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Das Häuschen

Poetisches · Amüsantes/Satirisches
Herr Michel schaut von dem Balkon
auf's Häusermeer Berlins.
Im Radio dudelt grad der Song
vom Haus in New Orleans.
Da sagt er: „Weißt du, Mäuschen,
wir bauen uns ein Häuschen.“

Die Hausbank zeigt sich jovial
und gibt ihm gern Kredit.
Ein Haus rentiert sich allemal
da macht sie ihren Schnitt.
Herr Michel fasst Vertrauen,
und er beginnt zu bauen.

Nicht dass er selber Hand anlegt,
er sucht 'ne Firma aus,
die seinen Wünschen Rechnung trägt
vom ganz perfekten Haus.
Denn er hat keine Ahnung
von Bau und Häuserplanung.

Doch Wünsche hat er: Ringsum grün,
im Keller eine Bar,
im Wohnraum Klima und Kamin
und schickes Mobiliar,
ein Whirlpool und zwei Saunen -
die Nachbarn sollen staunen!

Das Schlafzimmer mit Blumenbank
und Riesen-Wasserbett,
begehbar auch der Kleiderschrank
und überall Parkett.
Zwei Bäder wär'n am besten,
eins ließe man den Gästen.

Nach Süden einen Pavillon,
Terrasse, Swimmingpool,
auf der Garage ein Balkon
mit Schirm und Schaukelstuhl.
Gemälde in den Fluren
und rings ums Haus Skulpturen.

Ein Safe – im Keller gut versteckt –
'ne Werkstatt, um zu baun,
ein Wasserspiel mit Leuchteffekt
und hoch und fest der Zaun.
Bei Nacht und auch bei Tage
schützt 'ne Alarmanlage.

Und weil er gerne Snooker spielt,
muss auch ein Billard her:
Man treibt ein wenig Sport und fühlt
sich herrlich elitär.
Da kann man seinen Mann stehn.
Auch ist es gut für's Ansehn.

Ein Herrenzimmer wäre schön
mit gut gekühltem Bier,
wo dicke Goldschnitt-Bücher stehn,
daneben ein Klavier.
Das kostet zwar paar Hundert,
doch würde man bewundert!

Frau Michel schaut die Pläne an.
Ihr ist nicht wohl dabei.
„Wo soll ich kochen, lieber Mann?
Kein Eckchen ist mehr frei?“
„Na und?“, fragt er, „Ich glaube,
wir bauen noch 'ne Laube.“

www.wolfgang-reuter.com, 26. 07. 2006
 
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Kommentare  

Wusste doch, dass am Ende noch etwas Kleines, aber Feines kommt. Toll gereimt, amüsant geschrieben und schöne feine Untertöne. Sehr gelungen.

Marco Polo (25.02.2013)

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