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8 Seiten

Ahrok - 62. Kapitel

Romane/Serien · Fantastisches · Fan-Fiction/Rollenspiele
© Jingizu
Zweiundsechzigstes Kapitel: Der Abschlachter

Ahrok lag auf seinem breiten, weichen Bett in seinem unglaublich luxuriösen Schlafraum. Man hatte ihn bei ihrer Rückkehr vor einer Woche nicht bei den Dienstboten einquartiert, sondern ihm tatsächlich ein eigenes Zimmer im Anwesen der von Lichtensteins zugeteilt, welches sich beträchtlich von seinen sonstigen Lebensgewohnheiten unterschied. Er fühlte sich mit einem Mal in die Nacht in der Luxusherberge „Roter Drachen“ zurückversetzt. Mit der Ausnahme, dass Ragnar dieses Mal nicht zugegen war.
Der Zwerg hatte sich nach der durchzechten Nacht an Herberts Seite einfach aus dem Staub gemacht, wie es so gar nicht zu ihm passte. Niemand wusste, wohin er gegangen war. Ahrok spürte zwar, das Ariane etwas vor ihm verheimlichte, wenn sie über den Valr sprachen, aber er konnte nicht genau sagen, was sie in diesen Momenten vor ihm verbarg.
Herbert hingegen wusste mit Sicherheit nichts über den Verbleib des Zwerges. Der alte Graf hatte noch Tage später Schwierigkeiten gehabt, sich überhaupt nur an seinen eigenen Namen zu erinnern.
Also blieb Ragnar verschwunden.
Eine seltsame Leere hatte seither den Platz eingenommen, die ansonsten von der Gestank und die Flüchen des Zwerges ausgefüllt hatten.
Abgesehen davon, dass ihm sein einziger Freund, den er je im Leben besessen hatte, abhanden gekommen war, ging es ihm jedoch ausgesprochen gut. Die letzten sechs Tage hatte er in gräflich standesgemäßem Luxus verbracht.
Er nahm die Mahlzeiten zusammen mit Ariane und Herbert ein und verbrachte auch ansonsten die meiste Zeit an der Seite der beiden Edelleute. Der Graf hatte seine Scheu ihm gegenüber augenscheinlich über Nacht abgelegt. Manchmal nahm der Alte ihn zur Seite und dann sprachen sie über die anstehende Expedition.
Selbst Ahrok war es aufgefallen, dass ihm der Graf diese Reise mit jedem seiner Worte schmackhaft machen wollte, aber es war ihm egal, dass dieser ihn für so leicht zu beeinflussen hielt. Er durfte auf eine bezahlte, gut geplante Abenteuerreise gehen und musste dafür nur eine wunderschöne Komtess heiraten.
Jeder andere Mann würde morden, um seinen Platz einnehmen zu können.
Jedoch... bei dem Gedanken an Ariane wurde ihm in den letzten Tagen immer etwas mulmig. Etwas lag in der Luft. Nicht, dass er sich sonderlich vor der Hochzeit fürchtete, denn darüber machte er sich noch lange keine Gedanken. Nein, es war die Art, wie sie sich von ihm und Onkel Herbert abwandte, wenn sie über das bevorstehende Abenteuer sprachen. Der übernatürliche Glanz, welcher sie sonst umgab, war zusammen mit ihrer stetigen Fröhlichkeit verschwunden, wenn dieses Thema aufkam. Es war nicht zu übersehen, wie sehr sie seine Teilnahme an dieser kleinen Frühlingsreise missbilligte. Wahrscheinlich hätte sie ihm und ihrem Onkel am liebsten wilde Vorträge über Verantwortungslosigkeit gehalten, doch sie sagte kein Wort.
Zu keinem von ihnen.
Vielleicht sah Ariane ihre Beziehung oder die Verlobung in Gefahr und schwieg deshalb. Doch bei all ihrer Schweigsamkeit war es nicht zu übersehen, dass es sie mit jedem Tag, der verstrich, mehr beschäftigte. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis all die aufgestauten Gefühle aus ihr herausbrachen und er oder ihr Onkel im Hagel ihrer Vorwürfe niedergeschmettert wurden.
„Ahrok?“
Das hochherrschaftliche Klopfen an der Tür gehörte zweifellos dem besagten Grafen.
„Ja, Onkel Herbert.“
Die Tür öffnete sich und ein bis in die Haarspitzen herausgeputzter Graf betrat sein Gemach.
„Du kannst das ´Onkel´ ruhig weglassen und mich weiterhin Graf von Lichtenstein nennen.“
„Ach, nein… ich mag es und die Welt soll ruhig wissen, dass ich dich mag, zukünftiger Onkel.“
„Nein, ich mein es vollkommen ernst. Lass es sein. Besonders in der Öffentlichkeit oder auch nur, wenn andere Leute anwesend sind. Es kommt dann nur zu Verwirrungen, schließlich werde ich im Falle einer Hochzeit nur dein Schwiegeronkel.“
