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Projekt Terra Nova - Die Landung (Teil2)

Romane/Serien · Fantastisches
Bericht von Wolf Galetzki (Kommandant)

Die Katastrophe

Die Sirenen heulten durch das Schiff. Eine Stimme schrillte aus den Lautsprechern: „Wir haben ein technisches Problem im Sektor D III-T4. Momentan besteht kein Anlass zur Sorge. Bitte achten sie aber auf weitere Durchsagen. Die einzelnen Sektionen bitte planmäßig weitermachen.“

Wir, die Gruppe WZY83-A-II-SL, waren gerade zu einem routinemäßigen Checkout an Bord eines Raumgleiters gegangen und wollten planmäßig ablegen. Das war eine der alle vier Wochen stattfindenden Übungen des Alarmplans. Ich checkte also die weiteren Instrumente und gab dann den Befehl zum ablegen. Die Moongoose IV gab kurz Schub und schon lagen mehrere Kilometer zwischen uns und der President Monroe.
Ich programmierte die Werte für unseren Routineflug ein, als mir plötzlich Cleo auf die Schulter tippte.
„Wolf, ich glaube sie haben im Mutterschiff ein ernstes Problem, hör doch mal. Ein kleiner Asteroid soll das Schiff getroffen haben. Sie haben SOS ausgelöst.“

„....., bitte alle, ich wiederhole alle auf die vorgeschriebenen Stationen. Ein Kleinstasteroid hat Sektor D III-T4 beschädigt. Die Raumgleiter Moongoose II, Moongoose IV und Moongoose VII bleiben bitte bei bestätigtem Auftrag. Ich wiederhole, auf keinen Fall den Einsatz abbrechen.....Mein Gott, eine heftige Explosion in Sek...“ dann brach die verzerrte Stimme ab. Gleichzeitig hüllte ein gleißendes Licht, wie ein riesiger Feuerball, die ungefähr noch apfelsinengroße President Monroe ein. Im nächsten Moment war da gar nichts mehr. Nichts mehr, die President Monroe war vom Bildschirm verschwunden. Ich gab sofort Anweisung, den Sektor abzusuchen, Detektoren einzusetzen. Doch die Detektoren versagten, ein elektromagnetisches Feld überlagerte alle Impulse. Das konnte nur heißen, dass die Protonenpulstriebwerke der President Monroe hochgegangen waren, das hieß aber auch, das das Schiff explodiert, vernichtet war. Mit allen etwa 2500 Siedlern, Männern, Frauen und Kindern, mit allen Tieren und Geräten, alles tot und zerstört. Unsere Freunde, Bekannten und Nachbarn waren tot. Uns hatte nur ein riesiger Zufall das Leben gerettet, Minuten später und wir wären auch dabei gewesen.

Das EM Feld überlagerte alles, auch die Kommunikation zu den beiden anderen Raumgleitern war unterbrochen. Wir waren allein, definitiv allein, in der unendlichen Weite des Alls.
Wie lange konnten wir noch überleben? Sauerstoff, Nahrungsmittel und Wasser würden bei vierzehn Personen etwa sechs Wochen reichen. Treibstoff bot der Raum dagegen für die Ewigkeit. Wenn wir keinen geeigneten Planeten fanden, würde unser Gleiter wie ein „fliegender Holländer“ Äonen durch das All ziehen, wenn ihn nicht vorher eine Sonne einfing, ein Asteroid zerstörte oder ähnliches Ungemach passierte.
Ich schaltete den Raumscanner ein. Doch er wurde momentan noch vom EM Feld überlagert. Aber er würde uns zum nächsten geeigneten Planeten bringen, wenn ein solcher in der Nähe wäre.
Der Scanner besaß die Eckdaten, die für ein menschliches Leben nötig waren und würde automatisch einen entdeckten Planeten ansteuern, der sich im Umkreis von 1,5 bis 2 Lichtjahren befand.


