meine Wohnungsgröße. Ich dachte: Was geht das El Gier an, verschwieg auf dem Formular meine vier Weiber, die wahre Größe meines Domizils im Nobelviertel von Maon, gleich hinter den gläsernen Kolonnaden und meine kleinen Nebenverdienste!“
„Das wird ja immer interessanter. Klingt für mich wie ein typischer Fall von Leistungsmissbrauch!“
„Pah, Leistungsmissbrauch! Man hat mich angeschwärzt! Schätze, die liebe Konkurrenz wollte mir auch noch diesen letzten Dolchstoß verpassen!“ Er lachte verächtlich, jedoch seine traurigen Augen straften sein Lachen Lügen. „Und als die Häscher von Rafid Raff El Gier kamen, meldeten die sich nicht etwa an, nein, die kamen vollkommen unangemeldet, um meine Angaben zu überprüfen. Sie erklärten, dass sie einer anonymen Anzeige nachgingen! Es bestünde bei mir, Arif El Fhari, der Verdacht auf unzulässige Vielweiberei und Betrug an Rafid Raff El Gier! Stell dir vor: Bei mir, der ich mit meinen fünf Weibern vollkommen zurückhaltend und anspruchslos lebte und nichts und niemanden etwas tat! Zugegeben: Mein 1. Weib gab ich, so wie es El Gier vorschreibt, in diesem Pamphlet an. Ich füllte es vorschriftsmäßig aus. Sie und ich, wir beide also, in einer Bedarfsgemeinschaft. Bei Allah, wie es sich gehört! Die Häscher widersprachen mir dreist und glaubten kein Wort von dem, was ich sagte! Ja, die schienen bereits alles zu wissen! Bei Allah! Und so fanden die auch alles, zielgerichtet wie Spürhunde, sag ich dir! Mein kuscheliges Diwanzimmer mit dem großen Sechs-Personen-Diwan! Kennst du so einen großen Diwan? Den gab es letztes Jahr im Maonischen Bettenlager im Angebot! Aber, pass auf: Die Damen schliefen noch beim Eindringen dieser Typen. Die Häscher nahmen keine Rücksicht und weckten nicht nur die Damen damit, sondern auch ihren Unmut. Die warfen natürlich laut keifend mit Kissen, Strings, Büstenhaltern und anderen spitzen Gegenständen nach ihnen, so dass die Eindringlinge erst einmal fluchtartig das Zimmer verlassen mussten. Das machte die Schergen jedoch nur noch wilder und härter. Sie verlangten schnellstens die Einzelgemächer „der vier Furien“, wie sie sie bezeichneten, zu sehen! Zu allem Überfluss stellten sie auch noch fest, dass jede der Weiber auf Raff El Giers Gehaltsliste stand, also eigenes Geld bekam. Naja, eigenes Geld…! Meine Kontoauszüge verrieten da was anderes! Aber, sag doch selbst, genug kann man nie davon haben!“ Fhari lachte kollernd. „Dann ging es weiter: Sie suchten nach den Kühllöchern für die Lebensmittel und fanden das einzige Große, statt der geforderten Einzellöcher. Zu guter Letzt verlangten sie noch den Mietvertrag, auf dem ich mit meiner Erstfrau getreulich eingetragen bin und stellten dann viele äußerst unangenehme Fragen! Als sie mir dann auch nicht abnahmen, dass die Damen nur auf Besuch bei mir weilten…!“ Fhari schluckte und als er fortfuhr schien seine Stimme fast zu versagen: „Nur ein paar Tage später, hatte ich es schriftlich und sich alles erledigt! Alles Weg, das Geld, die Weiber und die Wohnung. Alles zerrann plötzlich wie Butter in der Sonne. Meine Weiber liefen mir davon und man legte mir nah, dass ich mich schnellstens nach einer Wohnung, mit möglichst drei Kostenangeboten, umzuschauen habe.