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5 Seiten

Scheiss Leben

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
© gert k.
Hhmmmm......grmmmlll, ein erster zarter Augenaufschlag. Noch trübt ein leichter Nebel seinen Blick. Nein, noch nicht aufstehen. Hhmmm....es war so schön zu schlafen. Seine Augen schließen sich noch einmal. Er atmet tief. Seine Gedanken drehen sich um diesen, noch zukünftigen Tag, der im Morgengrauen vor der Höhle steht. Wieder öffnen sich leicht die Augen.

Seine rechte Hand tastet die Umgebung ab. Er berührt ihre Hüften. Er streichelt sie. Sie schläft noch. Sie ist schön, sofort spürt er die Erregung zwischen seinen Beinen. Er öffnet die Augen und blickt starr an die Höhlendecke, die im schwachen einfallenden Licht des anbrechenden Tages nur schwer zu erkennen ist. Die Augen brauchen einen Moment, bis sie die Konturen der schroffen Gesteinsformationen der Decke auseinanderhalten können. Er streichelt ihren Schenkel und seine Gedanken reisen einen Augenblick zurück zum gestrigen Abend, als das lodernde Feuer noch die Decke erhellt hatte und jede noch so schwache Vertiefung, Furche oder Rille seine Phantasie zu einem Tanz aufforderte. Er war schon oft durch das Spiel der Flammen an dieser Decke in seine innere Welt gelangt.

Es war beruhigend sie zu streicheln. Ihr Schenkel ist angenehm warm. Er liebte diese Wärme, er liebt sie. Er ließ sie schlafen, obwohl sein Schwanz mit jeder Streicheleionheit härter wurde. Der Tag.......ein neuer Tag.

Nur Minuten sind vergangen. Er blickt zum Eingang der Höhle. Es ist deutlich heller geworden. An den Wänden erkennt man die Tierzeichnungen der großen Feste. Bald sollte es wieder so weit sein. Das Fest der Fruchtbarkeit brauchte nur noch einen Mond.

Jetzt räkelte sich sein Körper und mit einem Schwung stand er auf seinen muskulösen Beinen. Er kratzte sich am Rücken und schlenderte zum Höhleneingang. Schon etliche Schritte davor brennen seine Augen. Es ist hell. Ein herrlicher Sommertag. Er tritt auf das Plateau vor der Höhle, seine Blicke wandern zu den Eingängen der zwei anderen Höhlen. Niemand ist da. Er spürt wie früh es ist. Die Sonne ist noch nicht hinter, den vor der Höhle befindlichen Bäumen aufgegangen.

Von hieraus konnte er nur in die Baumwipfel sehen, die am Fuße, der einige Meter steil abfallenden Felswand des Plateaus stehen und vor ihm in den Himmel ragen.

Die Sonne geht genau in dieser Richtung auf.

Sein Blick wendet sich entspannt nach oben und der blaue Himmel durchflutet für Sekunden seinen Geist. Er fühlt sich wach. Die Gedanken beginnen diesen Tag zu ordnen.

Er hat nicht viel liegen gelassen, gestern. Der Kadaver war zerlegt und selbst das Fell war schon zum Trocknen aufgehängt und von Fleischresten befreit. Die Werkzeuge.....ja die Werkzeuge mußten repariert werden und bei der letzten Jagd waren drei Pfeile verschwunden, wobei er daran denken wollte, diesmal doch ein anderes Holz zu verwenden, da sie so leicht abtrieben.

Das alles war nicht wenig, er denkt nach: "Ich beeile mich und schärfe das Gerbmesser, dann mache ich drei Pfeilspitzen, dann geh ich zu ihr zurück. Ich werde sie an mich drücken und wir werden miteinander schlafen. Dann wird dieser Tag sehr gut sein." Er denkt und er denkt....er handelt....er geht in die einige Schritte entfernte andere Höhle. In einer Ecke kniet er sich auf den Boden und tastet mit den Fingern den Erdboden ab. Hier ist es nicht sehr hell. Er hält einige Steinstückchen in der Hand und geht ins Licht. Sie sehen gut aus. Er läuft zu einem alten verdörrten Baum am Rande des Plateaus, wo die Tierhäute hängen. Hier liegen auch die zurecht geschnittenen Fleischstücken in einem großem Korb. Auf dem Boden ist überall Blut. Ein großer Stein ist völlig von Blut verschmiert. Es ist der Schlacht- und Opferstein. Neben ihm liegt sein Messer. Die Klinge ist aus einer Metallegierung und steckt in einem Griff aus hart gebundenem Leder. Er hebt sie auf, sieht auf die Schneide und läßt vorsichtig seinen Daumen rübergleiten. Sie ist rauh.

