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8 Seiten

Damals 11. Kapitel

Romane/Serien · Erinnerungen
© axel
Kehren wir wieder zu der tapferen kleinen Erna in Ostpreußen zurück. Vorweg sei gesagt, dass sich heute wohl niemand vorstellen kann, wie ärmlich damals auch die wohlhabensten Leute zu jenen Zeiten überall in Europa leben mussten und den anderen in den übrigen Kontinenten auf der ganzen Welt ging es noch wesentlich schlechter.
Die heutige Technik macht es uns möglich, dass wir vergessen, wie es damals den Menschen gegangen ist und dass selbst jene die derzeit nicht viel Geld haben, stille Helferlein nutzen, die nicht viel kosten und ihre Arbeit tun. Als da wäre zum Beispiel die Waschmaschine oder der Waschsalon, wo im Nu die Wäsche fertig ist, für die zu jener Zeit Wäscherinnen viel Zeit verwendeten und die ärmeren Leute diese schwere und umständliche Arbeit selber verrichten mussten. Ein weiteres Beispiel: Heute steht uns eine Vielzahl an Fertiggerichten zu geringem Preis zur Verfügung, damals brauchte man lange Zeit, um überhaupt etwas Essbares für die Familie zu bekommen und fertig zu stellen. Es fehlte auch der Kühlschrank, weswegen man fast jeden Tag – war man wohlhabend - einkaufen gehen musste, die meisten holten sich zum Beispiel Gemüse und Obst aus dem Garten oder gingen „stoppeln“ Letzteres bedeutete, sie sammelten die restlichen Ähren, Kartoffeln, Gemüse und Obst aller Art, welche die Knechte des Bauern auf den Feldern liegen gelassen hatten, in mühsamer Suche ein. Es gab noch keinen Staubsauger. War die Wohnung verstaubt, musste die Putzfrau – wieder wenn man wohlhabend war, erst sämtliche Teppiche, und die waren oft groß und schwer, ausräumen und draußen auf der Klopfstange ausklopfen. Anschließend fegte und wischte sie sämtliche Räume. Es gab auch keinen Kindergarten. Wer etwas auf sich hielt, hatte eine Kinderfrau, noch besser Amme, (so brauchte man sein Kind nicht zu stillen) denn niemand sonst aus der Familie beschäftigte und beaufsichtigte die Kinder.
Das Auto war gerade erfunden worden und nur wenige besaßen solch ein Vehikel.
Selten konnte sich die meisten Bürger eine Kutsche leisten. In der Regel fuhr man mit einem Erntewagen von einem Ort zum anderen und das auch nur wenn es unbedingt nötig war. Allein schon diese Angelegenheit den heimischen Ort zu verlassen und in eine weiter gelegene Gegend zu kommen, war besonders für die einfachen Leute sehr aufregend, denn meistensteils waren längere Strecken unüberwindbar, denn man musste gesund, gut bei Fuß sein und Zeit haben.
Dieser Erntewagen wurde in der Regel von zwei kräftigen Pferden gezogen, die sehr unberechenbar sein konnten, da sie scheuten, sobald die Straßen etwas belebter wurden, weil sie nur an Ruhe und Stille gewohnt waren. Oft ging auch mal ein Wagenrad, wegen der holperigen Wege, zu Bruch. Repariert wurde an Ort und Stelle.
Kinder wurden selten mitgenommen. Man ließ sie ruhig alleine auf dem Hof. Die Kinder spielten ohnehin immer unbeaufsichtigt auf den Feldern, hatten kaum Spielzeug, erlebten aber ihre ganz eigenen Abenteuer.
Gab es mal Geld, wurden sie einkaufen geschickt, denn Mutter und Vater hatten derart viel zu tun, dass sie sich nicht auch noch darum kümmern konnten.
Die Kinder liefen also lange Wege, um ins nahe gelegene Dorf zu kommen. Lebensmittel gab es damals nicht gleich schick abgepackt, in ausgewogenen Mengen, und in großer Vielfalt. Es war kein Selbstbedienungsladen vorhanden, sondern der Kaufmann hatte einen - höchstens zwei - kleinere Räume und bediente hinter einer langen Ladentheke.Dort stand auch seine "Registrierkasse". Ein blechernes muschelartiges Ding mit etwa fünf Schiebern und einer Kurbel an der Seite. Typisch war immer das Klingelgeräusch der Bargeldschublade, das ertönte sobald sie geöffnet wurde. Der Kaufmann lebte meistens im Obergeschoss mit seiner Familie. Hatte er den Laden Parterre geöffnet, klingelte man an der Tür und er musste erst mal die Treppen hinunter.
