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5 Seiten

FEUERHAND

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
EPILOG

Mein Name ist Feuerhand. Ich bin ein Dämon außer Dienst. Früher habe ich für den Höllenfürsten Luzifer und den Höllenrat unliebsame Dämonen für immer aus dem Weg geräumt. Das hat mich manchmal in die entlegensten Winkel der Hölle geführt.
Es war zwar ein gut bezahlter aber teils doch sehr blutiger Job, wenn ich manchmal ganze Dämonenfamilien und – Sippen ausgerottet habe. Doch diese Zeit ist glücklicherweise vorbei.
Nun habe ich mich auf der Erde niedergelassen, lebe von meinem Reichtümern, die ich in meiner Zeit als Kopfgeldjäger der Hölle erworben habe, und lebe mit einer hübschen und intelligenten Menschenfrau zusammen. Was will man mehr? Das Glück schien ewig anzudauern, doch das war leider ein Irrtum ...

*******

Der Tod von meiner Freundin erschütterte mich. Ja, selbst Dämonen, liebe Leser, haben Gefühle. Als ich ihren Körper identifizieren mußte, wußte ich, daß sie keines natürlichen Todes gestorben war. Ich spürte unverkennbar die Reste dämonischer Magie, die noch immer ihren toten Körper umgab.
„Wie ist sie gestorben“, fragte ich den Polizisten, der neben mir stand und meine Reaktion beobachtete.
„Man fand sie in einer Seitenstraße in der City. Fremdeinwirkung wurde nach eingehender Untersuchung ausgeschlossen ..:“
„Das heißt?“
„Sie wurde nicht ermordet.“
‚Das denkst aber auch nur Du, Du Schwachkopf!“, dachte ich.
„Hatte sie ein schwaches Herz?“
„Reden Sie keinen Unsinn. Sie war erst 24 Jahre alt.“
„Es ist schon öfters vorgekommen, daß selbst junge Leute plötzlich umgefallen sind. Vielleicht Gehirnschlag ..:“
„Erzählen Sie das Ihrer Oma!“
„Vielleicht nahm sie auch Drogen ...“
Ich schaute ihn stumm an. Meinem Blick hielt er nicht lange stand und der Polizist schaute schließlich weg.
„Wann wird die Leiche freigegeben?“
„In ein paar Tagen.“
„Gut“, erwiderte ich. „Dann kann ich mich um ihre Beerdigung kümmern.“

*

Manchmal kommt mir die Erde schlimmer als die Hölle vor. Was Menschen ihren Mitmenschen so alles antun würde manchen Dämon erröten lassen. Jedenfalls, wenn Dämonen erröten könnten.
Meine Freundin wurde von keinem Menschen ermordet, das stand schon mal fest, sondern von einem Dämon. Nun waren meine alten Fähigkeiten als Kopfgeldjäger der Hölle wieder gefragt. Mein schwarzes Herz schien schneller zu pumpen, ob der Vorfreunde nach neuen Abenteuern.
*

„Wollen mal sehen, ob ich nicht schon eingerostet bin“, murmelte ich.
Ich ging auf den Speicher meines kleinen Hauses und öffnete dort eine große, hölzerne Truhe, die aus einer Hölleneiche gefertigt war. Sie war so gut wie unzerstörbar, die Kiste. Selbst eine Atombombe hätte ihr nicht schaden können.
In der Truhe lag meine ehemalige Ausrüstung und Kleidung, die ich Jahrhunderte im Auftrag der Hölle als Kopfgeldjäger getragen hatte.
Ich zog mich aus und zog die schwarze Jeans und ein dazugehöriges Jeanshemd an. Darüber zog ich meinen langen schwarzen Ledermantel, der aus Drachenhaut gefertigt war und somit kugel- und feuerfest war. Selbst Magie konnte ihm nichts anhaben. Ein großer Vorteil, wenn man durch die Gefilden der Hölle reiste.
Mein altes Bowiemesser, das noch immer so scharf war, wie am Tag seiner Herstellung in einer der berühmtesten Schmieden der Hölle, steckte ich in einen der beiden braunen Halbstiefel.
Dann waren die übrigen Waffen dran. Einige wirkten recht futuristisch, selbst für Höllenverhältnisse. Ich hatte sie auf meine Reisen durch fremde Dimensionen erbeutet und sie hatten mir schon mehr als einmal das Leben gerettet.
Zum Schluß setzte ich mir meinen alten Cowboyhut auf, der mich an alte Zeiten erinnern und ein Grinsen machten sich auf meinen Lippen breit.

