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8 Seiten

Niemand interessiert sich für Lena K. ( Neubearbeitung )

Romane/Serien · Nachdenkliches
*




MIEMAND INTERESSIERT SICH FÜR LENA KIRST

An einem Samstag im Mai 2004, um sechs Uhr früh findet man in der Fußgängerzone von H. eine weibliche Leiche. Die Frau wurde ermordet.
In der Ecke einer Arkade liegt eine geöffnete Handtasche, von der man gleich annimmt, dass sie der Toten gehört hat, daneben ein zerfleddertes Mäppchen. Ausweispapiere sind darin, aber kein Geld. Rasch ist klar, bei dem Opfer handelt es sich um Lena Kirst, 1946 geboren in M.
Der Täter – unbekannt.

Die Kriminalbeamtin, die den Fall bearbeitet, beginnt gleich ihre Recherchen in dem Mietshaus, Bahnhofstraße 124, wo die Frau gewohnt hat.

„Eine nette Person. Sie grüßte immer freundlich. Wir mochten sie, obwohl ... geredet hat sie kaum“, sagt ein Nachbar. „Angehörige scheint es keine zu geben, zumindest bekam sie nie Besuch. Ja, ziemlich verschlossen war sie und auch wieder für uns nicht interessant genug, als dass meine Freundin und ich uns großartig Gedanken über sie gemacht oder sie mit Fragen belästigt hätten.

„Einmal hatte ich mir den Knöchel verstaucht, da übernahm sie ganz selbstverständlich meine Kehrwoche und machte Einkäufe für mich“, sagt eine Mitmieterin. „Das hat mich doch sehr gefreut!“ Aber auch diese Nachbarin weiß so gut wie nichts über die Tote.

Weil man ziemlich früh einen Beziehungsmord ausschließt, interessiert sich die Kripo nicht weiter für die Lebensgeschichte und das Umfeld der Toten.

Gäbe es irgendwo im Jenseits dieses geheimnisvolle Buch, in dem jedes Menschenschicksal, jeder wichtige Lebensabschnitt festgehalten wird - zwecks höchstrichterlicher Beurteilung am `Jüngsten Tag‘ - dann würde darin über Lena Kirsts Erdenzeit ungefähr folgende Aufzeichnungen stehen:

1951 ... Lena, Alter fünf Jahre :
„Nur gute Menschen hat der liebe Gott lieb“, sagt Milli Kramer, die Pflegemutter. „Deswegen haben wir dich, armes Würmchen, aus dem Heim geholt, damit der Himmel es uns lohnt. Deshalb sind wir gut zu dir und werden dich adoptieren, auch wenn du es überhaupt nicht verdienst!“

*

1952 ... mit sechs Jahren:
Das Kind will der neuen Mutter dankbar sein. Es ist fleißig, es ist brav, es hilft ihr, wo es kann und geht oft morgens schon vor der Schule mit in die Kirche, obwohl es viel lieber noch schlafen möchte.

Lenchen trägt, so lang es denken kann, ein Kettchen um den Hals, daran ein Medaillon mit der Inschrift: Gott schütze Dich.
Milli sagt: „Deine liederliche Mutter muss dir das umgehängt haben, bevor sie dich als Baby in einer alten Plastiktasche auf die Pfarrhaustreppe legte.“

*

1954 ... Alter acht Jahre:
Gell, dir geht es nicht gut bei den Kramers“, sagt Herr Müller. Er ist Rentner, und das Kind bringt ihm in den Ferien morgens die Brötchen, denn die Pflegeeltern haben eine Bäckerei. Herr Müller gibt Lena jedesmal 20 Pfennig. Das ist viel Geld. Sie spart es und will sich damit bald die Puppe aus dem Schaufenster vom Spielwarenladen kaufen. Margrit heißt das Puppenkind, so steht es auf einem Schild, das an ihrem Kleid angepinnt ist. Sie sieht echt lebendig aus mit Schlafaugen und langen blonden Zöpfen. Ihr Gesichtchen ist sooo süß.