“ Er kollerte bitter! „Was für ein Abstieg, von den Kolonnaden in irgendeine Elendsgasse im äußersten Wohngürtel Maons. Wo soll ich nun mit meinem Diwan hin? Etwa in eine dieser Elendswohnungen? Der passt doch gar nicht rein dort, in dieses Loch. Mein schöner Diwan! Es ist einfach zu schade, ihn an die Straße zu stellen! Dort wird er auch nur von den Polen oder Weißrussen abgeholt! Diese soziale Härte kann sich keiner vorstellen und es kann auch kaum schlimmer kommen. Bei meinen Maultieren, ich sehe jetzt schon die hämischen Blicke der Nachbarn.“ Er zögerte und flüsterte mit versagender Stimme: „Dann ereilte mich die schlimmste Botschaft, die du dir vorstellen kannst. Ich soll für diesen angeblichen Leistungsmissbrauch büßen (als wenn ich das nicht schon getan hätte), die Schulden zurückzahlen und vor meinen Freund, den Sultanreichsanwalt gezerrt werden! Sag selbst, ist das nicht ein großes Unglück?“ Fhari kollerte (zwischen Lachen und Weinen) wurde wieder lauter, fluchte unflätig, schnäuzte sich wieder in das rabenschwarze Tuch und wischte sich damit die Augenhöhlen schmutzig. Er zwinkerte wie ein kurzsichtiger Maulwurf und Mukhtar hätte sich bei diesem Anblick vor Vergnügen auf die Schenkel klopfen können, wenn dieser Augenblick nicht so wichtig für ihn gewesen wäre. „Wenigstens brauche ich für meinen Umzug keinen Fuhrunternehmer zu beauftragen!“, wehklagte er und die Tränen sprangen nun wie die Quelle einer Oase über seine Gesichtszieharmonika und wusch sie endlich sauber, was er aber mit seinem Tuch sofort wieder korrigierte.
Mukhtar war innerlich erschüttert über Fharis ergreifende Geschichte. Jedoch, da er immer noch sein Gefangener war, durfte er kein Mitgefühl zeigen! Er sah seinen Vorteil und musste ihn augenblicklich nutzen. Er schwieg und blickte Fhari lange und prüfend an. „Was glotzt du so blöd!“ erzürnte der sich, „Weidest du dich etwa an meinem Missge-schick, hä?“
„Nein, nein!“, erwiderte er „Bei Allah, so einer bin ich nicht!“ doch er flüsterte drohend: „So, du bist zwar als Aufstocker auch ein Gier 4-Empfänger und hast ein wenig über deine Verhältnisse gelebt!“ Mukhtars Blick wurde hart, wie der eines Häschers. und er begann Fhari wie ein Kaninchen zu hypnotisieren: „Über…, über meine Verhältnisse gelebt?“ stotterte dieser, der diesem Blick nicht standhalten konnte. Er versuchte sich halb stammelnd, halb flehend zu rechtfertigen: „Gut das gebe ich zu! Aber meine Ich-AG ließ sich doch so gut an! Zuerst diese günstigen Kredite, dann jede Menge Aufträge! Ich besaß eine kleine Herde Maultiere, die hatten kaum Zeit zum Fressen und Verschnaufen!“ Fharis Stimme festigte sich, seine Augen bekamen einen samtenen Glanz: „Laut meinem Steuerberater sollte ich sogar expandieren! Und wirklich: Zu Zeiten der Hochkonjunktur wechselte ich meine Anhänger, wie andere die Unterhosen! Mal fuhr ich als Taxi, mal als Leichenwagen, mal als Umzugswagen und dann wieder als Gefangenentransporter! Ich bekam viele Aufträge direkt aus dem Palast, wenn ihr versteht was ich meine!“ Mukhtar schmunzelte und lachte Fhari nun endlich wieder an. „Dann kam der Diebstahl deiner Idee und die Saure-Gurken-Zeit…?“
„Ja!“, knurrte Fhari, dem plötzlich alles egal schien. „Jetzt habe ich euch an der Backe und muss durch diese gottverlassene Einöde! Früher, ja früher wäre mir das nicht passiert! Da hätte ich doch über solch einen Auftrag nur geschmunzelt und ihn nicht angenommen! Aber jetzt, wo mein Ruf beim Scheitan ist, muss ich alles annehmen, was sich mir bietet!“
