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Souterrain der Seele, achte Folge, Johanna Ringena

Romane/Serien · Nachdenkliches
Sie erreichte den Ort, den sie erreichen wollte. Seigné. Einfach nur Seigné. Vergessen, schlafend und unbekannt. Jedoch schien Amanda, als sie in diesen Ort einradelte, dass da Leben war, das sie nicht identifizieren konnte. Sie sah es nicht, aber es war da.
Nachdem sie ein weitläufiges Hühnergehege auf der rechten Seite und einen verschlossenen Garten auf der linken Seite der Straße passiert hatte, gelangte sie an eine feste, klein - gedrungene Kirche aus dem 12ten Jahrhundert. Sie war mit Gerüsten umstellt und wurde offensichtlich renoviert. Zum Glück war das Portal offen und weil Mittagszeit war, rührte sich nichts, niemand war zu sehen.
Amanda stellte ihr Rad an der Mauer, die die Kirche umgab, ab, und begab sich neugierig in das Innere.
Der Boden war bedeckt mit Kalk und Staub, an den Wänden zeugten leere helle Flecken von abgenommenen Bildern, es war kein Altar zu sehen, nicht einmal ein Tabernakel.
Ihre Augen glitten an den Wänden entlang und sie enteckte eine Nische, in der eine Figur gestanden haben musste. Sie trat näher an diese Nische heran und ein leicht modriger Geruch kam ihr entgegen.
Sie wollte sich schon umdrehen und wieder gehen, als sie den zusammengefalteten Zettel dort liegen sah, der in seiner Farbe mit den Kalksteinen der Mauernische zu verschmelzen schien, fast unsichtbar war. Instinktiv griff Amanda zu. Sie sah sich um. Sie war allein und steckte sich den Zettel schnell in die Tasche ihrer Jeans. Da war ein kleines schlechtes Gewissen, aber die Neugier überwog.

Der Weg ging nun bergauf und Amanda trat fast wütend in die Pedale, weil es langsamer voran ging als sie es sich wünschte. Schweiß rann über ihr Gesicht und ihr T-shirt bekam dunkle Flecken unter den Achseln.
Der weiße Kalkweg wollte schier nicht enden.

Als sie das Ende des Weges erreicht hatte,der nun auf eine asphaltierte Straße mündete, stand dort ein verwittertes Häuschen, Brombeeren rankten sich um seine Tür, hatten aber die steinerne Bank davor noch nicht erreicht. Aufatmend legte Amanda ihr Rad daneben und setzte sich auf die Bank.
Der Zettel in ihrer Hosentasche brannte. Sie schämte sich. So etwas tut man nicht, dachte sie und zog das Papier langsam und zögernd aus ihrer Hosentasche und faltete es auseinander.
Zwei Schriftarten sah sie. Der Satz, nur ein Satz, stammte offensichtlich aus einem PC, darunter war etwas mit Handschrift geschrieben.

"Ich werde sie töten"
" Heilige Jungfrau, hilf ihm, hilf mir"

Amanda ließ den Zettel auf ihre Knie sinken.
 
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