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2 Seiten

Regen

Nachdenkliches · Poetisches · Experimentelles
Regen ist schön. Das wissen alle, die sich auskennen.
Regen ist gemütlich, weil heimelig, wie man so schön sagt.
Regen verkörpert das Leben, weil das Leben das Wasser braucht, um zu leben.
Regen ist magisch, weil er einfach so vom Himmel fällt.
Die Regenzeit ist die beste Zeit, um sich ein Buch zu schnappen und es sich zu Hause gemütlich zu machen.
Muss ja nicht gleich ein schweres Buch wie Dostojewskis erschütternder Kriminalroman „Schuld und Sühne“ sein. Es darf dafür durchaus auch mal eine vergleichsweise leichte Kost herhalten, wie etwa ein neuer oder auch ein älterer Stephen King - Roman.
Das Buch aufschlagen, während draußen der Regen auf die Blätter der Bäume vor dem Haus fällt. Und während man dem dabei entstehenden Plätschern lauscht, in eine uns fremde Gedankenwelt eintauchen; in fremde Ängste, Hoffnungen und Sehnsüchte; in uns fremde Verarbeitungen von uns fremden Erlebnissen. Und dabei nachspüren, wo man sich darin wiederfinden kann, und fast noch interessanter: wo nicht.
Auf eine seltsame Weise unterstreicht der Regen diese Suche, weil er eine Atmosphäre kreiert, die offen zu sein scheint für derart neue Erlebnisse; für derartige neue Erfahrungswelten. Er lässt uns ganz automatisch unseren Blick in unser Inneres richten; uns introvertierter werden. Und gleichzeitig ist er zutiefst romantisch, weil er uns dazu zwingt, einen Unterschlupf zu suchen und näher zu rücken; uns gegenseitig zu wärmen und zu beschützen. Er lässt uns so unsere ganz natürliche Scheu vor dem Fremdem zumindest für eine gewisse Zeit vergessen und uns auf andere einlassen.
Ohne Regen würde uns etwas fehlen, das uns alle ausmacht; das uns alle durchdringt; uns alle miteinander verbindet. Es wäre ein trostloseres Leben, weil uns ein Teil von uns selbst fehlen würde, zu dem wir keinen Zugang mehr hätten.
Genießen wir den Regen, auch in seiner urbanen Form. Genießen wir, wie er sich anfühlt; wie er riecht; wie er schmeckt; wie er unsere Kleidung durchdringt und diese an unserer Haut ankleben lässt. Lassen wir zu, was er mit uns macht. Lassen wir zu, dass er unser Wesen und unsere Sichtweise auf die Welt verändert, und lernen wir es zu schätzen. Denn der Regen hat einen ganz eigenen; einen ganz speziellen Sinn für uns, und demnach auch einen ganz speziellen Wert.
 
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Kommentare  

Ich finde es gut, dass du den Regen in ein positives Licht stellst und uns daran erinnert, dass es ohne Regen und Wasser kein Leben gäbe. Dein Beispiel, den Regen als schön zu empfinden, wenn er auf Blätter fällt hat mir sehr gefallen.
Es erinnerte mich an einen Spaziergang mit einem Regenschirm. Ganz unvermittelt nahm ich das Prasseln der Tropfen auf meinem Schirm überdeutlich wahr. Tief in meinem Inneren spürte ich in diesem Moment eine ganz große Zufriedenheit. Ja, der Regen gehört zu uns und zu der Welt.

Viele Grüße.


Frank Bao Carter (16.04.2021)

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