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3 Seiten

Die rote Tür

Erotisches · Kurzgeschichten
© Zannalee
* Visuelles Verbrechen von Louis Cyphre (The Dark) *


Für Geronimo


Ich konnte ihn nicht ansehen, doch ich ging direkt auf ihn zu.
Seine Blätter rauschten im Wind, und links und rechts von mir waren Weinreben. Der Pfad war schmal, und ich achtete nur auf den Weg direkt vor meinen Füßen.
Es hatte geregnet, und der Geruch war unverwechselbar: würzige, feuchtwarme Erde.
Ich ging langsam, und einen Augenblick lang hatte ich das Gefühl, dass der Boden unter mir wie ein Laufband hinter mich glitt und dass ich niemals in der Lage sein würde, die Rinde des Baumes zu berühren.
Der Baum stand alleine, und seine Größe ließ weniger ein Rauschen als ein Rascheln seines Blätterkleids zu. Die Weinreben waren ein Stück abseits, und der Blick nach Südosten über die Weinberge entlang des Waldrandes war atemberaubend, besonders im Licht der untergehenden Sonne.
Hier war er größer, und seine Krone erstreckte sich mehr als zehn Meter über dem Erdboden. Der Wind fuhr durch sein dichtes Blätterwerk, und das Rauschen war wie eine drängende Stimme, die an etwas erinnerte, das ich lieber vergessen will, aber niemals vergessen kann.

Ich spüre die Wärme der Sonne auf meiner nackten Haut, und als er sich über mich beugt, ist sein Schatten wie ein Streicheln.
Ich lächle, weil ich weiß, dass er mich jetzt küßt, und seine Küsse werden vielleicht an meinen Lippen beginnen, aber nicht bei ihnen enden. Er wird sich Zeit nehmen, mich zu küssen wie noch niemand zuvor, und es gibt nichts, das ich nicht zulassen werde.
Seine Lippen sind weich an meinem Bauch, seine Zunge spielt in meinem Nabel, und sein Atem ist heiß wie der eines wilden Tiers. Ich schlinge meine Beine um seinen Rücken und presse seinen Kopf fest an mich.

Als ich aufschaue, sind die Blätter genauso rot wie die Rinde.
Nein, sie sind ein wenig heller, weil das Sonnenlicht das Rot verändert, ein blutiges, lebendiges Rot.
Ich bin sicher, dass der Baum mein Blut trinkt, wenn ich die Rinde berühre, und jetzt bin ich froh, dass der Boden unter meinen Füßen nach hinten gleitet.
Aber jemand hat das Laufband abgestellt, und weil ich nicht aufhören kann zu gehen, nähere ich mich dem Baum nun schneller, bis ich nur noch sein blutiges Rot sehe. Ich schließe die Augen und erinnere mich an den Schwarzen, an seine Stimme und seine lackierten Fingernägel.
Ich glaube ihm nicht und gehe in den nächstbesten Laden, um nach dem Weg zu fragen.

In Manhattan hat es erst richtig angefangen, nachdem schon alles zuende war, und es gab keine Nacht, in der wir es nicht getan haben.
Doch diese eine Nacht, diese eine Nacht...

Den Baum zu umarmen tut ein bißchen weh, die Rinde ritzt meine Arme; es fühlt sich warm und feucht an, als er mein Blut zu trinken beginnt.

In meinen Träumen sehe ich ihn manchmal, wie er sich zu mir umdreht, nachdem er mit ihm fertig ist. Ich bin vor Angst wie gelähmt, obwohl ich erleichtert sein müßte, dass er ihn nach dem Angriff auf dem Boden hat. Doch als er sich zu mir umdreht, sind seine Lippen zu rot, und sein Lächeln sieht wie ein Zähnefletschen aus.
Er krallt sich in meinen Arschbacken fest, als ich ihn reite, und die Dinge, die er sagt, heizen mich noch mehr an. Dann verschließt sie ihm den Mund, und ich spüre ihre Lippen auf meinen, ihre Bewegungen vollkommen im Gleichklang. Er ist so hart und heiß in mir, und als ihre Zunge mit meiner zu tanzen beginnt, springe ich über die Klippe.
Die Sonne blendet meine Augen, während ich falle, die Arme zur Seite hin ausstrecke und meine Freude hinausschreie, und als ich ins kühle Wasser eintauche, steigen die Luftbläschen wie funkelnde Diamanten um mich auf. Als wir uns einen Moment lang ansehen, hat sie die Augen einer Göttin, und ihr Lächeln zaubert ein Lächeln auf mein Gesicht, während er unter mir die Beherrschung verliert und unter ihr laut aufstöhnt in einem Gefühl, das auch sie stöhnen läßt, und einen Augenblick lang fallen alle Welten, alle Erinnerungen in diesem einen Punkt zusammen, in dem Zeit keine Rolle mehr spielt.
Obwohl sie auf seinem Gesicht sitzt, kann ich seine Augen sehen, ein Blau wie von Bergseen, und ich bin sicher, dass er schmutzig lächelt, während er heiß in mir kommt.
Aber als sie von ihm absteigt, sind seine Locken feucht, sein Gesicht ist das eines Kindes, und seine Augen strahlen.

War alles nicht mehr als ein Traum, den ich geträumt habe?
Ist auch das Gefühl, bei lebendigem Leib getrunken zu werden, nicht mehr als ein Traum?
Ich lege den Kopf in den Nacken und sehe, wie der Wind mit den Blättern spielt. Es ist dunkel geworden, doch ich kann das Rot immer noch sehen. Das ist unmöglich, und da wird mir klar, dass zumindest dies ein Traum sein muß, und plötzlich kann ich mich aus seiner tödlichen Umarmung lösen, und ich stehe wieder vor der roten Tür.
* Ich bemerkte den Asiaten erst, als er mich ansprach. Er war wie ein Schatten, und er wurde erst mit seiner Bewegung lebendig. Ich war so in Gedanken, dass ich erschrak. *
Ich fühle wieder seine Hand auf meiner Schulter, und ich brauche mich nicht zu ihm umzudrehen, um zu wissen, dass ich ihm nicht trauen kann. Ich erinnere mich an die Terrarien, und ich weiß, dass ich mich nur umdrehen, nur wenige Meter bis zur Straße laufen muß.

Aber dies ist mein Traum, und ich bestimme, wie er endet.

Ich gehe den letzten Schritt und greife nach der Klinke, dann halte ich inne. Nur eine Sekunde.
Dann öffne ich die Tür und gehe hindurch.
Das Wasser ist tiefer, als ich gedacht habe, und ich kann nicht stehen. Aber in der Ferne kann ich das Ufer sehen, und ich beginne zu schwimmen.



BeautifulExperience: Danke für die Motive aus "Seelenbild" und "The Manhattan Diaries", danke für das Sample aus "The Manhattan Diaries".
Danke aber vor allem für die Erinnerungen.


*...* Sample aus "The Manhattan Diaries" von BeautifulExperience
 
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