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Der schiefe Turm ( In den Hügeln der Montagnola )

Romane/Serien · Romantisches
Paola und Bruno verabschiedeten sich von uns und fuhren wieder heim, um Guido von Benedetta und Mario zu holen. Wir tranken noch einen Kaffee, dann brachen wir auf, unsere Kinder wieder einzusammeln.
Lena freute sich, uns wiederzusehen, sie kam auf uns zugestürmt und umarmte uns. Die Zwillinge saßen bei Louisa und meinem Vater auf dem Schoß und schienen sich wohlzufühlen. Momentan zeigten sie kein größeres Interesse an uns.
Mein Vater reichte mir Giulia. Die Kleine zappelte, als ich sie auf den Arm nahm. Sie stupste ihr Gesicht gegen meine Brust, dann schob sie ihr Händchen unter mein Shirt und rupfte begeistert. Lena hatte mir das Shirt hochgezogen. Meine Töchter hatten mich überlistet. Eva und Luisa lachten herzhaft.
„Ja Peterl, wenn sich die Weiber gegen dich verbünden, hast du schlechte Karten."
Giulia quietschte vor Vergnügen. Meine Begeisterung lebendig gerupft zu werden, hielt sich verständlicherweise in Grenzen. Die kleinen Hände konnten zum Glück noch nicht viel Schaden anrichten. Eva nahm Gianni auf ihre Arme. Der kleine Wicht patschte auf Evas Busen. Eva gab ihm ein Busserl auf die Nase, doch der Kleine zog ein Gesicht und drehte den Kopf weg, dann patschte er weiter.
„Du wirst mal genauso ein Frechdachs wie dein Papa kleiner Mann", meinte Eva zu Gianni. Eva hob ihn hoch und er fing an zu glucksen. Wir liefen auf der Terrasse auf und ab in der Hoffnung, dass unsere Kleinen langsam wieder müde wurden. Loisa hatte die Bande schon abgefüttert und neu gewindelt. Wir legten sie in ihre Körbchen und nach einer Weile fielen die Äuglein zu. Jetzt konnten wir uns verabschieden. Wir bedankten uns noch einmal und luden die Körbchen ins Auto. Lena verabschiedete sich auch, Max kam angelaufen und wollte mit. Lena hatte ihm von ihrem Baumhaus vorgeschwärmt.
„Mäxchen, du bleibst hier, du mußt morgen wieder in die Schule. Nächstes Wochenende besuchen wir Lena. Sag ciao."
Wir fuhren langsam vom Grundstück und erreichten über die Serpentinen die Autostrada. Bis Monteriggioni blieben wir auf ihr, dann nahmen wir die Abfahrt, passierten das von Mauern umsäumte Dörfchen und gelangten über Strove und Scorgiano auf unseren Hof. Ich lud die Körbchen aus, die Kleinen schliefen noch brav. Eva und Lena gingen ins Haus, um das Abendessen vorzubereiten. Ich beugte mich über Giulias Körbchen und zog ein paar Grimassen. Die Kleine schien nicht sehr erfreut zu sein, sie verzog ihr Gesicht und wandte sich ab. Ich zog mich zurück, ich wollte sie nicht ängstigen. Gianni schlief noch tief und fest. Eva und Lena hatten eine kalte Platte vorbereitet. Ich wurde noch in den Vorratskeller geschickt, um ein Stück vom Schinken abzuschneiden. Die Platte sah verlockend aus. Wir ließen es uns schmecken. Ich tröpfelte noch etwas Öl auf mein Brotstück und biß dann genüßlich hinein.
„Es ist noch so schön, wir könnten eine Runde drehen", empfahl Eva. Ich verlud die Zwillinge in ihre Wagen und wir liefen los.
Auf halber Höhe des Hügels zweigte ein Pfad zum Friedhof ab, wir passierten den Friedhof im Norden und gelangten auf die Via delle Pace. Nach ein paar Metern führte unser Weg zur Via delle Ginestre. Lenas Schulfreundin Renata begrüßte uns. Sie schaute neugierig in die Kinderwagen. Der kleine Rotschopf spielte im Vorgarten ihres Elternhauses. Lena plauderte eine Weile mit ihr, dann gingen wir weiter, noch ein kurzes Stück, dann bogen wir in einen Feldweg ein, der zur Via dei Ciliegi führte, dann über die Via Antonio Gramsci in die Via 1. Maggio, weiter hinter der Kirche vorbei zur Haupptstraße, die als Via Montagnola Senese bis zum Kreisel mit dem Pilzdenkmal führte. Wir bogen aber vorher ab. Kurz vor Gaspares Ristorante, hatte Barto seinen Zeitungsladen. Er begrüßte uns mit seinem bekanntem, schmierigen Grinsen, dabei schaute er Eva die ganze Zeit auf ihren Busen, was Eva aber stoisch ertrug. Ich nahm ein paar Zeitungen, bezahlte und wir verließen den Laden. Unser Rückweg war der Gleiche. Oben setzten wir uns auf die Terrasse und blätterten in den Zeitungen. Lena hatte unterwegs kein Wort von Eis erwähnt.
Eva hatte noch etwas Gelati eingefroren, welches sie jetzt holte und Lena servierte. Die Kleine machte große Augen und bedankte sich überschwänglich. Dann löffelte sie ihr Eis aus.
