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8 Seiten

Wantenburg Teil 4 und Ende

Romane/Serien · Amüsantes/Satirisches
© Aves
Ein Krüppel steht am Wegesrand
Ein Säufer dort am Fass.
Die Träume vom gelobten Land
Wurden sogleich verblasst.
„Doch ein Platz im Paradies
Gibt euch der Herr zum Lohn!“
Sprach der Papst;
Der Preis dafür
Sprechen der Worte Hohn

Sichelmond, Schandmaul


Langsam löste sich die Träne von Dorendal Silbereisens linkem Auge.
Sie rollte über seinen Nasenflügel, dann über den unteren Teil der Wange und verharrte schliesslich einen Moment am Kinn. Dann tropfte sie zu Boden.
Das war der Moment als Schürfrecht ins Zimmer gestürmt kam.
„Mein König, die Wantenburger sind –“
Fassungslos starrte er Dorendal an, dem eine zweite Träne über das stoppelige Kinn rann.
„Sire?“, fragte der Zwerg erschrocken „Ihr weint? Nehmt das nicht so schwer, das Kabumm-Bataillon hat jetzt halt versagt, aber noch sind sie ja nicht hier und…“
„Dummer Narr!“, fauchte Dorendal „Siehst du nicht, dass ich Zwiebeln schneide?“
Er legte das grosse Messer und die Zwiebeln weg, putzte sich die Hände an einem Lappen ab und ging auf Schürfrecht zu.
„Oh.“, machte dieser und nickte hastig „Ja, wie gesagt, die Wantenburger sind auf’m Vormarsch. Sie werden jeden Augenblick vor den Stadttoren aufmarschieren.“
„Sollen sie.“, schnaubte Dorendal „Die werden was erleben…“

„Roy O’Bannon, du bist ein riesiges Rindvieh!“
Tammin starrte Falkengriffel wütend an und zeigte auf den toten Untergrundorganisation. „Beinahe wärst du draufgegangen!“, fuhr Tammin mit seiner Moralpredigt weiter „Wenn nicht auf einmal dieser Fisch aus dem Nichts aufgetaucht wäre, wärst du jetzt mit grosser Wahrscheinlichkeit tot!“
„Und ich erst!“, warf Siegfried ein. Falkengriffel schnaubte wütend.
„Wie alt bin ich denn?“, fragte er gehässig zurück
„Anscheinend nicht alt genug um auf dich selbst aufzupassen.“, grunzte O’Bannon und verschränkte drohend die Arme.
„Ah ja?“, fragte Falkengriffel gehässig zurück „Aber anscheinend hilft mir der grosse Marlin persönlich.“
Ein Krachen ertönte im nahen Wäldchen und die Bäume bogen sich auseinander. Einige nahe Soldaten rannten weg.
Dann trat eine riesige Gestalt aus dem Wald und sah sich einen Moment ratlos um. Sobald sie jedoch Falkengriffel und Siegfried erblickte, strahlte sie, winkte und fragte: „Hat jemand mein Mittagessen gesehen?“


