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Christmas - The dark side

Poetisches · Trauriges · Winter/Weihnachten/Silvester
Fünf Jahre war sie mit dem Kind alleine.
Ihr Mann starb, eh' sein Sohn geboren war.
Ihr ganzes Leben war ab jetzt der Kleine.
Doch Gottes Ratschluss ist oft sonderbar.

Der Heiligabend ist noch schön gewesen.
Sie haben lang gespielt und viel gelacht.
Dann hat sie ihm ein Märchen vorgelesen,
und lächelnd schlief er ein in dieser Nacht.

Es schneite in der Zeit zwischen den Jahren,
der Winter hielt sich diesmal nicht zurück.
Sie hatten sehr viel Spaß beim Schlittenfahren.
Der Kleine hat getobt, gequietscht vor Glück.
Beim Heimweg hat das Schicksal zugeschlagen!
Ein Schneesturm, und die Ampel zeigte Rot.
Ein dumpfer Knall, ein Schrei, ein großer Wagen...
Das Kind, sagt man, war auf der Stelle tot.

Die Frau erwachte erst nach sieben Tagen.
Ein Arzt hat ihr die Wahrheit beigebracht.
Sie sagte nichts. Sie stellte keine Fragen.
Und schlich sich heimlich fort in jener Nacht.

Am nächsten Morgen hat man sie gefunden.
Der Weihnachtsbaum war immer noch geschmückt.
Um ihren armen Hals ein dicker Strick gewunden,
ein Kinderbild fest in die Faust gedrückt.
"FüHR mAmA", stand mit Buntstift drauf geschrieben,
"FRöLiChE WEinAChtEn", mit ungelenker Hand,
ein Schlitten, der vom Weihnachtsmann getrieben,
Schneeflocken - und ein Auto, ganz am Rand.

Ihr Tod, er hinterlässt so viele Fragen!
Was ist ein Menschenleben für die Ewigkeit?
Wie viele Schmerzen kann ein Mensch ertragen,
wie viele Schicksalsschläge, oder wieviel Leid?
Warum bloß konnte sie mit keinem sprechen?
Hat sie kein Freund, kein Nachbar denn gekannt?
Wie konnte sie so unbemerkt zerbrechen?
Ist es denn echt so kalt in diesem Land?
Hat sie sich selbst für diesen Weg entschieden?
Hat je ein Mensch um diese Frau geweint?

Auf ihrem Stein steht: "Ruhet nun in Frieden.
Aufs neue und in Ewigkeit vereint".
 
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Kommentare  

auch wenn es sehr spät kommt...

es ist sehr schön geschrieben,schliesse mich den anderen mehr als an...

osc-amok®

ruhe in frieden heike im anklang an gspwb.de


R.i.P.
HEIKE


osc-amok® (11.08.2005)

Ich weiß nicht, warum ich jetzt auf die Idee komme, einen Text mit diesem Titel zu lesen, ich weiß nur, es hat sich gelohnt! Die Geschichte wird dadurch, dass sie als Gedicht formuliert ist, noch intensiver, und andererseits kann ich nur sagen, ja, so ist das Leben... leider. Ich schätze mal, Geschichten wie diese passieren nicht nur an Weihnachten, sonder wesentlich häufiger, und es ist dir hervorragend gelungen, das in Worte zu fassen. Bedrückend, aber sehr, sehr gut!

Christian (17.02.2003)

Ich kann Wolles ungewöhnlichem Gefühlsausbruch nur bedingungslos zustimmen (füge weiterhin ganz unauffällig seinem Klos noch ein "s" hinzu und versuche, ebenso unauffällig, meinen herunter zu schlucken). Ein Glück, daß du hoffentlich da bleibst, um uns ein paar Geschichten zu schreiben.

Trainspotterin (19.12.2002)

Verdammt, wenn man nur etwas Gefühl in sich hat, dann kann man ja einen Klos im Hals bekommen.
Starkes Gedicht.
5 Punkte


Wolzenburg (30.11.2002)

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