Vor tausend Jahren lebte mal
ein kleiner Fisch, der war ganz kahl.
Er schwamm im großen, kalten Meer
und fror so sehr.
Er schrie – vor Kälte schon ganz bleich:
„Zu Hilfe, ich erfriere gleich!“
Ein Eisbär näherte sich schnell,
mit dickem Fell.
„Was schreist du denn so jämmerlich?
Kriech in mein Fell und wärme dich!“
Der Fisch schwamm unter Eisbärs Arm.
Da war’s schön warm!
Der Eisbär sprach: „Mach’s doch wie ich!
Schaff dir ein Fell an! Wärme dich!
Von diesen Algen schluck ein paar,
dann wächst dir Haar!“
Gesagt – getan! Der Eisbär guckte,
wie unser Fisch die Algen schluckte.
Und als das Zeug verschlungen ward,
wuchs ihm ein Bart!
Dann wuchsen Wimpern und ein Zopf
und Haar um Haar von Schwanz bis Kopf,
bis alles dicht bewachsen war ...
Wie wunderbar!
Das wärmte schön – doch fing es auch
zu jucken an: am Kopf, am Bauch ...
Denn wer sein Haar nicht wäscht und pflegt,
bald Schuppen trägt!
Das Haar verfilzte immer mehr.
Da schwamm der Fisch zum Fischfrisör.
Der hat mit Schaum ihn eingeschmiert
und glattrasiert.
Dann hielt er einen Spiegel hin,
und unser Fisch besah sich drin.
Wie er die Augen auch gerieben:
Die Schuppen blieben!
Seitdem liebt jeder Fisch im Meer
nicht Haare zwar – doch Schuppen sehr.
Man hört sie oft von Schuppen schwärmen;
denn Schuppen wärmen!
http://www.wolfgang-reuter.com/, 1987