„Schau mal, was ich da habe!“ Herr Müller, der in der Wohnung immer ziemlich unordentlich in einem alten Bademantel herumläuft, hat auf einmal den Bademantel offen stehen und nur eine gestreifte Unterhose drunter. Seine Beine sind dünn, sein Bauch ist weiß und fett.
Das, was er ihr dann zeigt, will Lenchen gar nicht sehen.
„Wenn Du ihn anfasst, geb ich Dir 50 Pfennig“, sagt Herr Müller und guckt ganz komisch.
Eigentlich will sie nicht hinfassen, aber sie denkt an die süße Puppe, die Margrit, die sie bald immer bei sich haben wird, auch im Bett beim Einschlafen und dann macht sie es.
„Küss ihn doch!“, sagt da der Herr Müller. „Ich geb dir zwei Mark dafür.
Da denkt sie wieder an die Margrit und dass sie dann das Geld für sie schon fast beisammen hätte, wenn sie heute noch die 50 Pfennig und die zwei Mark vom Herrn Müller bekäme.
„Willst du nicht sehen, wie er wächst und sich freut, mein schöner, stolzer Zauberstab? Du brauchst nur ein bisschen mit deinen Lippen ...“
Lena schüttelt den Kopf und fängt an, zu weinen.
„Ach komm ... ich geb dir fünf Mark.“
Lena würgt es im Hals.
„Du stellst dich furchtbar ungeschickt an“, nörgelt der Mann, „guck mal ... fester musst du das machen ...“
Auf einmal hat Lena aber gar keine Lust mehr, denn das Ding riecht und schmeckt ganz schlecht und es kommt oben auch noch etwas Ekliges raus. Danach gibt Herr Müller Lenchen das Geld.
„Wenn Du das nächste Mal kommst, kannst du dir noch einmal fünf Mark verdienen“, sagt er.


*

1955 ... Lena ist neun Jahre alt:
„Was bist du für ein verkommenes Ding ... so etwas ist nicht wert, unsere Tochter zu heißen!“, schreit Herr Kramer, als die Sache auffliegt.

„Wenn du wüsstest, wie weh du mir damit getan hast ... Meine Aufopferung, meine Engelsgeduld, alles für die Katz“, weint die Milli. Wild schneuzt sie sich ins Taschentuch.

„Wir werden hier nicht mehr mit ihr fertig und können die Verantwortung nicht länger tragen!“, sagt der Bäckermeister ein paar Tage später am Telefon zu einem Herrn vom Amt.
„Es geht keinesfalls nur um die sexuelle Sache ... Dieses Kind hat etwas Fremdes, Unverständiges in seiner Natur. Nein, es passt nicht zu uns. Das ist bestimmt seine schlechte Veranlagung schuld! Meine Frau ist auch nie richtig warm mit ihm geworden!“

Dann besucht eine fremde Dame die Familie und nimmt Lena mit in ein Heim.

Zuvor hatten die Leute im Dorf noch erzählt, der Herr Müller säße jetzt für fünf Jahre in der JVA.
‚Komisch... eigentlich ist er immer ziemlich freundlich zu mir gewesen und war eigentlich nicht so streng und zornig wie der Herr Kramer“, denkt Lena. Jetzt ist er im Gefängnis und ich bin schuld ... ich hab ihn verraten.“

1958 ... Lena zwölf Jahre alt:
Die Verantwortlichen stellen ihr eine gute Zukunftsprognose:
„Sie ist fleißig, unauffällig, bescheiden.“

Doch sie fühlt sich ... schmutzig. Deswegen wäscht sie sich öfter als andere Mädchen. Hoffentlich wird der liebe Gott ihr verzeihen und sie trotzdem weiter beschützen! Manchmal sieht sie ihre Pflegemutter vor sich, wie sie weinte, als die Sache mit dem Herrn Müller herauskam. Und sie hatte ihr doch gar nicht weh tun wollen.

