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Überleg-, Beobacht- und Vermutungen - Was den Moment betrifft...

Nachdenkliches · Experimentelles
Die moderne Welt befindet sich zur Zeit in einer ernsthaften Krise, bestehend daraus, dass sich nichts verändert. Es scheint, als sei die Forschung an einem Punkt angekommen, an dem sie alles geklärt hat, was den Menschen schon immer interessiert hat. Die Zeit der großen Entdeckungen ist vorbei. Wahrscheinlich ist der Name unseres jetzigen Zeitalters schon beschreibend für das, was das Ende der interessanten Forschung eingeläutet hat: Das Atom. Mit der Atomspaltung sowie der Atomfusion ist uns das gelungen, unseren direkten Schöpfer und Unterstützer nachzuahmen und zu verstehen, nämlich die Sonne.
Theoretisch könnte man alle Probleme der Erde lösen, wäre die Menschheit eine Tierherde, die einheitlich zusammen lebt. Doch gerade das, was uns einen enormen Vorteil gegenüber den Tieren gibt, eine komplexe Kommunikation, ist ein Hindernis für die Utopie der heilen Welt. Denn in den Köpfen der Menschen sammelt sich von Geburt an Hass und Vorurteil sowie auch ein gewisser Egoismus (das „Jeder ist sich selbst der Nächste“-Denken). Und solange die Welt nicht bereit ist, sich zusammenzuschließen, wird ein realistischer Wohlstand der gesamten Menschheit nur mit Gewalt zu erreichen sein.
Würde ein einheitlicher Zustand bestehen, müsste man bloß überlegen, wie die Versorgung dieser Einheit ohne Arbeit zu bewältigen wäre.

Als Lösung stelle ich zwei unethische Methoden zur Wahl. Ich schreibe bewusst, dass sie unethisch sind, weil ich weiß, wie die Reaktion der gutgläubigen Menschen darauf ist. Aber als radikaler Perfektionist kann man es sich nicht erlauben, Moral und Ethik strikt einzuhalten, wenn man ein Problem um jeden Preis lösen will.
Die erste Methode wäre die komplette Mechanisierung und Automatisierung der Arbeit. Vom Stand der Technik her wäre dies bestimmt möglich, von der Logistik eher nicht. Auch könnte man bestimmt nicht alles einer Maschine überlassen, zumal auch die reale Gefahr eines Kontrollverlustes besteht.
Genauso möglich (bzw. unmöglich) wäre die Idee einer weiteren Sklavenhaltergesellschaft. Denn die antiken Völker besaßen als wirtschaftliche Grundlage Sklaven und brauchten so nur höheren Ämtern oder der Verbesserung der Kultur nachzugehen. Die Sklaven dürften jedoch nicht aus der Bevölkerung selbst kommen, das stieße zu sehr auf Ablehnung. Statt dessen könnte man jeden Menschen einfach klonen (wenn diese Technik den zur Perfektion gebracht wurde) und so die Aufgaben eines Individuums auf zwei Körper teilen. Der Klon übernimmt die Arbeit, das Original die Muße. Das hieße zwar auch einen unverantwortlichen Anstieg der zu versorgenden Bevölkerung und ist vielleicht nur durch eine effiziente Ernährung und Versorgung der Arbeiterklone zu bewältigen.

