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Bewerbungsturnier - Teil 2

Aktuelles und Alltägliches · Kurzgeschichten
Nach einigen Tagen bekam ich ein Schreiben.

„Sehr geehrter Herr Schwarz.,

vielen Dank für Ihre Bewerbung und das damit verbundene Interesse an unserem Unternehmen. Da unser Auswahlprozess aufgrund der Vielzahl an Bewerbungen noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, bitten wir noch um Geduld. Wir werden uns innerhalb der nächsten Wochen unaufgefordert mit Ihnen in Verbindung setzen.

Mit freundlichen Grüßen
Jürgen Ulrichsen“

Aha, unaufgefordert in Verbindung setzen, damit man bloß nicht auf die Idee kommt, sich dort zu melden und nachzufragen. Na ja, meiner Erfahrung nach, bedeutete diese Eingangsbestätigung nichts anderes, als dass ich eine Absage kriegen würde. Jedenfalls war es bisher immer so, dass auf eine Eingangsbestätigung eine Absage folgte. Wenn ich doch mal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde, passierte das meist schon eher.

Am nächsten Tag begegnete mir in der Stadt Stefan Fahrenberg, der mir gerade noch gefehlt hatte. Ich kannte ihn von der Uni und konnte ihn aufgrund seiner Selbstgefälligkeit auf den Tod nicht ausstehen. Aber er hatte mehr zu bieten als ich. Er konnte ein Jahr Aufenthalt in den USA vorweisen, wo er ein Praktikum absolviert hatte, sprach fließend Französisch, da sein Kindermädchen Französin war und er dadurch quasi zweisprachig aufgewachsen war. Und einen weiteren Vorteil hatte er, er konnte sich gut verkaufen, wirkte sehr überzeugend. Grundsätzlich hatte ich kein Problem damit, dass er mehr drauf hatte als ich, aber ich hasste sein selbstgefälliges Verhalten.

Ich hoffte zwar, dass ich ihm unbemerkt „ausweichen“ könnte, aber er sah mich leider auch.
„Hallo André“, grüßte er mich. „Lange nicht mehr gesehen.“
„Hallo Stefan. Ja, ist schon länger her.“
„Und bist du jetzt auch mit dem Studium fertig?“
„Ja, seit einem Monat.“
„Und schon einen Job gefunden?“
„Noch nicht, aber eventuell etwas in Aussicht“, log ich.
„Hast du gerade etwas Zeit? Vielleicht können wir ja auf einen Kaffee gehen. Ich spendiere einen.“
Freundlich war er, OK, aber ich wusste, dass er mich ebenso wenig mochte wie ich ihn und gerade nur rumprallen wollte. Ich nahm seine Einladung trotzdem an, vielleicht würde ich ja etwas Interessantes erfahren. Außerdem fühlte ich mich wegen des Wetters den ganzen Tag schon richtig träge, so dass ein Kaffee nicht schaden konnte.

„Wo hast du denn was in Aussicht?“, fragte er mich, als wir im Café saßen. Ich nannte ihm das Unternehmen.
„Ist nicht wahr“, rief er da. „Da habe ich mich auch vor einer Woche beworben. Vor zwei Tagen hatte ich ein Telefoninterview und heute bekam ich eine Einladung zum Assessment Center für die nächste Woche.“
So schnell ging es also bei ihm, nach einer Woche hatte er schon die zweite Auswahlstufe erfolgreich hinter sich gebracht. Dann konnte ich nun endgültig davon ausgehen, dass ich eine Absage bekommen würde, wie ich schon vermutet hatte, denn sonst hätte ich ja zumindest schon einmal eine Einladung fürs Telefoninterview erhalten. Abgesehen davon passte es mir auch nicht, dass er sich ausgerechnet bei derselben Firma beworben hatte wie ich.
„Und wie weit bist du schon?“, fragte er dann.
 
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