„Mußt du noch Hausaufgaben machen Lenchen?"
„Heute haben wir keine aufgehabt, weil wir im Unterricht so fleißig waren."
„Mario hat angerufen. Tabbea und Tommaso wollen auch ein Baumhaus haben. Er hat einen Bausatz gekauft und fragt, ob du morgen beim Aufbau helfen kannst. Werkzeug hat er." Ich nickte, da half ich gerne. Ich überlegte, ob ich nicht mit dem Rad zu Benedetta und Marios Hof fahren könnte. Es waren ca. 30 km, eine recht anspruchsvolle Strecke, aber die Anstrengung würde mir guttun.
„Nimm dir aber deine Sportsachen mit zum umziehen", schlug Eva vor. Ich rief Mario an und sagte für morgen zu.
„Dann fahr am Besten los, wenn ich vom Laufen zurückkomme, oder soll ich Claudia absagen?"
„Nein, lauf du nur. Ich denke mal, ich werde es in eineinhalb Stunden schaffen."
Eva gab mir einen Klaps
„Du schaffst das schon Peterl."
Am nächsten Früh, wartete ich auf Evas Rückkehr, ich hatte mir schon meine Radlerkluft angezogen und ließ mich von Eva begutachten.
„Benedetta wird große Augen bekommen Peterl. Hast du deine Wechselsachen dabei?" Ich nickte, dann fuhr ich los, Richtung Scorgiano. Dieser Weg war bis Colle di Val d`Elsa relativ wenig anspruchsvoll. Hinter Scorgiano bog ich in Richtung Colle ab. Ich passierte Ponte Santa Giulia und erreichte kurz danach die Vororte von Colle. Die Strecke war bisher relativ eben, aber die Sonne brannte vom Himmel und ich war schweißgebadet. Bei Le Grazie und Borgatello durfte ich die ersten Steigungen angehen. Ich mußte meinen Hintern aus dem Sattel heben, um oben anzukommen. Der Poggio della Cava und der Poggio alla Staffa verlangten mir alles ab. Langsam spürte ich meine Muskeln, besonders Oberschenkel und Hinterteil brannten. Aber niemand war da, um mich zu massieren. Ich erreichte den Giro Gimignano einen kombinierten Rad- und Wanderweg. Jetzt sah ich auch die Türme und Mauern von San Gimignano. Ich umrundete den Ort und machte mich auf, die letzten Hügel bis zur Fattoria zu bezwingen. Oben kam ich außer Atem an. Benedetta eilte herbei, reichte mir ein Handtuch und bot mir an, zu duschen und eine Kleinigkeit zu trinken. Ich duschte, trank ein Glas Wasser und zog mich um. Benedetta, Mario und die Kinder zeigten mir den säuberlich abgelegten Holzstapel. Ich studierte die Gebrauchsanweisung, dann zeigte mir Mario den Olivenbaum, seine breit angelegten Äste boten eine gute Grundlage für ein Baumhaus. Bodenplatte und Seitenteile waren vorgefertigt. Gemeinsam befestigten wir die Bodenplatte auf der Grundlage. Während Benedetta und Mario die Seitenteile festhielten, schraubte ich sie an der Grundplatte an. Eine Seitenwand hatte bereits ein eingefasstes Fenster. Der Türrahmen war ebenfalls vorhanden, genau wie die vorfabrizierte Tür mit kleinem Fenster. Wir brauchten die Tür nur noch einzuhängen. Als letztes schraubte und nagelte ich die Dachplatte an, strich sie mit Leim ein und klebte die Dachpappe auf. Das Haus war fertig, die Kinder jubelten. Benedetta hatte ein Stück Teppichboden ausgeschnitten, das ich jetzt mit doppelseitigem Klebeband einpasste. Tommaso und Tabbea schleppten einen Eimer mit grüner Farbe an. Das Holz war imprägniert, daher brauchten wir innen nicht unbedingt zu streichen. Mario und ich strichen das Baumhaus grün an.
„So Kinder, morgen wenn die Farbe trocken ist, dürft ihr hinein. Bedankt euch mal bei Onkel Peter. Tabbea und Tommaso umarmten mich. Ich beugte mich hinunter, weil Tabbea mich abbusseln wollte. Zum Glück hatten wir Einwegoveralls aus dem Malerbedarf an, die jetzt grün gesprenkelt waren. Wir streiften sie ab und ich wischte mir die Stirn ab.
„Ihr Männer seid bestimmt hungrig", meinte Benedetta. Die Kinder meldeten auch ihren Hunger an. Benedetta hatte eine Antipasteplatte gezaubert und wir aßen mit Appetit.
Mario und die Kinder bedankten sich noch bei mir, dann bot Mario mir an, mich mit dem Pickup heimzufahren. Ehrlich gesagt, schmerzten mit Schenkel und Hintern immer noch. Ich lud mein Fahrrad auf die Ladefläche, setzte mich auf den Beifahrersitz und wir fuhren los. Mario begrüßte kurz Eva und Lena, dann lud ich mein Fahrrad ab und Mario fuhr wieder davon. „Benedetta hat mir gesagt, du hast schon gegessen, da brauch ich ja nur für Lena und mich etwas herzurichten. Bring deine Radlermontur bitte gleich in den Waschkeller Peterl."