Wie auch immer dieses Problem zu lösen ist, Fakt ist, dass wir wahrscheinlich die Grenze unserer Aufnahmefähigkeit erreicht haben. Mehr Wissen ist nicht real unter der Bevölkerung zu verteilen, da diese zu differenzierten Tätigkeiten nachgeht, als dass eine einheitliche Verständigung den nötigen Fortschritt bringen könnte. Da ein Fortschritt in letzter Zeit nicht zu spüren ist, versagt vermutlich auch das Interesse der Vielgemeinheit an der Schaffung eines solchen. Engstirnig blicken die Menschen nur auf ihre Probleme und versuchen diese durch ein Gewitter von sinnlosem Input zu überspülen. Geistige Ruhe ist nicht falsch, aber in Übermaßen gefährlich für das Niveau der Intelligenz. Heute wird dies nicht mehr beachtet, so sehe ich das. Die Jugend hat regelrecht ihrer Neugier umgelenkt, vom lehrsamen auf's unterhaltsame. Aber auch die anderen Generationen verdummen allmählich. Der Rentneranteil liegt viel zu hoch und jegliche Leistung ist von dieser Altersklasse nicht zu erwarten. Der Großteil der mittleren Generation ist ebenfalls nicht interessiert an Wissen, da sie zum einen kaum mit der Technik schritthalten kann (was aus ersterem resultiert) und zum anderen den arbeitenden Bevölkerungsteil ausmacht.
Und nur für einen sehr geringen Teil ist Arbeit gleichzeitig auch Forschung. Dies ist auch nicht zu verändern, denn würde man das Gleichgewicht kippen, würden wir entweder verhungern oder nackt durch unbefestigte Straßen laufen. Wobei wir wieder bei dem Problem der Arbeitsabnahme wären.

Sollte es bei dieser Stagnation bleiben, ist mit einem langsamen Dahinsiechen der Gesellschaft und der Kultur zu rechnen. Es folgt also in nächster Zeit eine geistige Rückentwicklung, also die Leute zwar mit Dolby Digital© hören, aber erfürchtig das Wunder des Lichtes oder der Elektrizität betrachten. Die ersten Menschen auf dem Mars werden dann wahrscheinlich zunächst eine Kirche bauen, um Gott für all die Gaben zu danken, obwohl reine Menschenkraft alles erzeugt hat.
Die Trivialisierung wird uns immer tierischer werden lassen, unser Leben also komplett auf die Fortpflanzung beschränken. Es ist ein unansehnliches Bild, wie Menschen, gekleidet in Designersachen sich gegenseitig anspringen.

Es ist natürlich eine sehr übertriebene anti-utopische Vorstellung, aber besser als jetzt kann es eigentlich nicht mehr werden. Vielversprechende Projekte wie die Europäische Union erzeugen zwar Funken der Hoffnung auf eine bessere Zukunft, aber kurzzeitig und pessimistisch betrachtet, sind wir schon längst im Schwall von Koruption und ähnlichem untergegangen, ehe wir die Zeit des Aufstiegs erreichen konnten.
Die Gefahren liegen auf der Hand: Wo viel Macht ist, ist viel Ausnutzung dieser oder zumindest ein Drang dazu. Verschwörungstheoretischerweise käme es höchstwahrscheinlich zu einer schleichenden Machtübernahme durch einen Staat, eine Partei oder eine Person. Und mit einem Kontinent hinter sich könnte diese Führerschaft bestimmt einiges bewirken.

Nun wie könnte man fortfahren? Als einziges böte sich der Weltraum als vielversprechender Fortschrittsbringer an. Jedoch ist das All für den Menschen auf der Erde unweigerlich mit Kosten verbunden, hohen Kosten an Ressourcen vor allen Dingen. Und ein Defizit an jenen könnte verheerend wirken, wenn sie denn nicht den nötigen Erfolg bringen.
Würden wir zum Beispiel die Besiedelung des Mars anstreben, alles mögliche tun und auf den Planeten schicken und plötzlich würde eine unvorhergesehene Katastrophe das alles vernichten. Pech gehabt, oder wie?
Ich sehe keine Perspektive für den weiteren Verlauf der Weltgeschichte, ich kann sowieso nichts daran ändern, außer ich könnte das Denken Tausender verändern.
 
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Kommentare  

Ich halte allein schon den Inhalt des ersten Absatzes für falsch. Es ist logisch, dass man so denken kann, wenn man vergisst genauer nachzudenken, aber so etwas in eine finite Form zu schreiben widerspricht der Realität. Wenn es als Vorstellung zu verstehen ist, dann bitte aber wenn du willst, dass man diesen Gedanken als Realität annimmt sollte ich widersprechen. Die Lösungen, insofern es ernstgemeinte und keine Zynismen sind, halte ich ebenfalls für unzureichend aber dem hast du ja selbst zugestimmt. Gegen die Struktur des Textes und den Stil habe ich nichts einzuwenden, er ist gut. Eine Bewertung werde ich nicht geben, da ich es als Text zwar gut finde, der Inhalt aber auf falschen Tatsachen beruht. Wie bereits erwähnt, als Provokation oder "Idee einer Zukunft" gut.
-Benjamin


-Spirthahrm- (01.04.2005)

Vielen Dank, dass du diese Wortneuschöpfung in den Fordergrund hebst. Bedarf keines weiteren Kommentars.

