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4 Seiten

Das Blut der Hexe (Kapitel 3)

Romane/Serien · Fantastisches
~Kapitel 3: Erkenntnis~

Daphne erwachte mit Kopfschmerzen. Vorsichtig erhob sie sich und versuchte ihre Umgebung zu betrachten. Sie befand sich in einem prachtvollen Zimmer. Überall zierten wunderschöne Zeichen in einer fremdartigen Sprache die Wände. Selbst die Einrichtung war majestätisch. Daphne lächelte, sie hatte noch nie in einem solchen bequemen Bett geschlafen. Wenn überhaupt kannte sie nur Pritschen die voll mit Läusen besudelt waren und ihr das Schlafen unmöglich machten. Jetzt hatte sie den Beweis, Delany war eine wichtige Autorität. Eine unangenehme Frage lies sie nicht mehr ab. War sie nun eine Gefangene? Sie stand unbeholfen vom riesigen Bett auf. Mit wackligen Beinen torkelte sie zur Tür. Sie war also doch eine Gefangene! Die Tür war von außen verriegelt worden. Nun fiel ihr auch auf, dass ihre alten zerfetzten Kleidungsstücke fort waren. Sie wurde von einem weißen Kleid umhüllt. Erstaunt, fühlte es sich so schön auf ihrer Haut an. Ob es Seide war? Sie hatte noch nie einen solche Stoff gesehen. Warum sollte man einen Gefangen so gut behandeln? Ihr Blick richtete sich auf das Fenster zur gegenüberliegenden Wand. Ob Draußen bereits ein Scheiterhaufen auf sie wartet? Zögernd trat sie aufs ovale Fenster zu und berührte sachte die Verzierungen am Rahmen. Welche Bedeutung wohl diese Zeichen haben? Sie sah hinaus. Ein Gefühl von Freiheit ergriff sie. Es war verrückt, sie war schließlich eine Gefangene! Konnte sich ein Gefangener frei fühlen? Es war ein gigantisches Schloss, dass von zwei Außenmauer geschützt wurde. Einige Wachen in merkwürdigen schwarzen Rüstungen patrouillierten
auf und ab. Es erleichterte Daphne zu sehen, dass kein Scheiterhaufen errichtet wurde. Wenn das Dröhnen in ihrem Kopf nicht wäre, würde sie sich viel glücklicher schätzen. Wie lange sie wohl geschlafen hatte? Sie konnte es nicht einschätzen. Der jungen Frau war bewusst, wie Nahe sie dem Tod war. Sie spürte noch immer ein Erschöpftheit, von der sie sich nicht lösen konnte.

Unerwartet ertönte ein Horn, woraufhin einige Soldaten zum Tor eilten und den Mechanismus in Gang setzten, damit es sich langsam öffnete. Ein einzelner Reiter trabte hinein. Neugierig betrachtete Daphne ihn genauer. Er trug genauso wie die anderen Krieger eine schwarze Rüstung. Obwohl es schwer ist in Rüstungen sich frei zu bewegen, sprang der Neuankömmling ohne Einschränkungen vom Pferd. Es wirkte so leicht und unbeschwert. Der Mann nahm sich den Helm ab und strich sich durch die feuchten Haare. Erschrocken schnappte Daphne nach Luft. Es war Sir Sharac. Von wo er wohl herkam? Was hatte er getan? Plötzlich vernahm sie einen weiblichen Freudenschrei. Eine junge Frau mit blondem Haar rannte stürmisch auf Delany zu. Sharac lachte und öffnete die Arme einladend. Er schloss die fremde Frau in die Arme. Die beiden schienen überglücklich zu sein, sich wieder zu sehen. Daphne fühlte sich verletzt. Wie ein Dolch der ihr Herz durchbohrte. Er hatte bereits die Liebe gefunden. Wie konnte sie sich in einen Mann verlieben, den sie nur von ihrem Träumen kannte? Es war eine Einbildung gewesen! Eine Lüge! Sie hatte sich eingebildet, dass sie für einander bestimmt waren. Tränen liefen ihr übers Gesicht, rasch wischte sie die verräterischen Beweise vom Gesicht. Plötzlich blickte Delany zum Turm hinauf. Sein Blick heftete sich auf sie. So als würde er ihre Gefühle gespürt haben. Hastig trat sie vom Fenster fort. Er durfte sie nicht so sehen. Lächerlich! Er konnte natürlich nicht ihre Gefühle spüren!

Die Stunden verstrichen dahin. Niemand schien sich für Daphne zu interessieren. Seufzend sah sie zum Fenster. Als sie schon glaubte vor Langeweile sterben zu müssen, hörte sie Schritte im Gang. Aufgeregt sprang sie vom Bett auf. Ihr ganzer Körper verkrampfte sich. Sie schwankte zwischen Angst und Vorfreude. Das Schloss der Tür wurde zur Seite geschoben. Entrüstet starrte sie die blonde Frau an, die in der Türschwelle stand. Unsicher lächelte sie Daphne an. „Ich soll sie für den Abend herrichten!“. Daphnes Augenbrauen zogen sich zusammen. „Nein!“, sagte sie entschieden. Die junge Frau sah sie verblüfft an. „Sir Sharac sagte…“, „Es ist mir egal was er gesagt hatte!“, unterbrach Daphne die Fremde. Die daraufhin die Hände in die Hüfte stemmte und Daphne zornig anfunkelte. „Was habe ich euch getan… ihr werdet schließlich gut behandelt! Ich habe das Zimmer für euch hergerichtet und ich habe eure Wunden versorgt… und eure grauenvollen Kleider gewechselt!“. Daphnes Augen sprühten Blitze: „Ich habe nicht darum gebeten!“. Bald schon schrieen sich die beiden Frauen an. Sie warfen böse Verwünschungen an den Kopf. Ein Soldat stürmte hinein und starrte die beiden verzweifelt an. Er schien nicht zu wissen wie er handeln sollte.