„Schwiegeronkel? Mann, was für ein blödes Wort.“
„Siehst du, daher bleiben wir bei dem gesellschaftlich passenderem ´Herr Graf´.“
„Oder ´Onkel´.“
„Nein, ´Herr Graf´ ist besser, also hör auf herumzuwundern! Jetzt steh auf, denn wir fahren in die Stadt.“
„Ich auch?“
„Ja, ganz besonders du. Ich habe Ragnar versprochen, dich mit einer neuen Waffe auszustatten, bevor es auf eure reise losgeht. Also werden wir das heute erledigen.“
„Du hast mit ihm gesprochen?“
„Ja. Damals in der Schenke.“
Ahrok sank enttäuscht wieder auf das Bett.
„Ach so…“
„Los, folge mir. Wir nehmen die Kutsche zu einem der besten Waffenschmiede des Landes. Wenn du da nichts findest, dann hast du keine Ahnung vom Kriegshandwerk.“
Er wühlte sich aus den Kissen und hängte sich an den steif davonschreitenden Grafen.
„Begleitet uns Ariane?“
„Nein. Solch ein Ausflug ist nichts für eine Komtess.“
„Ja… wohl nicht.“, gab Ahrok geknickt zu.
Der Graf vor ihm gab dem Personal, welchem sie begegneten, Anweisungen für die Zusammenstellung der heutigen Mittagsmahlzeit und er stand nur betreten hinter dem Alten und wusste nicht genau, wohin mit seinen Händen. Ahrok war es immer noch nicht gewohnt, dass sich die Dienerschaft in seiner Gegenwart verbeugte oder die Mägde einen Knicks machten, aber er schwor sich in dieser Hinsicht an sich zu arbeiten, um recht bald ein guter Graf Ahrok zu werden.
Der Kutscher Johann, welcher sich natürlich ebenfalls verbeugte, öffnete ihnen die Tür zu einem frisch gewaschenen Gefährt. Die Equipage der von Lichtensteins strahlte heute in so hellem Weiß, dass es einem in den Augen wehtat.
Er stieg hinter dem Grafen ein und nahm ihm gegenüber auf den Polstern Platz.
Schon wieder musste er an den Valr denken. Vermutlich lag das an der Kutsche, da diese sie damals vor der Gerichtsverhandlung gerettet hatte. Vielleicht vermisste er den Zwerg aber auch nur aus Gewohnheit. Es hatte bis vor einer Woche keinen Tag im letzten halben Jahr gegeben, den er nicht mit Ragnar zusammen verbracht hatte. Sie hatten zusammen gefeiert, gearbeitet und gelebt.
Wenn es hart auf hart kam, dann wusste der eine, dass er sich auf den anderen verlassen konnte. Sie waren einander nicht einmal an den Krankenbetten von der Seite gewichten. Was also hatte den Kleinen dazu beweg können, nun so mir nichts dir nichts alleine weiterzuziehen?
War es deshalb, weil Ahrok jetzt in gesellschaftliche Höhen aufstieg und eine junge Frau ehelichte, während er selber bis zu seinem ersehnten Tod in den ewig gleichen, trostlosen Mustern gefangen bleiben musste? Ohne Frau, ohne Kinder, ohne Zukunft. Vielleicht hatte der Valr seine Gegenwart nur solange ertragen können, wie sein Leben genauso kaputt gewesen war wie das eines Todeskultisten.
Als die Kutsche anfuhr und damit seine Gedanken zumindest teilweise wieder auf das Hier und Jetzt lenkte, wandte sich Herbert von Lichtenstein wieder an ihn.
„Wir haben noch sechs Wochen Zeit, um alles vorzubereiten.“
„Schön.“,
Es war ihm egal, dass sein Antwort unpassend war, aber er war mit seinen Gedanken noch immer ganz woanders.
„Wie fühlst du dich bei dem Gedanken, unter adligen Männern zu reisen?“
Ahrok zuckte mit dem Schultern.
„Hm.“
„Ja, du solltest ruhig etwas besorgt sein. Diese Männer stehen weit über dir und sie werden jeden deiner Schritte beobachten. Alles was du tust und sagst, wird dann auf mich zurückfallen, also versuch dich zu benehmen.“
„Ich versuch´s.“
„Ja.“ Der Graf sah aus dem Fenster. „Ich bin sicher, du gibst dein Bestes.“
„Was genau soll ich denn auf dieser Reise für dich tun.“
„Nichts. Du sollst nur dabei sein, Präsenz zeigen und um Himmelswillen nicht negativ auffallen.“
„Also muss ich nur dumm rumstehen?“
„Nein! Wenn es zu der Entdeckung kommt, die wir alle erhoffen, dann springst du kurz ins Bild, aber ansonsten bleibst du am besten unsichtbar und redest nicht einmal mit deinen Begleitern.“
„Wozu brauch ich dann eine Waffe?“
„Das ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. Alle Männer haben den Auftrag erhalten, bewaffnet zu erscheinen, da immer mit Schwierigkeiten gerechnet werden muss.“
