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Ein Stern erlischt (eine Mord-Ballade)

Poetisches · Trauriges
„Ines! Was ist, warum nehmen die mich?“
Fest krallt sich Silke am Arm der Freundin.
Ins Auto gezerrt, die Waffe, sie droht,
Ab geht die Jagd durch Stadt und Land.

Im Rückspiegel, die Augen, voll Wahn,
Bestimmen ab jetzt über Leben und Tod.
Zwei Frauen, unschuldig und jung,
Spielball des grausamen Entsetzens.

„Du liebes Kind, fest halte ich Dich,
Niemand kann enden unsere Freundschaft!
Du, Stern der Schönheit, schmuckhaft und stolz,
Nimmermehr eine Geisel des Todes.“

„Ines! Warum die Waffe an meinem Hals?“
Gebrochene Hoffnung, Silke wird still.
Fester hält Ines die kalte Hand,
Wer kann ihnen helfen in ihrer Not?

Blitzt eine Kamera, zückt er die Waffe,
Kalt drückt das Eisen in Silkes Haut.
Endlich Macht, schreit der Verlierer,
Einen Stern gepflückt, unerreichbar schön.

„Du liebes Kind, fest halte ich Dich,
Niemand kann enden unsere Banden.“
„Mutter, mein Schatz, bist Du wirklich da?
Bitte entreiß mich den teuflischen Händen.“

Geld konnten sie nehmen mit Gewalt,
Geiseln misshandeln, Leben auslöschen.
Jagen über Straßen, durch volle Städte,
Fühlen sich groß, endlich ein Star.

„Ines, ach Liebste, ich habe so Angst!
Warum ich? Warum fuhr der Bus nicht?“
Kalt zittert Silke in Ines Hand:
„Bitte versprich: Lass mich nie mehr los.“

„Du liebes Kind, fest halte ich Dich,
Niemand kann brechen unsere Seelen.“
„Maria, bist Du´s? Ich fürchte mich so.
Mein Leben, grad erst hat es begonnen.“

Von vorne, von hinten, die Polizei,
Überfordert, entschlossen, gefehlt.
Sterne der Hoffnung? Für Silke nicht.
Eismeere brennen, Feuer gefriert.

Sie werden gerammt. Schreie und Nebel.
„Ines, spring raus!“ brüllt Silke, „Spring!“
Ines fliegt, - hinaus in ihr Leben.
Drinnen ein Schuss, Silke ist tot.



*
In tiefer Anteilnahme an das untröstliche Schicksal von Silke Bischoff und Ines Voitle, die am 18. August 1988 Opfer des Gladbecker Geiseldramas geworden sind. Ich wünschte, meine Tränen könnten die Welt reinwaschen von solchen Gefahren.
 
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Kommentare  

Ergreifend geschrieben. Ein kurzer Moment bei dem man völlig in der Story drin steckt. Wortgewaltig und mitreißend. Kurzum einfach toll.

Marco Polo (28.12.2015)

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