Landung auf Terra Nova

Wir waren etwa zwei Wochen unterwegs, als der Scanner Planetendaten checkte. Wir waren nicht weit entfernt von einer Sonne des Sol Typs. Der Planet hatte ähnliche Daten wie Terra und schien Lebensmöglichkeiten zu bieten.
Beinahe genau drei Wochen nach unserem Aufbruch von der "President Monroe" erreichten wir unser Ziel.
Die Kapsel, die für diese Zeit unser Zuhause geworden war, hatte einen Planeten erreicht, der für uns infrage kam, der uns alles bieten würde, was wir zum überleben brauchten. Wir mussten uns um nichts kümmern, die Kapsel würde automatisch in eine Kreisbahn einschwenken und nachdem sie genug Daten über den Planeten gesammelt hätte, zur Landung ansetzen, den für uns idealen Landeplatz erreichen.
Nach drei Umkreisungen bereitete der Bordcomputer die Absprengung der Kapsel und den Landeanflug vor. Der Raumgleiter blieb im Orbit und sollte den Planeten umkreisen und regelmäßig ein Funksignal aussenden. Falls die anderen Gleiter innerhalb eines Radius von 1,5 Lichtjahren waren, würden sie die Signale empfangen können.

Auf dem Bildschirm sahen wir recht einladende Bilder. Große Wasserflächen wechselten mit tiefgrünen Landmassen ab. Vereinzelt konnten wir hohe Bergmassive ausmachen. Rauchfahnen deuteten auf aktive Vulkane hin.
Langsam wurde es Zeit, uns in unsere Sessel zurückzuziehen. Sie sollten uns bis zur Landung sicheren Schutz bieten. Ich verriegelte meine Arm- und Beingurte und lehnte mich entspannt zurück. Wir hatten die ersten Ausläufer der Atmosphäre erreicht. Die Kapsel fing an zu vibrieren, ein helles Singen ertönte. Die Lautstärke und Tonhöhe steigerte sich bis zu einem betäubenden nervenaufreibenden Kreischen.
Immer wieder wurde die Kapsel heftigen Stößen ausgesetzt und taumelte vor sich hin.
Plötzlich erfolgte ein heftiger Ruck und wir wurden von gewaltigen Kräften in unsere Sessel gepresst.
Für wenige Sekunden verloren wir unsere Besinnung, so stark machte sich die Verzögerung bemerkbar. Der Bremsfallschirm hatte sich entfaltet. Wir glitten unserem Ziel entgegen. Wenige Augenblicke trennten uns noch von der Landung. Ein kurzer harter Ruck und die Kapsel stand sicher auf dem Boden. Ein Blick auf die Bildschirme zeigte nicht viel, wir waren auf der Nachtseite gelandet.






Geglückte Landung

Wir waren gelandet, weich gelandet in unserer neuen Heimat. Auf einem Planeten, der unsere Zukunft sein würde. Was erwartete uns hier? War die Umwelt uns freundlich gesonnen, gab es Gefahren? Wir sollten es bald herausfinden.

Benommen rappelte ich mich wieder auf und überprüfte die Kontrollanzeigen. Cleo schlug die Augen auf und schaute mich erwartungsvoll an. Stefan räusperte sich kräftig, und Brian fluchte vor sich hin.
„Willkommen daheim“ grinste Stefan etwas verhalten und brach damit den Bann. Plötzlich redeten und gestikulierten alle durcheinander. „Ist jemand verletzt?“ wollte Achmed unser Medizinmann wissen.
„Wer geht zuerst?“ brachte Cleo die naheliegende Frage als erste heraus.

„Wir warten, bis die Sonne aufgeht. Als erstes können Eva und Anna Lena noch einmal die Daten der Sensoren überprüfen. Wenn wir draußen sind, bauen wir die Zelte auf und errichten eine provisorische Palisade, falls es Tiere geben sollte, die uns feindlich gesinnt sind.“

„Moment, da sind die aktuellen Daten:
Temperatur : 15° C
Luftfeuchtigkeit : 75%
Windgeschwindigkeit : 35 km/h
Sauerstoff : 24,5%
Stickstoff : 71,2%
Edelgase : 3,1%
CO² : 1,1%
vorausichtl.Temp.12.00 : 29,5“ C