1960 ... Lena mit vierzehn Jahren:
Sie freut sich immer, wenn die anderen etwas von ihr haben wollen. Bittet ein Mädchen in der Klasse sie um ein paar Kröten, so gibt sie ihr vom eigenen Taschengeld, ohne groß nachzudenken.
Auch die wenigen Sachen, die sie an Weihnachten bekommt, verschenkt sie weiter, wenn Kinder sie wollen. Sie hilft, wenn sie gefragt wird. Von sich aus kann sie nicht so gut auf Andere zugehen.
*

1962 ... Lena ist sechzehn Jahre alt:
Sie ist zum ersten Mal verliebt... „Du bist ein bisschen blöd“, sagt ihr Freund oder: „O je... so dumm wie Bohnenstroh, aber süß!“ Ganz glücklich ist ihre Liebe nicht. Wenn er nur bei ihr bleibt!

Als sie schwanger wird, lässt er aber nichts mehr von sich hören.
Sie hat ihn trotzdem gern und schickt ihm keinen bösen Gedanken hinterher.

„Du bist noch zu jung, zu unreif, um Dein Töchterchen großzuziehen“, stellen sie in der Mutter-Kind-Einrichtung fest. Dass sie es zur Adoption freigeben soll, wird rasch beschlossen. Sie nickt. Ja, es ist wohl das beste.
*

1964 ... Lena Alter achtzehn Jahre:
Weil sie angenehm aussieht und eine gut proportionierte, schlanke Figur hat, engagiert man sie zusammen mit zehn anderen Hübschen als Mannequin für die Modevorführungen eines bekannten Kaufhauses, die jeden Tag dort in der Cafeteria stattfinden und auch für die luxuriöseren Shows der gleichen Firma am Sonntagnachmittag im Kursaal in ‚gepflegtem Ambiente.‘

Männer schicken ihr Rosen und Einladungen. Doch sie zweifelt an ihrer Liebe. Und leicht und locker mit ihnen ins Bett springen, das kann sie auch nicht.
„Was bist du für ein kompliziertes Mädchen!“
Macht sie schon wieder alles falsch? Manchmal, wenn einer sie intensiv ansieht, erinnert sie das an die Augen von Herrn Müller am Tag im Gerichtssaal.
„Das Früchtchen ist an der Sache selbst schuld“, hatte er schrill durch den Raum gerufen. Aber sie war nicht das einzige Kind, das gegen ihn aussagte, sonst hätte man ihr bestimmt nicht geglaubt.

*

1968 ... Lena ist zweiundzwanzig Jahre alt:
Ein entgegenkommender Mercedes erwischt sie auf winterglatter Landstraße seitlich. Sie wird aus ihrem VW-Käfer geschleudert, zieht sich tiefe Wunden im Gesicht zu, verliert ein paar Vorderzähne und bricht sich einen Halswirbel. Der Verursacher des Unfalls und Schlangenlinienfahrer war betrunken, stellt sich bald heraus.
„Mein Mann ist Alkoholiker und hat aus Nachlässigkeit vergessen, die Versicherung rechtzeitig zu zahlen. Wir haben keinerlei Schutz. Und sein Beifahrer, wird wahrscheinlich für immer querschnittsgelähmt sein. Wenn jetzt S i e auch noch finanzielle Forderungen stellen, dann ist alles aus, dann werde ich mit meinen Kindern unser Haus verlieren und wir sind für immer ruiniert! ", jammert die Frau des Mercedesfahrers, als sie, zusammen mit zwei blassen Kleinen der nun zahnlückigen Lena in ihrem Klinikzimmer einen Besuch abstattet.

„Verstehen Sie doch, er ist krank... nicht aus Bosheit... aus Schwäche hat er den Unfall verursacht und Sie haben es bestimmt schon gehört .. er ist selbst schwer verletzt“, sagt die Ehegattin schluchzend und verlangt von der Krankenschwester eine Vase für das herrliche Frühlingsblumen-Bukett, das sie Lena mitgebracht hat. Lena ist gerührt. Sie versetzt sich in die Lage der Frau und der Kinder und kann einfach nicht anders ... sie MUSS von einer Klage absehen.
Der Polizist, der später am Tag an Lenas Bett kommt, um alle Fakten aufzunehmen, findet die Idee mit dem Verzicht ziemlich hirnrissig! Doch sie will es nun einmal so.
Nein, sie möchte am Unglück anderer Menschen nicht schuld sein.