Schwere Belagerungsmaschinen – Katapulte, Triboke, Kanonen, Schafschützen, Buddelnde Kühe und Mörser – waren vor der Hauptstadt Bondomnias aufgefahren.
Die vereinigten Armeen der Wantenburger und der Bondomnianer starrten misstrauisch auf die hohen Stadtmauern. Für die Bondomnianer war es ein ziemlicher Schock, als Belagerer ihre eigene Stadt anzugreifen.
„In Ordnung.“, sagte Falkengriffel „Wir haben Soldaten, Pferde, Waffen, Belagerungsgeräte, Munition, ausreichend Vorräte, die bessere Moral und wir sind die Guten. Was soll da noch schief gehen?“
Miriande neben ihm blickte düster zu ihrer Heimatstadt auf. Ihr Vorschlag, die Trolle als Kanonenfutter zu nehmen, war abgelehnt worden, so dass die Menschen, Zwerge und Orks den Sturmangriff selber übernehmen mussten.
„Die Stadtmauer ist magisch.“, sagte Miriande leise. „Ich habe sie vor einigen Jahren verzaubert. Jeder, der sich ihr mit bösen Absichten nähert, klebt daran fest.“
„Prima!“, freute sich der König. „Dann halten unsere Leitern ja perfekt daran!“
Miriande schlug sich die Hand vor die Stirn.
„Nein, nicht nur die Gegenstände.“, sagte sie mit der Stimme, in der man normalerweise einem Kleinkind erklärt, dass es keine Schokolade haben dürfe. „Die Menschen. Und die Orks und die Zwerge. Und überhaupt alles Lebendige. Und bevor ihr darauf kommt, auch anfliegende Gegenstände, wie zum Beispiel Kanonenkugeln, haben keine Wirkung.“
Falkengriffel fand das sehr praktisch. Da hatten die Bondomnianer sicher nie Stechmücken innerhalb der Stadt.
„Ja, wie sollen wir denn da rein kommen?“, fragte Tammin O’Bannon verwirrt.
„Das, lieber Tammin, ist genau der Punkt, auf den ich hinauswollte.“, schnurrte Miriande und biss sich in die Faust.
„Wir bräuchten jemanden ohne böse Absichten… Einen Unschuldigen.“, murmelte Siegfried und blickte sich um. Die Soldaten Wantenburgs und Bondomnias starrten mit bitteren Gesichtern auf die Hauptstadt. Einige hatten Messer zwischen den Zähnen.
„Keiner von denen.“, meinte Siegfried und zeigte mit der Pranke zu den Soldaten.
„Guten Abend. Dürfte ich vielleicht einen Moment mit Euch sprechen?“, drang eine Stimme von rechts zu Falkengriffel.
Er wirbelte herum und sah sich zwei grau gekleideten Gestalten gegenüber. Sie hatten ihre Haare kurz geschoren und sollten eigentlich wie die personifizierte Langeweile aussehen. Doch die Enten auf ihren Köpfen verhinderten das.
„Oh, die haben uns gerade noch gefehlt.“, seufzte Falkengriffel. „Da waren mir die Elfen noch lieber.“
„Entschuldigt.“, sagte einer der Ententräger. „Dürfte ich einen Moment mit Euch über den Einzig Wahren Marlin sprechen?“
„Wer sind’n die?“, fragte Siegfried verdutzt.
„Entschuldigt bitte!“, sagte der Graugekleidete eine Spur schärfer.
„Das sind Zeugen Nasowas.“, antwortete Falkengriffel. „Die gehen normalerweise von Haustür zu Burgtor und verkünden die Botschaft vom Einzig Wahren Marlin.“
„Ich sagte: E-n-t-s-c-h-u-l-d-i-g-t b-i-t-t-e!“, brüllte der Zeuge Nasowas.
„Und die Ente?“, fragte Siegfried.
„Welche Ente?“, fragte der Zeuge verwirrt zurück.
„Na, die auf deinem Kopf…“
Falkengriffel stiess Siegfried an und flüsterte: „Die glauben nicht, dass sie eine Ente auf dem Kopf haben…“
„Ich geb’s auf.“, seufzte der Typ mit der Ente und drehte sich um. „Ungläubige wie ihr habt es gar nicht verdient, von uns Unschuldigen in der Lehre des Einzig Wahren Marlins unterrichtet zu werden.“
„Ja, ja, zieht Leine.“, gab Falkengriffel zurück, doch dann stutzte er. „Moment mal! Habt ihr gerade Unschuldig gesagt?“

