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3 Seiten

Auf der Leipziger Buchmesse

Amüsantes/Satirisches · Kurzgeschichten
10 Schriftsteller auf der Leipziger Buchmesse gefragt, warum sie denn schreiben!!

1.

Sie wollen wissen, warum ich schreibe? Nun ja, es ist nicht der Ruhm, der mich zur Tastatur zwingt. Ich hab da viel mehr eine Entzündung im Handgelenk gehabt und mein Arzt meinte, dass ich meine Muskeln trainieren sollte. Zuerst hab ich mit einem Handexpander trainiert, aber davon wuchsen eher meine Arme an. Und da schlussfolgerte ich, wenn ich meine Hand bewege, trainiere ich meine Arme, also brauch ich nur meine Finger bewegen und trainiere meine Hand.
So kam ich aufs Schreiben. Wie sie meinem neuen Buch entnehmen können, schreibe ich hauptsächlich Lyrik, aber auch schon mal Prosa. Ganz so, wie ich trainiere. Hab ich an einem Tag nicht so Lust, schreib ich Lyrik. Prosa ist meist am Wochenende dran. Die Worte ergeben sich dann aus den Sprüngen auf der Tastatur.
Weil ich bei der Fitness an den Gliedern immer schwitze, trage ich an den Fingern auch so Schweißringe aus weißer Baumwolle.
Irgendwie muss beim Schreiben auch was rauskommen, denn sonst wäre ich ja nicht hier. Vielleicht mache ich demnächst ein Fitnesscenter mit anderen Autoren auf. Interessenten gibt es genug. Mal gucken. Darf ich noch kurz werben? Für mein neues B.......

2.

Das haben sie aber charmant gefragt und es ist eine gute Frage. Das hat mich noch nie Jemand entwisst. Niemand von der Presse und erst recht keiner von meinen Kollegen. Die sind ja auch sowieso viel mehr mit sich selbst beschäftigt. Autoren sind immer Schafe unter Wölfen. Und jeder Wolf ist wiederum ein Schaf. Es ist zum Haare ausreißen. Hier hätte man eine schöne Überleitung zum Schafe scheren. Wie immer denke ich wieder, so wie ich schreiben würde.
Ich persönlich bringe meine Texte aufs Papier, damit das Papier in die richtigen Hände kommt und ich den dummen Menschen die Augen öffne. Ich bin jetzt kein Messias, aber denke doch, dass ich mehr Durchblick habe, als alle anderen. Leser mit einem kurzem Horizont, können so erweitern und sich durch mein Denken erleuchten. Sie sollen wachsen, die Leser und erkennen.
Eine Zeitung, ich glaube es war der „Rendsburger Hinterhofanzeiger“, hat mal über eines meiner Bücher geschrieben: „Dieses Buch bedarf keiner Bücherverbrennung, es verbrennt sich selbst.“
Natürlich werde ich auch angefeindet und zwar von den höchsten Stellen. Man will nicht, dass ich die verdummten Menschen wieder intellektuellisiere, denn dann würden die eine Revolution anzetteln und vielleicht will ich das ja auch. Wo kommen Sie noch mal her?

3.

Wieso ich schreibe? Genau so gut, können sie mich fragen, warum ich lebe. Warum ich lebe? Darum!!

4.

Na wegen de Frauen, wieso denn sonst. Nie hatte ich Erfolg bei denen. Meist schaute ich mit einem Feldstecher in fremde Balkone. Das war meine einzige Beziehung zu Frauen. Jetzt aber reime ich ein wenig Wörter zusammen, knall ein wenig Liebe mit rein und schwupp hängen sie an meiner Backe. Hab mir auch extra ne Brille an die Nase geklatscht. Ich lese auch nur vor und bin sonst ganz still. Das mögen die Weiber. Machen sie mal den Versuch. Setzen sie sich heute Abend in eine Bar und rufen ganz laut „Juchehhhh mein erstes Buch ist draußen“. Sie werden sofort umringt sein, von schöner Haut und 80 Titten.
Doch aufpassen! Wenn sie gefragt werden, um was es in diesem Buch geht, dann erzählen Sie nicht die Story irgendeines Actionfilmes. Überlegen Sie sich was romantisches oder erzählen sie von einer unglücklichen Liebe. Das kommt gut. So ich muss dann jetzt. Jaa ich komm schon Anja....
5.