*

Die Suche nach dem Mörder meiner Freundin war eine mühselige, anscheinend nie enden wollende Befragung von Dutzenden von Dämonen, die sich ebenfalls auf der Erde niedergelassen hatten oder dort ihren nicht immer sauberen Geschäften nachgingen. Die meisten von ihnen überlebten meine Befragungstechniken nicht. Aber dafür bekam ich einige interessante Informationen und langsam wurde mir klar, wer hinter dem Mord an meiner Freundin steckte: Asmodeus.
Der kleine Bastard wollte sich wahrscheinlich dafür rächen, daß ich bei meinem letzten Auftrag Ferox das Höllenlicht ausgeblasen hatte. Das nahm er mir irgendwie übel. Verständlich, denn Ferox war sein illegitimer Sohn.
Doch meine ‚Befragungen‘ auf der Erde blieben nicht unentdeckt und so machte ich schließlich unliebsame Bekanntschaft mit einigen Dämonen Luzifers.

*

Ich war wie ein Anfänger in die Falle getappt. Etwa ein Dutzend Elitekrieger Luzifers hatten mich umringt.
Ich schaute mich um. Ich war zwar gut, aber alle würde selbst ich nicht schaffen. Der Anführer, ein Feuerdämon mit seltsam leuchtenden blauen Augen, kam auf mich zu und hob die Hände zum Gruß.
„Wir wollen Dir nichts tun, Feuerhand. Luzifer will sich nur mit Dir unterhalten. Wenn Du die Waffen einsteckst, bringen wir Dich zu ihm.“
„Nur reden?“
Der Feuerdämon nickte.
Ich steckte meine beiden Knarren weg und folgte dem Dämon.
*

Luzifer saß in einem teuren Restaurant und nippte an einen Glas Rotwein. Natürlich hatte er menschliche Gestalt angenommen. Was wäre wohl passiert, wenn er in seiner wahren Gestalt das Restaurant betreten hätte? Wahrscheinlich wäre eine Panik unter den Gästen ausgebrochen. Ich schmunzelte bei dieser Vorstellung.
Auch mein Begleiter, der Feuerdämon, hatte sich in einen Menschen verwandelt. Schien heutzutage eine Art Mode unter den Dämonen geworden zu sein. Aber schließlich war Tarnen und Täuschen eine wichtige Voraussetzung im Leben eines Dämons.
Der Feuerdämon führte mich zu Luzifers Tisch, dann verschwand er wieder.
„Was machst Du denn für Sachen, Feuerhand“, begrüßte er mich in seiner unangenehmen freundlichen Art.
Ich setzte mich, kramte mein Zigarettenetui aus meinem Ledermantel und entzündete schließlich eine der Kippen. Als ich den Rauch in meinen teerhaltigen Lungen spürte, fühlte ich mich gleich wohler.
„Mein Bruder ist böse auf Dich, Feuerhand. Du hast einige seiner Leute vernichtet.“
„Dein Bruder kann mich mal. Er ist für die Ermordung meiner Freundin verantwortlich.“
„Stimmt. Ich will es nicht abstreiten, aber sie war doch nur ein Mensch ...“
Das hätte er lieber nicht sagen sollen. Ich erhob mich langsam von dem Stuhl und Luzifer wußte, das er einen Fehler begangen hatte. Denn wenn ich am ruhigsten bin, bin ich am gefährlichsten. Diese unangenehme Erfahrung hatte selbst der Höllenfürst einmal am eigenen Leibe zu spüren bekommen, aber das ist wieder eine andere Geschichte.
„Setz Dich wieder, Feuerhand. Ich entschuldige mich für meine unpassenden Worte. Aber Du muß zugeben, daß Du wegen ihres Todes nicht einfach einen Ein – Dämonen – Krieg vom Zaun brechen kannst. Früher oder später kriegt Dich entweder Asmodeus oder einer seiner dämonischen Assassinen, die er auf Dich angesetzt hat.“
„Kann schon sein. Aber vorher ist Dein Bruder totes Dämonenfleisch.“
„Na, na. Er ist immerhin mein Bruder. Würdest Du zusehen, wie jemand Deinen Bruder umbringt.“
Ich überlegte kurz.
„Wahrscheinlich nicht. Aber bei Asmodeus würde ich vielleicht eine Ausnahme machen.“
Luzifer nickte und trank einen Schluck Rotwein, während er die knackige Kellnerin betrachtete.
„Also, was willst Du, Feuerhand?“
„Ich will den oder die Mörder!“
„Läßt Du dann Asmodeus zufrieden.“
Ich nickte.
„Es sei denn er ist einer der Mörder.“
„Machst Du Witze? Mein Bruder hat sich in seiner elendigen Existenz noch nie selber die Hände schmutzig gemacht. Für Drecksarbeit hat er andere.“
‚Wie Du“, dachte ich. sprach meine Gedanken aber nicht laut aus, denn auch Luzifer konnte äußerst ungemütlich werden.
„Also, wie lauten die Namen der Mörder?“