„Ich mache dir einen Vorschlag“, erklärte Mukhtar in einem Ton, der keine Widerrede duldete: „Da du nichts mehr zu verlieren hast, kannst du mich doch einfach freilassen und…!“
„Sonst geht es euch noch gut? Freilassen!“ widersetzte sich Fhari, „Da warten die doch, nach all meinen Verfehlungen, nur drauf! Man wird kurzen Prozess mit mir machen!“
„Fhari, ich weiß, dass du eine ehrliche Haut bist, wenn du auch bei Gier 4 etwas geschummelt hast! Schließlich wurdest du auch betrogen! Ich weiß, dass du jeden Sultano ehrlich bei der Steuerbehörde anzeigst! Aber, was ist denn gegen einen kleinen Nebenverdienst, nennen wir ihn beispielsweise mal Goldschatz, einzuwenden?“ Mukhtar ließ Fhari nicht mehr zu Wort kommen. „Hier hast du zwei Goldstücke. Halte an und lass mich frei!“
Fhari schaute, wie vom Skorpion gestochen auf, nahm jedoch ohne irgendeinen Widerstand zu leisten, aber zitternd eines der dargebotenen Goldstücke in die Hand, wog es bedächtig, biss prüfend darauf und schnalzte mit der Zunge. In seinen Augen begann es zu leuchten. Jedoch dann kratzte er sich nachdenklich am Kopf, ließ seine Maultiere anhalten, drehte sich zu seinem Gefangenen um und erklärte:
„Bei meinem Leben Herr, man wird mich bestrafen und mich am nächsten Baum aufknüpfen, weil sich das Schwert bei meinem dürren Hals nicht lohnt!“
„Sind dir vier Goldstücke genug, um diesem Reich den Rücken zu kehren? Vielleicht sogar für immer!“
„Oh ja, gewiss Herr, Allah möge es euch lohnen! Ich werde falsche Spuren legen, eine neue Identität annehmen und den Beamten schon zu entkommen wissen!“ Er schmunzelte, rieb sich die Hände und fügte eilfertig an: „Und als kleine Beigabe fange ich den Pavian, der sich dort in der kleinen Oase in den Dattelpalmen so ahnungslos wiegt!“ Er machte einen entschlossenen Eindruck und fügte bauernschlau an: „Den werde ich statt euch in den Holzkäfig sperren. Ich werd einfach sagen: Mukhtar sei ein Magier und hat sich in seiner Wut über die Trennung von Prinzessin Shakira und der Verbannung in einen Pavian verwandelt. Da konnte ich gar nichts machen und außerdem habe ich es erst sehr spät mitbekommen!“ Dann hielt er sich erschrocken den Mund zu, doch Mukhtar lachte nur laut: „Einverstanden! Soll doch Mukhtar verwandelt in einen Pavian den Gefangenen mimen! Wie du das mit dem Fangen allerdings anpackst, ist dein Problem, da kann ich dir nicht helfen!“ Er hielt inne und sann nach. „Prima Idee!“ erklärte Fhari schließlich in großer Vorfreude auf das Gold. Fhari öffnete den hölzernen Käfig, ließ Mukhtar frei und rief unter zahlreichen Verbeugungen:
„Hab tausend Dank, hoher Herr, den Affen werde ich schon zu fangen wissen. Und wenn es Tage dauert, ich werde meinen Transport ohne einen Gefangenen nicht fortsetzen. Allah möge euch ein langes Leben schenken, euch viele Kinder bescheren und immer gnädig sein!“
 
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Kommentare  

Nun zeigt es sich, dass Mukhtar als guter Redner auch sehr gut verhandeln kann. Die Münzen helfen ihm natürlich auch. Jetzt liegt es an Fhari gekonnt zu lügen.

Gerald W. (12.03.2012)

Ach, haben sie ihm das gefundene Gold von vorhin nicht abgenommen, bevor sie ihn in diesen Käfig sperrten? Oder hat er ein paar andere Münzen noch bei sich gehabt? Egal, jedenfalls ist es ihm gelungen wieder frei zu kommen. Bin gespannt wie es Mukhtar gelingt sich alles, was er verloren hatte, wiederzuholen.

Else08 (10.03.2012)

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