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Gruselige Werwolfgeschichte (zum weiterschreiben)

Schauriges · Experimentelles
Die Nacht war sternenklar. Die riesige, bleiche Fratze des Vollmondes stadn tief am Horizont, als Gerd mit seinem Motorrad die einsame Landstraße durch den Wald entlagfuhr. Eigentlich hatte er das jetzt nicht vorgehabt, aber seine geplante Ausfahrt an einem wunderschönen, sonnigen Samstag hatte sich nun doch etwas verlängert. Jetzt war er auf dem Weg nach Hause, und laut Michelin Autoatlas sollte diese kleine Landstraße, die nur als dünner, grauer Strich eingezeichnet war, eine Abkürzung sein, mit der er viel Zeit sparen konnte.
Das merkwürde war nur, das er nun schon seit 2 Stunden auf dieser Straße entlang fuhr, und er wurde langsam nervös. Entweder stimmte die Karte nicht, oder er war doch falsch abgebogen.
Mitlerweile wußte er nicht mehr so recht, wo er war.
Nun hoffte er, irgendwie in einen Ort zu kommen, dann wußte er, wo er war, denn den Ortsnamen brauchte er dann nur noch auf der Karte zu suchen.
Doch seit 2 Stunden war nichts um ihn heruma als Bäume und der ihn immer begleitende Vollmond
Gwenhwyfar am 04.06.2002: Feuchter Nebel bewegte sich zwischen den Stämmen der Bäume, kroch ihm unter die Montur und ließ ihn frösteln. 'Scheiße', dachte er frustriert, 'hier gibt es aber auch tatsächlich gar nichts. Nicht mal 'nen Trampelpfad oder 'ne gottverdammte Traktorspur. Echt der Arsch der Welt'. Noch einmal schaute er suchend um sich und wartete auf eine Eingebung, in welche Richtung er sich wenden sollte, doch das Ergebnis blieb das gleiche.

Er verfluchte sich, und er verfluchte seinen Zechkumpan Daniel. Fußballwetten, okay. Um-die-Wette-Baggern - auch okay. Aber als er sich darauf eingelassen hatte, seinen kostbaren Urlaub damit zu verbringen, mit seinem Bock quer durch die transsylvanischen Wälder zu fahren und die Tour auch noch mit Fotos zu belegen, musste er echt besoffen gewesen sein. Das letzte Dorf (Dorf - ein Witz! Drei Kühe, zwei Häuser und eine Kneipe verdienten wohl kaum den Namen "Ortschaft". Die Bewohner dieses eigentümlichen Weilers sahen aus, als fräßen sie, was sie zuvor überfahren hatten!) lag weit hinter ihm. Selbst wenn er den Weg zurück fände, würde ihm das kaum weiterhelfen, denn in dem Nest sprach kein Schwein Deutsch, geschweige denn Englisch oder Französisch. Er würde einfach geradeaus weiterlaufen müssen, bis er auf irgend eine wie auch immer geartete menschliche Behausung stieß, und sich dann mit Händen und Füßen durchfragen.

Gestrandet, mitten in den Karpaten - im wahrsten Sinne des Wortes.

Er seufzte, griff nach dem Lenker seiner Maschine und schob sie mühsam vorwärts. Ans Fahren war bei dem immer dichter werdenden Unterholz schon lange nicht mehr zu denken, und das Vorwärtskommen wurde zunehmend beschwerlicher. Wenigstens wurde ihm durch die Anstrengung warm. Als er weit entfernt ein Geheul vernahm, zuckte er zusammen und warf einen besorgten Blick zum Himmel hinauf. Es wurde zunehmend rasch dunkler, und bei Dunkelheit, das wusste er, pflegten gewisse Viecher ihre Behausungen zu verlassen. Viecher, mit denen er um nichts in der Welt Bekanntschaft zu machen hoffte. Nun, vielleicht waren das ja gar keine Wölfe, versuchte er sich zu beruhigen. Vielleicht war das auch ein Hofköter, das würde bedeuten, dass sich in der Nähe das befindet, was in diesem gottverfluchten Land als Zivilisation bezeichnet wird.

Ein Knacken und Rascheln im Gebüsch ließ ihn innehalten und aufschauen. Direkt vor ihm schälte sich ein menschlicher Umriß aus dem Nebel. Obwohl er nicht zu den Typen gehörte, denen bei der kleinsten Kleinigkeit kalte Schauer über den Rücken liefen konnte er jetzt dennoch nicht verhindern, dass sich seine Eier zu nußartigen, harten Gebilden verhärteten, die schutzsuchend in seinen Bauch zu kriechen versuchten. Dann kam die Gestalt näher, und er konnte ihr Gesicht erkennen. Vor Erstaunen klappte ihm der Kiefer 'runter.

"Daniel!" rief er erstaunt aus. "Du Sack. Was in Dreiteufelsnamen suchst du denn hier?" Erleichtert wollte er auf seinen Freund zugehen, als ihm bewußt wurde, das irgend etwas nicht stimmte. Denn in Daniels Gesicht bemerkte er...
 
henk am 01.07.2002: ... Blut, dunkelrotes Blut. Außerdem hatte sich sein Gesicht verändert. Seit wann hatte Daniel einen Bart. Einen unheimlich starken und das ganze Gesicht bedeckend.
Daniel sagte kein Wort. Er stand regungslos da und verzog keine Miene.
Eine unglaublich Angst beschlich Gerd. War wiklich das passiert was ihm alle profezeit hatten als er Ihnen von seinem Plan mit der Tour erzählte.
 
Deborah am 12.07.2002: Ein eiskalter Schauer lief seinen Rücken herunter, als Daniel ihn aus seinen weit aufgerissenen Augen anstarrte.
"Hey, wir haben uns gerade mal einen Tag nicht gesehen und du hast schon so ´nen Bart. Hast du Haarwuchsmittel getrunken?" Er versuchte zu lachen, die Situation aufzulockern, doch es klang mehr wie ein trockenes Keuchen und von Daniel kam nur ein tiefer, kehliger Laut.
Plötzlich machte dieser einen Schritt vorwärts und trat aus dem Schatten heraus in das fahle Mondlicht.
"Ach du heilige Scheiße!", rief Gerd und schob sein Motorrad zwischen sich und Daniel. Dieser hatte nicht nur in seinem Gesicht eine auffällige Behaarung, nein. Auch seine Arme waren von einem braunen Pelz bezogen und sein Rücken war furchtbar gebeugt. Fast als wolle er auf allen vieren krabbeln.
"Du...Shit, was ist mit dir passiert?" Gerd wurde zunehmend unruhiger. Besonders als Daniel anfing zu knurren und dabei zwei lange Reißzähne zeigte. In Gerd stieg das gefühl auf, dass es sinnvoller war zu verschwinden und nicht länger in Daniels nähe zu sein. Doch er war sein Kumpel...Was sollte er nur tun? Und was war mit ihm passiert? Doch er hatte nicht wirklich Zeit darüber nachzudenken, denn Daniel schrie plötzlich auf und stürzte auf Gerd zu. Dieser stieß sein Motorrad in seine Richtung und wandte sich dann um, um wegzurennen.
 