Ich schaute meinen Lieben beim Essen zu und trank ein Glas Wein. Eva hatte mir fürsorglich ein Kissen spendiert.
„Benedetta hat dich noch einmal gelobt, das Baumhaus ist sehr schön geworden."
„Ach, da haben doch alle mitgeholfen."
„Ist das Baumhaus auch so schön wie meins, Papa?"
„Nein, deins ist natürlich am Schönsten Lena."
„Ach Peterl, holst du noch eine Flasche Wein? Du hast es dir redlich verdient." Ich erhob mich, rieb mir mein schmerzendes Hinterteil und lief ins Haus.
„Ach du Armer, soll ich dich nachher pflegen?" Ich nickte, das war eine gute Idee von Eva. Wir schauten übers Tal, genossen unseren Wein und schauten uns gegenseitig tief in die Augen.
Eva lies ihre Hand über meinen Schenkel gleiten und lächelte.
„Ich lasse uns ein Entspannungsbad ein Peterl, ich habe einen Rosmarin-Lavendelextrakt, der soll wohltuend belebend wirken."
„So mein Liebster, ich massiere dir noch das Fluid ein, das wird dir guttun", bot Eva mir an.
Evas erster Griff ließ mich zusammenzucken, aber ich biß die Zähne zusammen, die Massage würde mir guttun und meine Muskeln wieder entspannen.
Nach Evas liebevollen Handgreiflichkeiten ging es mir wieder besser. Das Bad hatte uns beide müde gemacht und so gingen wir gleich schlafen. Ich kuschelte mich an Evas Rücken und wir schliefen tief und fest. Auch Giulia und Gianni schliefen brav durch. Früh begannen die Beiden im Chor zu krähen. Eva und ich konnten uns daher nicht einander widmen.Wir nahmen unsere Zwei heraus und rochen die Bescherung, die Windeln waren voll. Wir säuberten und wickelten unsere beiden Stinkerle. Lena kam herein „Die Babys schreien schon lange, ich bin wach geworden und wollte euch gerade wecken."
Eva schickte Lena hinunter, das Frühstück vorzubereiten. „Peterl bring schon einmal unsere beiden Strolche nach unten, ich dusche inzwischen, ich löse dich dann ab."
Ich schaffte die Körbchen nacheinander nach unten, wo Lena schon den Tisch gedeckt hatte. Eva kam im Bademantel herunter und ich durfte jetzt duschen.
Eva hatte den Kaffee aufgebrüht und wir ließen uns nieder.
„Willst du erst duschen, oder ist der Hunger so groß Lena?" Lena rannte nach oben. Ich goß der Kleinen ein Glas Orangensaft ein. Wir aßen unsere Brötchen. Eva hatte Lena zwei Honigbrötchen gemacht und ihr das Schulfrühstück in ihr Schälchen gepackt.
„Du kannst ja noch mit der Kleinen zuende frühstücken, ich ziehe mich inzwischen an."
Lena war auch schon fertig angezogen und schaute mich an, ich saß noch in meiner Schlafhose herum.
„Ich dusche gleich und zieh mich an, wir haben ja noch Zeit."
Eva kam in ihrem Laufanzug herunter und bereitete die Fläschchen für die Zwillinge zu.
„Komm mach dich fertig Peterl, dann können wir die Kleinen noch füttern, bevor du Lena zum Bus bringst. Ich kam in Bermudas und Jeans wieder herunter. Dann nahm ich mir Giulia und fütterte sie, der Hunger schien groß zu sein, denn sie hatte ihr Fläschchen in Windeseile ausgeleert." Lena schaute uns zu, ihre gepackte Schultasche stand neben ihrem Stuhl.
Lena klatschte mich ab, als sie die Ape verließ, um zum Schulbus zu rennen. Ihre neueste Marotte, dass schien jetzt in der Schule Mode zu sein.
Eva hatte mir meinen weißen Laufanzug hingelegt, nachdem sie von ihrer Strecke zurückkam und sich erfrischt und umgezogen hatte. Ich zwängte mich auf der Terrasse in meinen Laufanzug.
„Damit brauchst du aber nicht unbedingt Claudia unter die Augen zu kommen Peterl." Ich nickte, bekam noch einen Klaps mit auf den Weg und lief den Weg vom Weinkeller hinunter. In San Chimento kläffte irgendwo ein Hund, aber es war keine Menschenseele zu sehen. Nach einer kurzen Pause rannte ich weiter bis Scorgiano. Dort drehte ich um und lief den gleichen Weg zurück. Eva empfing mich mit einem Busserl, dann ging ich nach oben, um mich umzuziehen. Ich zog mir meine Arbeitsjeans an und holte aus der Werkstatt eine Hacke und einen Eimer. Ich wollte das Unkraut zwischen den neu gesetzten Olivenbäumen entfernen. Ich lief zum Ende unserer Poolwiese, ging die Stufen hinunter und begann mit der Arbeit. Das meiste Unkraut ließ sich mit der Hacke entfernen, nur ein paar mal mußte ich noch mit den Händen nachhelfen. Der Eimer füllte sich schnell. Bald war ich fertig und leerte den Eimer auf dem Kompost aus. Ich brachte Hacke und Eimer wieder in die Werkstatt und setzte mich zu Eva und den Zwillingen.