*******
„Nagas“, ich spuckte auf den Boden.
Da hatte sich ja Asmodeus schöne Verbündete geholt. Die Schlangenmenschen hatten in der Hölle ihren eigenen Einflußbereich, den selbst Luzifer nicht antastete, und das aus gutem Grund. Die Nagas verfügten über eine Art von Magie, die selbst den 12 Höllenfürsten überlegen war.
Die Frage, die sich in meinem Kopf bildete war jedoch die , wie es Asmodeus gelungen war, einen Pakt mit diesen Viechern zu schließen.
Dem kleinen Bastard war es doch tatsächlich gelungen mich noch zu überraschen, was sehr selten vor kam, denn dafür hatte ich schon zu viel in meinem langen Leben gesehen.
Ich überprüfte kurz meine Waffen. Na dann würde ich mich wohl auf eine kleine Schlangenjagd begeben müssen.

*******

Luzifer hatte mir den Aufenthaltsort des Naga – Killerkommandos genannt. Ich tastete die Umgebung mit meinen Dämonensinnen ab. Doch ich konnte nichts entdecken. Aber ich mußte auf der Hut sein. An diesem entlegenen Ort vor der Stadt konnten sie sich überall versteckt haben. Wie ich wußte gruben sich die Nagas auch gern im Boden ein, um so ihren Körper warm zu halten.
Als hätten die Burschen meine Gedanken gelesen, sprangen mich plötzlich zwei der Viecher aus Bodenlöchern an. Ich wich den beiden aus und schoß dem einen in die Brust, dem anderen in den Kopf. Beide fielen mit zwei äußerst häßlichen Löchern im Körper zu Boden, wo sie verendeten. Doch es waren nicht die letzten Feinde. Weitere vier tauchten auf, wahrscheinlich der Rest des Killerkommandos und hielte ihre gefährlich aussehenden Schwerter in Händen. Und diese Waffen sahen nicht nur gefährlich aus, sie waren es auch.

*******

„Ich habe für Dich gelogen, Bruder, aber das werde ich nicht noch einmal tun!“
„Hast Du etwa Angst vor diesem kleinen Dämon?“, neckte ihn Asmodeus.
Luzifer wurde böse.
„Angst?“
Luzifer schien das doppelte gewachsen zu sein und überragte seinen Bruder um Meter.
„Du wagst es, von Angst zu sprechen? Wer ist denn zu mir angekrochen gekommen und hat mich um Hilfe gebeten, weil er Angst hatte, daß Feuerhand sich an ihm rächen will, weil Du, lieber Bruder, seine menschliche Freundin hast ermorden lassen?“
Asmodeus schluckte. Sein Bruder bekam wieder einer seiner berühmten Tobsuchtsanfälle und dann war nicht mit ihm zu spaßen. Bevor er jedoch etwas erwidern konnte sagte Luzifer: „Und nun geh mir aus den Augen Du mißratenes Geschöpf. Unsere Mutter hätte Dich lieber in der Dämonengrotte ersäufen sollen!“