Hatte sich eine kleinere Menschenmenge vor seiner Tür versammelt, ließ er sie vor seiner Ladentheke anstehen. Ein jeder musste warten, ehe er an die Reihe kam. Man durfte nichts anfassen. Es war verboten die Nahrung oder ausgelegten Gegenstände des Kaufmanns auch nur zu berühren. Er hatte einen oder zwei Säcke Mehl bei sich, hinter der Theke stehen und den Zucker - der eine Kostbarkeit war - in Kiepen aufbewahrt. Er besaß auch Gewürze, alle fein säuberlich in Schubladen mit kleinen Kiepen hinter sich sortiert.
Wenn man einkaufte wurde alles Krümelige oder Pulverige mit Hilfe einer kleinen Schaufel in verschiedene Papiertüten gefüllt, abgewogen und einem überreicht. Kartoffeln wurden ins Netz geschüttet, das man mitzubringen hatte. Für die Milch hatte man eine Metallkanne zur Verfügung zu stellen. Die Kuh stand im Hof und wurde hierfür gemolken.
Wollte man Fleisch, ging es zu einem winzigen Laden – meist nebenan. Der Fleischer hatte ebenfalls wenig zum Anschauen dazuliegen, das konnte ja schlecht werden, denn er besaß weder Kühlraum noch Kühlschrank. Schweine, Rinder, Enten und Hühner und auch Ziegen und Lämmer, befanden sich in höchster Lebendigkeit auf seinem Hof und wurden von ihm selber nach und nach geschlachtet, darum hieß er auch nicht selten „Schlachter“.
Die Bauern brachten ihm das Vieh, das er ihnen abkaufte. Er schlachtete im Hof hinter seinem Laden auch nur, wenn er es für nötig befand, soll heißen, wenn er alles verkauft hatte und man richtete sich danach. Wenn es eben mal kein Kotelett gab, dann gab es halt keins, oder man kaufte etwas anderes – so war das halt.
Hatte er jedoch etwas anzubieten, was er rasch los werden wollte, dann hängte er eine kleine Schiefertafel an die Türklinke auf der dies mit Kreide geschrieben stand. Schlichte Schilder waren halt damals die einzige Möglichkeit für Werbung.
Es gab auch noch den Apotheker im Dorfe, der zur damaligen Zeit ein halber Arzt war, den Bäcker, der zwar Brot aber nur sehr wenig Kuchen vorweisen konnte, da die Frauen stets selber zu backen pflegten und den Schuster – zu dem kam man selten, denn man lief meistens Barfuß - und dann war noch der Schneider, denn die Möglichkeit Kleider von der Stange anzufertigen, steckte damals noch in den Anfängen. Stoffe wurden zu jener Zeit von den Menschen sehr oft und viel lieber gekauft, als vom Schneider gefertigte Kleidung. Da etwas selber zu nähen- selbst ohne Nähmaschine – wesentlich billiger war.
Es wurde vieles von den sogenannten „Hausfrauen“ an Belastungen getragen. Hatte man keinerlei Haushaltshilfen, war das Leben unglaublich hart und viel entbehrungsreicher als für jemandem – selbst in ärmlichen Verhältnissen - heute zum Beispiel in Deutschland. Es
gab keine Stütze für die Armen. So gut wie gar keine Altersheime. Keine Krankenversicherung. Die Männer und manchmal auch Frauen arbeiteten Tag und Nacht und dennoch waren deren Kinder – und die waren oft zahlreich - fast am verhungern. Sie lebten in primitivsten Behausungen, die eher Tierställen ähnelten und Wasser aus dem Hahn war Luxus. Von den meisten Leuten zu jener Zeit wurde es von weit her und aus dem Brunnen herbei geschleppt – meistens von den Kindern.