„Euer Papa hat ganz schwarze Hände, er kann euch so nicht hochheben."
Ich schaute auf meine Hände, sie waren wirklich ziemlich schmutzig. Ich ging nach drinnen und wusch mir die Hände.
Jetzt konnte ich Giulia hochnehmen. Ich hatte zum Glück ein Shirt an, so konnte sie mich nicht gleich wieder rupfen. Das Fliegerspiel begeisterte sie wieder. Eva machte das gleiche Spiel mit Gianni, auch ihm schien das großen Spaß zu machen.
„Nicht so doll Peterl, sonst spuckt sie ihr Frühstück wieder aus", mahnte Eva. Wir ließen das Spiel langsam ausklingen, so daß sie nur leise murrten, als wir sie wieder in ihre Körbchen legten.
„Was hältst du davon Peterl, wenn wir gemeinsam Lena vom Bus abholen. Ihr wart beide so fleißig beim Sport, da sind Knoblauchchampignons heute ausnahmsweise mal genehmigt. Dreh dich mal um."
Ich drehte mich und Eva meinte „Die Jeans ist genehmigt, sie sieht noch ziemlich sauber aus. So kann ich dich mitnehmen."
Gegen Mittag luden wir die Zwillinge in ihre Wagen und fuhren langsam den Hügel hinunter. Nach wenigen Minuten kam der Bus. Lena stürmte heraus und schaute und verwundert an.
„Na Mäuschen, hast du Lust auf Champignons bei Matteo?" Lena nickte, nahm meine Hand und wir überquerten die Straße. Draußen setzten wir uns an einen freien Tisch. Claudia schaute überrascht.
„Schluß mit der verordneten Diät für deine Liebsten Eva?"
„Mein Peterl und meine Lena sind gut in Form Claudia", entgegnete Eva energisch.
„Bring uns bitte drei Portionen Knoblauchchampignons, eine Karaffe Vernacchia und für Lena eine Apfelschorle."
„Und für mich Pistazien", fügte Lena noch an. Es schmeckte uns wieder ausgezeichnet und wir aßen mit Genuß.
„Magst du mit dem Papa nachher noch eine Radtour machen Lena?"
Lena nickte, sie radelte gerne mit mir. Ich wählte extra etwas anspruchslosere Strecken, um Lenchen nicht zu überfordern. Wir hatten auch immer ein Ziel, wo der Papa ein Eis spendieren konnte, das wußte Lena ganz genau. Ich überlegte noch, ob wir zum Torre Dogana oder zur Tenuta Bicchi Borghese fahren sollten. Der Reißverschluß der Gesäßtasche meiner neuen Radlerkombi war leichtgängiger, so daß ich keine Hilfe mehr brauchte, um ans Geld heranzukommen. Als ich Eva erzählt hatte, dass mir eine Bedienung das Geld aus dem Täschchen geholt hatte, runzelte sie vielsagend ihre Stirn. Beim letzten mal hatte mir Lena geholfen. Sie hatte die Gelegenheit genutzt, den Papa dabei ausgiebig zu patschen.
Diese Angewohnheit hatte sie von ihrer Mama abgeschaut, die das auch zu gerne machte.
Wir tranken unseren Wein aus, während Lena die letzten Pistazien in ihren Mund schaufelte. Dann zahlte ich und wir liefen wieder heim.
Oben pumpte ich noch etwas Luft auf die Reifen. Dann liefen wir hoch und zogen unsere Radlermonturen an. Lena und ich drehten und wendeten uns vor dem Wandspiegel. Unsere Hinterteile sahen ganz schön prall aus, die Gesäßpolster trugen noch zusätzlich auf. Eva umrundete uns, dann bekamen wir einen Klaps und wir fuhren los.
„Wo schmeckt dir das Eis besser Lena?"
„Beim Spielplatz Papa", erwiderte sie. Also los zur Tenuta, denn nur dort gab es einen Spielplatz.
In Höhe von San Chimento mußten wir beide kurz in die Büsche verschwinden, dann ging es zügig weiter. Heute war der Garten der Tenuta wieder recht voll. Wir setzten uns zu zwei jungen Frauen an den Tisch. Wir grüßten, dann ließ Lena ihr Rad fallen und lief zum Spielplatz.
„Ihre Tochter", wollte einer der Frauen wissen. Ich nickte.
„Sie ist bestimmt stolz auf ihren sportlichen Papa."
„Wir halten ihre Plätze frei, wenn sie sich etwas zu trinken holen wollen." Ich stand auf und lief zum Kiosk. Ich wußte, dass sie mir hinterherschauten. Eitel genoß ich das Gefühl. Ich kam mit einer Karaffe und einem Glas zurück. Wir prosteten uns zu. Nach einer Weile kam Lena zurück.
„Willst du dir dein Eis selber holen?" Ich gab ihr 5.000 Lire und Lena lief los. Als sie zurückkam, gab sie mir 3.000 Lire zurück.
„Du bist aber lieb und so sparsam", lobte ich Lena, die stolz schaute.