„Das schaut gut aus“ grinste Cleo, „wir sollten uns aber möglichst leicht anziehen, das wird heiß und schwül bis Mittag. Ich schlage vor, wir nehmen aber trotzdem die Thermohaut, die wird uns vor eventuellen Insektenstichen schützen.“
Thermohäute waren eine Ganzkörperbekleidung aus einem von außen wasserdichten, aber atmungsaktiven, hauchdünnen Kunststoff. Thermohäute wurden früher hergestellt, indem man die Körperoberfläche mit flüssigem Kunststoff bepinselte, der sich nach dem Trocknen hauteng an den Körper anschmiegte und volle Bewegungsfreiheit gab. Der ganze Körper war vom Hals bis zum Fuß geschützt. Die Oberfläche war hellgrau undurchsichtig, irisierte aber in vielen Farben, wenn das Sonnenlicht auftraf, war hochelastisch und gab durch ihre besondere Struktur Schutz vor Insektenstichen, ätzenden Flüssigkeiten oder Sekreten, sogar vor Schlangenbissen und gleichfalls vor Sonnenbrand. Gleichzeitig wurde die Körpertemperatur konstant bei 37° C gehalten, und das bei Außentemperaturen, die zwischen 10°C und +50°C betragen konnten.
Man konnte die Haut sogar mehrfach abstreifen, dabei schrumpfte sie auf Schlauchgröße zusammen, war leicht zu verpacken und ließ sich ohne größere Mühe wieder über den Körper streifen.

Heutzutage zog man sich aus, setze einen leichten Helm auf, um den Kopf freizuhalten und ließ sich unter einer Spezialdusche in der Luftschleuse wenige Minuten lang mit der warmen Kunststofflösung besprühen. Nach einer Minute war der Kunststoff ausgehärtet und die persönliche Thermohaut war fertig. Obwohl die Haut weniger als ein Millimeter dick war, hatte man das Gefühl in ein weiches Polster gehüllt zu sein. Die Oberfläche absorbierte sogar leichte Schläge und bei Stürzen reduzierte sie die Wucht des Aufpralls auf einen minimalen Rest. Man konnte sich sofort wieder normal bewegen.

Wir hatten noch etwa eine Stunde bis Sonnenaufgang. Ich gab einige Daten in den Bordrechner ein und fertigte mit Cleo zusammen das Logprotokoll an. Dann legten wir unsere Bordkombinationen ab, gingen unter die Dusche und passten uns unsere Thermohäute an. Anna Lena und Maria halfen den Kids noch dabei, und gerade, als die ersten Sonnenstrahlen über den Horizont kamen, waren wir fertig und warteten ungeduldig in der Schleuse. Vorsichtshalber hatten wir uns unsere Gürtel mit den Thermowaffen, leichte nur ca. 200g schwere Laserpistolen, um die Hüften geschnallt. Ungeduldig warteten wir darauf, das sich die Schleusentür öffnete. Endlich mit einem sonoren Ton glitt das Schleusentor auf. Ein feuchtwarmer Schwall Luft drang ein und legte sich wie ein Film auf unsere Gesichter.
Es war genau 8.47 Uhr TST (Terra-Standard-Time) als eine Gruppe von vierzehn Menschen ihre Füße auf den Boden dieser Welt setzte, um sie als neue Heimat in Besitz zu nehmen.
 
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Kommentare  

Ein gutes erstes Kapitel. Sehr mitreißend geschrieben. Die Gefühle dieser Menschen. Erst die Katastrophe und dann die Freude doch noch am Leben zu sein und dann dieser - augenscheinlich -herrliche Planet.

Dieter Halle (18.01.2011)

Spannend! Vierzehn Menschen müssen sich notgedrungen in einer fremden Welt behaupten. Toll wie du die hohe Technik der Reisenenden beschreibst. Alles kommt so leicht und natürlich herüber, als wäre es ganz selbstverständlich. Sehr schön geworden.

Jochen (02.01.2011)

Die kleine Gruppe ist glücklich auf Terra Nova, ihrer neuen Heimat, gelandet.
Werden sie alle Gefahren, die auf sie lauern meistern?

Fortsetzung folgt


Wolfgang scrittore (01.01.2011)

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