90


5 Seiten

Geld oder Liebe?

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Es war einmal ein reiches Mädchen aus dem Morgenland, das nie zufrieden war. Eines Tages hatte der Vater genug von ihr, denn sie war nur am Jammern. Nichts war ihr gut genug.
"Soll sie doch ihren Mann etwas vorjammern, mir reicht es!" sagte er zu seiner Frau.
Er gab ihr zu Ehren ein Geburtstagsfest, als sie 18 Jahre alt wurde.
Damit sie sich einen Mann aussuchen konnte, lud er die vornehmsten Junggesellen ein, die das Land zu bieten hatte.
Natürlich wurde das Mädchen von jedem der Herren reichlich beschenkt. Sie aber zuckte nur mit den Schultern und deutete auf einem Tisch, auf dem die Geschenke gelegt werden sollten.

Unter ihnen war auch Afrath, der Sohn eines reichen Vaters.
Er stand auch vor ihr und sah sie an, denn Ompti war zu einer wunderschönen, jungen Frau herangewachsen.
"Was wollt ihr mir schenken?" fragte sie gelangweilt, "egal, legt es auf dem Tisch."
Afrath schaute sie immer noch an, er wußte, sie ist die Frau seines Lebens, er liebte sie schon seit seiner Kindheit. Sie aber bemerkte ihn gar nicht.
"Nun, was ist? Ihr haltet die Anderen auf!"
"Ich möchte euch etwas schenken, was ich nicht einfach so auf dem Tisch legen kann." sagte Afrath.
Nun wurde sie doch neugierig und bat ihn zu warten, da er ihr sein Geschenk erst geben wollte, wenn sie ihm zuhören würde.

Endlich konnte sie sich Afrath zuwenden und wollte nun ganz schnell wissen, war er für sie hatte.
"Sag mal, kenne ich dich nicht irgendwo her?" fragte sie ihn, als sie sein ebenmäßiges Gesicht betrachtete.
"Ja, ich bin Afrath, der Sohn von Aliath. Ich habe hier in der Nähe gewohnt." erwiderte er.
Jetzt fiel es ihr wieder ein, er war damals schon der schönste Junge, den sie jemals gesehen hatte. Seine grünen Augen konnte keiner widerstehen.
"Warum habe ich dich solange nicht gesehen?" fragte sie.
"Weil ich in Kairo studierte und nur manchmal hier zu Besuch bin. Also erinnerst du dich an mich?"
Ompti spürte, das sie errötete und wechselte schnell das Thema.
"Also was möchtest du mir schenken?" warf sie ein.
"Ich schenke dir, was man nur einmal verschenken kann, weil man nur eins hat."
"Hm, überlegte Ompti, nun sag schon, ist es angefertigter Schmuck?"
"Nein, es ist mein Herz, das nur noch für dich schlägt. Ich wollte dich immer schon fragen, möchtest du meine Frau werden?"
Sie stand da, konnte kein Wort sagen, denn damit hatte sie nicht gerechnet.
"Lass dir mit der Antwort ruhig Zeit, Liebste, ich kann warten."

Ompti konnte die ganze Nacht nicht schlafen und am nächsten Morgen erzählte sie am Frühstückstisch, was geschehen war.
"Und, liebst du ihn auch?" fragte die Mutter.
"Das kommt schon noch, sei ruhig Frau!" meinte der Vater barsch.
"Der Aliath ist sehr reich und hat viele Güter, sie wird es sicher gut haben. Also Kind, sag zu."
Sagte er in einem Befehlston, so dass Ompti nichts mehr darauf sagen konnte.

Es wurde eine herrliche Hochzeit gefeiert. Das ganze Dorf wurde eingeladen und Afrath war der glücklichste Mann im ganzen Land.

Sein Vater schenkte ihm ein herrliches Haus und eigentlich könnten sie glücklich sein.
Aber Ompti war es nicht. Sie jammerte immer noch. Sie bekam nun keine teuren Kleider mehr, keine Hilfe im Haushalt, sie musste alles alleine tun.
"Ach Afrath, du bist kein guter Mann, du lässt mich arbeiten, mich, deine Frau! Schau dir einmal meine Hände an, sie sind ganz rauh!"
"Meine Liebste, bald geht es uns auch besser, dann bekommst du eine Hilfe. Jetzt aber müssen wir sparen, denn all meine Ersparnisse habe ich für die Möbel und das Hochzeitsfest ausgegeben. Du weißt, ich bin gerade erst in meinem Beruf angefangen." entgegnete er traurig.
Er dachte, die Liebe zueinander würde reichen um diese mageren Jahre zu überstehen.
"Dann frage doch deinen Vater, ob der uns helfen kann." jammerte Ompti weiter.
"Nein! Niemals!" rief Afrath, "das lässt mein Stolz nicht zu!"
"Dann frage ich meinen Vater, der gibt uns bestimmt etwas." erwiderte sie.
Afrath wurde richtig böse und meinte: "Wir haben genug zu essen, was willst du mehr? Was soll dein Vater geben, was ich dir nicht schon gegeben habe?"
"Ich brauche neue Kleider, neue Töpfe und noch vieles mehr." jammerte sie.