Nach einer Viertelstunde verabschiedeten wir uns, während Lena noch wartete, brachte ich die Karaffe und das Glas zurück. Dann nahmen wir unsere Räder und fuhren los.
Lena strampelte eifrig in die Pedalen und hätte am Liebsten ein Wettrennen mit mir gemacht. Kurz vor erreichen des Weinkellers, verließen sie die Kräfte und ich schob sie an.

„So geht hoch duschen und euch umziehen."
Wir liefen nach oben, duschten und zogen uns um. Ich nahm meine Mikrofasersachen und Lena eine Leggins und ein passendes Shirt dazu.
„Marta hat angerufen, sie hat einen Pecorino hereingekommen, 36 Monate alt. Seid ihr noch fit genug für einen Spaziergang?"
Wir nickten und liefen wieder den Hügel hinunter. Wir kauften bei Marta einen halben Laib des Pecorinos, dazu noch drei Mozzarella di Buffala.
„Jetzt holen wir von Marisa noch ein paar Knoblauchknollen."

Später hockten wir wieder gemeinsam auf unserer Terrasse.
„Zieh dir doch besser ein Sporthöschen an, die Leggins sind zu empfindlich, die zerreißen schnell." Lena lief hinauf und kam kurze Zeit später wieder mit einem froschgrünen Sporthöschen an.
Eva und ich hatten schon überlegt, uns einen Campingbus zu kaufen. Er böte Platz genug für uns alle, wenn wir Urlaub am Meer machen wollten und wir würden uns teure Quartiere sparen. Wir wollten zwar weiterhin Urlaub mit Paola und Bruno oder Josefa und Karl machen, aber für spontane Kurzurlaube wäre ein Wohnmobil ideal. Ich hatte erfahren, dass Bruno sich einen neuen Taxibus bestellt hatte. Ich rief ihn an, und er nannte mir einen sehr günstigen Preis. Nach ein paar Tagen hatten wir den Kauf abgewickelt und der Bus stand auf unserem Hof. Es war ein Ford Transit. Jetzt brauchte ich noch einen technisch versierten Menschen, der mir beim Umbau helfen konnte. Ich erinnerte mich an Renatas Vater, der Ingenieur in einer Firma im Industriegebiet war. Außerdem kannte sich Bianchi, einer unserer Aushilfsarbeiter, mit Autos aus. Er arbeitete in der Tankstelle an der Straße nach Colle di Val d`Elsa. Beide schauten sich das Auto an und äußerten die Meinung, da könne man ein Wohnmobil draus machen. Gemeinsam bauten wir die rückwärtigen Sitzreihen aus, Bianchi konnte sie gebrauchen und ich durfte den Innenraum ausmessen.
Lena war begeistert und verbrachte jede Minute damit, uns zuzuschauen.Bei Beppe ließ ich die Sperrholzverkleidungen für innen herstellen. Domenico war ein sehr guter Schreiner und Beppe konnte ihn für ein paar Stunden in der Woche entbehren. Nach zwei Wochen war der Innenausbau fertig. Für uns gab es ein ausziehbares Sofa, Für Lena war eine Koje über der Fahrerzeile vorgesehen. Der Tisch konnte an die Wand geklappt werden und es war Platz für die Körbchen. An der einen Seite war eine Küchenzeile installiert, die von einem Wassertank unterm Dach versorgt wurde. Die andere Seite wurde für Hängeschränke genutzt. Herd und Beleuchtung wurden mit einer Propangasflasche ermöglicht. Strom lieferte eine zweite leistungsfähige Autobatterie. An der Außenseite konnte man ein Vorzelt anbringen. Viele Utensilien ließen sich in einem Kasten auf dem Dach verstauen. Hinten gab es eine Aufhängevorrichtung für unsere Fahrräder. Eine Ecke für eine Naßzelle mit Dusche, Campingklo und Waschbecken blieb auch noch. Unterm Badschrank war Platz für den Abwassertank, den man von draußen leeren mußte.