Deborah am 12.07.2002: Gerd hielt die Luft an und presste sich mit dem Rücken gegen die Felswand. Der behaarte, kräftige Arm tastete den Boden der Höhle ab und gleich würde der dazugehörige körper ebenfalls dort drinnen sein. Mit hämmerndem Herzen griff Gerd nach seinem Feuerzeug. Vielleicht konnte er sich admit irgendwie verteidigen. Wilde Tiere hüteten sich ja auch vor Feuer. Ein lautes Knurren drang an seine Ohren und er keuchte ängstlich auf. Der Arm der Kreatur spannte sich an, hielt kurz still und langte dann in gerds Richtung. Er bekam sein Hemd zu fassen und krallte sich darin fest. Gerd hielt hastig sein Feuerzeug an die krallenbesetzte Hand und zündete es an. Die Kreatur schrie laut auf und zog die Hand zurück. Gerd stieß sich von der Wand ab und stürzte an ihr vorbei ins Freie. Dann rannte er los. Das war seine einzige Chance zu entkommen. er hörte das verärgerte, ungeduldige Knurren eines wilden Tieres hinter sich, dass zu lange nichts mehr zwischen die Zähne bekommen hatte. Die Gedanken in seinem Kopf spielten verrückt und es gelang ihm nicht einen davon zu fassen. Er wurde von seinem instinkt getrieben. Immer weiter, weiter, weiter....Die Silhouetten der Bäume rasten an ihm vorbei, ohne dass er darauf achtete, wohin er rannte. Er hörte das rascheln der Blätter unter seinen Füßen, das schreien der Vögel, die er aufschreckte, doch er wusste nicht, ob er noch immer verfolgt wurde. Ihm wurde schwindelig und es fiel ihm schwer zu atmet. Er war kein Ausdauersportler, seine Kräfte ließen langsam nach. Nein, er konnte nicht mehr weiter...Verzweifelt und erschöpft schleppte er sich auf einen Baum zu, dessen Stamm ausgehölt war. Er zwängte sich in die Lücke und versuchte ruhig zu atmen. Eine Spinne krabbelte ihm über das Gesicht und er wollte schreien, hielt sich aber zusammen. Seine Kraft war ausgeschöpft, er hörte noch Schritte im Laub, die sich in seine Richtung bewegten, nahm war, wie der Himmel im Osten leicht heller wurde und verlor dann das Bewusstsein.
 
Gwenhwyfar am 12.07.2002: "Scheiße, scheiße, scheiße, scheiße...." Der Gedanke hämmerte in seinem Kopf, im Rhytmus seiner rennenden Schritte. Zu zusammenhängendem Denken war er jetzt nicht fähig - der Schock saß einfach zu tief. Hinter sich vernahm er ein metallisches "Klong" und wusste, dass das schwere Geschoss des Motorrades sein Ziel getroffen hatte. Ein gellender Laut, etwas zwischen Wutschrei und Heulen, bestätigte seinen Verdacht, doch er hütete sich, sich umzudrehen und Gewissheit zu schaffen.

Weiter, immer weiter trugen ihn seine Füße, die Arme ruderten und schlugen Ranken, tiefhängende Äste und Gestrüpp aus dem Weg. Sein stoßweiser Atem schickte rhythmisch kleine Wölkchen in die zunehmend kühler werdende Abendluft. Ob er verfolgt wurde konnte er nicht feststellen. Zu laut war das Rascheln des abgefallenen Laubes unter seinen Füßen, zu laut das Hämmern seines überlasteten Herzens und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren. Er schlug Haken wie ein Hase, links, rechts, sein Kopf tat nichts dazu. Bewusste Planung war nicht drin, er hatte ohnehin keine Ahnung, wo er war und wohin er lief. Flüchtig bedauerte er den Verlust der Karte, die noch immer sicher in der Satteltasche seiner Maschine steckte, aber das war momentan sowieso sein geringstes Problem.
Wichtig war jetzt nur, Daniel - oder das, was einmal Daniel gewesen war - irgendwie abzuschütteln.

Er wusste nicht, wie lange er blindlings einfach seinem Instinkt folgend gerannt war, als eine dicke Wurzel, die er wegen des Bodennebels nicht gesehen hatte, seine Flucht jäh stoppte. Mit einem unterdrückten Laut schlug er längelang auf dem Waldboden auf. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen linken Knöchel.

Keuchend drehte er sich auf den Rücken und unfaßte den verletzen Fuß mit der Rechten. Gebrochen? Nein, glücklicherweise nur verstaucht. NUR ist gut - in dieser Situation. Fast hätte er - in einem Anflug bitteren Humors - aufgelacht. Stattdessen lauschte er in die Nacht, alle Sinne zum Zerreißen angespannt. Nichts. Nur sein eigener, stoßweiser Atem. Scheinbar war er allein.

Mühsam rappelte er sich auf und entdeckte erst jetzt, dass er in der Nähe einer steil aufragenden Felswand zu liegen gekommen war. Er erkannte eine dunkle Stelle im Stein und humpelte hoffnungsvoll darauf zu. Es handelte sich, wie er gehofft hatte, um eine kleine Höhle. Sie war so niedrig, dass er sich auf Hände und Füße niederlassen musste, um rückwärts hineinzukriechen, und maß innen vielleicht vier mal drei Meter. Genug, entschied er, zerrte etwas loses Gebüsch und kleine Ästchen zu sich heran und begann, den Eingang notdürftig zu verbergen. Der Himmel war bewölkt, weder Mond noch Sterne gaben ein bisschen Restlicht, und wenn ihn das Monster da draußen nicht fing und ausweidete, würde er sich in dieser Dunkelheit früher oder später zu Tode stürzen. Also würde er die Nacht hier zubringen, in relativer Sicherheit, und das Licht des kommenden Tages nutzen, um diesem verschissenen Horrorwald zu entkommen.

Er lehnte sich mit dem Rücken an die grobporige Felswand und machte es sich so bequem wie möglich. Schlafen würde er sowieso nicht können - stattdessen spähte er durch die Zweige nach draußen, auf der Hut vor etwas Verdächtigem. Hoffnungsvoll tastete er die Taschen seiner Lederjacke ab, und tatsächlich: Er fand ein Feuerzeug und eine zerknitterte Packung mit Zigaretten. Ein Feuer würde er sich zwar nicht erlauben können - zu auffällig, entschied er bedauernd - aber ein Lungenbrötchen war durchaus drin. Jemand da oben musste ihn wohl doch noch ein bisschen lieben.

Er inhalierte den Rauch und fühlte sich fast automatisch besser. Das Rauchen gab ihm ein Gefühl von Routine und Normalität, und jetzt fand auch sein bewusstes Denken wieder zurück.

"Werwölfe", murmelte er. "Gottverdammte Werwölfe. Wie im Film..." Er zog noch einmal und stieß den Rauch heftig durch die Nase. "Es gibt aber keine Werwölfe. Jeder weiß, dass es keine gibt. Wer sich einbildet, Werwölfe zu sehen, der ist dabei, den Verstand zu verlieren." Er verstummte jäh als ihm bewusst wurde, dass er laut gedacht hatte. Etwas draußen könnte auf seine Selbstgespräche aufmerksam werden. Daniel hatte eventuell noch nicht zu Abend gegessen...

Ein weiteres Zug am Glimmstängel. Okay. Angenommen - nur mal ganz theoretisch, versteht sich, so rein spekulationshalber - es gäbe nun DOCH Werwölfe. Und angenommen, Daniel, sein rumänendeutscher Freund, gehöre dazu: Warum, um alles in der Welt, hatte er ihn dann hierhier gelockt? Gab es in den umliegenden Dörfern und Weilern denn nicht genug zu futtern?

Scheiße, dachte er. Wir waren Freunde. FREUNDE, gottverdammt, und das schon seit der Zeit, als wir uns gemeinsam an der Uni durchgeschlagen haben. Ach was, fast schon Brüder! Flüchtig stiegen Erinnerungen in ihm auf: Daniel und er im Urlaub auf den Philippinen, Daniel und er beim Camping damals an der Formel-Eins-Rennstrecke in Kanada. Daniel, wie er mit allen Mitteln versuchte, ihm über die Trennung von Gabi hinwegzutrösten. Daniel, frustriert, verschwitzt und mit verstrubbelten Haaren, wie er sich von ihm Formeln abhören ließ.

Und jetzt..? Jetzt versucht er mich zu töten. Mich, ganz speziell. Denn er war es, er, der mich dazu gebracht hat, hierher zu kommen.

Er hörte ein Geräusch und erstarrte vor Schreck, bis ihm bewusst wurde, dass es von ihm selber kam. Er schluchzte. Wütend drückte er den Rest der Zigarrette aus - und hielt den Atem an.

Rascheln, Schritte, das Geräusch von Zweigen, die unter schweren Schritten brachen. Dann schob sich ein Bein in sein Blickfeld, ein muskulöses, in Jeansstoff eingepacktes Bein, dass ebenso gut Arnie Schwarzenegger hätte gehören können. Ein Arm schob sich in sein Blickfeld, ebenso muskulös, die Hand, mit feinem, langem Haar bewachsen, fegte sie armselige Barriere aus Blättern und Ästchen zur Seite...
 