„Das klingt so, als würde mir dein Ausflug ganz sicher gar keinen Spaß machen.“
„Es muss dir ja auch keinen Spaß machen. Es geht hierbei um den Fortbestand meiner Familie. Es geht um Arianes Zukunft. Krieg das endlich in deinen Schädel!“
„Ich hab schon verstanden, Herbert.“
„Das heißt ´Herr Graf´!“
Die Kutsche stoppte.
„Herr Graf“, erklang eine Stimme von draußen.
„Was ist?!“
„Wir sind angekommen, Herr Graf.“
„Sehr gut. Finger weg von der Tür!“, bellte er Ahrok an. „Es ist Johanns Aufgabe, sie zu öffnen und wieder zu schließen. Wann merkst du dir das endlich?“
„Ich hab es mir gemerkt. Ich wollte nur… Ja, beim nächsten Mal denk ich dran.“
Nach dieser kurzen und wie Ahrok fand äußerst unnötigen Belehrung verließen sie das Gefährt.
Schon seit Johann die Tür der Kutsche geöffnet hatte, war ihnen das Geräusch arbeitender Schmiede an die Ohren gedrungen. Der Klang, den Hammer und Amboss aus heißem Stahl entlockten, erfüllte die ganze Straße. Ohne zu übertreiben war dies hier bestimmt die größte Schmiede der Welt. Siebzehn Männer arbeiteten an Esse, Amboss und Schleifstein und über allem prangte der Wahlspruch „Wenn Sie hier nicht fündig werden, dann haben Sie keine Ahnung vom Kriegshandwerk“.
Einer der Männer, der in der Schmiede gerade sein Eisen in einem Bottich abkühlen ließ, wischte sich rasch die Hände an der Lederschürze ab und kam auf sie zu.
„Guten Tag, die Herren. Willkommen Sieghardts Schmiede. Wie kann ich behilflich sein?“
„Wir suchen eine Waffe“, entgegnete der Graf.
„Dann sind Sie hier genau richtig. Wir führen alle erdenklichen Arten von Bewaffnung. Was darf es denn sein? Ein rubinbesetzter Dolch für gesellschaftliche Anlässe? Ein verzierter Säbel aus Blaustahl für eine militärische Prozession? Geben Sie mir bitte eine Richtung vor, damit ich Sie beraten kann.“
„Nichts für mich, danke. Es soll für den Jungen hier sein.“
„Also dann, junger Herr, wie lauten denn Ihre Vorstellungen?“
„Ich brauch etwas eher Praktisches.“
„Ah, da kommen wir der Sache schon näher. Ein gutes Schwert also.“
„Nein. Ein Schwert ist zu klein.“
„Dann darf ich Ihre geschätzte Aufmerksamkeit vielleicht auf ein Bastardschwert lenken. Diese Klinge hier ist eine Nachbildung des Exemplars, mit dem Herzog Salinis seinen großen Sieg über den abtrünnigen Grafen von Siebenburg erlang.“
„Zu klein.“
„In dem Fall ist die nächst größere Version dann dieser Zwei…“
„Zu. Klein. Ich will was richtig Großes.“
Der Mann hängte die Waffen zurück in ihre Halterungen.
„Etwas Großes also? Sagten Sie nicht, Sie wollten etwas Praktisches? Sie müssen sich da schon entscheiden. Je größer die Waffe, desto schwerer und unhandlicher wird sie. Man kann sie dann schwer oder bisweilen gar nicht zu Pferde einsetzen und außerdem braucht man dann auch bedeutend mehr Platz, sie zu schwingen. Platz, den man in den meisten Fällen nicht hat. Weder auf dem Schlachtfeld noch in engen Räumlichkeiten kann man die Gewalt wirklich großer Waffen, wie zum Beispiel der Streitaxt, richtig entfesseln.“
„Vielen Dank für den Hinweis, aber ich habe meine Entscheidung bereits getroffen und sie lautet ´groß´. Also zeigen Sie mir doch bitte, was Sie hier so für Trolle anfertigen. Was ist denn mit dem Schwert da hinten?“
Ahrok wies auf eine Klinge, die weit über die anderen hinausragte. Sie war länger, als ein Mann groß war und besaß eine spannenbreite Klinge.
„Junger Herr, ich würde Ihnen dringend abraten…“
Er wurde von einem anderen Mann beiseite gestoßen.
„Geh wieder an die Arbeit, Willi. Ich übernehme das hier. Also, der junge Herr möchte es gern groß. Das kann ich nur zu gut verstehen, wir alle und besonders die Frauen lieben es schließlich groß und gewaltig. Ihr Kennerauge ist auf den stahlgewordenen Zorn des Namenlosen gefallen, den Abschlachter 3000. Ein Gott unter seinesgleichen. Wenn Schwerter beten würden, dann zu diesem Schmuckstück hier. Diese Waffe lässt ein Claymore aussehen, wie ein Clayless.“
Als selbst ein kleines Schmunzeln ausblieb, setzte er gleich nahtlos wieder an.