Vier Wochen später waren wir fertig und unser Wohnmobil konnte eingeweiht werden. Ich füllte die Wassertanks und kontrollierte die Batterien. Eva hatte Lebensmittel, Geschirr und Bestecke eingeräumt. Eine Schublade war mit Babywindeln gefüllt. Unsere Wäsche zum wechseln und Badesachen waren ebenfalls gut untergebracht. In einer anderen Schublade lagen unsere Radler- und Laufsachen. Zuletzt kam die Bettwäsche in ihre Staukisten und wir konnten am Tisch Probesitzen. Lena kletterte die Leiter zu ihrer Koje hinauf und grinste uns von oben her an. Dann verstauten wir die Körbchen, sicherten sie und wir drei nahmen auf der vorderen Bank Platz. Lena saß zwischen uns in der Mitte, Eva vorerst auf dem Beifahrersitz. Ich hatte genug Geld eingesteckt und lenkte unser Campmobil langsam den Hügel hinunter. Francesca würde nach dem Rechten schauen und gegebenenfalls die Katzen versorgen. Ich fuhr über Casole, an Volterra vorbei, Ponsacco wurde südlich passiert. Wir umrundeten Pisa und erreichten nach zwei Stunden unseren abgezäunten Standplatz in Viareggio, ein paar Hundert Meter vom Strand entfernt. Ich ging zum Wärterhäuschen und bezahlte für zwei Tage. Wir zogen unsere Badehosen an und zogen bis zum Strand Sportsachen über. Ich steckte Geld ein für die Strandbenutzung und eventuelle Eiswünsche. Dann nahm ich die Strandtasche mit unseren Handtüchern, Sonnencremes, Deos und Wasserflaschen und hängte sie mir über die Schulter. Wir schoben die Kinderwagen zum Strand. Ich mietete einen Sonnenschirm um die Zwerge im Schatten zu halten. Nahe des Wassers legten wir unsere Handtücher ab, zogen unsere Sportsachen aus und rannten erst einmal ins Wasser. Während Eva hinausschwamm, blieben Lena und ich in Strandnähe und behielten unsere Zwillinge und Utensilien im Auge. Anschließend cremten wir uns gegenseitig ein und ließen uns in der Sonne schmoren. Lena buddelte im Sand und summte vor sich hin. Einige ältere Paare, die an unserem Handtüchern vorbeigingen, gaben abfällige Kommentare zu unserem freizügigen Outfit ab. Wir ließen uns aber nicht beirren. Langsam wurden wir hungrig. Wir trockneten uns ab, zogen uns wieder sittsam an, packten unsere Sachen ein und liefen zur nächsten Pizzeria. Wir bestellten uns unsere Lieblingspizza, dazu ein Karaffe Vino Rosso aus der Luccheser Gegend, eine einfachen, aber schmackhaften Vino di Tavola. Lena bekam ihre Apfelschorle und wir ließen es uns schmecken. Dann spazierten wir zum Parkplatz, zeigten dem Wärter unser Billet und kletterten in unseren Wagen. Wir Großen gönnten uns noch ein Glas Wein. Lena verschwand in die Naßzelle und machte sich nachtfertig.
„Das ist so eng darin, ich habe mich gestoßen." Lena kam heraus und zog sich den Schlafanzug hier an. Dann kletterte sie in ihre Koje und wünschte uns eine gute Nacht.
Während Eva im Waschraum war, klappte ich unser Lager aus, und breitete das Bettzeug darüber. Eva kam nackt heraus
„Lena hat recht, man bekommt kaum die Duschtür zu und draußen holt man sich bei jeder Drehung blaue Flecke. Entschuldige, aber umziehen kann man sich drinnen nicht." Also zog ich mich gleich vor der Naßzelle aus.
„Paß auf, dass du mit deinem Po in die Duschkabine paßt und die Tür noch zubekommst. Setz nicht alles unter Wasser. Es war wirklich unmöglich sich drinnen anzuziehen, die Duschtür bekam ich nur zu, wenn ich meinen Hintern an die Armaturen drückte. Ich trocknete mich ab und zog mich außerhalb unserer Waschkabine wieder an. Ich rieb mir das Hinterteil, die Armaturen hatten sich schmerzhaft in mein Fleisch gedrückt. Ich löschte das Licht und schlüpfte zu Eva unter die Decke. Wir schliefen recht gut, bis Lena uns weckte.
„Ich springe jetzt herunter, ich muß ganz dringend zur Toilette." Wir rückten beide auf die Seite und Lena plumpste zwischen uns, dann rappelte sie sich auf und verschwand eilig in der Toilette.
Ich brühte Kaffee auf, dann setzte ich mich an den Tisch, damit Eva an den Kühlschrank kam. Wir hatten Weißbrot mitgebracht, das Brötchenaufbacken wäre zu aufwendig gewesen. Wir frühstückten, dann verstauten wir alles und machten die Ladung fahrsicher. Ich fuhr langsam vom Parkplatz herunter und es ging wieder Richtung Heimat. Mit den Kinderwagen war es recht eng, wir mußten uns eine Lösung überlegen, die Kleinen besser unterzubringen.
Daheim parkte ich unser Campmobil im Hof. Wir räumten Lebensmittel, gebrauchte Wäsche, Bettzeug und Kleidung aus. Ich trug Wäsche, Handtücher und Badesachen in den Waschkeller, wo Eva es vorm Waschen noch sortieren wollte.
„Also Peterl, das duschen können wir vergessen. Die Naßzelle nutzt nur für die Toilette oder vielleicht noch zum Zähneputzen und Händewaschen. Wir haben uns beide den Hintern gestoßen und auch für Lena war es beinahe zu eng. Wenn wir damit unterwegs sind, müssen wir uns einen Platz mit öffentlichen Duschen suchen. Was meinst du?" Ich nickte, Eva hatte Recht.
„Jetzt will ich aber genüßlich duschen, kommst du mit?" Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und gemeinsam liefen wir nach oben.
Wir duschten gemeinsam und wollten gerade anfangen Zärtlichkeiten auszutauschen, als Lena hereinplatzte und uns davon abhielt.
„Habt ihr das nicht gehört? Gianni schreit ganz dolle." Ich stellte das Wasser ab, jetzt hörten wir es auch. Eva hüllte sich in ein Badehandtuch und eilte nach unten. Ich trocknete mich ab und zog mich unter den neugierigen Blicken meiner Tochter an.