Als das Jammern nicht mehr half, drohte sie Afrath damit, sein Haus zu verlassen.
Eines Tages hatte Afrath genug von ihrer Jammerei.
"Packe deine Sachen und gehe, wenn dir unsere Liebe nichts bedeutet." sagte er und verließ das Haus.
Ompti wurde wütend, weil ihre Drohungen nicht fruchteten. Zornig packte sie alles ein, auch Geschenke, die sie ihren Mann gemacht hatte.

Afrath ging es sehr schlecht, er konnte nichts mehr essen nahm ab, und wollte nur noch sterben.
Als sich Ompti nach vielen Monaten immer noch nicht wieder gemeldet hatte, zündete er sein Haus an und gerade als er die Flammen spürte, hörte er eine Stimme.
"Afrath, sei nicht dumm! Komm daraus und fange neu an!"
Das konnte nur Allah gewesen sein, denn plötzlich war es, als ob er erwachen würde. Er nahm seine ganze Kraft zusammen und rettete sich im letzten Moment nach draussen.

In diesem Moment erschien Ompti, die wissen wollte, ob er mittlerweile genug Geld hätte. Als sie das Haus in Flammen sah, wußte sie, jetzt war er noch ärmer.
Afrath war leicht verletzt, seine Beine waren etwas angesengt, aber er war schwach und rief Ompti zu sich. Diese verließ fluchtartig den Ort, der ihr Zuhause gewesen war und hörte nicht auf seine Rufe.

Afrath wurde von einem Nachbarn geholfen, er erholte sich schnell wieder und zog in die Stadt.
Er wollte nur noch vergessen und stürzte sich daher in seine Arbeit.
Bald war er im ganzen Lande bekannt. Er galt als bester Anwalt. Natürlich war er nun sehr reich, aber das nahm er kaum zur Kenntnis.
Immer noch dachte er an seine geliebte Ompti. Kann ein Mann eine Frau noch mehr lieben, als er?
Viele Frauen hatten es auf ihn abgesehen, aber er schaute keine an.

So vergingen einige Jahre.
Ompti wohnte wieder bei ihrem Vater. Als sie nun hörte, ihr Mann habe es zu etwas gebracht, jammerte sie erneut. "Warum bin ich nicht bei ihm geblieben?"
Der Vater konnte seiner Tochter auch nicht mehr so viel bieten, denn das diese hohen Kosten, die seine Tochter verschlang, nicht ohne finanzielle Einbußen waren, ist klar.
Plötzlich bekam Ompti auch von ihm nichts mehr. Als er nach einigen Monaten starb, hinterließ er nur Schulden.
Die Mutter musste den gesamten Besitz verkaufen und hatte kaum etwas zum Leben übrig.
Ompti machte sich auf den Weg, Afrath zu suchen.

"Wie, du willst deinen 40jährigen Geburtstag nicht feiern?" fragte Afraths bester Freund.
"Nein, ich mag keine Feste." erwiderte dieser.
"Nun, wenn du solche Feste auch nicht magst, denke doch einmal an deine Klienten. Das wäre doch nur gut für deine Karriere."
Damit hatte er Afrath herum bekommen und da dieser genug Geld hatte, konnte er es sich leisten.

Ompti hatte schnell erfahren, wo Afrath wohnte und als sie vor dem Haus stand, war sie enttäuscht. So ganz ohne Prunk stand es da. Ein ganz einfaches Haus! Nein, dem wollte sie auf dem Grund gehen und am nächsten Tag ging sie in seiner Kanzlei.
Beinahe wäre sie mit Kalib zusammengestoßen, dem Freund von Afrath.
"Tut mir leid, ist etwas passiert?" fragte er sie.
"Nein, war meine schuld, ich war zu eilig!" lächelte Ompti.
"Kann ich ihnen helfen? Ich arbeite hier auch." meinte er.
"Ja, das können sie, ich suche meinen Mann, Afrath."
"Ihren Mann?" erwiderte Kalib erstaunt, denn niemals hatte Afrath etwas davon erwähnt.
"Ja, er arbeitet hier und ich wollte ihn überraschen." entgegnete Ompti.
"Ach ja, wegen der Geburtstagsfeier". Meinte ahnungslos Kalib.
Nun erfuhr Ompti, wo diese Feier stattfand und sie wollte ihn überraschen. Wie konnte sie nur seinen Geburtstag vergessen?
Sie nahm Kalibs Einladung zum Essen an, da Afrath nicht da war.
Ompti erzählte ihm die Geschichte oberflächlich und wollte nun alles von Afrath erfahren.
Kalib berichtete, das er ein ehrgeiziger Mann geworden sei. Nur ans Arbeiten denke und fast nie Geld ausgab. "Einige bei uns nennen ihn schon Geizhals." lachte er. "Warum er in diesem schäbigen Haus wohnt, weiß auch keiner, er könnte sich ein Schloss leisten. Sein Vater vermachte ihn sein ganzes Vermögen, als er starb, er aber kümmert sich nicht darum."
Ompti machte sich Hoffnung, sollte er alles aus Liebe zu ihr tun?
Sie verabredeten sich zur Geburtstagsfeier und sie bat Kalib, nichts zu verraten.