„Nun, dieser kleine Scherz kommt wohl im Süden etwas besser an. Wie dem auch sei, Sie sehen hier ein Meisterstück der Schmiedekunst. Unser bester Schmied hat Jahre mit der Entwicklung einer derartigen Waffe zugebracht. Aber nun ist sie fertiggestellt und wartet hier auf einen Kämpfer, der Manns genug ist, sie zu bändigen. Dreißig Pfund Metall sind in diesem Schätzchen verarbeitet. Damit wiegt es fünfmal so viel wie ein handelsüblicher Zweihänder. Durch das ungewöhnlich hohe Gewicht erzielt diese Klinge eine Durchschlagskraft, von der andere Schwerter nur träumen können. Sie könnten damit sogar ein ganzes Pferd spalten. Samt Reiter versteht sich.
Der flexible Klingenkern sorgt dafür, dass der Abschlachter 3000 selbst bei schwerster Krafteinwirkung nicht bricht. Umhüllt wird dieser Kern von einer zwei Zoll starken Schneidleiste aus hartem, märkteburger Stahl, die alles zerteilt, was sich ihr in den Weg stellt. Glauben Sie mir. Nicht in unsere stärksten Rüstungen gehüllt, würde ich mich einem Schlag von diesem Baby aussetzen.“
„Ja, das klingt nach genau dem Teil, das ich gesucht habe.“
„Was auch immer der Abschlachter 3000 trifft - er zermalmt es durch seine pure, unbändige Kraft. Ein Kettenhemd? Es bietet keinen Schutz vor ihm. Die breite Klinge zertrümmert die Rippen und Innereien dahinter zu einem blutigen Brei. Ihr Gegner trägt einen Plattenpanzer? Kein Problem. Schon der erste Schlag wird ihm die Metallplatten der eigenen Rüstung in das Fleisch drängen. Seine Knochen werden zerbrechen, noch während er in der Rüstung steckt.“
„Kein Wort mehr. Ich will es.“
„Dennoch muss ich Sie der Sicherheit halber darauf hinweisen, dass diese Waffe nicht für den Einsatz von Menschen konzipiert wurde. Mit einem Gesamtgewicht von zweiunddreißig Pfund ist dieses Schwert selbst für einen durchschnittlichen Troll bedeutend zu schwer, um noch handlich geführt zu werden. Durch die enorme Größe liegt der Schwerpunkt der Waffe auch recht weit vorn, was die meisten Kampfmanöver signifikant erschwert. Zwar konnten wir durch Gegengewichte und die zwei Zoll starke sowie handbreite Parierstange das Gewicht etwas weiter ins Zentrum verlagern, aber es bleibt dennoch keine einfach zu führende Waffe. Man braucht ungeheuer viel Kraft. Einem normalen Mann würde ich diese Klinge nicht anbieten, ja, ich würde sie ihm nicht einmal zeigen, aber ihre Statur hat mich überzeugt, dass sie bereit für dieses Meisterstück sind. Wenn Sie sich jedoch außer Stande sehen, eine schwere Waffe wie den Abschlachter zu schwingen, dann verstehe ich das natürlich.“
„Nein! Ich kann es. Ich will das Schwert haben. Onkel Herbert. Kauf es mir, eh es uns noch ein anderer wegschnappt.“
„Sie haben es gehört, guter Mann.“ Der Graf suchte nach seinem Geldbeutel. „Wir nehmen diese Waffe.“
„Eine ausgezeichnete Wahl. Ihre Feinde werden erzittern, wenn sie nur hören, dass sie sich dieser Klinge stellen müssen. Ich bekomme dann Dreiundachtzig Goldthaler von Ihnen.“
„Silber.“
„Wie meinen der Herr?“
„Silberthaler. Sie sagten Goldthaler.“
„Oh ja, das war mein voller Ernst. Der Abschlachter besteht aus zwölffach gefaltetem Stahl. Dank dieses Vorgangs liegen hier mehrere Tausend Lagen märkteburger Stahl übereinander und die Klinge ist durch diesen aufwendigen Prozess optimal auf ihren Einsatz vorbereitet. Ich weiß, märkteburger Stahl ist nicht der Günstigste, aber so ist es nun einmal mit jedweder Qualität. Bedenken Sie außerdem, dass wenn Sie den Abschlachter 3000 tragen, dann schwingen Sie ein Stück Heimat. Er ist sozusagen eine Waffe für wahre Patrioten.
Die bereits erwähnte, außergewöhnliche Größe der Waffe macht alle Arbeitsvorgänge ungeheuer zeitaufwendig und bindet viele Hände. Sie müssen verstehen, dass in dieser Klinge etwa ein Monat Arbeit steckt. Nur um es noch zu erwähnen, bei dieser Klinge handelt es sich um ein Unikat. Niemand außer Ihrem Neffen wird so eine Waffe tragen. Der Preis ist damit mehr als gerechtfertigt… aber ich kann Ihnen etwas entgegen kommen und trenne mich von der Klinge für Sie und nur für Sie für Achtzig Goldthaler und packe dieses passende Wehrgehenk noch oben drauf.“
Der Graf seufzte: „Akzeptieren Sie auch einen Wechsel?“