Es war ein behütetes, langweiliges Leben für Kinder, reicherer Familien, denn es gab fast gar keine Kinderbücher und nur sehr weniges grobes und unansehnliches Spielzeug. Die Kleidung der Kinder ähnelte außerdem sehr denen der Erwachsenen und so hatten sie sich auch zu benehmen.
Die übrigen Kinder, die größtenteils aus ärmeren Verhältnissen stammten, wuchsen, wenn sie klein waren (bis drei Jahre) von den älteren Geschwistern gelegentlich überwacht, in Gottes freier Natur - auch bei größter Kälte- auf, denn zu Hause war es zu eng in den wenigen Zimmern. Da konnte man nicht spielen, nur schlafen.
Dieses Leben draußen war zwar sehr abenteuerlich aber auch gefährlich. Manchmal verschwanden Kinder plötzlich und kamen nie wieder, wurden vielleicht später kleine halb verweste Leichen entdeckt, in denen man selten sein eigenes verloren gegangenes Kind wieder erkannte. Nicht nur seltsame Menschen, auch der Wald und das Moor waren für kleine Kinder sehr gefährlich. Und wenn die Nebel über die schier endlosen Wälder Ostpreußens dahinzogen, dann wurden Geistergeschichten beim schwachen Schein der Kerze herum erzählt.
Besonders gut darin war August. Denn wenn der Herbst kam und die Sonne blutrot hinter den schwarzen Schatten der Mischwälder unterging und der Elch von Gebüsch und Laub versteckt, leise raschelnd – manchmal einen kehlig tiefen Schrei austoßend - durch die Gegend zog, dann saß August vor seiner Hütte auf einer Holzbank. Behaglich sein Pfeifchen schmauchend mit der Tochter auf dem Schoß und erzählte auch den Nachbarjungs die ebenfalls auf der Bank saßen oder auf dem feuchten Boden hockten, Schauergeschichten, die er gehört oder sich selbst ausgedacht hatte.
Seine Frau Marlene war nicht dabei. Sie fand seine Geschichten mehr als unheimlich, denn sie glaubte an Geister und auch an vieles andere Übernatürliche. Sie fand, dass August lieber mehr im Hause tun sollte, denn es gab immer etwas zu reparieren. Zum Beispiel hatte die Tür plötzlich keine Klinke mehr oder die Fensterscheibe war wie von Geisterhand eingeschlagen. Als streng gläubige Hugenottin war sie auch der Meinung, dass die in ihre Nähe gezogenen Nachbarin hexen könnte. Denn diese legte ihr bisweilen eine Hasenpfote, noch öfter aber auch eine Hühnerkralle direkt vor die Haustür und streute Asche darüber. Besiegelte also ihre Türschwelle mit einem bösen Fluch.
Da war es ganz klar, dass Marlene über diese Türschwelle gestolpert und dabei das gerade gekaufte – höchst kostbare - Mehl verschüttet hatte. So tat sie es ihr gleich. Obwohl sie keine Hasenpfote aufweisen konnte, denn so etwas Leckeres hatten sie nicht als Speise, konnte sie doch ein paar Hühnerkrallen auftreiben, denn sie arbeitete ja heimlich auf einem Hühnerhof. Asche ließ sich leicht finden, denn es gab keinen elektrischen Herd. Das Essen wurde auf einem Gußeisernen Ofen mit Kohlefeuerung zubereitet, der gleichzeitig das einzige Zimmer erwärmte.
Und nun stelle man sich unsere kleine Erna zu jenen Zeiten vor. Sieben Jahre alt ist sie und ziemlich groß gewachsen für ihr Alter. Sie besitzt nur zwei Kleider, die ihr die Mutter – ohne Nähmaschine - genäht hat. Diese Kleider sind nicht etwa passend für ihr Alter angefertigt worden – nein, auf Zuwachs- wie man das damals nannte. Was bedeutete: Der Saum der Kleider war mindestens zehn Zentimeter breit. Also, so weit nach innen eingeschlagen, dass die Kleine nicht darüber stolperm konnte und sie waren auch so weit geschnitten, dass eine Zwöfjährige darin gut Platz gefunden hätte. Die Ärmel waren ebenfalls viel zu lang, sodaß sie auch später passen konnten. Sie wurden nach oben gekrempelt und mit Bändern festgebunden. Eine handgestrickte Strumpfhose, wurde