Eva nahm Gianni hoch, er beruhigte sich wieder schnell. Seine Windeln möffelten ein wenig. Eva nahm ihn nach oben und wickelte ihn im Schlafzimmer. Jetzt ertönten nur noch kurze Jammerlaute. Er schien langsam Hunger zu bekommen.
„So Peterl, schnapp dir deine Tochter, die wird es auch nötig haben." Und richtig, als ich Giulia unten herausnahm, machte ich die Schnupperprobe. Dann wickelte ich sie im Kinderzimmer frisch.
Eva hatte Gianni auf dem Arm.
„Komm Peterl, ich mache unten die Fläschchen fertig. Es ist Zeit für Raubtierfütterung." Eva lachte.
Die Flaschen waren in Windeseile leer, der Hunger schien groß gewesen zu sein.
„Warum habt ihr ohne mich geduscht", wollte Lena wissen.
„Wo warst du denn Lenchen?"
„Ich habe unten auf die Babies aufgepaßt", kam es etwas empört. Eva strich der Kleinen übers Haar.
„Mama, der Lehrer hat mich ausgeschimpft."
„Warum denn Lena?"
„Ich habe in der Biologiestunde meine Rechenaufgaben gemacht. Der Signore Martini ist immer so langweilig, außerdem weiß ich das schon alles."
„Du sollst doch deine Hausaufgaben daheim machen Lena." Lena schaute bedröppelt und versprach künftig alles zuhause zu machen.
„Hast du deine Hausaufgaben für morgen alle gemacht Lenchen?"
Lena nickte, holte ihre Schultasche und zeigte Eva alles, was sie aufgehabt hatte.
„Ich packe noch unsere Sachen in die Waschmaschine, dann können wir loslaufen." Ich nahm die Körbchen mit auf die Terrasse, holte die Kinderwagen aus der Werkstatt und legte unsere Kleinen hinein. Wir winkten Francesca zu, dann liefen wir zum Kirchplatz. Don Fulvio kam gerade aus der Tür, er begrüßte uns und beugte sich über die Kinderwagen. Eva winkte Claudia, Marta und Matteo zu, die vor der Bar standen und sich unterhielten. Wir liefen weiter bis zu Beppes Baustelle. Ich unterhielt mich mit Domenico, und schilderte ihm unser Problem. Die Naßzelle war zu eng, Domenico würde sich morgen einmal den Wagen ansehen, ob eine Änderung möglich sei. Wir gingen wieder zurück zur Straße und liefen Richtung Industriegebiet. Zurück schlugen wir einen großen Bogen durch die Felder, gingen links auf der Vecchia Strada Maremma weiter, die schließlich in Höhe von Gaspares Ristorante in die Via dei Lavatoi überging. Bei Matteo waren alle Tische besetzt, die Menschen genossen die Abendsonne. Wir hörten englische Laute, es waren offensichtlich Touristen.
Lena hatte noch Apptit auf ein Eis. Ich drückte ihr zweitausend Lire in die Hand.
„Das sah so lecker aus Papa, ich habe noch von meinem Geld dazu gegeben." Lena hatte einen großen Becher mit Schokosoße erstanden. Wir wechselten wieder auf die Kirchenseite und setzten uns auf eine Bank, bis Lenchen fertig war. Eva hielt Gianni ein Löffel mit ein wenig Eis darauf hin. Er schleckte kurz und drehte dann mit einer angewiderten Miene den Kopf weg und spuckte. Anschließend liefen wir wieder heim. Draußen war es noch angenehm und wir setzten uns auf die Terrasse.
„Ich fahr noch mal zur Tankstelle, den Abwasserbehälter leeren. Willst du mitkommen Lenchen?"
Lena nickte und kletterte auf den Beifahrersitz, dann fuhr ich unser Campmobil vom Hof. An der Tankstelle entleerte ich den Abwasserbehälter und tankte voll. Dann fuhren wir wieder zurück und ich parkte das Auto im Hof.
Lena verschwand in ihr Baumhaus. Hier blieb sie, bis es Zeit für sie war, zu Bett zu gehen.
„Seid ihr krank, habt ihr heute keinen Hunger?"
„Was gibts denn Schönes?"
„Wenn Lena mir hilft, und du auf die Mäuse aufpaßt, mache ich euch eine Lasagne, eine Gemüselasagne."
Ich rief Lena, die in Windeseile die Strickleiter herabkletterte und mit der Mama ins Haus lief.
„Peterl, bring mir doch bitte zwei mittelgroße Zucchini und zwei Chilischoten." Eva steckte ihren Kopf aus der Haustür und rief nach mir.
Ich holte aus dem Garten das Gewünschte und reichte es Lena, die herausgekommen war.
Nach einer knappen Stunde, während mein Magen langsam anfing zu knurren, kamen Eva und Lena heraus. Eva hatte dicke Handschuhe an und trug die dampfende Auflaufform. Lena schleppte Gläser herbei. Ich wartete bis die beiden am Tisch waren und holte Teller und Bestecke heraus. Dann durfte ich noch einmal hinein den Wein und die Apfelschorle zu holen.
Eva hob die Portionen auf unsere Teller, es dampfte noch und verbreitete einen aromatischen Geruch.