Eine Stimme erreichte ihn aus der langen Dunkelheit.
„Können Sie mich verstehen? Wie geht es Ihnen, Herr Schreiber?“
Er brauchte ein paar Anläufe, um die bleischweren Lider zu öffnen, doch dann gehorchten sie ihm endlich. Schummriges Licht drang in seine Augen, aber es fiel ihm schwer seine Umgebung zu erkennen. Verschwommene Schatten huschten vor ihm hin und her, Lichter blinkten auf und verschwanden wieder.
Die Welt um ihn herum ergab noch keinen Sinn.
„Hören Sie mich, Herr Hauptmann.“
Er öffnete den Mund, aber es kamen nur ein paar unverständliche Laute über seine Lippen.
„Scheiße, du hast doch nicht etwa sein Hirn verletzt?“
„Nein, hab ich nicht.“
„Wo sollen wir das Geld herbekommen, wenn der nur noch sabbern und stammeln kann?“
„Es geht ihm gut. Das sind nur die Nachwirkungen der Opiumtinktur. Ich hab ihm meine ziemlich hohe Dosis verabreicht.“
Bernhard wollte etwas zu den gesichtslosen Stimmen sagen, aber es blieb wieder nur bei einem leisen Stöhnen.
„Da, hör dir das an. Gestammel.“
„Er schläft eben noch.“
„Mit offenen Augen?“
„Ja. So etwas kann vorkommen.“
„Ich will meinen Anteil.“
„Du bekommst ihn.“
„Ich will meine versprochenen Goldstücke.“
„Ich sagte bereits, dass du sie bekommst. Warte nur noch ein paar Tage, dann ist der hier wieder voll da.“
„Das will ich hoffen. Ich arbeite nicht umsonst. Nicht für dich und nicht für sonst jemanden.“
Schritte entfernten sich.
Es wurde dunkel, als sich ein großer Schatten über seine Augen beugte.
„Gute Nachrichten, Herr Schreiber. Die Operation ist geglückt und wir konnten den Wurm ohne Komplikationen entfernen. Jetzt brauchen Sie vor allem Ruhe und Erholung damit die Knochenplatte wieder anwächst, also schlafen Sie weiter. Ich komme nachher wieder, um nach Ihnen zu sehen.“
Der große Schatten wich wieder dem Licht und ein weiteres Mal entfernten sich Schritte.
Er schloss die Augen wieder.
Der Kerl hatte es also tatsächlich geschafft. Er hatte ihm die Verbindung zu dem Dämon aus dem Kopf gerissen. Das waren wirklich gute Nachrichten. Die Macht des Wesens über ihn war gebrochen.
Im schlimmsten Fall würde seine alte Krankheit jetzt wieder über ihn herfallen, aber er war bereit das zu ertragen. Nichts war so kostbar wie die Freiheit der Gedanken. Endlich war er wieder Herr über sich selbst. Er war wieder der Herr seiner Seele.
 