Schürfrecht seufzte laut und hielt sich die Backe.
Er war von Dorendal zu einem verfrühten Abendessen eingeladen worden und hatte es meisterhaft geschafft, sich nicht allzu viel anmerken zu lassen.
Die kandierten Fischfilets mit Erdbeersosse hatte er ohne zu Murren über sich ergehen lassen, ebenso die Zwiebelringe mit Schokolade. Beim Pythongeschnetzelten, dessen Spezialität darin bestand, dass die Python nicht geschnetzelt war, hatte er sich arg zusammenreissen müssen, doch auch das hatte er überlebt.
Doch der Nachtisch hatte ihm den Rest gegeben. Woher hätte er auch wissen können, dass Dorendal mit Marmorkuchen auch wirklich Marmorkuchen meinte?
Brummelnd rieb er sich den Backen und spürte durch die Haut hindurch die beiden abgebrochenen Zähne.
Schürfrecht ging durch die leeren Strassen Bondomnias – alle Bewohner hatten sich aus Angst vor dem Angriff in ihren Häusern versteckt – und gelangte schliesslich ans Tor.
In diesem Moment klopfte es.
Schürfrecht war für einen Moment erschrocken, doch dann beruhigte er sich wieder. Niemand ohne gute Absichten für die Stadt und das Land könnte das Tor berühren.
Eine Wache, einer der wenigen, die noch zu Dorendal hielten, wollte die Tür öffnen, doch Schürfrecht hielt ihn zurück. Er musste sich nun dringend von seinen Schmerzen ablenken.
Langsam schob er den grossen Riegel zurück und öffnete das Tor.
Zwei seltsame Männer in grauen Umhängen und mit einer Ente auf dem Kopf standen davor.
„…“, sagte Schürfrecht überrascht.
Dann trat ein dritter Mann hinter den anderen beiden hervor und das letzte was Schürfrecht richtig wahrnahm, war eine viel zu schnell auf ihn zufliegende Faust.
Blitzschnell riss Falkengriffel das Schwert hervor und hielt es dem völlig überraschten Wachmann an die Kehle.
„Keine Bewegung.“, zischte er. Der Wachmann versteifte sich, verdrehte die Augen und plumpste zu Boden.
„So kann man’s auch machen.“, murmelte Falkengriffel und trat durch das Tor hinein, sorgfältig darauf bedacht, nichts zu berühren.
Drinnen blickte er sich wachsam um. Er stand vor einem grossen Platz, der wohl bei normalen Verhältnissen als Umschlagplatz fahrender Händler diente, jetzt aber wie ausgestorben war. Miriande hatte ihm gesagt, es gäbe irgendwo nahe dem Tor einen Apparat, der das magische Feld um die Mauern abschalten würde. Angestrengt starrte Falkengriffel auf die Gegend, fand jedoch einfach nichts.
„Och nö…“, seufzte er. Hinter ihm stöhnte es leise.
Schürfrecht stand wankend wieder auf. Er spuckte zwei Zähne aus. Sofort war Falkengriffel bei ihm und wollte ihm erneut die Faust geben, besann sich dann aber eines Besseren.
„Sag mir, Zwerg, wo der Ausschalter für das Kraftfeld ist.“, forderte er und hielt Schürfrecht das Schwert an den Hals.
„Daf magife Kraftfeld?“, lispelte Schürfrecht.
„Genau.“
„Daf Ding, daf den Futf aufhebt?“
„Jap.“
„Fo daff deine Truppen hier hinein können?“
„Ja-ah!“
„Da drüben.“
Er zeigte auf einen Hebel, über dem ein Schild hing. „Hier magisches Kraftfeld ausschalten“, stand darauf.
„Oh…“, machte Falkengriffel und zog an dem Hebel. Nichts geschah.
„Bist du sicher dass es dieser hier war?“; fragte Falkengriffel den Zwerg.
„Ja, totficher.“
Falkengriffel legte vorsichtig eine Hand an die Aussenmauer. Wieder geschah nichts.
Grinsend holte Falkengriffel ein Horn hervor und blies kräftig hinein. Von draussen antworteten viele andere Hörner und dann setzte sich die vereinte Armee der Wantenburger und Bondomnianer in Bewegung.