*

Lena, immer noch zweiundzwanzig Jahre jung.
Sie ist wieder halbwegs gesund, die Zähne sind gerichtet. Dass sie den Bandscheibenschaden, die Kopf- und Rückenschmerzen für den Rest ihres Lebens nicht mehr loswerden wird, ist ihr zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, doch sie wird es früh genug erfahren.

Ihr Gesicht ist durch Narben nicht gerade wahnsinnig verunstaltet, aber im grellen Licht der Laufstegscheinwerfer lässt es doch zu wünschen übrig und so ist sie für den glamourösen Modejob verloren.
Auge in Auge mit dem Personalchef fühlt sich Lena dann auch sehr befangen. Klar, dass die Firma ihre Weiterbeschäftigung nicht verantworten kann.
„Wir lassen sie ungern gehen“, sagt Herr Meyer mit warmer Stimme, „Sie sind doch eine unserer hübschesten und zuverlässigsten Vorführdamen gewesen. Sie dürfen aber ihren Angestellten-Rabatt von zehn Prozent auf alle Waren des Hauses auch in Zukunft weiterhin nutzen, sozusagen als Zeichen der Wertschätzung von Seiten unseres Unternehmens.“

Herr Meyer ist nicht nur ein sehr gut aussehender und glücklich verheirateter, sondern auch ein wirklich feinfühliger Mensch. Er lädt sie zum Abendessen ein, weil ihm ihre Entlassung und ihr Schicksal überhaupt nahe geht und er sie ein bisschen verwöhnen möchte. An seiner Seite in einem schönen Lokal lebt sie wieder auf, träumt von Nähe und Sympathie. Ja, einen echten Freund könnte sie gut brauchen. Schon nach einer Stunde des Speisens und Plauderns schlägt ihr der Ex-Chef allen Ernstes vor, den angebrochenen Abend ... nun ... gemeinsam in einem gepflegten Hotelzimmer zu beschließen.
Lena fällt wieder einmal unsanft aus ihrer erhofften Geborgenheit. Ach ... er ist auch nur ein Jäger auf der Pirsch! Im Inneren kann sie ihn fast verstehen. Aber ... sie verabschiedet sich rasch.

Eine Weile bleibt sie ohne Partner, aber nicht ohne Job. Denn schnell findet sie eine neue Stelle als Telefonistin in der Zentrale eines bekannten Versand-Hauses.

*

1991 ... Lena ist fünfundvierzig Jahre alt.
Sie hat, wie die meisten Frauen, im Lauf ihres Lebens auch geheiratet und zwar recht früh. Einen Mann, der ihr gefiel und den sie respektierte. Von ihrer Seite keine himmelhoch jauchzende Angelegenheit. Aber seine Freundlichkeit und das Verständnis füreinander ergaben ein gutes Zusammenleben. Bis doch zuviel Trennendes zwischen sie geriet.
Von ihrem Mann verlangt sie nun bei der Scheidung nach dreiundzwanzig Ehejahren ... Nichts.
„Warum soll er Unterhalt zahlen? Ich habe ihm kein Kind geboren, obwohl er sich immer so sehr eines gewünscht hat. Wirklich glücklich geworden ist er auch nicht und das lag zum großen Teil an mir. Merkwürdig, dass er es überhaupt so lang bei mir ausgehalten hat!‘, denkt sie. „Nein, er hat nichts gutzumachen. Wie könnte sie mit reinem Gewissen sagen, er schulde ihr etwas?“

Sie staunt sehr, als sie vom Anwalt ihres Mannes einen Brief erhält, in dem er sie edelmütig und selbstlos nennt, ihr auch im Namen ihres kurz vor der Wiederverheiratung ( das hatte sie nicht gewusst ) stehenden Ex-Gatten herzlich dankt für ihr Verständnis und ihre Bescheidenheit bei der Regelung der finanziellen Ansprüche.

*

1993 ... Lena mit siebenundvierzig Jahren:
Nach einem halben Berufsleben als Telefonistin wird ihr eines Tages aus ‚betriebsbedingten Gründen‘ gekündigt. Sie führt es im tiefsten Inneren doch auf schlechte persönliche Leistungen und auf die Folgen ihrer, wenn auch sehr raren Krankmeldungen der letzten Jahre zurück und kommt natürlich nicht auf den Gedanken, dagegen zu protestieren.