*******

Mit dem Bowiemesser in der einen und einer meiner Spezialwaffen in der anderen Hand tötete ich alle Nagas bis auf einen, der verletzt am Boden lag. Ich richtete langsam meine Waffe auf seinen Kopf, doch er zeigte keine Regung. Er schaute mich nur stumm an und wartete auf seinen Tod. Doch den Gefallen tat ich ihm nicht. Als ich sowohl meine Knarre, als auch mein Bowiemesser in den Hosenbund steckte, schaute er mich überrascht an.
„Und nun, Schlange, sprechen wir über die Ermordung einer Menschenfrau ...“

*******

Man kann sich heutzutage wirklich auf keinen mehr verlassen. Selbst seine eigenen Artgenossen betrügen einen. Und Luzifer hatte mich belogen. Nicht die Nagas waren für die Ermordung meiner Freundin verantwortlich, die der Höllenfürst nur aus dem Weg geräumt haben wollte, sondern einige Intimfreunde von Asmodeus. Doch die hatten keine lange Freude daran mich hinters Licht geführt zu haben. Allen dreien zog ich die Haut ab und legte ihre Überreste vor Asmodeus Palast. Doch auch Asmodeus selbst bekam sein Fett weg. Ich schoß ihm eines seiner Hörner vom Kopf. Und wie ich und Asmodeus wußten, wuchsen diese, nachdem ein Dämon seiner Art ein bestimmtes Alter erreicht hatte nicht wieder nach. Und so blieb Asmodeus nichts anderes übrig, als den Rest seines erbärmlichen Lebens mit nur einem Horn zu verbringen.

*******

EPILOG

Luzifer saß auf einen seiner steinernen Throne und langweilte sich. Er las nur halbherzig in einem seiner vielen Bücher. Am Fuße des Thrones saß sein grünlicher Diener Amantillo, der ihn eigentlich hätte aufheitern sollen, jedoch ebenso gelangweilt war.
„Tja, seit Feuerhand den Dienst quittiert hatte, war es noch langweiliger in den Höllengefilden geworden. Aber vielleicht würde ihn ja der Krieg gegen die verhaßten Nagas ein bißchen aufheitern ...“



2001 by Ingo Löchel

 
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Kommentare  

gefällt mir anfangs ganz gut, am ende ratterst du deinn letzten text runter und ende. daher nciht gerade eine glanzleistung.
lg darkangel


darkangel (12.06.2007)

Nun ja ... ich versuche jetzt mal, ein wenig Kritik zu äußern.
Ehrlich gesagt hat mir die Geschichte nicht sonderlich gefallen.
Dein Schreibstil ist irgendwie seltsam nüchtern. Du hast nahezu keinerlei Gefühle beschrieben, daher kommt alles recht emotionslos rüber. Außerdem könntest du mehr Personenbeschreibungen einbauen, damit man sich das ganze besser vorstellen kann.
Was mir auch noch ziemlich fehlt, ist Stimmung und Atmospähre.
Und die Handlung ... nette Idee, daraus könnte man aber mehr machen. Kommt ein bisschen wie "Van Helsing" Abklatsch rüber.

grüße, ced


Ced (26.06.2004)

Nicht schlecht! Davon will ich unbedingt mehr lesen...

Metevelis (16.02.2003)

Hübsch. Ist mal was ganz Anderes...

Stefan Steinmetz (20.03.2002)

Hallo, Ingo, Feuerhand ist Dir wirklich und wahrhaftig sehr gut gelungen - ich bin auch gespannt, wie es weitergeht!
Und die Nagas? Spielen sie nur im Hintergrund? Oder - wenn ihre Magie denen Luzifers so überlegen ist - beabsichtigen sie einen Umsturz, ein Misstrauensvotum auf höllischer Basis? Es wäre sehr interessant, dies zu erfahren!
Aber inzwischen kennst Du ja meine Meinung! Du hast wahnsinnig viel Fantasie und gehörst zu den Glücklichen, die sie auch umzusetzen wissen - Siegi


Siegi Breitschwerdt (28.07.2001)

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