Gwenhwyfar am 29.07.2002: "Also gut," meinte Daniel und umarmte seinen Freund herzhaft. "Nachdem das geklärt ist, würde ich die frohe Botschaft gerne den anderen mitteilen."
Er schien Gerds Achselzucken als Zustimmung aufzufassen, denn er ging zum Fenster, lehnte sich hinaus und schrie etwas in seiner Muttersprache, worauf die Türe schwungvoll aufgestoßen wurde. Herein kam zunächst die alte Frau, die das Essen hergerichtet hatte. Mit einem Grinsen, das fast von einem Ohr zum anderen reichte und einem unverständlichen, aber freudig klingenden Wortschwall stürzte sie auf den Verdutzten zu und riss ihn ebenfalls überschwänglich in die Arme. In der nächsten Sekunde fand sich Gerd mit der Nase zwischen zwei umfangreichen, mütterlichen Brüsten eingequetscht, die ihm kurzfristig die Luft nahmen. Ehe ihm jedoch schwindelig werden konnte, wurde er schon wieder aus der Umklammerung entlassen - keine Sekunde zu früh, wie er fand. Benommen schaute er die Frau an, die er völlig zutreffend für seine Gastgeberin der vergangenen Nacht hielt. Kaum zu glauben, dass so eine nette alte Dame ein Werwolf sein soll, dachte er. Doch so musste es wohl sein.

Ehe er noch ganz wieder zu Atem kam, wurde er von der Frau und Daniel in die Mitte genommen und aus der Hütte herausgeführt. Zum ersten Mal konnte er sehen, wo er sich befand.

Das Dorf bestand aus etwa zwanzig Katen oder Hütten wie der, aus der sie gerade getreten waren. Roh behauene Steinblöcke und Holz bildeten das Hauptbaumaterial. Die Dächer waren spitzwinklig, mit Stroh gedeckt und reichten fast bis auf Kopfhöhe. Vor fast jedem Haus fanden sich Holzbänke, und Gerd begriff, dass die ausladenden Dächer eine Art natürlichen Regenschutz bildeten, die es den Bewohnern erlaubte, trotz schlechten Wetters gelegentlich im Schutz des Daches auf diesen Bänken auszuruhen.

Fast alle Hütten waren im Kreis um einen freien Platz aus festgestampftem Lehm gruppiert. Ob die Lichtung, die die Ansiedlung trug, natürlich oder durch Rodung von Menschenhand angelegt worden war, ließ sich wegen des üppigen grünen Grases, das auf dem Vorplatz wuchs, nicht mehr erkennen. Ringsherum erhob sich, wie eine dunkle Mauer, der Wald. Undurchdringlich, dicht, von filzigem Unterholz durchzogen und düster grenzte er das Dorf von allen Seiten ab. Wald, Wald und nochmals Wald, wohin Gerd auch sah. Er gab es auf, sich orientieren zu wollen, und wandte sich stattdessen der Menschengruppe zu, die sich abwartend mitten auf dem Platz versammelt hatte.

Alle waren gekleidet wie Daniel und seine Gastgeberin, nur einige wenige trugen Hemden, Hosen oder Schuhe herkömmlicher Art. Kinder sah Gerd keine, die meisten Dorfbewohner schienen mittleren Alters zu sein - oder sogar steinalt. Er schätzte die Größe der Gruppe auf etwa sechzig, siebzig Seelen, doch allen war eines gemeinsam: Der hoffnungsvolle, fast hungrige Gesichtsausdruck, mit dem jeder förmlich an seinem Gesicht klebte. Er konnte nicht anders, als den Blick zu senken und inbrünstig zu beten, dass er der Hoffnung, die sie ihm alle wie ein Opfer auf einem Altar entgegenbrachten, wenigstens halbwegs gerecht werden könne.

Daniel zog ihn am Ärmel zu einem klapperdürren, steinalten Männchen mit langem, grauem Bart und ebenso langen Haaren. Wäre es nicht unmöglich gewesen, hätte Gerd sein Alter auf fast hundert geschätzt. Doch in dem verrunten, faltigen Gesicht blitzten hellblaue Augen von wacher, lebhafter Intelligenz, und trotz der etwas gekrümmten Wirbelsäule und der hängenden Schultern ging eine Aura von Macht und Selbstbewusstsein von ihm aus. Und richtig: Daniel stellte ihn als Resvan, den Ältersten des Dorfes und Leiter des Ältestenrats vor. Gerd verbeugte sich leicht. Daniel sprach leise auf den Mann ein, worauf dieser sein Gesicht zunächst zu einem Lächeln verzog, sich dann umdrehte und zu den Umstehenden mit krächzender, aber lauter Altmännerstimme ein paar Worte sagte, die donnernden Applaus und begeisterte Zurufe zur Folge hatten. Noch nie war Gerd dermaßen im Zentrum des allgemeinen Interesses gestanden oder gar das Ziel von Begeisterungs- und Hochrufen geworden; also grinste er nur verlegen und spürte seinen Ohren nach, die so brennend heiß geworden waren, dass sie am Rand schon beinahe knusprig sein mussten.

"Resvan sagt, dass er dir gerne eine eigene Hütte zur Verfügung stellen wird, in der du ungestört wohnen und arbeiten kannst. Du sollst sagen, was du sonst noch brauchst. Geld spielt keine Rolle", wandte sich Daniel mit leicht erhobener Stimme an ihn, um den langsam abebbenden Lärm zu übertönen.

Gerd konzentrierte sich. "Natürlich eine komplette Ausrüstung für Blut-, Urin- und andere Sekretionsanalysen. Ein Mikroskop wäre nicht schlecht - ab besten ein Elektronen-Rastermikroskop. Strom werde ich brauchen - ich denke nicht, dass es ganz ohne gehen wird. Einen Generator also. Material für Injektionen und Blutentnahmen, Desinfektionsmittel, Katalysatorflüssigkeit, Erlemeierkolben, Reagenzröhrchen...." Er zählte eine lange Liste von Dingen auf, und je länger die Liste wurde, desto größer auch seine Zweifel, dass das alles mit den bescheidenen Mitteln des Dorfes zu erreichen sei. Resvan winkte jedoch jedes Mal ab und meinte wiederholt: "Kein Problem, kein Problem", wie Daniel übersetzte. Verdammt, dachte Gerd, haben die hier irgendwo einen Schatz vergraben oder sowas? Im Märchen horten gewöhnlich Drachen die Schätze und nicht Wölfe. Aber das sollte schließlich nicht seine Sorge sein.

"Und zum Schluss brauche ich natürlich noch einen Assistenten", beendete er seine Aufzählung und warf Daniel einen auffordernden Blick zu. Doch der hob die Arme in einer abwehrenden Geste und trat einen Schritt zurück. "Tut mir leid, ich muss passen", meinte er lachend. "Ich bin Winkeladvokat und kein Pferdedoktor."
"Aber ganz alleine werde ich die Arbeit kaum schaffen. Es gibt Versuchsreihen, in denen mehrere biochemische Abläufe gleichzeitig überwacht und beobachtet werden müssen, und ich kann schlecht..." ereiferte sich Gerd. Daniel legte ihm begütigend die Hand auf den Arm.
"Reg' dich ab, das verlangt ja auch kein Mensch von dir. Nur werde ich dir nicht helfen, sondern jemand anderer. Es gibt jemanden in unserer Gemeinschaft, der wohl dem am nächsten kommt, was du unter Ärztin oder doch zumindest Krankenschwester verstehen würdest. Unsere Heilpraktikerin, Kräuterhexe, Weise Frau - nenn' sie, wie du willst. Stell dir vor: Versorgt von meinen Informationen, hat sie es sogar auf sich genommen, die deutsche Sprache zu erlernen. Alles nur, um dir zur Seite stehen zu können." Er winkte jemandem, der sich in Gerds Rücken befinden musste, und fügte dann feierlich hinzu: "Darf ich vorstellen: Floarea Balan, deine Assistentin!"

Gerd wandte sich um und folgte Daniels Blick. Und dann spürte er, wie ihm der Atem stockte, das Herz in die Kniekehlen rutschte und die Augen aus den Höhlen zu quellen drohten: Vor ihm stand die schönste Frau, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte, sei es nun im Film oder in der Wirklichkeit.