Gulliver Assi (01.04.2005)

Man achte auf seine Wortwahl, danke.
[(Zitat) "... Gehirnfickerei"]


Redfrettchen (01.04.2005)

Du hast eine sehr pessimistische Sicht der Dinge. Mit deinem Text hier gehst du sehr komplexe Themen an, für die es eigentlich, wie du selbst schon erkannt hast, keine Lösung gibt. Was bringt es also, sich darüber den Kopf zu zerbrechen ? Theoretische Gehirnfickerei ?
Darüber hinaus habe ich ein Problem damit, daß du teilweise die Moral / Ethik aus deinen theoretischen Überlegungen heraus nimmst. Diese Vorgehensweise erinnert mich ein bisschen an Nietzsche. Dies kann nicht der richtige Weg sein. Moral und Ethik darf niemals vernachlässigt werden. Wenn uns das dritte Reich etwas gelehrt hat, dann doch das !
So viel zum Inhalt. Vom Stil her ist der Text aber gut. 3 Punkte.


Gulliver Assi (31.03.2005)

Ersteinmal: Danke für die Kommentare!

Ein wirklich gutes Argument, Heidi, dass ich nicht beachtet habe. Das verwirft die ganze Sache ja auch schon wieder. Realistischerweise werden alle Menschen wahrscheinlich niemals von alleine denken und lernen, sondern sich eher der mit etwas erfreulicherem beschäftigen.
Ich werde darüber nachdenken.

Grüße an alle,

Dat Redfrettchen


Redfrettchen (06.06.2004)

wow, dein schreibstil löst bei mir immer wieder bewunderung aus!!!

deine meinung über die ausgeschöpfte kapazität der wissenschaftlichen entwicklung, überrascht mich schon. es gibt doch nicht nur computer usw. auf der welt. was ist mit den ganzen unaufgeklärten fragen der natur? wenn das alles ist, was unsere wissenschaft zu bieten hat, dann gut nacht...

bewertung: schreibstil - sehr gut
inhalt - mittel/gut

(gebe trotzdem -full house-, weil die tendenz steigend ist)


zizou (01.06.2004)

hm, teilweise gebe ich dir recht - unsere Zeit ist fad und ohne besondere Ereiginsse im Vergleich mit den letzten 200 Jahren, wo so viel Neues entdeckt und erfunden wurde.
den Normalbürger berühren die heutigen wissenschaftlichen Erfolge nicht mehr direkt - ob ein Computer noch ein wenig schneller ist oder ein Microchip kleiner interessiert niemandem mehr so richtig.
auf der Erde gibt es keinen Fleck mehr zum entdecken und das Weltall ist für die meisten nicht so faszinierend, weil es für 99,9999% von uns unerreichbar bleiben wird.

aber deine Arbeitsteilung für Klonen oder Skalven oder für Maschinen ist meiner Meinung nach keine Lösung - was sollen die Leute dann tun? nur noch am PC spielen, faulenzen und sich von den Massenmedien verblöden lassen? gibt es da nicht ein Sprichwort: "Wer rastet der rostet"?
die geistige Trägheit würde doch von Untätigkeit noch größer, ich kann mir nicht vorstellen, dass viele sich dann noch die Mühe machen würden, überhaupt etwas zu lernen...
und je träger die Menschen, desto weniger wahrscheinlich wird es, dass sich irgendetwas ändert.
Gruß,
Heidi


Heidi StN (30.05.2004)

also, eine sehr interesante theorie würd ich da mal sagen.
teilweise denke ich genauso wie du, wie gesagt nur teilweise.
ausführung und schreibstil mal wieder sehr gut, wie sollte es auch ander sein.


smithy (29.05.2004)

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