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Kommentare  

Ahrok freut sich wohl doch, dass er reisen soll. Denn das Abenteuer erleben ist eigentlich sein Leben und nicht das öde Einerlei als Ehemann einer Komtess. Ariane ahnt, was in ihm vorgeht und ist dem entsprechend gelaunt. Der Graf ringt sich durch, für Ahrok sogar ein ganz teures Schwert zu kaufen. Köstlich die Szene mit dem Händler. Ich hoffe , dass der Hauptmann nun wirklich seinen schrecklichen Wurm nicht mehr hat und endlich tun und lassen kann , was er will. Doch was wird das sein?

Petra (05.04.2012)

Ihr drei seid aber auch zu freundlich. Es wird jetzt noch drei oder vier Kapitel geben und darin wird dann natürlich auch das hier so heiß diskutierte Schicksal des Hauptmanns offengelegt.

Ich danke euch, denn immer, wenn ich mal einen Hänger habe und nicht weiterkomme, dann sind es solch nette Kommentare, die mich dann wieder dazu bringen mich aufzurappeln - wie just in dem Moment gerade.


Jingizu (30.03.2012)

Lach..der Abschlachter 3000...und die Lobpreisungen des Verkäufers dazu, wirklich lesenswert.
Da kann ich mich eigentlich nur meinen Vorkommentatoren anschließen. Flüssig und locker geschrieben, mit ein wenig witz und Charm.
Da bleibt nun noch die Frage, in welche Richtung wird sich der Herr Hauptmann nun wenden und was wir Ahrok mit diesem Schwert wohl alles anstellen.
Ich bin gespannt.


Tis-Anariel (29.03.2012)

sehr gut die stimmung beschrieben, als da wären arianes unterschwellige missbilligung und ahroks nicht unterschwellige vorfreude auf die kleine frühlingsreise, wie er sie nennt, während alldieweil der graf auf distanz zu ihm geht.
dann der abschlachter 3000 für wahre patrioten. das nachfolgende geschacher über den abschlachter geht perfekt nahtlos in das geschacher über eine hirnoperation über... ;-)
da stellt sich nun die frage: is er ihn nun los oder nich? und wenn, was bleibt?


Ingrid Alias I (29.03.2012)

Wow, ein sehr spannender Schluss. Aber ob Berhard Schreiber nun andere Entscheidungen fällen und sich vielleicht auch mal auf die gute Seite stellen wird? Ich an seiner Stelle würde denjenigen hassen, der mich die ganze Zeit derart beherrscht hat. Und der Graf kauft Ahrok ein "zünftiges" Schwert. Gut durchdacht, denn so sind Ahroks spätere - oft gewaltige - Taten viel besser zu erklären. Wie schon die vorangegangenen Kapitel flüssig und humorvoll geschrieben. Einfach sehr gut.

Jochen (29.03.2012)

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