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2 Seiten

Gewohnheitssache

Kurzgeschichten · Romantisches
Ich schaute in ihre dunkelbraunen Augen, in die ich mich damals verliebt hatte.
Tränen schliefen in ihnen. Ich wusste nicht, ob ich sie noch wirklich liebte, oder es nur noch eine Gewohnheit war mit ihr zusammen zu sein. Ich wusste es wirklich nicht.
Aber eins wusste ich, das Mädchen vor mir, war am Ende.
Sie versuchte immer stark zu sein. Bis heute. Heute schüttete sie mir endlich ihr Herz aus.
Aber vielleicht war es jetzt schon zu spät. Wir saßen bestimmt schon eine ganze Zeit schweigend in meinem alten blauen Golf. Ich hatte ihn auf dem Parkplatz am Berg geparkt.
Wir beobachteten die Lichter der nächtlichen Stadt. Obwohl es düster war, konnte ich im Licht des Vollmonds eine Träne auf ihrer Wange erkennen.
Ich wusste, wenn ich jetzt nicht den Mund aufmachte und mit ihr sprach, würde sie es nie sagen. Entweder, weil es nie wieder einen passenden Moment gab, oder weil sie für immer schweigen würde.
Sie erzählte mir von der Zeit bevor wir uns kennen gelernt haben.
Von den Männern, die sie vor mir liebte. Bei manchen leuchteten ihre Augen, bei anderen konnte ich Wut und Traurigkeit in ihrer Stimme spüren.
Sie sprach über ihre Kindheit und über schon fast verblasste Erinnerungen.
Sie erzählte mir von ihrer Krankheit und wie sie damit zu leben gelernt hat.
Das einzige was sie mit keinem ihrer Worte erwähnte, war ich.
In den Träumen von dem was kommen wird war ich ein Fremder.
Ich war auch ein Fremder, der nun vor ihr saß. Nein, ich war kein Fremder, denn nun kannte ich sie. Ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Träume von der Zukunft.
Ich legte meine Hand auf ihren Schenkel, ihr Blick traf meine Augen.
-„Weißt du, jetzt wo du meine Vergangenheit kennst, kann ich dir dass erklären was zwischen uns steht.“
-„Was ist es?“
-„Du. Oft wurde ich in Beziehungen verletzt. Ich wurde schon geschlagen, betrogen oder belogen, aber nie war der Schmerz so groß wie heute. Wenn du nachts neben mir liegst und ihren Namen flüsterst, dann bist du so weit weg, obwohl du neben mir liegst.
Es ist schlimmer etwas zu verlieren, als es nie besessen zu haben. Deine Liebe zu mir wurde zu einer Gewohnheit. Es ist wie dein „Ich liebe dich“ vor dem zu Bett gehen. Eine Geste, die mit den Monaten an Bedeutung verloren hat. Ich will nicht, dass wir, nur um nicht alleine zu sein, einen Weg zusammen in die falsche Richtung nehmen. Es gibt so viele, aber keinen für uns zwei.“
Ich schwieg. Hatte ich all die Zeit nichts gemerkt?
Sie kramte ihre Tasche aus dem Fußraum, steckte sich eine Zigarette an und öffnete die Tür.
-„Weißt du, hättest du bei unserem Gespräch anders reagiert, wäre ich wahrscheinlich geblieben.
Ich liebe dich noch.“
Ihre Worte hallten in meinen Ohren noch nach, auch als ihr Schatten schon lange in der Dunkelheit verschwunden war.
 
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Kommentare  

Manchmal muss sich ein Schreiber der gemeinen Frage stellen: Was willst du mit deiner Geschichte sagen? Ich habe mir diese Geschichte zwei Mal durchgelesen: Die Aussage ist klar – Sonnenklar!
Meine Gratulation!


Ano Nymos (27.05.2012)

Auch hier gefällt mir wieder die Idee des Textes, aber es gibt so viele kleine Andeutungen, die für den Kern der Geschichte ohne Bedeutung sind, die eher Verwirrungs stiften, als emotionale Tiefe schaffen.
Das Gespräch zum Schluss wirkt auch etwas aufgesetzt. Es sind Sätze wie aus dem Off eines Noir Films, eines inneren Monologs, die aber nie so ausgesprochen werden.

Auch wird mir die Bedeutung der Erzählung von ihrer Vergangenheit nicht klar oder was eine Krankheit mit der ganzen sache zu tun hat oder das er den Namen einer anderen im Bett flüstert... vielleicht kannst du mich da ja mal aufklären, damit ich das besser verstehe.

Und wie damals zu deinem Selbstmordthema leg ich dir auch zu diesem ein Lied ans Herz - "Gestern war es noch Liebe" von Udo Jürgens. Auch wenn der Name dich vielleicht abschreckt, solltest du mal reinhören.


Jingizu (26.05.2012)

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