Eine halbe Stunde später standen König Sananton XIII., Exkönigin Miriande, Roy Falkengriffel, Siegfried, Napoleon und drei Grenadiere vor der Tür des Thronsaals. Tammin O’Bannon und der Rest der Armee durchkämmten derweil immer noch die Stadt.
„Nun ist also die Stunde gekommen.“, sagte der König. „Dorendal wird entmachtet.“
Würdevoll schritt er auf die doppelflüglige Tür zu und stiess mit beiden Händen dagegen. Sie öffnete sich nicht.
„Verflixt, da muss ein Zauber drauf liegen!“, sagte Falkengriffel.
Miriande trat vor und zog an den Türflügeln. Sie schwangen mühelos auf.
Der Thronsaal war ein gewaltiger Raum mit teuren Gobelins an den Wänden, Ritterrüstungen in den Ecken und Köpfen von ausgestopften Tieren.
Ganz hinten stand der Thron und auf ihm sass – düster in seinen dunklen Gewändern – Dorendal Silbereisen. Mit erhobenem Kopf schritt Sananton XIII. durch den Raum, gefolgt von den anderen.
„Gib auf, Dorendal!“, sagte der König im Gehen. „Deine Anhänger sind nicht mehr länger deine Anhänger! Du stehst alleine.“
„Ich sitze alleine.“, korrigierte ihn Dorendal und lächelte. „Aber sagt mir, was bezweckt ihr eigentlich mit dem ganzen Tumult hier?“
Der König hielt an und Falkengriffel prallte unsanft gegen Miriande, die gerade noch bremsen konnte.
„Schaut euch doch mal an.“, fuhr Dorendal fort. „Ein alter Zauberer, ein Typ mit einem lächerlichen Hut, ein weisser Tiger, ein Hahn im Korb und ne blutjunge Exkönigin. Was soll das? Habt ihr nicht mehr zu bieten?“
„Wir…“, begann Falkengriffel, doch dann stutzte er. „Hast du Exkönigin gesagt? Ich dachte, du wärst die ganze Zeit über der König gewesen?“
Dorendal lachte und es hallte hohl von den Wänden wider.
„Du dummer, kleiner, verliebter Narr!“, rief er und stand auf. „Siehst du denn nicht, in was sie euch da rein gezogen hat? Sie ist nicht nur eine Magierin, nein, sie ist auch die Königin! Äh, gewesen…“
Nun ruhten auf einmal alle Blicke auf Miriande, deren Hautfarbe ein gesundes Apfelrot angenommen hatte.
„Stimmt das?“, fragte Sananton scharf.
„Ich… er lügt!“, entfuhr es Miriande.
„Sie brauchte einen Sündenbock.“, fuhr Dorendal ungerührt fort. „Was wäre da praktischer, als einen hässlichen Typen, mit genügend dunkler Ausstrahlung, den man als Magier ausgibt? Wenn was schief gehen sollte, war es einfach der Magier. Punkt.“
Falkengriffels Augen wurden immer grösser.
„Das… das alles ist gar nicht wahr!“, rief Miriande wütend.
„Ich hatte schon länger vor, mich ihrer zu entledigen.“, sagte Dorendal. „Viele im Palast standen mir treu zur Seite. Irgendwie kam aber einer nach dem anderen auf mysteriöse Weise ums Leben. Doch ich wusste, irgendwann würde mein Plan aufgehen.“
„Welcher Plan?“, fragte Siegfried verwirrt.
„Na, sie umzubringen.“, seufzte Dorendal gelangweilt. „Früher habe ich immer ganz geniale Pläne mit Attentätern, Gift und all dem Quatsch entwickelt. Doch irgendwann wurde mir das zu blöde und ich beschloss, das Mädel an einen Ball zu schicken und dort mit einer geladenen Muskete auf sie zu warten.“
Die Verwirrung im Innern des Raumes erreichte, parallel zu Miriandes Gesichtsfarbe, ihren Höhepunkt.
„Sie hat das anscheinend mitgekriegt.“, sagte Dorendal. „Und ist auf dem Weg zum Stadtstaat abgehauen.“
„Ja wie? Was nun?“, machte Falkengriffel verdutzt. „Wer ist nun eigentlich der Böse?“
„Roy!“, rief Miriande verzweifelt. „Siehst du das nicht? Dorendal, er ist… er ist dein Vater!“

