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Gonzo – Einkauspassage ; rette mich!!!

Nachdenkliches · Kurzgeschichten
Gonzo- siebenundvierzig, arbeitslos, Briefmarkensammler- schlenderte nachdenklich durch die dunkle Gasse. Ein Penner berührte flehend seinen Mantelsaum- Aufmerksamkeit heischend und um ein paar lausige Cents bettelnd.
Gonzo war jedoch dergestalt in Gedanken vertieft, dass er den Wegelagerer gar nicht wahrnahm.
So ging er stracks seines Weges und dachte nach. Ein Straßenmusiker spielte auf seinem Akkordeon Scarlatti und freute sich über das vereinzelte, aufmunternde Lächeln eines vorbei eilenden Passanten.
Gonzo bemerkte auch diese Randerscheinung nicht und begann sein Tempo zu erhöhen. Vereinzelt blickten erste Fußgänger von ihren im Dahereilen überflogenen Zeitungen auf.
Doch Gonzo sah dieses nicht. Vielmehr legte er noch einen Zahn zu, so dass sein Mantel bereits leicht im Wind zu wehen begann. Gonzo hatte den Kragen hochgezogen und blickte starr geradeaus. Und schon rempelte er zum ersten Mal einen Entgegenkommenden an.
Der alte Herr fluchte, doch Gonzo verschärfte sein Tempo sogar noch.
Und dann ertönte der Pfiff. Gonzo sprintete los. Nun gab es kein Halten mehr- Leben oder Tod.
Die beiden Polizisten bahnten sich den Weg durch die unbeteiligte Masse. Jetzt, nachdem sie ihn entdeckt hatten, war Gonzo alles egal. Er riss ein vor Schreck aufschreiendes Kleinkind zu Boden und stürmte das empörte Wutgeheul der Mutter missachtend weiter.
Erneut ertönte dieser grausame Pfiff. Unentwegt blies der Polizist in die in seinem Mund steckende Trillerpfeife.
Noch hatte Gonzo einen beruhigenden Vorsprung, doch machten ihm nun auf den Plan gerufene Passanten Probleme, die auch einmal in der Zeitung landen wollten, Zivilcourage zeigend. Ein stämmiger Geschäftsmann stellte sich ihm in den Weg, was Gonzo zu einem außerplanmäßigen Zwischensprint durch ein Caféveranlasste. Einen voll gedeckten Tisch umreißend und über einen kleinen Hund stolpernd, sich jedoch schnurstracks wieder aufrichtend, setzte er seine Flucht fort.
Doch die verfolgenden Polizisten hatten den Abstand nahezu halbiert. Gonzo konnte beim Zurückblicken bereits ihre wutverzerrten Gesichtsausdrücke erkennen.
Erst einige Momente später bemerkte Gonzo, dass er sich bei seinem Sturz die Hand verletzt hatte- ein hässlicher Schnitt klaffte quer über seinem Handrücken.
Wieder die weit gellenden Pfiffe und erstaunten Blicke der Fußgänger.
Plötzlich spürte Gonzo eine Hand auf seinem Rücken. Von Todesangst bewegt wirbelte er herum. Doch es war keiner der zwei Polizisten.
„ Sie sollten stehen bleiben!“
Gonzo blickte in das Gesicht einer uralt wirkenden Dame- zerfurcht, faltig, jedoch entschlossen und gutmütig. Sie lächelte ihn an.
Die Polizisten kamen immer näher.
„Ich kann nicht…“
Gonzo riss sich los und stürmte weiter. Als er noch hastig einen Blick zurück warf, sah er die alte Frau noch genau wie vorher stehen. Dieser kurze Moment des Zurückschauens reichte, um gegen eine steinharte Wand zu prallen. Erst als Gonzo bereits auf dem Boden lag, wurde ihm klar, dass die steinharte Wand nichts weiter als ein offensichtlich für Bodybuilding zu begeisternder Jugendlicher war.
Im nächsten Moment waren die beiden Polizisten auch schon über ihm. Ihr hämisches Grinsen war beinahe schwerer zu ertragen als die unsäglichen Pfiffe.
Während der eine mit seinem massigen Körper die Sicht auf den reglos am Boden liegenden Gonzo versperrte, injizierte der andere dem jungen Italiener, der wusste was folgte, einen Giftcocktail ins Blut.
Die Leute, von denen Gonzo glaubte, sie hätten etwas mitbekommen, drehten sich ruckartig weg und gingen weiter.
Während die beiden Polizisten mindestens genauso schnell wieder verschwanden, wie sie gekommen waren, und Gonzos Lebensgeister schwanden, bis er schließlich tot war, spielte der Straßenmusiker inbrünstig Scarlatti auf seinem Akkordeon.
der Hengst am 16.04.2007: Und die Leute gaben ihm Geld, damit er aufhören möge...
 
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