„Was geht hier vor…?“, „Das geht euch nichts an…“, schrieen die beiden wie aus einer Kehle den Neuankömmling an. Erschrocken schnappten sie nach Luft. Hinter dem Soldaten stand Delany der sie schelmisch an lächelte. Die blonde Frau blickte bedrückt zu Boden. „Es tut mir leid… sie hatte sich geweigert sich für den Abend zukleiden!“. Sharac entließ den Soldaten, der erleichtert aus dem Raum huschte. „Nun…“, er trat auf Daphne zu. „Selbstverständlich habt ihr das Recht hier zu bleiben… ich hatte nur vermutet das ihr ein wenig Abwechslung gewünscht hättet!“. Daphne wurde rot und nickt zustimmend. Delany lachte leise und stellte fest: „Dann hätten wir das geklärt… Ilona du weißt was zu tun ist!“. Die blonde Frau knickste und sah Daphne skeptisch an. Nach dem Sharac sich entfernt hatte, sah sie in den Schrank Daphne starrte unglücklich die Tür an, wo zuvor Delany gestanden hatte. Ob diese Frau seine Geliebte ist? Eines stand fest, sie mochte Ilona nicht. Es beruhte auf Gegenseitigkeit. Ilona stöberte eine Weile im Schrank herum und zog schließlich ein gelbes Kleid hinaus. „Darin werdet ihr entzückend aussehen…es passt zu euerem schwarzen Haar wundervoll!“ Sie schmiss achtlos das Kleid aufs Bett und scheuchte Daphne zum Ankleiden. Widerwillig zog sich Daphne um und lies sich das Haar hoch stecken. „So das hätten wir…“, Ilona holte einen Spiegel aus ihren mitgebrachten Utensilien. Unsicher sah Daphne hinein. „Bin ich das?“, „Natürlich seid ihr das…“, meckerte die blonde Frau. Wofür sie einen bösen Blick erhaschte. „Also… kommt! Wir werden erwartet!“, grob zog Ilona Daphne auf die Beine. Sie riss sich los und trat erhoben Hauptes vor Ilona hinaus. Nein, sie würde ihr keine Schwäche zeigen! Daphne konnte es sich nicht erklären, aber sie wollte auf keinen Fall sich dieser Frau unterordnen.

Im kalten Gang erwartete sie bereits der junge Soldat, der beide Frauen unglücklich anstarrte. Ilona führte Daphne direkt zur Haupthalle. Wieder stellte Daphne fest wie unbedeutend sie wirken mussten, gegenüber dieser Frau. Vor ihr knicksten alle vorbeilaufenden Männer und Frauen. Sie war eine Adlige und Daphne eine daherlaufende Bettlerin. Sie seufzte und blickte wieder auf ein großes Säulenfenster. Erschrocken hielt sie an. „Nein… das ist unmöglich!“, abrupt blieb Ilona stehen. Sie trat hinter Daphne. „So unmöglich ist dies nicht!“, erklärte die blonde Frau im neckenden Ton.
Eine unglaubliche Erkenntnis wurde Daphne bewusst. Vor ihr erhob sie ein riesiger Drache. Seine feuerroten Schuppen funkelten im Sonnenlicht. Dieser Anblick allein ist bereits unbegreiflich. Jedoch sah sie eine im Vergleich zum Drachen winzige schwarze Gestalt auf dem Koloss sitzen. Ein Drachenreiter! Sie befand sich bei den Sagenumwogenden Drachenreitern. Sie hatte nicht viele Geschichten von ihnen gehört, dennoch wühlte sie nun im Gedächtnis nach Wissenswerten über diese Krieger. Schließlich könnte dieses Wissen ihr von nützen sein. „Wo bin ich?“. Ilona lachte laut und flüsterte Daphne ins Ohr: „In der schwebenden Welt Argetlam, dort wo die Drachenreiter die Stadt errichteten, in dem alles möglich ist!“ Die blonde Frau zog Daphne mit sich. „Ihr seid die erste Außenwelterin seid Jahrtausenden die unsere Welt betreten durfte!“; „Warum gerade ich?“, hauchte Daphne Fassungslos. Darauf bekam sie keine Antwort. Ilona zuckte nur verständnislos mit den Achseln.

~Die nächsten Kapitel folgen~
 
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Kommentare  

Deine Geschichte hat mir gefallen. Hast du bei den Drachenreitern die Comic-Serie von ANGE als Vorlage?

VG, Frank


Frank Bao Carter (06.06.2021)

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