Harald summte fröhlich vor sich hin.
Er hockte im Garten des königlichen Palastes und rührte in einem grossen, dampfenden Kessel. Endlich würde er zu seiner Mahlzeit kommen.
Der Zwerg, den er getroffen hatte, hatte ihm freundlicherweise einen Kessel überlassen. Harald tat der arme Zwerg leid, mit vier Zähnen weniger liess es sich sicher schlechter essen.
Die beiden Zeugen Nasowas sassen mit überkreuzten Beinen neben dem Kessel und schauten gebannt zu, wie Harald den Schwertfisch, der zugegeben ein bisschen faul geworden war, zubereitete.
Sie hatten sich sofort bereit erklärt, die Lockvögel, und das im wahrsten Sinne des Wortes, für Falkengriffel zu spielen, wenn sie dafür bei Harald in die Lehre gehen durften. Nicht jeder bekam die Gelegenheit, beim Hausmeister seines Gottes Lehrling sein zu dürfen.
„So, meine Herren und Enten, der Fisch dürfte fertig sein.“, sagte Harald und nahm den Schwertfisch aus dem Kessel. Eine feine Bratensosse tropfte daran herunter.
„Der Trick dabei ist, dass ihr…“, fing Harald an, kam jedoch nicht weiter. Irgendwo über ihm ertönte ein martialischer Schrei, Glas klirrte und dann landete etwas auf dem Schwert des Fisches.
„Oh, wie ungeschickt von mir.“, murmelte Harald und schaute verwirrt zu der aufgespiessten Miriande.

„Was für’n Pech aber auch.“, seufzte Falkengriffel. Er lugte aus dem zerstörten Fenster auf den Garten unter ihm.
Harald starrte etwas verwirrt auf die tote Miriande.
„Die Lüge mit dem Vater war vielleicht nicht die Beste gewesen.“, sagte Siegfried leise.
„Ja, dass sieht doch jeder, dass Dorendal nicht alt genug ist.“, stimmte ihm Sananton zu.
„Oh, danke sehr.“, sagte Dorendal und errötete leicht.
Falkengriffel sah mit einer Spur von Bedauern auf die Leiche Miriandes herab. Auch wenn sie eine falsche Schlange gewesen war, die nur endlich uneingeschränkt hatte herrschen wollen, sie hatte ganz hervorragend küssen können…
„Das mit den drei verzauberten Grenadieren und dem anschliessenden Sprung aus dem Fenster wäre aber wirklich nicht nötig gewesen.“, sagte Siegfried.
„In der Tat.“, pflichtete ihm Dorendal zu.
„Mäh.“, sagte einer der Grenadiere und schaute sich verwirrt um.
„Tja, was nun?“, fragte Falkengriffel und riss sich von Miriandes Anblick los.
Die anderen guckten verwirrt drein. Genau, was nun?
„Äh… gehen wir nach Hause?“, fragte der König.
Schweigen entstand.
„Gute Idee.“, sagte dann Siegfried.
„Ja, lasst uns gehen.“, sagte auch Falkengriffel. „Muss mir sowieso ne neue Feder kaufen. Miriande hat sie in ihrem Anfall von schlecht gezielter Schiesswut zerbröselt.“
„Okay, dann mach’s mal gut.“, sagte Sananton und schlug Dorendal kameradschaftlich auf die Schulter. „Und fang mir keinen Krieg an, ja?“
„Ich doch nicht.“, grinste Dorendal und lugte in einen Spiegel. „Seit ihr sicher, dass ich nicht zu alt aussehe?“
In diesem Moment sprang Napoleon auf den Thron, einen Flügel in sein Federkleid gesteckt und den Hut auf dem Kopf.
„Ja!“, gackerte er. „Ich bin der Herrscher der Welt! Haha, niemand kann es mit mir aufnehmen!“
Siegfried und Falkengriffel blickten sich an.
„Was machen wir mit dem?“, fragte Siegfried.
Falkengriffel grinste breit.
„Ich hätte da eine vortreffliche Idee.“