Sie mochte ungefähr achtzehn oder neunzehn Jahre alt sein und war ungewöhnlich groß für eine Frau. Trotz des langen, altertümlich anmutenden Kleides, das sie trug, konnte Gerd sehen, dass sich ein schlanker, trainierter und perfekt gerundeter Frauenkörper darunter verbarg. Sie hatte die unbewusst anmutige, gerade Haltung von Frauen, die oft und viel schwere Lasten balancieren mussten, was ihr etwas Königliches gab, ohne arrogant zu wirken. Ihre Haut war glatt und tief gebräunt mit einem Schimmer goldener Härchen auf der Oberfläche. Sie trug das Haar offen, es fiel ihr in Locken und Wellen ungebändigt bis in die Taille. Die Grundfarbe war ein sattes Kastanienrot, doch spielten Lichtreflexe in allen Nuancen zwischen Rotblond und Kupfer dazwischen. Ihr Gesicht war so ebenmäßig geformt, dass es der Büste der Nofretete vor Neid hätte erblassen lassen, mit hohen Wangenknochen und vollen, fein gezeichneten Lippen. Die Augen hatten die Farbe von dunklem Honig mit winzigen, goldenen Einsprengseln darin, und obschon sie weder Makeup noch Mascara trug, schwangen sich die dichten, üpppigen Wimpern bis fast unter die Bögen der Augenbrauen.

Sie musterte Gerd, der sie immer noch ziemlich dümmlich und mit heruntergeklapptem Unterkiefer anstarrte, einen neugierigen, kleinen Moment lang. Dann zauberte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht, trat eine Schritt vor, streckte die Hand aus und sagte mit ihrer weichen, samtigen Stimme und kaum hörbarem Akzent: "Du kannst mich Florica nennen. Ich bin froh, wirklich froh, dass du da bist."

"Ho... ha.... ha.... Hallerbach, mein Name. Ich wollte sagen, ich heiße Gerd. Ich b...bin auch froh, verdammt froh sogar." stotterte Gerd ziemlich unbeholfen und schüttelte die dargebotene Hand dieses Kleinods, dass er in dieser Einöde weiß Gott nicht erwartet hätte.
Er hörte, wie Daniel hinter ihm verhalten kicherte, dann spürte er die Hand des Freundes auf der Schulter und hörte, wie er ihm ins Ohr raunte: "Na, ich wusste doch, dass es sich für dich lohnen würde. Viel Glück, Kumpel." Immer noch kichernd entfernte er sich und ließ Gerd und Florica einfach stehen.
 
Gwenhwyfar am 29.07.2002: Ein heftiger Hustenanfall schüttelte ihn - das war das erste, was er bewusst wahrnahm. Rauch, es roch ganz eindeutig nach Rauch! Mit viel Mühe, so als müsse es durch zähe Gelatine aufsteigen, kämpfte sich sein Bewusstsein wieder an die Oberfläche. Er nahm wahr, dass er irgendwo lag; seine Finger ertasteten etwas Grobes, Haariges - vermutlich eine Art Bettbezug. Endlich schaffte er es auch, die Augen aufzuschlagen.

Zuerst sah er gar nichts, doch schon nach kurzer Zeit gewöhnten sich seine Augen an das rauchige Halbdunkel, und er bemerkte, dass er sich im Innern einer Bauernkate befand. Eine von der Sorte, in der das gesamte Innere aus einem einzigen Raum befand, in dem gegessen, gearbeitet, geschlafen und Besuch empfangen wurde. Seine Liegestatt, sein Bett oder wie man es sonst nennen wollte, befand sich zwar gleich unter einem Fenster, doch waren grobgezimmerte Läden vorgelegt, und nur durch ein paar Ritzen der verzogenen Bretter schien ein wenig helles Sonnenlicht. Sein Lager schien lediglich aus ein paar unter dem Fenster in der Ecke aufgehäuften Strohsäcken zu bestehen, über die jemand ein paar grob bearbeiteter Tierfelle geworfen hatte, und besaß weder Rahmen noch Lattenrost. In der Wand zur Linken konnte er eine fest verschlossene Tür erkennen, in der Längswand zur Linken einen riesigen, aus Natursteinbrocken gemauerten Kamin, über dem an einer Art eisernem Dreibein ein Kessel mit dampfendem Inhalt hing. Längs der anderen Wände zogen sich Regale allerlei Inhalts wie Töpfe, Schüsseln, flache, aus Baumrindenscheiben gefertigte und glattpolierte Teller, ferner mehrere Pflöcke mit herabhängenden Kleidungsstücken und zwei grobgezimmerte Truhen. In der gegenüberliegenden Ecke sah er eine änliche Lagerstatt wie die, auf der er zur Zeit lag - vielleicht etwas breiter. In der Mitte stand ein roh behauener Holztisch, umgeben von drei fadenscheinig und windschief aussehenden Stühlen. Das war alles an Einrichtung. Der Rauch, der ihm den Hustenreiz bescherte, stammte vom Kamin, der nur mangelhaft abzog und ab und zu kleine Wolken rußigen Holzrauchs in die Stube schickte.

"Oooh..." Stöhnend hielt er sich den Kopf und richtete sich von seinem provisorischen Bett auf. Dies löste eine raschelnde Geschäftigkeit seitens einer älteren Frau aus, die auf einem Schemel im Schatten des Kamins gesessen und die Gerd bis dato nicht bemerkt hatte, weshalb die plötzliche Bewegung fast einen Herzinfarkt seinerseits zur Folge hatte.

"Jesses", rief er entsetzt, "haben Sie mich erschrocken!" Die Frau lächelte ihn an - ziemlich zahnlückig, wie er fand -, doch ansonsten erfolgte keine Reaktion.
"Entschuldigen Sie - können Sie mir sagen, wo ich hier bin? Wie bin ich hierhergekommen?" versuchte er es erneut. Das hatte einen rumänischen Wortschwall zur Folge, von dem er nicht ein einziges Wort verstand. Die Frau begann gestenreich zu erklären, flatterte dabei mit den Armen wie ein aufgescheuchtes Huhn, deutete und zeigte - für Gerd ein Buch mit sieben Siegeln. Sie hätte ebenso gut irgend eine außerirdische Sprache sprechen können. Nur eine einzige Geste verstand er: Er sollte sich zum Tisch begeben und setzen. Zögernd kam er der Aufforderung nach.

Die Frau huschte zum Kamin und begann, etwas aus dem Kessel in eine hölzerne Kumme zu füllen, die sie dann schwungvoll und mit erneutem aufmunterndem, zahnlückigen Lächeln samt einem riesigen Brotkanten und einem hölzernen Löffel auf den Tisch expedierte. Unsicher bedankte sich Gerd, und auf eine nochmalige, eindeutige Geste der Frau hin begann er zu essen. Eine Suppe, die nach Gewürzen und Kräutern roch, scharf und säuerlich zugleich schmeckte und dick war vom darin herum schwimmenden Gemüse und Fleisch. Äußerst wohlschmeckend, wie Gerd anerkennend zugeben musste. Er leerte die Kumme bis auf den Grund, lehnte einen Nachschlag aber zunächst ab, worauf die Frau durch die Tür nach draußen verschwand.

"Na, fühlst du dich jetzt besser?"
Die Stimme ließ Gerd förmlich zur Salzsäule erstarren und sorgte dafür, dass ihm das Blut in den Adern erstarrte, noch eher der Besitzer hinter einem bisher nicht bemerkten, von einem Vorhang verhüllten Durchgang in den Raum trat und sich auf dem Stuhl ihm gegenüber niederließ.

"Du", krächzte er.

"Ich", nickte Daniel. "Falls du Brad Pitt erwartet hast, tut es mir leid."

Gerd ging nicht näher auf den Scherz ein, starrte seinen Freund einfach nur an. Daniel trug seltsame mittelalterlich anmutenden Breeches und eine Art Kosakenkittel. Beide waren aus grobem Stoff gewebt, der aussah, als habe er seine Entstehung auf irgend einem primitiven häuslichen Webstuhl gefeiert, was vermutlich auch der Fall war. Umständlich stopfte er sich eine großväterlich aussehende Pfeife aus einem mit einer Schnur zusammengezogenen Ledersack. Der Bart war verschwunden, er wirkte so normal, wie er - den Gerd bisher nur mit Marlboro zwischen den Lippen und in Jeans, T-Shirt und Lederjacke gesehen hatte - unter diesen Umständen halt aussehen konnte.