ebenfalls mit Bändern an den Knöcheln und um die Taille am Körper gehalten. Stiefel, die in der Regel gleichsam viel zu groß waren, schützten und wärmten im Winter die Füße. Im Frühling bis tief in den Herbst hinein lief Erna genau wie alle anderen Kinder barfuß, oder in alten zu engen Schuhen, wo nur die Fußspitze abgeschnitten worden war. Den Jungs wurden die Haare rund herum um den Kopf abrasiert und nur oben in der Mitte ließ man sie etwas länger. Die Mädchen trugen ihre Haare zu einem eingepflochtenen Zopf rund um den Kopf gebunden. Eine damals hochmodische Frisur, die jedoch ein ebenmäßiges Anlitz und eng anliegende kleine Öhrchen verlangte. Kaum jemand hatte solch ein zartes Feengesicht, denn auf dem Lande unter geradezu brutalen Bedingungen überlebten nur die derberen Kinder.
Erna hatte jedoch auch aristrokratische Vorfahren, wo man ein wenig mehr um Kinder bemüht war, auch um die zarter gebauten Nachfahren. Daher nannte sie ein bildhübsches Gretchengesicht, ihr eigen, das zu diesen Zeiten sehr gefragt war. Ihre Ohren waren klein und sanft gerundet. Sie konnte einen langen grazilen Hals vorweisen. Eine zierliche gerade Nase, große blaue Augen und eine hohe Stirn.
Die Nachbarn erzählten sich untereinander erstaunt, dass der Trunkenbold und seine adelige Zigge womöglich später einmal eine kleine Dorfschönheit vorweisen könnten um die sich jeder Kerl reißen würde. Es war tatsächlich so, dass andere Mädchen aus der Umgebung niemals mit Erna mithalten konnten und das sprach sich auch in den hugenottischen Adelskreisen herum
Man fuhr schließlich mit der Kutsche „mal so vorbei“ und beobachtete heimlich das kleine Mädchen, wenn es zum Beispiel auf dem Weg zur Schule war.
„Sie ist wirklich bildschön“ , meinte Graf Jaques, Louis de Lora, der Bruder Malenes eines Tages zu seiner Angetrauten, „mit anmutigen Bewegungen – eine stolze Haltung, ganz Aristrokratin! Nichts hat sie von dem derben Trinker geerbt und ich habe den Lehrer gefragt: Noch dazu scheint sie hochintelligent zu sein! Noch ist sie jung. Du solltest sie dir auch einmal anschauen!“
„Du irrst, mein lieber Gatte“ , schmunzelte die Gräfin, „schließlich sollte eine so große Entscheidung durchdacht sein, zumal wir keine Kinder bekommen können. Ich habe die Kleine längst gesehen und beobachtet wie sie im Umgang mit anderen Menschen ist. Eine hugenottische Gräfin ist sie, wie aus dem Bilderbuch.“ Jeannette, Luise de Lora schlug in ihrer Verzückung die Hände zusammen. „Sie sollte dort nicht mehr länger bleiben. Womöglich wird sie durch diesen Trinker und dieses ganze Millieu noch ganz verkorkst. Handele schnell, lade die schlampige Marlene ein. Sie wird froh sein, einen Esser weniger zu haben.
Marlene war in den hugenottischen Adelskreisen derart verschrieen, dass sie nur durch den Hintereingang für Dienstboten das Anwesen ihres Bruders betreten durfte. Wenig später saß sie im Büro ihres Bruders auf einem kleinen Schemel ihm gegeüber, während er in einem Ledersessel Platz nahm. Nach höflichem Geplänkel kam er schließlich mit der Wahrheit heraus: „ Ich biete dir und deinem Mann zweihundert Reichsmark, wenn du mir und meiner Frau eure Tochter Erna, die später bei uns Mireille, Marie de Lora heißen wird, als Adobtivtochter abtrittst.
