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Der 31. Oktober - die letzte Nacht

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Die letzte Nacht des Oktobers ist erreicht. Die Händler und Gottlosen feiern „Halloween“, während die evangelische Kirche mit ihren Schäfchen den Reformationstag begeht. Die Natur indes schert sich einen Dreck um beides. Sie bereitet sich auf ihr alljährliches Sterben vor, fängt, wie jedes Jahr die Seelen der Deprimierten, der Traurigen, der Hoffnungslosen ein.
Kürbisse mit geschnitzten Fratzen sitzen an Hauseingängen und grinsen von Balkonen herab. Hier und dort huschen verstörte Kinder mit verschmierten und verzerrten Gesichtern durch Straßen und Plätze, klingeln an fremder Leute Haustüren und sagen von Film und Fernsehen gelernte Sprüche auf. Manche der Angesprochenen machen mit bei diesem Spiel und Spaß, halten Süßigkeiten bereit, gruseln sich wohlig und freuen sich, Teil dieses Kulturereignisses zu sein, welches verzweifelt von Industrie und Handel, Jahr um Jahr den Leuten schmackhaft gemacht und als Alternative angepriesen wird zum Reformationsfest an dem Martin Luther gedacht wird wie er in Wittenberg am Dom seine 95 Thesen anschlug die den Anfang vom Ende der katholischen Lüge einleiteten; nämlich daß wenn nur die Münze im Kasten klänge die Seele aus dem Feuer spränge.
Während sich die Menschen für die eine oder andere Feier entscheiden, haben Feuerwehr, Notärzte, Ersthelfer und Polizeibeamte keine Wahl; sie müssen auf die Notrufe der 110 oder 112 reagieren, müssen die Hieb- und Stichverletzungen der Verwundeten versorgen, müssen zur Stadt hinaus, das lustige Treiben, die besinnlichen Chorgesänge hinter sich lassen an diesem besonderen Abend, dieser einzigartigen Nacht. Sie müssen die zerfetzten Leiber von den Gleisen nehmen, draußen, wo ´s jetzt dunkel ist und bestenfalls vereinzelt Sterne vom Himmel herab schimmern, als Zeugen. Die Lautsprecheransagen in den Bahnhöfen informieren über Verzögerungen und manche Reisende stehen verärgert und viele stöhnen, denn der Wind weht heute Nacht wieder so kalt über die Gleise und durch die Bahnhöfe und die dünnen Kostümchen und Kleidchen geben doch keinen Schutz vor dem Wind, dem kalten und vor der bitteren Kälte und in manchen Kürbissen erlöschen die kleinen Flammen der Kerzlein in dieser Nacht, die für den gewaltigen Kreislauf des Lebens nicht wirklich außergewöhnlich ist weil sie kam und ging bevor wir sie zu einer besonderen, einer einzigartigen Nacht machten.
 
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