Lange sprach keiner ein Wort. Daniel entzündete seine Pfeife mit einem Span aus dem Kamin, paffte ein paar Wolken übelriechenden Tabakqualms in die Luft und meinte schließlich: "Und?"
"Und was?" gelang es Gerd endlich hervorzuquetschen.
"Sowas - sag' bloß, du hast so gar keine Fragen", wollte Daniel wissen.
Hörbar stieß Gerd die Luft aus.
"Und ob ich die habe. Da kannst du einen drauf lassen."
"Schieß los." Daniel lehnte sich gemütlich auf seinem Stuhl zurück, die überkreuzten Beine weit vorgestreckt, und paffte seine Pfeife. Ganz so, als säßen sie zu einem Plauderstündchen in ihrer Studentenbude und nicht in einem windschiefen Verschlag mitten im Nirgendwo.
Gerd hätte ihn erschlagen mögen. Wenn nur die Angst nicht so übermächtig gewesen wäre...
"Na gut," meinte er schließlich missmutig. "Fangen wir damit an: Wer oder was bist du?"
Daniel zog sich den Stiel seiner Pfeife aus dem Mund und betrachtete angelegentlich den Kopf. "Wer ich bin, weißt du. Daniel Pelinescu, immer noch. Was ich bin: Nun, du würdest uns vermutlich als Werwölfe bezeichnen", erwiderte er, ohne Gerd dabei anzusehen.
Gerds Herz rutschte bei dieser Antwort ein wenig tiefer. Seine Hoffnung, alles könne sich vielleicht doch noch als Missverständnis, als Albtraum erweisen, sank bei dieser Antwort augenblicklich. Also war alles Wahrheit gewesen. Alles. Er schluckte und mühte sich, den Kloß in seinem Hals hinunterzuwürgen, um seine nächste Frage stellen zu können.
"Was, zum Teufel, willst du eigentlich von mir?"
Daniel schaute ihn schräg von unten her an. "Kannst du dir das nicht denken?"
(Deinen Hals, dachte Gerd, dein Blut, deine köstliche Leber, deine herrlich zarten Eingeweide...) Laut erwiderte er:
"Keinen Schimmer. Sonst würde ich ja wohl kaum fragen."
Daniel erhob sich, ging zum Fenster, öffnete den Laden und schaute einige Sekunden einfach nur hinaus. Dann wandte er sich wieder um und sagte schlicht: "Hilfe, Kumpel. Deine Hilfe. Wir haben uns immer geholfen - erinnerst du dich? Und jetzt brauche ich wieder deine Hilfe. Diesmal mehr denn je. Es geht um Leben und Tod."
 
Deborah am 29.07.2002: "Daniel...was auch immer es ist...Um ehrlich zu sein habe ich genug von Tod und diesem ganzen Scheiß." Gerd seufzte und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. "Ich...Ich kenne dich doch gar nicht."
"Was meinst du damit? Natürlich kennst du mich, ich bin Daniel, dein Freund."
"Mein Freund? Pah..." Er sah Daniel abschätzig an. "Ich bitte dich! Freunde locken ihren Kumpel nicht ins tiefe Nirgendwo um sie dann fressen zu wollen!" Dauraufhin erntete er einen schmerzlichen Blick Daniels, aus dem Trauer sprach. Vielleicht auch Verzweiflung.
"Hör zu Gerd..." Daniel setzte sich wieder an den Tisch, stützte die Ellenbogen darauf und sah Gerd aus großen, traurigen Augen an. "Es tut mir ehrlich leid, dass das alles so gekommen ist. Doch ich brauche dich hier und du wärst doch nie mitgekommen, wenn ich dir erzählt hätte, dass ich ein Werwolf bin."
"Stimmt. Oder ich hätte es dir nicht geglaubt."
"Genau. Deswegen habe ich dir ja auch nichts gesagt." Daniel seufzte. "Denkst du es ist leicht seinen besten Freund derart zu belügen?"
"Dir schien es jedenfalls nicht sehr schwer gefallen zu sein!" Gerd war wütend und sprang auf. Dann ging er zu einem der kleinen fenster und öffnete es, indem er den Fensterladen aufklappte. Eine kurze Gesprächspause entstand. Anschließend wandte sich gerd an seinen Freund - konnte er ihn noch als Freund bezeichnen? - und sah ihm ernst in die Augen. "Erst einmal möchte ich wissen, wieso du so bist, wie du bist und was wir hier machen. Sonst kannst du dir irgendeine hilfe abschreiben."
"Nun gut, du verdienst es die Wahrheit zu erfahren..." Daniel seufzte, dann begann er zu erzählen...
 