„Vorsicht, es ist heiß", mahnte Eva. Ich goß aus der Karaffe den Wein ein, eine Riserva aus unserer Ernte. Lena bediente sich selbst.
Eva hatte unsere pikante selbstgemachte Tomatensoße eingesetzt. Der Chili machte die Lasagne sehr pikant. Lena verzog den Mund, es war wohl noch etwas heiß gewesen. Ich pustete kräftig und schob mir dann einen Bissen in den Mund. Die Komposition aus reifen Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch, Chili und Basilikum war unvergleichlich lecker., die Nudelplatten bißfest, wie wir sie mochten. Wir bekamen alle noch einmal Nachschlag.
„Ich bin so voll", stöhnte Lena, als sie ihre zweite große Portion vertilgt hatte.
„Soll ich dich zum Hause rollen Lieschen", frozzelte ich.
„Papa", protestierte Lenchen und boxte mich in die Seite.
„So Mäuschen, räum bitte den Tisch mit ab, dann gehst du ins Bett, es ist spät genug." Lena brummelte ein wenig, aber dann half sie Eva beim Tischabräumen. Sie kam noch einmal heraus und busselte mich ab, drehte wieder um und verschwand im Haus. Eva kam nach einer halben Stunde zurück und wir tranken noch ein Glas Wein. Die Kleinen schliefen fest. Ich beobachtete den Vollmond über den Hügeln.

Am nächsten Mittag holte ich Lena vom Bus ab.
„Papa, wir haben heute Storia locale, Heimatkunde, gehabt. Die Lehrerin hat vom Torre Pendente, vom Schiefen Turm, erzählt. Da kann man hochklettern. Der ist in Pisa. Fahren wir da mal hin, Papa?"
„Habt ihr am Sonnabend nicht Fußball", wollte Eva wissen."
„Nein, wir spielen erst am Sonntag Mama."
Also brachen wir am Sonnabend nach Pisa auf.
Wir fuhren über Volterra und waren nach gut 2 Stunden am Ziel. Wir parkten am Rande des Geländes, an der Via Pietrasantina und hatten schon einen beeindruckenden Ausblick auf das Ensemble auf der Piazza dei Miracoli. Wir bezahlten unseren Eintritt und betraten das weitläufige Gelände.
Bald standen wir vor dem Turm.
„Der ist ja soo schief, kippt der auch nicht um?"
„Klettert nur hoch, ich bleib mit den Kleinen unten." Wir schoben die Kinderwagen aus der Falllinie, dann stellten Lena und ich uns am Eingang an. Nachdem wir die 293 Stufen der Wendeltreppe bezwungen hatten, mußten wir schnaufen. Wir traten auf die Galerie heraus und liefen einmal rundum. Lena traute sich auf der überhängenden Seite kaum ans Geländer.
Als ein ziemlich dickes amerikanisches Paar aus der Tür trat, flüchtete Lena panisch auf die gegenüberliegende Seite. Schließlich wollte Lena wieder hinunter. Wir zwängten uns an den nach oben strebenden Besuchern auf unserem Weg nach unten vorbei.
Jede, der sechs Galerien wurde von Lena beim Abstieg einmal umrundet.
„Kippt der Turm auch wirklich nicht um Papa?" Ich schüttelte meinen Kopf.
Unten fiel Lena der Mama um den Hals.
„Mama, beinahe wären wir umgekippt, da waren so zwei Dicke."
Ich erzählte von dem amerikanischen Paar. Jetzt mußten wir natürlich auch den Dom besichtigen. Ich ließ Eva und Lena den Vortritt und schaute nach unseren Zwillingen. Nach einiger Zeit kam Eva heraus und löste mich ab. Lena war noch drinnen. Ich fand sie mit staunend in den Nacken gelegten Kopf, auf die in 48 m Höhe befindliche Kuppel schauend. Der Innenraum war beeindruckend prächtig ausgestattet. Ein Blick noch in die kleine malerische Taufkapelle und wir verließen das Gelände wieder. Die Stadt wollten wir ein anderes Mal anschauen. In der Nähe erstanden wir an einem Kiosk für jeden ein Pizzastück. Wir setzten uns auf der anderen Straßenseite auf ein Mäuerchen und aßen unsere Pizza.
„Das muß für heute Mittag reichen. Heute Abend lade ich euch dafür beim Gaspare ein, einverstanden?" Wir nickten einverstanden.

Abends saßen wir bei Gaspare auf der Terrasse. Er wollte gerade unsere Bestellung aufnehmen.
„Onkel Gaspare, Onkel Gaspare, wir waren heute auf dem Torre Pendente, ich und der Papa ganz oben. Der Turm wäre beinahe umgekippt."
„Tu piccolo lestofante, du kleiner Schwindler”, mahnte Gaspare.
„Aber der war doch soo schief", beteuerte Lena.
Nach einer viertel Stunde kam Anna heraus und brachte uns den Wein und Lenas Apfelschorle.
„Wenn du die Kleinen versorgen mußt, sag Bescheid Eva. Wir könnten dann nach hinten in den Personalraum gehen. Ich helfe dir gerne, da kann ich mal ein wenig üben, falls mein Gaspare mich irgendwann auch einmal zur Mama macht."
Beide lachten.
 
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