Marlene war so überrascht, dass sie erst einmal Atem holen musste. Er hätte sie auch gar nicht zu Worte kommen lassen. Redete nur immer weiter auf sie ein und schob ihr dabei die Papiere zu, die er längst längst für sie vorbereitet hatte und drückte ihr einen Füller (eine neue Erfindung zur damaligen Zeit) in die Hand . „Unterschreibe das einfach“, verlangte er, „Ich weiß, ihr habt Schulden und du darfst nicht arbeiten, weiß ja, dass du es dennoch heimlich tust. Aber das ist dann nicht mehr nötig. Verstehst du?“ Als sie immer noch zögerte, außerdem war sie inzwischen kreidebleich geworden, meinte er sehr energisch: „ Jetzt werde nur nicht sentimental, Marlene. Wenn du dein Kind liebst, müsstest du es eigentlich begrüßen, dass wir uns seiner annehmen wollen. Zu unserem Leidwesen können wir keine Kinder bekommen. Bedenke in welch einem Wohlstand eure Tochter aufwachsen wird. Sie ist schön und wird daher in die höchsten adeligen Kreise aufsteigen und sie ist intelligent. Sie wird eine hochgebildete Frau sein, die vielleicht auch euch nicht vergessen wird. Sie wird unseren gesamten Besitz erben und vielleicht sogar sehr mächtig werden in unseren Kreisen. Das alles ist ihr verwehrt, wenn sie in solch primitiven Verhältnissen mit einem Vater als Trinker aufwachsen muss.“
Aber Marlene konnte sich noch immer nicht entscheiden. Sie weinte nur. Da drückte er ihr die Papiere einfach in die Hand. „Gib sie August“, sagte er, der wird ganz bestimmt nicht so sentimental sein wie du.“
Schon am nächsten Abend erzählte Marlene ihrem August alles und hielt ihm die Papiere entgegen. August war aber nicht erfreut über das viele Geld, das ihm geboten wurde, vielmehr war er entsetzt und kämpfte mit den Tränen, genau wie Marlene. Zum ersten Male, nach langer Zeit lagen die Streithähne einander in den Armen, denn beide sahen ein, dass es ihrer Tochter wesentlich besser gehen würde, wäre sie ein Kind des Grafen de Lora.
Schließlich weckte der Vater sein Töchterchen auf - es war spät und man hatte sie schon schlafen gelegt - um sie auf die große Neuigkeit vorzubereiten.
Nachdem August seinem Goldköpfchen alles geschildert hatte, meinte er: „Weißt du, das Geld ist ja gar nicht das, was mich reizen würde, auch wenn wir es bitter nötig haben. Aber du ….du hättest es dort wesentlich besser. Du bist so intelligent und wissensdurstig. Es ist geradezu ein Verbrechen, wenn du hier bei uns bleibst und außerdem ….“ Bei diesen Worten musste August sehr mit sich ringen. „ ist dein Vater ein alter, dickköpfiger Trinker und …!“
„Papa“, unterbrach die Kleine ihn, schlang die Arme um seinen Hals und drückte ihn mit ihrer ganzen Kindhaftigkeit ansich. „Ich liebe dich und die Mama auch. Liebe ist viel mehr wert als alles Geld, das man je bekommen kann. Und wenn ihr nicht auf mich hört und mich dennoch abgebt, werde ich trotzdem zu euch zurück gekrochen kommen. Ich werde wie ein Hund sein, bereit immer eure Fährte zu finden, denn nur ihr seid mein Blut, meine Seele und mein Leben. Nichts auf der Welt kann und wird mich jeh von euch trennen.“
Der Vater wusste zwar, dass diese Worte nicht ihre eigenen sein konnten, denn sie war ja noch ein Kind, sondern welche aus irgendeinem Buch, die sie wiedermal - einfach nur aus Begeisterung - auswendig gelernt hatte, aber er wusste auch, dass diese Worte durchaus ernst gemeint waren und schlang deshalb seine gewaltigen muskelbepackten Arme um seine Tochter und auch die Mutter kam hinzu. Tränen flossen und der Vater schluchzte :“ Kein Geld der Welt wird mir künftig meine Tochter nehmen!“
Er bekam später noch viele – allerdings nur versteckte- Angebote seine bildhübsche Tochter, wenn auch nur für eine Nacht, zu verkaufen. Das war damals – in aller Stille – durchaus üblich. Erna wäre eine gute Verdienstquelle für ihn gewesen, aber jedermann fürchtete bei einer direkten Frage seine Fäuste.
Auch Erna hielt sich an ihr Versprechen. Es war so, dass die Drei ihr ganzes Leben lang fest zusammen hielten.