Falkengriffel nagte gerade den letzten Hähnchenknochen ab und lehnte sich dann zufrieden rülpsend zurück.
Er und Siegfried sassen vor der Stadt um ein kleines Feuer herum und wunderten sich ein wenig darüber, wie viel Fleisch an dem alten Gockel dran gewesen war. Mit einer ehrfürchtigen Bewegung steckte er sich eine der blau-weiss-roten Federn des Hahns an den Hut.
„Ach, weisst du, Siegfried, hier draussen gefällt es mir fast besser als in einer Stadt.“, seufzte Falkengriffel. „Die Sterne als Zelt, den rauen Boden als Bett… es geht doch nichts über Natürlichkeit.“
„In der Tat.“, sagte Siegfried. „Man sollte wirklich ein mehr zu seinen Wurzeln zurückfinden.“
Die Stimmung troff vor Melancholie.
Falkengriffel lehnte sich an seinen Sattel, den er immer noch dabei hatte, und betrachtete die Sterne.
„Ich liebe die Sterne.“, sagte er leise. „Sie erinnern mich immer an meine Kindheit.“
Siegfried schnurrte zufrieden.
„Stimmt.“, sagte er. „Siehst du da das Sternbild zwischen dem grossen Tentakelmonster und dem heiligen Helden?“
„Mhm.“
„Wenn man es mit nur einem Auge betrachtet, sieht es aus wie ein überdimensionaler Mittelfinger…“
Schweigen.
„Sag mal, Roy, wie war das eigentlich mit deinem ominösen ‚J’?“, wollte dann Siegfried wissen.
„Oh, das.“, sagte Falkengriffel und errötete. „Aber sag’s keinem weiter, ja?“
„Ich doch nicht.“
„Naja, es… es heisst Joggeli.“
„Aha.“, machte Siegfried. „Hübsch… Roy Joggeli Falkengriffel. Gefällt mir. Fast so gut wie das Sternbild des Stinkefingers.“
Falkengriffel grinste. Dann döste er langsam ein, doch wurde auch gleich darauf wieder von Hufschlägen geweckt.
Ein Kurier sass auf einem Pferd und salutierte erbärmlich.
„Was gibt’s?“, fragte Falkengriffel mürrisch.
„Sire, wir haben ein Problem!“, sagte der Offizier atemlos und versuchte von seinem Pferd zu steigen. Er fiel der Länge nach hin. Mühsam rappelte er sich wieder auf und sprach weiter: „Ihr müsst umgehend zurück in die Stadt. Die… die grosse, purpurne Rutschbahn ist verschwunden!“
Falkengriffel stöhnte.
„Jetzt geht das schon wieder los!“
Ende
 
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Kommentare  

Loool, die Geschichte ist ja mal süß...erinnert mich irgendwie an die Ritter der Kokusnuss*gg*
Wirklich geil geschrieben ;)

Sehr gut, ich musste sogar lachen^^
5 Pkt.


Zimtsternchen (02.07.2005)

Äh... Aves, ich wollte nur sagen, dass mein Buch in zwei Wochen draußen ist...
Und noch was: den Anfang des Gedichtes oben kenne ich irgendwo her...


Ben (12.06.2005)

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