Gwenhwyfar am 29.07.2002: "Dass es Werwölfe gibt, damit hast du dich mittlerweile abgefunden - kann ich davon ausgehen?"
"Bleibt mir denn was anderes übrig?" knurrte Gerd wütend. Daniel ignorierte den zornigen Tonfall und fuhr fort:
"Es wird dich aber vielleicht überraschen, dass wir Werwölfe keineswegs die Ungeheuer sind, die in Horrorgeschichten und Splatterfilmen so gerne gezeigt werden. Wir sind vielmehr die Opfer einer seltenen Krankheit, die Lykanthropie genannt wird." Wieder zündete er sich eine seiner übelriechenden Pfeifen an - vermutlich das mittelalterliche Pendant zu Insektenspray. Da fallen die Fliegen tot von der Wand, dachte Gerd mißmutig - und fuhr fort:
"Es mag so an die zweihundert Jahre her sein, als ein Meteor in dieser Gegend auf einem Feld herunterkam, der einem meiner Vorfahren gehörte. Zwei Jahre wuchs auf dem Feld überhaupt nichts mehr - dann wieder erstes, spärliches Gras. Da sich damit noch nicht allzu viel anfangen ließ beschloss mein Vorfahr, das Feld noch weitere zwei Jahre brachliegen zu lassen und allerhöchstens als Viehweide zu nutzen." Geräuschvolles Paffen. Gerd sagte kein Wort.
"Gesagt, getan. Du hast sicherlich schon vom Hungerwinter 1796/97 gehört oder gelesen?" Gerd nickte. Damals hatten Frost und Schneestürme schon im Oktober eingesetzt, schwere Regenfälle zuvor hatten die Hälfte der Obst- und Gemüseernte vernichtet und das Korn auf den Halmen faulen lassen. Mehr als 140.000 Menschen waren zu jeder Zeit Opfer der furchtbaren Hungerkatastrophe in ganz Europa geworden. "Alle haben damals Kohldampf geschoben, die Menschen ebenso wie die Tiere", fuhr Daniel fort. "Und so kam es, wie es kommen musste: Wölfe rissen den Viehbestand meines Ur-Urgroßvaters. Eben das Vieh, welches von dem Meteoriten-Gras gefressen hatte. Kurz danach stellten die Menschen hier die ersten merkwürdigen Veränderungen im Verhalten der Wölfe fest. Wölfe jagen normalerweise nur im Rudel, musst du wissen, und in diesem Rudel herrscht eine strikte Rang- und Fressordnung. Nun tauchten zunehmend Einzelgänger auf, die sich außerordentlich agressiv verhielten und sogar im Sommer bis ganz ins Dorf hinunter kamen. Nicht lange danach wurde der erste von uns gebissen." Daniel machte eine lange, bezeichnende Pause.
"Verstehe", murmelte Gerd.
"Den Rest kannst du dir sicherlich denken: Das war das allererste Mal, dass sich ein Mensch in einen Wolf verwandelte. Der Biss eines Werwolfs sorgt dafür, dass sich auch das Opfer in einen Werwolf verwandelt, da haben die alten Geschichten ausnahmsweise einmal Recht. Und so griff die Krankheit rasch um sich. Bereits die nächste Generation wurde mit der Anlage zur Verwandlung geboren, und es breitete sich immer mehr aus."
"Verstehe", wiederholte Gerd. "Aber was hat das alles mit mir zu tun?"
"Geduld, Kumpel. Zu dir komme ich gleich", wiederholte Daniel. Er stand auf und begann im Zimmer auf und ab zu gehen.
"In den ersten zwei Jahrhunderten konnten wir nicht viel machen", fuhr er in seiner Erzählung fort. "Wir verwandelten uns an jedem Vollmond, streunten durch die Wälder und machten Jagd auf Hoch- und Niederwild, Kleintiere und so weiter." Er warf einen kurzen Seitenblick in Gerds Richtung. "Und einige von uns mussten von uns selbst eliminiert werden. Sie machten Jagd auf Menschen." Er schloß eine Sekunde lang erschöpft die Augen. "Wer einmal Menschenblut gekostet hat, der ist verdammt, es immer wieder zu tun. Jene von uns genossen den Blutrausch als Wölfe - und die Macht über Leben und Tod als Menschen. Sie durften nicht leben." Gerd verzichtete auf Antwort, schluckte aber hart.
"Wir konnten nichts tun. Nicht einmal die Vermehrung konnen wir uns untersagen", nahm Daniel den Faden wieder auf. "Kein Zölibat hält zweihundert Jahre, ohne dass der eine oder andere aus der Reihe ausschert. Selbstverordnete Abstinenz und Einsamkeit sind nicht jedermanns Sache. Und so wurden immer wieder neue Menschenwölfe in unserem Dorf geboren, wenn wir uns auch mühten, unsere Zahl kleinzuhalten.
Vor acht Jahren beschloss dann der Ältestenrat, einen von den jüngeren Dorfbewohnern auszuschicken in die Welt. Die Medizin, so hieß es, habe in der letzten Zeit gewaltige Fortschritte gemacht. Vielleicht gäbe es eine Möglichkeit, uns und unseren Nachkommen unser normales Leben zurückzugeben. Das war unsere Hoffnung. Wir leben ziemlich, wie würdest du es sagen, hinterm Mond hier. Das blieb nicht aus, da wir so lange im Verborgenen und von den Menschen getrennt leben mussten. Selbst das Bisschen an Fortschritt, den es hier in unserem Land gegeben hatte, ging weitestgehend an uns vorbei. Auf mich fiel die Wahl, mich nach draußen zu wagen und zu versuchen, mit einem Mediziner Kontakt aufzunehmen."
"Und deine Wahl ist auf mich gefallen. Weil ich Medizinstudent war", mutmaßte Gerd. Daniel nickte.
"Also war unsere Freundschaft nur Mittel zum Zweck?"
"So war es nicht. Und du weißt es", erwiderte Daniel ruhig. Zum ersten Mal seit langem schaute er seinem Freund wieder offen in die Augen. "Eine hohe Meinung scheinst allerdings auch du nicht von unserer Freundschaft gehabt zu haben, wenn du mir wirklich zugetraut hast, dass ich dir etwas antun könnte", fügte er vorwurfsvoll hinzu. Diesmal war es Gerd, der dem Blick des Freundes auswich.
"Warum ich? Ich bin gerade mal mit dem Studium fertig und weiß Gott keine Koryphäe auf irgend einem medizinischen Gebiet, geschweige denn einem so komplizierten wie dem der Lykanthrophie. Es gibt hochangesehene Fachleute, Universitätsprofessoren, die...."
"Die nichts eiligeres zu tun hätten, als uns unser letztes Bisschen Menschlichkeit zu nehmen und uns alle zu Versuchskaninchen zu degradieren," unterbrach ihn Daniel bitter. "Vielleicht würde man uns in Käfige stecken, solchen mit einem Schild davor: FÜTTERN VERBOTEN? Oder aber man würde Dissertationen und Fachaufsätze über uns schreiben, auf der Jagd nach dem Nobelpreis Namen und Standort unserer Siedlung in der Presse breittreten, und dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Verrückten, Glücksritter und Brutal-Video-Spieler hier anrücken würden, um sich aus der Haut eines echten Werwolfs einen Nervenkitzel fürs Leben zu schneidern!" Er schüttelte den Kopf. "Das wäre keine Lösung!" Das sah Gerd allerdings ganz genauso, deshalb schwieg er ein paar Sekunden deprimiert.
"Du hast einen bestimmten Verdacht bezüglich des Meteors, nicht wahr?" Sein Freund nickte.
"Ich denke, dass dieser 'vom Himmel gefallene Stern', wie man ihn damals nannte, mit irgend einer Art außerirdischer Bakterie oder Virus infiziert war. Der ist dann über das Gras auf das Vieh, von dort auf die Wölfe - und schlussendlich auf uns übergegangen. Vielleicht hat er sogar irgend welche genetischen Veränderungen bei unseren Eltern nach sich gezogen - ganz sicher sogar, denn auch ich bin bereits als Werwolf geboren, ohne je im Leben gebissen worden zu sein."
"Gelänge es jemandem, den Virus zu isolieren..." überlegte Gerd laut, in seine sich überschlagenden Gedanken versunken.
"...könnte er uns allen ein normales, menschliches Leben zurückgeben und uns aus der Gefangenschaft führen", nickte Daniel. "Was ist, Kumpel - hilfst du uns?" Stumm hob Gerd den Kopf. Die Furch vor diesem Zuviel an Verantwortung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
"Habe ich denn eine Wahl?" knurrte er, scheinbar verärgert.
"Ich denke mal eher nicht," erwiderte Daniel fröhlich. "Hat mich schließlich Jahre meines Lebens, Vollmonde im Unikeller und meine ganze Bauernschläue gebraucht, dich überhaupt hierher zu kriegen. Nicht zu vergessen ein ungeliebtes Jurastudium und graue Haare wegen deines Gejammers um Birgit." Er hielt Gerd die Hand entgegen. "Nun komm schon. Sag' dass du uns hilfst - und gib mir fünf!"
"Ich kann aber keine Garantien abgeben, sondern lediglich versprechen, es zu versuchen," warnte Gerd und legte seine Hand in Daniels.
Zum ersten Mal seit seinem Aufenthalt in diesem Albtraumland lächelten sich die beiden Männer unvoreingenommen an.
 