Eines Tages Fortsetzung folgt:
 
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Kommentare  

Hallo Axel
Deine Texte wären
bestimmt eine gute Grundlage für einen
historischen Roman. Ich finde es wichtig, in die
Vergangenheit zu gehen. Wie schnell wird alles
vergessen, was und wie es damals war. Und
wenn man das selbst Erlebte oder Gehörte
einer Familiengeschichte liest, bleibt
bestimmt mehr hängen, als wenn man es in den
Geschichtsbüchern liest.
Gruß von


rosmarin (11.03.2019)

Hallo Axel,

ich finde schön, dass du die alte Zeit dokumentierst und dabei an viele "Kleinigkeiten" erinnerst. Vieles, was ich fast schon vergessen geglaubt habe, steht mir jetzt wieder vor Augen: Ich kenne die Ladentheke, hinter der der Verkäufer stand und von mir Buben den von der Mutter geschriebenen Einkaufszettel in Empfang nahm, um in seinem Reich umher zu stapfen und die Artikel nach und nach heraus zu suchen. Bei jedem Einkauf gab es dann noch kleine Rabattmarken, die in ein Heft geklebt wurden. War eine Seite voll, konnte man die in dem Laden beim nächsten Einkauf verrechnen lassen.
Auch erinnere ich mich an das Teppichklopfen, den Fliegenschrank, den meine Oma anstelle eines Kühlshranks hatte, dem Helfen im eigenen Garten und das Einkochen. Und noch heute kann ich mich an den Geruch in der Waschküche erinnern, jene, die vollkommen unter Wasserdampf stand und wo aus der Waschmaschine, die mittels so etwas wie einer Schiffsschraube die Wäsche rührte. Jene pitschnassen Stücke wurden mit einer großen Holzzange herausgenommen und in eine Schleuder gelegt . . .

Ich denke, das alles wirst du kennen. Schön, dass du hier bei webstories die "Alte Zeit" festhälst. Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen.

Viele Grüße, Frank.


Frank Bao Carter (04.02.2019)

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