Fünf Grad minus

Es ist eine verdammt blöde Situation, wenn man sich ruhig verhalten muss um andere nicht zu stören.
Die Dunkelheit, die einen umgibt ist auch nicht gerade Stimmungsfördernd.
Missmutig wälzt man sich hin und her und wartet darauf, das die Anderen endlich aufwachen.

Er litt unter Schlafstörungen, die anderen schnarchten vor sich hin, träumten und bekamen von seinem Leid nichts mit.
Draußen war es eisig und Schneeflocken schwebten vom Himmel, die Straßen und Wege lagen unter einer dünnen Eisschicht. Es war so gar nicht das Wetter, das er und seine Kumpane liebten, doch er musste raus an die frische Luft.
Kaum war er draußen, forderte die Kälte ihren Tribut.
Sein nackter Körper gefror einem Eiszapfen gleich.
„Warum war ich nur so blöd bei der Kälte die Außenwelt aufzusuchen?“ Dachte er, denn Denken war das einzige was er noch konnte. 10 Minuten späte funktionierte auch das nicht mehr. Erfroren lag der kleine nackte Körper, neben einem von Eis verzierten Busch, im Schnee.

Trotz der klirrenden Kälte trieben sich noch einige Menschen auf der Straße herum.
Ein Mann, Mitte 30, näherte sich der Stelle an der, der Erfrorene lag. Die Blase des Mannes drängte nach Entleerung, und ja, hier war die ideale Stelle.
Der Mann betrat die verschneite Wiese, die neben dem Bürgersteig begann und begab sich zu dem vom Eis überzogenen und verzierten Busch.
Es ist sicher nicht angenehm, bei 5 Grad Minus, an einem vereisten Busch seinem menschlichen Bedürfnis nachzugeben. Aber dieses schaurig, wohlige Gefühl, wenn man dem drängen der Blase nachgibt, entschädigt für viele Unangenehmes. Für Augenblicke vergaß der Mann die Kälte.
Erleichtert schloss der Mann seinen Hosenstall und drehte sich zur Seite. Der harte Wiederstand unter seinem Fuß, gab schnell mit einem, deutlich vernehmbaren KNACK – KNACK nach.
Der Mann schaute kurz nach unten und ging weiter.

Wer achtet schon auf einen gefrorenen Regenwurm?

ENDE