Ronnz am 05.08.2002: Ein neuer Tag brach an und Gerd, vom Sonnenlicht geweckt, erhob sich aus seinem Bett.
Er hatte eigentlich ziemlich gut geschlafen dachte er sich, angesichts dessen, dass er in sich in einem Dorf voller Werwölfe aufhält.
Aber eigentlich war ja auch alles wieder in Ordnung, denn nach dem gestrigen Gespräch mit Daniel waren für ihn keine Fragen mehr offen.
Gerade wollte Gerd zur Tür hinausgehen, da hörte er einen vermeintlichen Streit, an dem, wie er es beurteilte sein Freund Daniel beteiligt war.
Gerd entschied sich lieber nicht raus zu gehen und ging stattdessen zum Fenster.
Er versuchte durch einen Spalt zu sehen was sich da Draußen abspielte.
Er sah Daniel und einige Männer.
Einer der Männer, um den es sich offensichtlich auch drehte, viel Gerd nicht nur durch seine Aggressive Haltung auf, sondern ebenfalls durch, gegenüber dem Rest, seine recht moderne Kleidung.
Gerd versuchte ein paar der heftig gesprochenen Worte aufzufassen.
Das erste was er vernahm kam von dem Mann:,,
Ich bin aber der Meinung dass wir uns nicht hier verstecken sollten.
Mit unserer Stärke könnten wir ganze Städte unterwerfen, wir würden von der Angst und der Unfähigkeit eine Gemeinschaft zu Bilden, der Menschen in den Großstädten profitieren.
Warum also sollen wir hier verweilen wo sich kaum eine Menschenseele hinverirrt und uns auf einen Menschen verlassen den wir nicht einmal kennen!"
,, Das geht zu weit, Jack!" brachte Daniel heftig ein, und am liebsten wäre Gerd raus gerannt und hätte ihm zugestimmt, aber irgendwas in ihm sagte Gerd das er lieber hier drin bleiben sollte, denn das was dieser Jack sagte war nicht gerade beruhigend.
Daniel fuhr aufgeregt fort ,,Ich kenne ihn und das viele Jahre, er ist absolut vertrauenswürdig."
Jack antwortete sofort mit einer höhnischen Stimme, es hat den Anschein als wolle er die umherstehende Menge beeinflussen,, So so, und das sagt jemand der seit Acht Jahren nicht mehr bei uns war, in meinen Augen bist du ein Verräter der uns den Menschen auf Gedeih und Verderb ausliefern will !"
,,Was ??" Daniel schien von dieser Behauptung tief getroffen zu sein, sein Gesicht wurde rot,
die Wut in ihm staute sich aber er beherrschte sich und versuchte gelassen zu wirken ,, Du weißt ebenso wie ich und wir alle, das mich der Ältestenrat geschickt hat um Wege zu finden die uns von unserer schrecklichen Krankheit befreien !"
Jack konterte sofort und eiskalt ,, Ah ja, der Ältestenrat, ein trauriger Versuch uns hier in dieser Einöde Festzuketten, wie gut das seine Mitglieder einen tragischen Unfall hatten!?
Jetzt wurde das ganze Gerd doch schon sehr unheimlich, er merkte wie Schweiß anfing über seinen Rücken zu laufen, er ahnt nur zu gut auf was dies alles hinauslaufen wird.
,, Ein Unfall an dem du und deine Bande gar nicht beteiligt seid ?! " Daniel versuchte diesen Satz gelassen herauszubringen, damit er seine Wirkung nicht verfehlt, aber er war so angespannt, das es sich ehr wie ein Jammern anhörte, ein Jammern von jemanden der Angst hatte, große Angst."
Jack lachte spottend über Daniel und drehte sich der Menge zu ,, Seht her meine Kameraden, ihr vertraut diesem jämmerlichen Geschöpf, das Lykantrohpie als Krankheit bezeichnet.
Dabei ist es eine Gabe von Gott, mit der er uns dazu bestimmt die Menschen zu beherrschen.
Er und der Ältestenrat haben unseres gleichen getötet die schon früher versucht haben uns hier raus zu helfen.
Lasst uns von ihm loseisen und die Städte der Menschen einfallen um uns da einzuordnen wo wir hingehören!?
,,Nein !" schrie Daniel ,,Hört nicht auf ihn, sein Verstand ist verseucht von Menschenfleisch!"
Jack gefielen Daniels Worte gar nicht, er drehte sich um, packte Daniel am Hals und flüsterte ihm ins Ohr: ,, Und was nun, willst du mich auch umbringen??
Da kann ich dir nur eins Sagen, fahr zur Hölle."
Er lies Daniel los und warf ihn zu Boden.
Noch einmal drehte er sich zur Menge hin und schrie:,, Heute ist der Tag des Aufstandes! "
Daraufhin drehte er sich um, schloss die Augen und schien irgendwas von inner heraus zu lassen.
Gerd war nun vollkommen nass geschwitzt, alles kam so wie er es sich gedacht hatte, ein Aufstand, ausgerechnet jetzt wo er sich in Sicherheit wiegte.
Aber das war ihm jetzt egal, er löste sich vom Fenster und lief zur Tür, denn das da draußen war sein Freund, er musste ihm helfen!
Als Gerd die Tür öffnete wurde er blass, Jack hatte sich in einen Werwolf verwandelt, genau wie Daniel und beide schienen sich zu bekämpfen.
Werwölfe, am Tag dachte er, wie ist das möglich, aber er verwarf den Gedanken erst einmal.
,,Daniel !", rief er.
Daniel hörte es und schaute Gerd an, diesen Moment der Unaufmerksamkeit nutzte Jack und biss Daniel in den Hals.
Daniel schrie, dann aber sackte er zusammen und fiel auf den Boden.
Mit Tränen in den Augen schaute Gerd zu Daniel der sich in einen Menschen zurück verwandelte, in einen toten Menschen...

Doch zu Gerds entsetzten jubelte die Menge Jack zu.
Gerd war sich nicht sicher ob aus Angst oder weil sie so naiv waren und sich von Jack haben beeinflussen lassen.
Aber viel Zeit zum Denken blieb Gerd nicht, Jack wurde auf ihn aufmerksam.
,,Ach der Mensch, ein willkommenes Mahl !"
Nach diesen Worten rannte er auf Gerd zu und die anderen Werwölfe folgten ihm.
,,Verdammt, auch das noch" stammelte Gerd vor sich hin und fing ebenfalls an zu laufen.
Er wusste nicht wohin aber er lief, denn nur wenige Meter hinter ihm war Jack.
In Gerds Kopf schossen unzählige Gedanken.
Wohin nun, was tun, wieso ich?
Dann fasste er eilig den Entschluss wieder in den Wald zu rennen, in der Hoffnung seine Verfolger abzuhängen...
 
Deborah am 26.08.2002: Auf der Flucht, wieder auf der Flucht vor einem Werwolf. Gerd wurde schmerzlich die Ironie dieses Momentes bewusst. Jack war nicht weit entfernt. Er rannte nun schon eine Ewigkeit davon. Seine Beine waren lahm und sein Mund war trocken. Er hatte furchtbaren Durst. Doch noch mehr quälte ihn die Todesangst. Und der Schmerz...Dieser tiefe Schmerz seinen Freund verloren zu haben. Und doch ruhte in ihm die Gewissheit, dass er nicht sterben musste. Dass er Leben musste und dass sein Dasein einen Sinn hatte...Er musste nur Jack und den anderen entkommen. Musste nur entkommen...und leben. LEBEN.
Und auf einmal, als Gerd das Gefühl hatte keinen Schritt weiter tätigen zu können...Stille. Absolute, tödliche Stille wie im Auge des Orkans. Die Ruhe vor dem Sturm. Er blieb stehen. Konnte es sein, dass seine Verfolger lauerten? Dass sie horchten, wie und vor allem wohin er rannte und nach seinem Atem lauschten? Er hielt die Luft an, war nicht fähig sich zu bewegen. Die Angst schien ihn mit einem Schlag zu lähmen. Aber er musste fliehen, leben...Und es geschah nichts. Kein Blatt bewegte sich, kein Tier machte einen Laut. Der Wind wehte nicht. Jegliche natürlichen Geräusche waren hinfort.
Gerd atmete leise aus und wieder tief ein. Doch nichts geschah. Einfach nichts und das beängstigte Gerd nur noch mehr.
Dann...Ein Geräusch. Ein leiser, hoher Ton. Er drang an Gerds Ohren aus Richtung Süden. Das lag in Richtung des Dorfes...So glaubte er zumindest. Die Orientierung hatte er schon lange verloren.
Doch dies kümmerte ihn nicht...Der Ton zog ihn an, auf eine magische, unerklärliche Weise. Gerd setzte einen Fuß vor den anderen, ging in Richtung Süden. Auf seine Feinde zu, in die Ungewissheit.
Und nach einigen Minuten tauchte vor ihm ein Werwolf auf. Er starrte ihn nur böse an, regte sich nicht. Seine Haltung war merkwürdig. Er stand auf einem Bein, als würde er gerade rennen, die Hände auch in der typischen Laufbewegung. Doch es sah aus, als hätte jemand eine Videocassette gestoppt...Pause...Der Werwolf schwankte nicht einmal.
Gerd war verwirrt, sah sich um, als er sich sicher war, dass der Werwolf ihm nichts tun konnte. Er blickte nach oben und sah einen Vogel über sich fliegen. Nur dass er in der Luft hing, auch ohne Bewegung. Die zeit schien angehalten...Stillstand....Wo blieb der Sturm?
 
Ronnz am 29.08.2002: Langsam wagte sich Gerd näher an den Werwolf heran.
Sein Maul war weit geöffnet, und es tropfte Speichel herrunter.
Oder er würde tropfen, wenn er nicht ebenso wie der Werwolf und der Vogel eingefroren wäre.
Was soll das ? dachte sich Gerd.
Ist das wieder ein Traum oder bin ich Tod ?
Plötzlich raselte es hinter ihm, blitzartig drehte sich Gerd aufgeschreckt und mit erhobenen Fäusten um.
Aber im gleichen Moment beruhigte er sich auch wieder, denn es war nur ein Hase.
Der Hase hatte irgendetwas merkwürdiges an sich, ja er schien irgendwie zu humpeln.
Nach genauerem betrachten, fiel Gerd auf das auch das Bein des Hasen eingefroren war.
Fasziniert aber auch mit einem schlechtem Gefühl im Magen, sah Gerd den Hasen zu wie er sich mit drei Beinen vorwärts quälte.