*

danach ...
Aushilfsjobs als Serviererin oder Supermarkt-Kassiererin findet sie immer wieder.
Dennoch. Das Geld wird knapp... und sie ist zeitweise arbeitslos. Es ist keineswegs ihr Stolz, der sie davon abhält, zu den Ämtern zu laufen, nein, im Gegenteil... sie fühlt sich klein und glaubt nicht, dass ihr irgend etwas zusteht. Und sie weiß ... es gibt Millionen Menschen, denen es weit schlimmer geht.

Sie kann sich noch ihren Bohnenkaffee leisten und muss keinen Abend mit knurrendem Magen zu Bett gehen wie unzählige afrikanische Kinder, die in den Armen ihrer verzweifelten Mütter langsam verhungern und erlöschen.

Sie beginnt, ohne es zu wollen, vor dem Fernseher zu weinen, wenn sie die Vorgänge in der Welt sieht: diesen von einem irren Präsidenten angezettelten Krieg mit all dem Leid für unschuldige Menschen, täglich daraus resultierende Terroristenanschläge, aber auch Hurrikans, Erdbeben, Überschwemmungskatastrophen.
Wieviel Leid so viele Menschen ausstehen müssen! Wie würdelos sie sterben! Oft ist ihr, als ob sich ein Band von jedem einzelnen dieser Verlorenen bis zu ihr spannte. Sie beginnt, es als ungerecht zu empfinden, dass es so Vielen schlecht geht, sie aber verschont bleibt und es ihr an nichts mangelt.

Dann geht es ihr selbst immer weniger gut. Da fühlt sie sich mit den Leidenden in der Welt noch enger verbunden.
Dass Gott sie oder irgend jemanden beschützt ... diesen Glauben hat sie fast verloren.

An jenem Morgen im Mai – der nächste Tag wäre Lenas achtundfünfzigster Geburtstag gewesen – findet man sie also unter einem blühenden Kastanienbaum - tot. Sie hat zuletzt in einem Zwei-Zimmer-Appartment in dem bereits erwähnten Mietshaus gewohnt und einen Putzjob bei einer bekannten Reinigungsfirma innegehabt. Auf dem Weg zu ihrer Arbeitsstelle durch die um halb fünf Uhr morgens noch dämmrige Stadt, ist ihr zufällig dieser desolate Junge begegnet.
Ja, ein Halbwüchsiger ist der Täter. Er hat sich bereits freiwillig und zitternd bei der Polizei gemeldet, ein durchs Raster der Gesellschaft gefallener, seit einer Weile auch drogensüchtiger Sechzehnjähriger, ein Herumtreiber, noch ohne Vorstrafen. Er bereut. Er scheint traumatisiert. „Ich verstehe es nicht“, sagt er immer und immer wieder.

Lena hätte es verstanden.

„Ich wollte die Alte doch nicht umbringen“, schluchzt der Junge. „Es ging mir einfach um den Zaster. Doch sie hatte nur ein paar Euro in der Tasche. Das machte mich wild. Dann sah ich die Kette an ihrem Hals, die goldene ... und die verteidigte sie mit Fäusten und Krallen! Da riss, da zerrte ich ... Ich weiß nicht, was danach ..."
"Du hast ihr die Kehle zugedrückt!"


Schon längere Zeit ist Lena Kirst krank gewesen, hatten die Ärzte bei der Leichenuntersuchung festgestellt. Doch ihr Kassenkärtchen war seit Jahren unbenutzt geblieben.
Auf ihrem Girokonto gibt es etwas Geld. Gerade genug für die Beerdigung, sodass sie niemandem zur Last fällt. Für einen Grabstein reicht es nicht. Man hätte ohnehin nicht gewusst, was man groß hätte darauf schreiben sollen.


Copyright Irmgard Schöndorf Welch 23.11.2004
bearbeitet am 10.01.2005


Foto aus dem Internet, bearbeitet + verfremdet 15.01.2005
 
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