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2 Seiten

Die gescheckten Rindviecher

Kurzgeschichten · Für Kinder
Woher kommen die gescheckten Kühe?

„Guck mal, da steht ´ne schwarz weiße Kuh.“ „Ja, ich seh sie; sieht lustig aus, nicht wahr?“ „ Woher kommen die denn?, normalerweise sind die doch einfarbig.“ „Wie? Ihr kennt nicht die Geschichte von der ersten gescheckten Kuh?“ „Nein, kennen wir nicht.“ „Na, dann erzähl ich euch die Geschichte. Macht´s euch bequem und - Ohren gespitzt!“

Vor langer Zeit, als der Herrgott die Blumen schuf, beklagte sich ein eitles Stiefmütterchen, dass es nicht einfach nur weiß sein wollte. „Das ist ein bisschen wenig, find ich“, maulte es und bekam schließlich einige schwarze Sprenkel auf seine hellen Blütenblätter. Gleichzeitig aber warnte Gott: „Eitelkeit bringt Neid und Leid.“ Doch davon wollte das Stiefmütterchen nichts wissen und vor allem nichts hören. „Ich werde mich schon zu wehren wissen“, winkte es ab. So wuchs es auf einer Wiese, ließ sich von der Sonne, dem Mond und den Sternen anleuchten und hielt sich für das schönste Gewächs auf der Wiese. Nun, es war ohne Zweifel das auffälligste unter allen Gräsern und Pflänzchen dieser Wiese.
Eines Tages erbebte die Erde und ein massiges Nashorn kam des Weges getrampelt. Gott kennt seine Pappenheimer und er wusste, dass Nashörner von Natur aus unverbesserliche Raufbolde sind, keine zwei Schritte weit denken, sondern immer gleich losstürmen und niemals einem Streit oder Kampf aus dem Weg gehen und deshalb ließ er ihnen zwei Hörner wachsen, damit sie sich wenigstens ihren Dickschädel nicht einrennen sondern nur die Hörner abstoßen und darüber hinaus jeder schon von weitem sieht und gewarnt ist – da kommt ein Raufbold der keine zwei Schritte weit denkt – Vorsicht!“ Solch ein Raufbold stand also nun vor dem schönen und eitlen Stiefmütterchen und schnaubte: „ Du siehst ja lustig aus. Dich grab ich mit meinen Hörnern aus!“ „Tu das lieber nicht,“ rief ihm das Stiefmütterchen warnend entgegen, „ich bin ein verzaubertes Nashorn und wenn du mich anrührst, wirst du wie ich und musst hier stehen, tagein, tagaus und kannst nicht mehr kämpfen und jeder darf auf dir herumtrampeln.“ Das Nashorn erschrak ganz fürchterlich; so was wollte es natürlich nicht erleben und floh entsetzt vor dem Stiefmütterchen.
Einige Tage später kam ein Nilpferd des Weges. Wie schon erwähnt, Gott kennt alle seine Pappenheimer und er weiß, dass alle Nilpferde immer laut grunzen und angeben wie stark und mächtig sie wären und dass sich ihnen niemand ungestraft in den Weg stellen könne. Aus diesem Grund ließ er den Nilpferden ein großes Maul mit fauligem Gestank wachsen, damit´s alle schon von weitem riechen und erkennen können und gewarnt sind – da kommt ein Großmaul – Vorsicht!
Dieses Großmaul stand also vor dem Stiefmütterchen und gähnte beeindruckend. „Du siehst aus wie Kaffee mit Milch. Dich werd ich genießen“, spottete es grunzend. „Halt ein“, rief ihm das Stiefmütterchen warnend entgegen. „ Ich bin ein verzaubertes Nilpferd. Wenn du mich auch nur anrührst, wirst du wie ich und musst tagein, tagaus in der Sonne sitzen, was deiner empfindlichen Haut gar nicht gut tun wird, Alle werden an dir vorbei gehen, keiner beachtet dich und niemand wird von dir beeindruckt sein.“ „Um Himmels willen, bloß das nicht“, dachte das Nilpferd. Voller Panik und entsetzt floh es vor dem Stiefmütterchen.
Der Herrgott und seine Engel waren so beeindruckt von dem gewitzten Stiefmütterchen dass sie sich sagten, „das kann wirklich auf sich selbst aufpassen.“ Aber sie hatten die Rechnung ohne ihren Gegenspieler gemacht mit dessen Doppeltalent, nämlich der Taubheit und der Doofheit in EINEM Wesen.
Von weitem hörte das Stiefmütterchen zuerst leises, dann immer lauteres Gebimmel. Schließlich wurde es ohrenbetäubend. Ein Rindvieh stand vor ihm und glotzte es doof an. Durch die Glocke mit ihrem ewigen Gebimmel um seinen Hals war es ganz taub geworden und sein Kopf mit zwei Hörnern und einem großen, stinkenden Maul erlaubte ohnehin nur ein ganz kleines Gehirn. Da wurde es dem Stiefmütterchen unheimlich. Dennoch begann es seine Verteidigungsstrategie: „Halt ein, ich bin ein verzaubertes Rindvieh …“ aber, es kam wie´s kommen musste und es ist bis in unsere heutige Zeit ein ewig gültiges Gesetz: Erdenbewohner mit diesem Doppeltalent sind unschlagbar und gewinnen einfach jeden Kampf bei dem sie nicht reden oder hören müssen und so wurde das hübsche eitle Ding mit Stumpf und Stil herausgerissen aus der Wiese und verschwand im Bauch des Rindviehs.
Wenn der Herrgott nicht wär, aber er ist ja da und hilft und ließ das eitle vorwitzige Stiefmütterchen nach einigen Tagen auf natürlichem Wege aus dem stinkenden Hinterteil des Rindviehs zur Erde fallen, genau gesagt nur einige Meter vom alten Platz auf der gleichen Wiese. So kam es ins Leben zurück, aber das doofe und taube Rindvieh ward nun geworden wie das eitle Stiefmütterchen – ganz gescheckt.
 
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