Der Tag kam schnell und Ompti wußte nicht, was sie anziehen sollte. Sie packte mehrere Kleider ein und verkaufte diese. Mit diesem Geld bezahlte sie ein Kleid, das kostbarer den je war.
Sie sorgte für ziemliches Aufsehen, als sie auf das Fest erschien. Da sah sie ihn und irgendwie hatte sie ein eigenartiges Gefühl in sich. Ja, sie liebte diesen Mann! Endlich fühlte sie es auch.

Als Afrath sie erblickte, hätte er sie am liebsten sofort in die Arme genommen. Seine Knie wurden ganz weich. Er nahm sich aber zusammen, als sie vor ihm stand.
Beide sahen sich minutenlang, schweigend in die Augen. Ompti fasste sich schnell wieder, war aber doch ziemlich verunsichert.
"Ich habe dir ein Geschenk mitgebracht". Sagte sie und Afrath viel sofort ihre Geburtstagsfeier vor einigen Jahren ein. Wenn sie ihm jetzt ihr Herz schenken würde, dann wollte er alles vergessen.
Er zog sie mit sich nach draussen.
"So, ein Geschenk hast du für mich." sagte er zärtlich und da er kein Geschenk sah, dachte er, es sei wie gehofft, ihr Herz.

Ompti zog aus ihrem Ärmel ein kleines Schächtelchen. Darin war ein Ring, der ein Vermögen gekostet hatte. Omptis ganze Geld, was ihr noch geblieben war. Nun brauchte sie es ja nicht mehr, Afrath hatte genug.
Sie überreichte es ihm und er wurde ganz bleich. Also hatte sie sich nicht geändert, sie achtet immer noch auf Reichtum.
"Nein, dieses Geschenk werde ich nicht annehmen, ich dachte, du bist aus Liebe zurück gekommen, aber in Wahrheit ist es nur das Geld!" sagte er und wandte sich von ihr ab.
Irritiert stand Ompti immer noch da, mit der kleinen Schachtel, als Kalib ankam.
Afrath verließ seine Geburtstagsfeier, er war nicht mehr in Stimmung.

Ompti schrieb viele Briefe, erklärte, das sie ihn auch ohne sein Geld lieben würde und das es ihr erst jetzt klar geworden sei.
Da kam ihm eine letzte Idee, was ist, wenn er wirklich nichts mehr besäße?
Er holte sein Geld und verschenkte es überall dort, wo es Elend und Armut gab.
Natürlich wurde er wieder zum Stadtgespräch. Jetzt war er arm, hatte nur noch das Haus, in dem er wohnte. Den Besitz seines Vaters hatte er auch verschenkt. Sein Einkommen reichte ihm völlig aus und das teilte er noch mit den vielen Obdachlosen, die er unterwegs zu seiner Kanzlei traf.
Er war wieder glücklich, denn wenn er in den Augen dieser dankbaren Menschen sah, etwas schöneres konnte er sich nicht vorstellen. Wenn doch nur Ompti auch so denken würde.

Plötzlich kamen keine Briefe mehr von ihr.
Diese hatte erfahren, dass Afrath nun ganz arm sei und das wollte sie nicht.
Wie kann man jemand lieben, der kein Geld hat. Kein Geld für Geschenke, schöne Kleider usw.
Sie war es gewohnt immer gut da zu stehen. Sich keine Sorgen machen zu müssen.
Ompti wollte nicht mehr solange warten, bis er wieder genug Geld hatte, sie wollte jetzt leben.
Ja, sie liebte Afrath, wie kann aber eine Liebe bestehen bleiben, wenn kein Geld da ist?

Für Ompti war das Geld wichtiger als die Liebe, im Gegensatz zu Afrath, dem Geld völlig egal war.
 
Wenn du registriert und angemeldet bist und selbst eine Story veröffentlicht hast, kannst du die Stories bewerten, oder Kommentieren. Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diese Story kommentieren.
Weitere Aktionen
Wenn du registriert und angemeldet bist, kannst du diesen Autoren abonnieren (zu deinen Favouriten hinzufügen) und / oder per Email weiterempfehlen.
Ausdrucken
Kommentare  

Geld regiert leider häufig die Welt. Eine schöne, nachdenklich machende Geschichte. Lg Sabine

Sabine Müller (31.07.2007)

Login
Username: 
Passwort:   
 
Permanent 
Registrieren · Passwort anfordern
Mehr vom Autor
Naomis Abenteuer - Inhaltsangabe  
Angst um Carlos  
Der Ameisensoldat  
Naomis Abenteuer 3  
Naomis Abenteuer 4  
Empfehlungen
Andere Leser dieser Story haben auch folgende gelesen:
---
Das Kleingedruckte | Kontakt © 2000-2006 www.webstories.eu
www.gratis-besucherzaehler.de

Counter Web De