Um meinen Hunger zu vergessen, hab ich mir angewöhnt zu schreiben. Natürlich bleibt es nicht aus, dass meine Texte immer wieder dass Essen umreißen. Mit ein paar Kurzgeschichten bin ich sogar in ein Kochbuch aufgenommen worden. Bisher habe ich 7 Kilo zugenommen, denn wenn ich vom Essen schreibe, bekomm ich total Hunger auf die schönen Sachen.

6.

Mein Schuldenkonto zeigt 120 000 € Minus an. Alles was ich in meinem Bäckerhandwerk verdiene wird gepfändet und so hab ich angefangen unter Pseudonym zu schreiben und verdiene jetzt genug Geld um über die Runden zu kommen. An dieser Stelle werde ich mein Pseudonym nicht verraten, aber eigentlich ist es Quatsch, denn mein richtiger Name ist ja auch unbekannt. Trotzdem sag ich nichts. Sicher ist sicher. Ich glaube 80 % aller Schriftsteller haben Schulden und schreiben deswegen. Stephen King heißt ja auch nicht wirklich so.

7.

Als Newcomer der neuen deutschen Literaturszene liegt es doch auf der Hand, warum ich schreibe. Andere Kinder in meinem Alter spielen noch mit Hamstern, werfen aufgeblasene Frösche von irgendwelchen beschissenen Brücken oder nähen sich aus Quatsch die Socken zu.
Ich schreibe, weil ich keinen Hamster habe, mitten in der froschlosen Stadt wohne und Angst vor meiner Mutter hätte, die zugenähte Socken nicht gern sehen würde. Gegen das Schreiben hat sie nichts. Sie hat mich auch gefördert. Letzten Sommer hab ich ein neues Farbband für meine Schreibmaschine bekommen. Ist aber schon wieder leer und ich muss die Buchstaben ständig mit Filzstift nachmalen. Vielleicht kann ich mir ja mal eines dieser großen Computersysteme kaufen. In vier Jahren bin ich ja 18 und dann bekomm ich auch das Geld, was ich in meinem Verlag verdiene. Mama sagt, sie legt es gut an, aber warum hat sie jetzt einen Laden eröffnet? Woher hat sie das Geld? Meine Kurzgeschichte „Mama und mein Geld“ hat sie übel zerrissen, aber ich hatte ihn schon losgeschickt. Jetzt ist er in meinen neuem Buch drin und Mama ist böse.

8.

Mir hört doch sonst keiner zu. All meine Sorgen, Nöte und Ängste manifestiere ich so. Ein leeres Blatt Papier ist mein bester Freund. Hier kann ich all meinen Frust ablassen und hineinbrüllen was ich will. Niemand bemitleidet mich und sagt „Alles wird wieder gut“.
Manchmal komme ich mir vor, wie Anne Frank mit ihrer Kitty. Oder hieß das Tagebuch anders? Das weiß ich gar nicht mehr. Meine Texte sind nichts anderes als Seiten aus meinem persönlichen Kopftagebuch.

9.

Ohne Schreiben wäre ich schon längst verrückt geworden, sagt mein Psychologe, Nervenarzt und Psychologe. Er hat von mir ein Gutachten gemacht und Schizophrenie festgestellt. Ich muss jetzt Pillen nehmen und fleißig schreiben. In den Texten bin ich ein ganz anderer Mensch. Dann denke ich und fühle wie er. Ich kann mich sehr gut hineindenken, beschreibe alle Details und muss aufpassen, dass ich mich von dem Titelhelden noch unterscheiden kann. Nachts, wenn ich mich hinlege ruft dann der PC nach mir. „Uwe, Uwe komm her und schreib an mir.“ Dann schreibe ich.

10.

Ich schreibe gar nicht. Ich bin eher ein Leser und bin an diesem Stand hängen geblieben, weil der so schön bunt ist. Ich kann Ihnen aber gerne sagen, warum ich lese. Ha ha.
Wenn Sie mich so fragen, muss ich antworten, dass so ein Buch mich in eine andere Welt bringt. Wenn ich gerade meinen Hund einen saftigen Tritt verpasst habe, dann fühl ich mich mies, lese dann den „Hund von Baskerville“ und der Hund bekommt noch einen Tritt und ich fühl mich gut.
 
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