Er sitzt draußen vor der Höhle auf dem Plateau und arbeitet. Seine Sinne und Gedanken schweifen umher. Er hat Zeit und er fühlt sich sehr wohl. Sein Leben ist so einfach und harmonisch. Nach einer Stunde kommen langsam andere Menschen aus den Höhlen und beginnen zu arbeiten. Jeder scheint eine Aufgabe zu haben. Sie reden nicht miteinander. Ab und zu geben sie Laute von sich und gestikulieren aufgeregt mit den Händen. Es reicht aus, um sich miteinander zu verständigen. Sie leben so einfach, sind Teil ihrer Umwelt. Sie jagten, sammelten und arbeiteten mit Werkzeugen, die ihrer eigenen Erfindungsgabe entsprungen waren. Sie genießen die Wärme der Sonnenstrahlen und aalen sich in der Zeitlosigkeit ihres Daseins.

Er ist noch einmal zu ihr gegangen. Sie war schon wach und sammelte gerade Fleisch und Knochenreste vom Höhlenboden auf. Er streichelt ihr durch die Haare, sie lächelt ihn an. Ihr Gesicht ist roh, dennoch erkennt man die Züge ihrer Weiblichkeit. Er drückt sie an sich und gibt Töne des Wohlgefallens von sich. Sie spürt sofort seinen härter werdenden Penis an ihrem Bauch, es vergehen nur noch Sekunden, bis sie sich umdreht und er von hinten in sie eindringt. Sie sind glücklich. Er verläßt entspannt die Höhle und geht wieder an die Arbeit. Später werden sie gemeinsam nach Holz suchen, wie auch alle anderen der Höhlengemeinschaft. Sie werden in den endlosen Wald eintauchen, der jeden Tag neue Wunder für sie bereit hielt. Jeder Tag ihres Lebens ist etwas völlig Neues, etwas Geheimnisvolles. Jeder Tag regt ihre Gedanken und ihre Phantasie zu geistigen Hochflügen an. Diese Welt fordert sie heraus. Niemand von ihnen hält sich für die Vollendung der Schöpfung. Sie stehen der Natur und ihren Gewalten mit Respekt gegenüber. Der Begriff MENSCH ist noch nicht geprägt.

Sie leben ohne zu wissen und ohne zu wollen. Niemand will mehr als nötig, niemand will alles für sich, niemand will der Natur ins Handwerk pfuschen, niemand will besitzen. Noch nicht.

Es muß doch alles sehr romantisch gewesen sein.

Damals, so als Höhlenmensch.
Ein Tag wie jeder andere. Er erfüllt seine Aufgaben, er genießt die Wunder, er liebt ....er geht schlafen...
...ich steh auf
...1997

....meine Müdigkeit will mich nicht wach werden lassen. Seine innere Uhr sagt mir, daß es Zeit ist aufzustehen aber mein Geist sträubt sich einem neuem Tag entgegen zu sehen. 6°° Uhr früh, ich weiß genau, was ich heute alles zutun habe. Die Kinder sind schon wach. Wie immer, sie spielen unüberhörbar in ihrem Zimmer.

Ich muß meinen Körper zwingen hoch zu kommen. Frühstück machen und dann geht´s auch schon los. Die Kinder müssen in die Kita. Draußen ist wunderschönes Wetter, noch kalt aber sonnig. Ein Ausflugstag, das wäre es. Ich verdränge diesen Gedanken sofort wieder. Um 7°° muß ich bei der Arbeit sein. Gerüstbau, d.h. schleppen, ackern bis man Nachmittags wieder alle Knochen spürt und die Müdigkeit jede Muskelfaser erreicht hat.

Kein Gedanken an einen schönen Tag mit den Kindern. Warten aufs Wochenende. Mein Schatz nimmt mich noch mal kurz in die Arme, aber ich kann es kaum noch genießen, da meine Gedanken schon unterwegs sind.

Ja, ich habe meine Aufgabe und das jeden Tag. Von morgens bis abends im Dienst gesellschaftlicher Pflichten. Geld ranschaffen, denn das Leben muß bezahlt werden. Harmonie ist mir fremd, wir versuchen dennoch das Beste daraus zu machen. Meine Zeit ist berechnet, die Zeit für meine Frau, die Zeit für die Kinder, die Zeit für mich, für meine Kreativität, sie steht weit im Hintergrund meiner gesellschaftlichen Bindungen. Ich träume von gestern, ich träume von einem Dasein, wo ich mich als natürlicher Mensch empfinden kann. Das Leben ist schnell geworden, der tägliche Ablauf wird zur Monotonie. Die wesentlichen Dinge meines Daseins sind mir nicht mehr voll bewußt. Meine natürlichen Empfindungen sind von der marktwirtschaftlichen Disziplin übernommen worden. Dieses unbeschwerte Glücksgefühl aus der Kindheit einfach am Leben zu sein und den nächsten Tag zu genießen ist schon längst von der materialistischen Identifikation untergraben worden.

Im Grunde bin ich eher ständig unglücklich, denn ein positives Gefühl entsteht nur noch, wenn ich die Bedingungen meines gesellschaftlichen Daseins zur Genüge erfüllt habe. Miete zahlen, Strom zahlen, Telefon zahlen, Auto zahlen,...zahlen,...zahlen, ...zahlen, es gehört doch alles unabdingbar dazu ein Mensch zu sein.