Auf einmal hielt Gerd inne, er spürrte sein Bein nicht mehr.
Er schaute hinab aber alles schien in Ordnung, außer das er sein Bein keinen Milimeter zu bewegen vermochte.
In gleichen Moment sah er das der Hase nun komplett eingefroren war und das bereitete Gerd unbehagen, da er sich nur zu gut ausmalen konnte das ihm wohl jeden Moment das gleich geschehen könnte.
Gedacht geschehen, nach wenigen Minuten war auch Gerd komplett eingefroren.
Er konnte zwar immer noch denken und normal sehen (auch wenn er seine Augen nicht bewegen konnte) aber ansonsten war er total bewegungsunfähig.
Plötzlich musste Gerd daran denken das er sich den Werwolf vorhin von vorne genau betrachtet hatte, also muss dieser es folglich bemerkt haben, was also wenn er sich wieder bewegen kann ?
Diese Gedanken jagten Gerd ein Schaudern über den Rücken.
Dieses Schaudern wandelte sich augenblicklich in einen Starken Impuls voller Angst um, den Gerd am liebsten herraus geschrien hätte.
Denn gerade hat er gesehen wie sich ein einzelner Finger des Werwolfes bewegt hat...
 
Deborah am 29.08.2002: Gerd wollte schreien. Ging nicht. Genau so wenig, wie es ihm möglich war die Flucht zu ergreifen. Was war nur hier los? Wie konnte auf einmal ein ganzer Wald stillstehen? Und wie konnte er dem Werwolf entkommen, der gerade wieder zum Leben zu erwachen schien.
Sein behaarter, dürrer, klauenbesetzter Finger bewege sich leicht zuckend. Gerd wartete nur darauf, dass der Werwolf sein Maul aufriss und über ihn herfiel. Doch dies geschah nicht. Stattdessen fing sein Finger an zu leuchten. Es war ein warmes, aber helles Leuchten, das Gerd, ähnlich wie der Ton zuvor beruhigte. Dann auf einmal tauchte ein winzig Kleiner Punkt aus dem Licht heraus auf und schwirrte auf Gerds Kopf zu. Er wurde dabei immer größer und größer, bis er schließlich menschliche Größe erreicht hatte. Dann begann er zu vibrieren und zu rotieren. Es wurde immer heller und Gerd hätte am kiebsten die Augen abgewandt. Der punkt formte sich zu einem menschlichen Wesen, abgesehen davon, dass es flügelähnliche Flossen auf dem Rücken hatte. Es blickte Gerd an, dann prüfend den Werwolf. Schleßlich lächelte es, packte Gerd mit einer flinken Bewegung und löste sich gemeinsam mit ihm in Luft auf.
Gerade in diesem Moment erwachte der Werwolf zu erneutem Leben und stürmte weiter durch den Wald um sein vermeindliches opfer zu jagen.
 
Thomas Schlütter am 14.03.2006: Gerd rannte und rannte aber der werwolf war schneller plötzlich kam ein ganzer Rudel von Werwölfen!Es waren 10 Werwölfe und dann kamen noch 4 Vampier sie griffen die werwölfe an doch sie waren changenlos und Gerd wollte fliehen bis er ein stehenden Schmerz im Rücken spürte ein werwolf hatte ihn gebissen.....
 
catty am 01.06.2008: Gerd glitt vor schmerzen auf den boden .er hielt mit einer hand die wunde am rücken fest .Er schaute sich um und sah wie die vampire immer noch versuchten gegen die werwölfe zu kämpfen aber das chancen los......
 
dfg am 19.10.2008: und dann kamm meine mutter und hatt alle aufgefressen
 
Wie soll es weitergehen? Diese Story kannst du selber weiterschreiben.
 
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Kommentare  

Was ich nicht verstehe ist, dass HANS & FRANZ Fortsetzungsgedichte - und Romane ins "Netz" stellt -und dann wedeer löscht noch bestätigt. Was soll der Unsinn. To be - or not to be. U nd das gilt für ALLE. Auch für "Unantastbare" da über allen Dingen schwebend wie z.B. na ja. lassen wir's sonst regt sich wieder irgendein Spinner auf. Aber wenn ich sehe das Geschichten in 2006 oder 2007 begonnen haben und mitschreibende Forenmitglieder-Beiträge seit 2008 resp. 2009 immer noch nicht bestätigt sind, dann greife ich mir doch ma gaaaanz schnell an den Kopf. Oder bin ich da etwa der Einzige der sich wundert, der sich ärgert ?

Simon Templar (18.03.2009)

Ich finde, wir sollten diese Werwolfgeschichte mal wirklich fertig schreiben. Sie ist es wert, aber ein längerer Text als ein- zwei Sätze sollte es schon sein. Na, hat schon jemand dazu eine Idee?

doska (20.02.2009)

Hallo!

Wollte hier auch mal schnell ein Kommentar dazu abgeben.
Muss sagen mir hat die Story bis 2002 echt super gefallen (hab sie gerade erst gelesen). Warum habt ihr aufgehört zu schreiben?

LG midnight


midnight (31.12.2008)

Das ist voll spannend! Weiter so, freu mich schon auf die Fortsetzung

Melti (11.11.2007)

naja,gäääääääääääääääähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhn

yvonne (25.04.2007)

Also gruselig ist sie bis jetzt noch kein bisschen...

Chantal Stauffer (19.01.2005)

upps es sollte heissen die Geschichte...

 (02.08.2002)

So habe mal Versucht der Geschichte mit einem Dialog wieder in Richtung Gruselgeschichte zu lenken, damit sie nicht schon endet.
Ich hoffe es klappt...

MFG
Ronnz


 (02.08.2002)

Nachtrag:
So, ich habe euch in den Wissenschaftsschlamassel reingeritten, da hielt ich es für meine Pflicht, euch auch wieder rauszuholen. Das soll schließlich - laut Titel - eine "Gruselgeschichte" werden. Wenn auch, dafür habe ich gesorgt - die Romantik nicht zu kurz kommt.
Mehr oder weniger gefangen in einem Dorf voller Werwölfe, nicht wissend, wo er ist, verliebt in eine Werwölfin, die (vielleicht) auch mit einem Werwolf-Nebenbuhler aufwarten kann dürfte sich der Protagonist jetzt wieder in einer Situation befinden, die Raum genug für gruselig-blutige Szenen hergibt.
Jetzt ist aber mal wieder wer anders dran...


Gwenhwyfar/Heike Sanda (19.07.2002)

Danke, danke, danke.... Standing Ovations?! - Aber sag' mal - schreiben wir das Ding jetzt etwa ganz alleine hier?

Gwenhwyfar (19.07.2002)

Hey Gwen, gut gerettet ;) Ich geb zu mir fiel kein grund ein, weswegen Gerd helfen könnte...Bin echt begeistert, wie du das erklärt hast...*applaudiert*

Deborah (18.07.2002)

Der Herr Autor mag die Rolle des mysteriösen Ideengebers, quasi der mastermind im Hintergrund...

Fred Biaggi (16.07.2002)

Huch! Da sind aber unsere Anschlüsse durcheinander geraten. Gwenhwyars Teil war eigentlich vor meinem...Da kommt man ja ganz durcheinander...Kann man sowas umstellen?

Deborah (13.07.2002)

Das Problem ist, das ich im moment keine Möglichkeit habe, ins Internet zu kommen.
Es geht im moment nur über Internetcafe´s, und da hat man keine Ruhe zum Schreiben, ausserddem läuft da der Zähler mit.
Aber bald gehts weiter.
Ich finde die Entwicklung gut, hatte echt nicht damit gerechnet, das es so weitergeht.
Gut gemacht!


Der Autor (12.07.2002)

Ja, Herr Autor.
Ich fände es auch interessant, wenn du mitschreiben würdest. Hattest du eigentlich eine Idee, in welche Richtung die geschichte gehen sollte? Vonwegen den Werwölfen etc. oder hast du einfach nur drauflos geschrieben?
Macht jedenfalls Spaß die Geschichte.


Deborah (12.07.2002)

Hi, lieber Autor!
Wir schreiben und schreiben und schreiben uns hier einen Wolf - im wahrsten Sinne des Wortes, hihi - aber was ist mit Dir? Magst Du selbst gar nimmer, oder gefällt Dir die Geschichte nicht?


Gwenhwyfar (12.07.2002)

Ich habe hier nur einen Anfang geschrieben.
Hierraus könnte sich nun wirklich noch alles Mögliche entwickeln. Bin gespannt, was euch so einfällt...


Der Autor (27.05.2002)

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