Diese Gesellschaft hat mich völlig im Griff und bestimmt mein Glück, doch sie ist nicht einmal in der Lage dazu, die Bedingungen dafür zu erfüllen.
Ich muß zahlen, aber kann ich auch verdienen ?
Ich will Kinder, aber habe ich überhaupt Zeit für sie ?
Ich will lieben, aber schaffen meine Gefühle noch den Wechsel zwischen Alltag und harmonischer Familie ? Wie war das noch ?
Aufstehen, vor die Höhle treten, den Aufgaben entgegen sehen und die Zeit genießen. Entdecken und sich entwickeln.
Ich stehe jeden morgen elektrisiert vor dem Spiegel und arbeite im Geiste den Zeitplan meiner heutigen Pflichterfüllung ab. Abends steht dann das Fazit, daß ich gerade die Dinge, die mir oder meiner Familie zu Gute kommen, mal wieder vernachlässigen mußte.

So ist das eben als normaler Mensch.

Die soziale Hysterie reißt uns alle mit und wir versuchen krampfhaft das Maß aller Dinge zu finden. Das Maß unserer Pflichterfüllung, das Maß unserer Genußsucht, wenn wir überhaupt noch in der Lage dazu sind und nicht schon völlig den ökonomischen Systemen unterworfen wurden. Ist unser gesellschaftliches Leben wirklich soviel wertvoller, als...ja als was denn, wie war das denn nun wirklich, damals.

Der Mensch als Teil der Natur.

Irgendwie bleibt es dennoch verblüffend, daß die Menschheit etliche Zehntausende von Jahren auf einem natürlichen Niveau existierte und keine Anstalten machte die zivilisatorische Entwicklung voranzutreiben. War es die mangelnde Intelligenz, aufgrund biologischer Tatsachen ? Oder war dieses Leben nicht eher so einfach und harmonisch, daß man es tatsächlich als Glück beschreiben könnte ?

Ich weiß es auch nicht.

Aber ich muß mich fragen, ob nicht letztendlich nur die Zeit zählt, die ich zur Verfügung habe. Was ist mir wichtig ? Warum will ich leben ? Um gesellschaftliche Normen zu erfüllen ? Um mich mit ökonomischen Zielen zu identifizieren ? Die einfachen Dinge sind die meines Erachtens wertvolleren. Meine Kinder, das ist einfach. Aus Liebe geboren, mit Liebe gemacht. Und jetzt will ich mir Zeit für sie nehmen. Nicht alle Zeit, aber mehr Zeit als man mir zugestehen will. Vor allem, sie sollen einmal Zeit haben. Für sich selbst, für andere Menschen. Geben wir unser eigentliches Dasein nicht einfach auf ? Schneller, höher, weiter. Wir haben die Erde zu einem Reagenzglas gemacht, in dem wir selbst zu einem Versuch unter Laborbedingungen geworden sind. Der Besitzstand des Menschen ist absolut geworden, dieser Planet gehört nur uns. Wir zeigen es bald auf jedem Quadratmeter. Und die gesellschaftlichen Systeme, die wir geschaffen haben, haben jeden Einzelnen entmündigt.

Klont euch eure Babys, 5 Jahre Vollgarantie, Umtausch jederzeit möglich. Die Armen dieser Welt werden durch eine neue Generation Klone ausgetauscht, sie werden mit einem Zehntel der Nahrung eines Normalmenschen auskommen. Alles ist möglich ! Hurra ! Ich frage mich wirklich, wo sind wir hergekommen ?
 
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Kommentare  

Eher Konfus und spärliche Argumentation sowie Ausdruck. Der 'Höhlenmensch' hatte es mit Garantie nicht so einfach, wie hier beschrieben. Raubtiere und Jagd waren gefährlich, ebenso die Rivalität unter den Männern. Und dass ein Vorfahre des Menschen schon Messer aus Metall besaß, ist schlichtweg falsch. Weiters ist ein Mensch, der noch in Höhlen lebt, mit Sicherheit nicht imstande, Pfeil und Bogen zu benutzen. Wenn wir rein die Botschaft betrachten: das Leben damals als ein einfaches, das Leben jetzt beschwerlich und hart - dazu fehlt es mir an richtiger Argumentation, es fehlt einfach an Glaubwürdigkeit, das Leben als Urzeitmensch war kein Honiglecken, auch wenn du es gerne so siehst. Das Leben jetzt kann es aber auch sein, du kannst es mir glauben, es gibt nicht nur Menschen, die über die Arbeit und die fehlende Zeit klagen, über das Geld, Auto und Freunde. Du magst diese Gedanken teilen, während ich das nur kopfschüttelnd lese und mein Leben genieße.

Em (21.04.2003)

was du hier geschrieben hast entspricht genau meine gedanken,es ist phänomenal. würde gerne gedanken mit dir austauschen,will mehr wissen,du weist ja ...wissen ist macht (( justi@starnet.ch ))

justi (25.11.2001)

Toll! Du machst Dir wirklich Gedanken, wie es so manchen auch durch den Kopf gehen mag! Wirklich gut geschrieben! Regt absolut zum Nachdenken an!!

esmias (13.09.2001)

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